|
BESTEHENDES GEBÄUDE
Gotthardstrasse 12
2004 -
Nach dem Wegzug der Kapuzinerinnen wurde die kirchliche Stiftung Frauenkloster St. Karl gegründet. Sie kümmert sich um die Nutzung der profanen Bauten. Hauptmieterin wurde die Andermatt Swiss Alps AG. Das Unternehmen plant und baut das Tourismusresort in Andermatt. Teile des Klosters können für feierliche Anlässe gemietet werden. Einzelne Räume für Tagungen und Klausuren sind auf Anfrage verfügbar.
|
EREIGNISSE IM DETAIL
1654
-
Montag, 24. Mai 1694
Das Frauenkloster St. Karl brennt nieder
Zwischen 2 und 3 Uhr morgens gewahrt eine Schwester im Frauenkloster St. Karl, dass der Dachstuhl in Flammen steht. Die Schwestern verlassen die Klausur, um Hilfe zu holen. Bald ergreift das Feuer auch das obere Dormitorium (Schlafraum im 2. Obergeschoss). Hier werden deponierte kostbare Kirchenzierden sowie fremde Habe, die das Kloster nach dem Dorfbrand zur Aufbewahrung entgegengenommen hat. Auch die Gewandkammern für Wolle und Leinen und Federzeug werden vernichtet. Andere Mobilien kann man retten, sie werden in die Säle des Landeshauptmanns Schmid (Lusserhaus), der Ritterin Crivelli (Gitschenstrasse 4) und des Zeugherrn Bessler (Erziehungsheim) getragen. Bis 11 Uhr morgens ist das Kloster, mit Ausnahme der Mauern, ausgebrannt. Bewahrt bleiben die Kirche, der Klosterfrauenchor, die Küsterei und die gewölbten Keller, auch das Gartenhäuslein und das Brenn- und Destillierhaus.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 315.
-------------------------
|
1677
-
Dienstag, 19. Januar 1677
Kreuzaufrichtung für das neue Frauenkloster bei St. Karl
In Altdorf findet die feierliche Kreuzaufrichtung für das neue Frauenkloster statt. Gemäss Kapuzinerbrauch ist dies der erste Akt einer neuen Klosterniederlassung. Der bischöfliche Kommissär, Pfarrer Johann Melchior Imhof, zieht mit Geistlichkeit, Klosterfrauen, Kapuzinern und Bevölkerung in die zum Bau bestimmte Matte, wo er vor einem Altar bei brennenden Kerzen das Kreuz einsegnet und es aufrichtet. Für die Anwesenden lässt Nuntius Odoardo Cibo einen Ablass erteilen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. I.1., S. 313.
-------------------------
|
1677
-
Samstag, 20. März 1677
Ecksteinlegung für das neue Frauenkloster bei St. Karl
Auf der Liegenschaft des neuen Frauenklosters erfolgt die Ecksteinweihe, die wiederum der Pfarrer von Altdorf, Johann Melchior Imhof, vornimmt. Er wird dabei von der Geistlichkeit und viel Volk begleitet. Er umschreitet dreimal mit Kreuz und Fahne den ganzen Bau, benediziert die bereit liegenden Materialien und legt den ersten Eckstein. Nuntius Odoardo Cibo lässt wiederum den Anwesenden einen Ablass erteilen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Bd. I.I., S. 314.
-------------------------
|
1678
-
Mittwoch, 30. November 1678
Feierlicher Einzug der Kapuzinerinnen ins neue Kloster
In Altdorf erfolgt der feierliche Einzug der Kapuzinerinnen ins neue Kloster St. Karl.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Bd. 2, S. 71; Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 315.
-------------------------
|
1694
-
Montag, 29. November 1694
Schwestern können Frauenkloster nach dem Brand wieder beziehen
Die in Altdorf verbliebenen Schwestern können das Frauenkloster wieder beziehen. Die weiteren Ausbauarbeiten nehmen noch beinahe zwei Jahre in Anspruch.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 315 f.
