Hotel Schwarzer Löwen

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BESTEHENDES GEBÄUDE




Tellsgasse 8  
1801 -

Das Hotel zum Schwarzen Löwen wurde im Dorfbrand von 1799 schwer beschädigt. Der «Löwen»-Neubau von 1801/02 übernahm vom Vorgänger die etwas zurückgesetzte Situierung der Hauptfront. Er ist ein frei stehender dreigeschossiger Kubus, traufständig zur Strasse, die Giebelseiten an Gässchen. Die Hauptfassade hat sieben Öffnungsachsen, in der Mitte ein zweiflügeliges Eingangsportal und darüber einen Balkon mit reich verziertem geschmiedetem Gitterkorb (1880/1890). Der Hauseingang stammt aus der Erstellungszeit mit fein profilierter Umrahmung. Die Türflügel haben geschnitzte Verzierungen. Im Oblicht befindet sich ein Gitter, in der Mitte die Initialen: «F»(ranz) «M»(aria) «A»(rnold). Ein Prunkstück aus der Erstellungszeit bildet das grosse Gasthofschild. Der grosse Saal im 1. Stock von 1880/1890. Die Gastzimmer im 2. Stock, darunter das sogenannte Goethezimmer, teils mit Türen aus der Erstellungszeit und mit diagonal verlegtem Felderparkett, ein Kuppelofen um 1802.

1801: Für den Neubau nimmt Arnold bei Franz Josef Nager, Urseren, einen Kredit von 1300 Gulden auf.
1803: der «Löwen» wird unter den wieder aufgebauten Häusern aufgezählt.
1811: Übernahme des «Löwen» durch den Sohn Karl Franz Arnold (später Landesstatthalter, 1778-1868).
1879: der «Löwen» weist 15 geräumige Zimmer und 32 Betten auf, Bäder und Duschen fehlen noch, doch ist ein Umbau beabsichtigt.
um 1880/ 1890: Umbau; in der Hauptfrontmitte im 1. Stock wird ein Balkon angebracht, im Erdgeschoss Vergrösserung der Fenster.
20. Jhdt.: rückseitige Hauserweiterung anstelle des vormaligen Stallbaus.
Ab 1968: Teilrenovationen und -umbauten;
1979/80: Aussenrenovation, Umbauten Erd- und Obergeschoss (Paul Schilter, Architekt, Altdorf);
1997: Gesamtüberholung (Toni Herger, Architekt, Seedorf).

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 167 ff.

EREIGNISSE IM DETAIL

1575  - Mittwoch, 22. Oktober 1575
„Wirtschaft zur Kronen“ als Pfand für Erbschaft
Ritter Walter Roll regelt als Vogt der Kinder seiner Schwester Magdalena Zwyer einen Erbanspruch. Als Unterpfand wird die „Wyrtschaft zuo der Khronen“, Haus, Hof und Stall und ein etwas ausserhalb des Fleckens gelegener Garten eingesetzt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165.

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1601  - Sonntag, 1. Juli 1601
„Kronen“-Wirt bittet Tagsatzung um Fenster und Ehrenwappen
„Kronen“-Wirt Walthart Megnet stellt an die Tagsatzung das Gesuch um Fenster mit Ehrenwappen, bekannt ist eine Schenkung von Obwalden.

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1694  - Dienstag, 28. September 1694
„Wirtshaus zum Rössli“ wird „Schwarzer Löwen“
Johann Alexander Bessler (Linie der Sternenbessler) Besitzer des „Wirtshauses zum Rössli“ verkauft den Gasthof an Sebastian Peregrin von Beroldingen (+1697, verheiratet mit Regina Gasser), der diesen in „Schwarzer Löwen“ umbenennt, Bezug nehmend auf die schwarzen Löwen im Wappen der Beroldingen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165.

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1796  - Donnerstag, 18. Februar 1796
Löwen-Wirt kauft Ställe und Anschluss an Wasserleite
Löwen-Wirt Franz Maria Arnold kauft die drei Ställe der benachbarten Liegenschaft sowie zwei Röhren Wasser der so genannten Lumpenleite für 78 Gulden.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 166.