-------------------------
|
1697
-
Dienstag, 27. August 1697
Neuer Vertrag der Dorfgemeinde Altdorf mit dem Frauenkloster St. Karl
Seit dem Brand bemüht sich das Dorf, mit dem Kloster einen neuen Vertrag abzuschliessen. Dieser wird mit der Unterzeichnung durch Nuntius Michael di Conti (später Papst Innozenz XIII) rechtskräftig. Alle Gebäude, auch die Holzhütten, sind künftig mit Ziegeln zu bedecken, die Böden der Dachstöcke mit Estrich (Pflasterbelag) oder Tonplatten in Pflaster zu versehen. Zudem wird nun eine definitive Regelung betreffend Schuldienst getroffen. Bereitstellung von Schulraum ausserhalb der Klausur.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 316.
-------------------------
|
1965
-
Montag, 19. April 1965
Kleine Festwoche «Soldanella»
Am Ostermontag beginnt im Schulhaus St. Karl die «Kleine Festwoche». Es finden zugunsten der Renovation des Frauenklosters verschiedene Konzertvorträge des Cäcilienvereins, der Sängerknaben Altdorf, der Harmonie, sowie des Männerchors statt. Den Abschluss macht am Freitag der Frühlingsball mit dem Jazz-Orchester Juvena Luzern sowie dem Platzkonzert der Knabenmusik Altdorf am Samstag.
StAUR P-245/379-7 (22).
-------------------------
|
|
|
EHEMALIGE NUTZUNGEN
Frauenkloster St. Karl
1677 - 2004
Nach der Brandkatastrophe in Attinghausen vom 20. Dezember 1676 fanden die 38 Schwestern Aufnahme in Altdorf. Nicht nur die Klosterfrauen und Kapuziner bevorzugten wegen der grösseren Sicherheit und der erleichterten seelsorgerlichen Betreuung eine Niederlassung in Altdorf. Eine solche wurde ebenso sehr von Altdorf und seinen führenden Gesellschaftskreisen angestrebt, aus denen ein guter Teil der Schwestern stammte. Man erhoffte sich die Führung einer Mädchenschule. Zudem hoben zwei Klöster das Ansehen des Hauptorts.
Ende Jahr stimmte die Altdorfer Dorfgemeinde einstimmig der Übergabe der Hl.-Kreuz-Kapelle an die Klosterfrauen zu. n und ihnen auch erlaubt, von den anstossenden Gütern Land für den Klosterbau zu erwerben. Die Schwestern erhalten ebenfalls die Erlaubnis für den Klosterbau Land zu erwerben. Der Standort kam der Kapuzinertradition entgegen, neue Niederlassungen an Stelle eines bereits bestehenden Gotteshauses anzusiedeln. Auch die Ortsnähe entsprach den für Kapuzinerinnenklöster geltenden Bedingungen; einzig die angrenzende Hauptverkehrsader, die Gotthardstrasse, mochte für das klösterliche Leben nachteilig sein.
Mit der Gemeinde Altdorf wird im Januar 1677 ein Vertrag geschlossen. Das Kloster darf demnach keine weiteren Grundstücke in Altdorf mehr erwerben und muss sich der Altdorfer Wächter- und Feuerordnung unterziehen. Zudem wird eine Lehrtätigkeit für die Dorftöchter erwartet. Auf Begehren der Klosterfrauen erteilt das Dorf ein Brunnenrecht.
Danach beginnen die Grabarbeiten für die Fundamente, wozu sich die beiden Bauherren, P. Michael Angelus Schorno und Johann Caspar Brücker, einfanden und sich des Baus annahmen. Schorno dürfte auch gemeinsam mit der Klosteroberin Sr. Regina Wallier bei der Planung entscheidend mitgewirkt haben. Wer den Klosterplan entwarf, ist jedoch nicht überliefert.
Am 20. März 1677 erfolgt die feierliche Ecksteinlegung. Die Neubauten scheinen bis Ende 1677 unter Dach gewesen zu sein. 1678 erfolgte der innere Ausbau, der im Spätherbst abgeschlossen war. Die Gesamtkosten des geräumigen Klosterbaus scheinen die hohe Summe von rund 50‘000 Gulden erreicht zu haben. Die Gelder wurden durch die Almosensammlung in Klöstern und Stiften und bei Privaten in der Schweiz aufgebracht, sicher auch durch Spenden von Altdorfer Familien, der Gemeinde Altdorf und des Landes Uri und anderer Kantone. Weiter gewährten Angehörige des Patriziats Darlehen zur Fortsetzung des Klosterbaus Darlehen.
Im November 1678 erfolgte der feierliche Einzug ins Kloster. Den Dorfbrand vom April 1693, der vor allem die nahe Schmiedgasse erfasste, überstand das neue Kloster unbeschadet. Ein Jahr später, am 24. Mai brennt jedoch das Frauenkloster St. Karl bis auf die Grundmauern nieder.
Mit nur 25 Gulden Barschaft und 1‘510 Gulden Schulden vom letzten Klosterbau musste an die Wiederinstandsetzung gegangen werden. Mit 8‘000 geliehenen Gulden konnte man die Wiederherstellung ausführen. Des Bauwesens nahmen sich an der Guardian des Kapuzinerklosters, P. Johann Hector Wüörner, und Johann Heinrich Püntener (im Vogelsang), Bruder zweier Klosterfrauen. Da das Mauerwerk noch allseits gut und fest erhalten war, richtete man als erstes in aller Eile die Dachstühle wieder auf, stellte hernach Küche und Refektorium her, letzteres wurde in drei Abteile gesondert, einen Raum für die Frau Mutter, eine Ess- und Arbeitsstube und ein gemeinsames Dormitorium.
Ende November können die in Altdorf verbliebenen Schwestern das Frauenkloster wieder beziehen. Die Ausbauarbeiten dauern jedoch noch zwei Jahre. Nach Ostern 1696 erfolgt die Rückkehr der in andern Klöstern untergebrachten Schwestern. Nach dem Ende der Bauarbeiten kann die Klausur wieder eingeführt werden. Beim Wiederaufbau wurde das Refektorium wohl vom (unterkellerten) gartenseitigen Flügel in den nicht unterkellerten kirchenseitigen Flügel verlegt worden sein. Auch der Abortturm dürfte frühestens 1694 errichtet worden sein. 1704 Bau der Klausurmauern hinter der Kirche. 1756 blieb ein grosser Brand im Küchenkamin ohne Folgen. 1762 Errichtung eines Kreuzwegs in der Krankenstube.
1799 befand sich das Kloster unter den wenigen Gebäuden, die vom Dorfbrand nicht erfasst wurden. Seine Räumlichkeiten hatten in der Folge für vielfältigste Funktionen zu dienen: Als Lazarett für französische, russische und österreichische Truppen, als Ratsstube (Kornschütte im 2. Stock), als Gericht, als Wachtlokal (untere Redstube), als Büro der weltlichen Behörden (danebenliegende Mägdestube), als Schulstube der Knaben (Predigtsaal), als Unterkunft für die Väter Kapuziner und für obdachlose Familien, zudem als Aufbewahrungsort des Kirchenschatzes der Pfarrkirche und geretteter Habseligkeiten von Privaten. Die Klausur musste sieben Jahre aufgehoben werden. In der Folgende laufende Verbesserungen und Erneuerungen. 1900 Anbau mit zwei Schulstuben, in Verlängerung der Hauptfront, mit Neuerstellung der Treppenverbindung zwischen den Schulräumen des Klosters und des Schulannexes. 1904 Errichtung einer weiteren Schulbaute mit zwei grossen Schulstuben, im vorderen Bereich des Wirtschaftshofs, längs der dorfseitigen Klostermauer sowie Einrichtung einer Zentralheizung.1907 Einführung von Wasserleitungen ins Klostergebäude, Badeeinrichtung. 1911 Einrichtung einer Hostienbäckerei. 1914 elektrisches Licht in Küche und Refektorium. 1953 Fassadenrenovation der Klostergebäude. 1958, anlässlich der Verbreiterung der Gotthardstrasse, Zurückversetzung der Klostermauer. 1964 Beginn einer Inneninstandstellung des Klosters. 1977 Personenlift. Ab 1985 Fortsetzung der Instandstellung in den Innenräumen.
1996 Umgestaltung der Gewölbekeller in Meditationsräume. Auch das Frauenkloster St. Karl blieb von Nachwuchsmangel nicht verschont, 2002 entschlossen sich die Schwestern die Gemeinschaft aufzugeben. 2004 verliess die letzte Kapuzinerin das Kloster. Für die zukünftige Nutzung wurde die kirchliche Stiftung Frauenkloster St. Karl gegründet.
Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 313 ff. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.; Foto: Slg Bilddokumente 111.30-BI-8251 (um 1900).
-------------------------
|
|
|