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1797  - Samstag, 18. Februar 1797
Zürcher Gesandte werden gastfrei gehalten
Drei Gesandte von Zürich auf der Reise nach Lauis werden samt Bedienung in Altdorf im Hotel zum schwarzen Löwen gastfrei gehalten, da sie dem Urner Landammann einen Besuch machen.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Bd. 1, S. 73.

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1797  - Samstag, 30. September 1797
Goethe nächtigt auf seiner dritten Schweizerreise im "Schwarzen Löwen"
Auf der dritten Schweizer Reise fährt Goethe mit dem Schiff von Brunnen nach Flüelen. Er kommt nach Altdorf und logiert bei Franz Maria Arnold im Hotel Schwarzen Löwen. Sowohl der Gastgeber wie auch das Zimmerschloss finden sein Interesse.
Raab-Baumann Heinrich, Goethe in Uri, S. 15 ff.; Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 166.

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1797  - Sonntag, 1. Oktober 1797
Goethe wandert von Altdorf nach Wassen
Um halb neun verlässt Johann Wolfgang Goethe auf seiner dritten Reise zum Gotthard im Herbst den gastlichen "Schwarzen Löwen". In Amsteg legt er eine kleine Verschnaufpause bei «der geizigen Wirtin im Gasthof zum Stern» ein, lässt er im Reisetagebuch bei schönem Wetter festhalten: «Gleich hinter dem Orte kommt das Wasser aus dem Maderaner Tal; man sieht einen Pilger- und Mineralogenweg den Berg hinauf gehen.» Was das Tal dem Dichter zu bieten hätte, bleibt diesem verborgen, da auch für Goethe nur der Weg zum Gotthard von Interesse ist. Er übernachtet in Wassen.
Aschwanden Felix, «Düä Bääbä» – Das Maderanertal, Altdorf 2006, S. 11; Raab-Baumann Heinrich, Goethe in Uri, S. 15 ff.

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1797  - Donnerstag, 5. Oktober 1797
Goethe läss sich ein Berghuhn schmecken
Goethe gelangt von Wassen nach Altdorf, wo er, wohl im "Schwarzen Löwen", ein gutes, wohl bereitetes Berghuhn isst.
Raab-Baumann Heinrich, Goethe in Uri, S. 15 ff.

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1801  - Montag, 19. Januar 1801
"Löwen" wird wieder aufgebaut
Löwen-Wirt Franz Maria Arnold ersucht, gestützt auf die Zukäufe zu seiner Liegenschaft, um zusätzliches Bauholz. Die Gemeinde gewährt dies, weil Arnold nur ein Haus mit vergrössertem Grundriss zu bauen beabsichtigt. Für den Neubau nimmt Arnold bei Franz Josef Nager, Ursern, 1300 Gulden auf.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 166.

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EHEMALIGE NUTZUNGEN




Schwarzer Löwen (Krone, Rössli)

1509 - 1799

Altdorfer Gasthof mit ältester Tradition. Sein Tavernenrecht dürfte ins Spätmittelalter zurückreichen. Erstmals schriftlich genannt wurde das «Stein-Hus» 1509.
Das Ansehen des Gasthofs kommt auch darin zum Ausdruck, dass Besitzer und Pächter stets einer gehobenen Schicht angehörten:

1509: Eigentümer Hans Keller und Margret Lagger;
um 1525: Peter Roll, Stammvater dieses Geschlechts; dann dessen Tochter Magdalena und Schwiegersohn Hauptmann Balthasar Zwyer und ihre Nachkommen.
Um 1560: die «Wirtschaft bi der Kronen» muss ihr Schüttsteinwasser in einen Graben unter der Besetze in den Dorfbach; eine Tochter, Anna Zwyer, und ihr Mann, Sebastian Bessler (+ 1599) übernehmen das Wirtshaus;
1584: Walthart Megnet ist «Kronen»-Wirt;
1601: an der Tagsatzung Gesuch um Fenster mit Ehrenwappen (OW); Um- oder Neubau; rascher Wirtewechsel,
1604: als «Kronen»-Wirt Jacob Schriber auf,
1604/05 Wirt Talammann Christen (von Urseren);
1608/1610 Fähnrich Johannes zum Brunnen,
1618-1630: Wolfgang Sulzer, genannt Lindauer.
ab 1627: der «Kronen»-Besitzer ist für das Brücklein über den Dorfbach zuständig und darf das Standgeld vom Markt erheben.
Übernahme der Wirtschaft «Kronen» durch Joh. Martin Schmid;
vor 1646: Verkauf an Peter Martyr Ferrari.
1661: Namensänderung des Gasthofs, der neu «Wirtshaus zum Rössli» genannt wird;
vor 1666 - gegen 1679: Hans Conrad von Beroldingen als «Rössli»-Wirt überliefert, nachher Landesstatthalter Joh. Alexander Bessler (Linie der Sternenbessler) Besitzer.
1694: Sebastian Peregrin von Beroldingen (+1697), verheiratet mit Regina Gasser);
Umbenennung in «Schwarzer Löwen», bezugnehmend auf die schwarzen Löwen des Wappens Beroldingen. 1697: nach dessen Tod Verpachtung an Antoni Scolar.
1730: Verkauf an Fürsprech Joh. Jak. Schmid v. Ury (+ 1747), verheiratet mit Regina Dorothea Scolar, Tochter des vorherigen Pächters, inbegriffen Haus, Garten, Ställe samt zehn aufgerichteten Betten und allem Hausrat.
1748: die Geschwister Schmid veräussern den Gasthof an Frau (Maria) Katharina Püntener, Frau des Fürsprechs (Jos.) Antoni Schmid (Sohn Joh. Jakobs).
1753: Franz Josef Arnold und seine Frau Maria Anna Albertin sind Gastwirte «Zum schwarzen Löwen»; zunächst wohl als Pächter - das Haus wird noch länger als «Schmidische Wirtschaft» bezeichnet.
Hernach übernimmt der Sohn Franz Maria (1751- 1811, Landesstatthalter 1792-1796) als Eigentümer und Wirt den «Löwen».
1785: der «Löwen» erscheint als schlankes, hohes, viergeschossiges Haus, giebelständig, zur Strasse mit vier Fensterachsen, im 1. Stock noch mit spätgotischen Stapfelfenstern. Es ist - gegenüber den Häusern der Tellsgasse etwas zurückgesetzt. Auf seiner obern Seite führt ein Gässchen (sog. Kronengässchen) in den süssen Winkel.
1796: Franz Maria Arnold kann drei angrenzende Ställe dazu erwerben und zwei Röhren Wasser der so genannten Lumpenleite kaufen.
1797: Im späteren 18.Jh. steigen prominente Italien- bzw. Alpenreisende im «Schwarzen Löwen» ab (Johann Wolfgang von Goethe).

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


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Nebengebäude Schwarzer Löwen

1562 - 1799

Bis 1799 bestanden auf diesem Areal zwei getrennte Häuser.Das Haus ist schon Ende des 16. Jahrhunderts zweigeteilt.
Das Haus muss eine Feuergerechtigkeit besessen haben. Am Markt gelegen, diente es zeitweise auch als Wirtschaft.
Auf der Vogelschau 1785 liegt die Vorderfront des dreigeschossigen Hauses in der Flucht der Häuser Tells Gasse 10/12, ragt stärker in den Strassenraum hinein als der angrenzende Gasthof Zum schwarzen Löwen. Der niedrige, dreigeschossige Bau mit auffallend flachem Dach sieht wie ein Holzbau aus, auf der Ölgemäldefassung ist er als solcher dargestellt.

1562: Melchior Giger: erster bekannter Besitzer; danach Hans Gilg.
Seit 1571: Heini Knup als Eigentümer; kann einen Platz hinter seinem Haus vom rückseitigen Anstösser Landvogt Jakob Imhof erwerben, unter der Auflage, dass darauf höchstens ein Stall für zwei Pferde (keine Saumrosse) gebaut werden darf, der stets ein gutes Ziegeldach aufweisen müsse.
1575: Besitzer Heynj Knup und Hans Jacob Scherer;
1626: Umbau; es folgen Bäckermeister Anton Haas, Hans Stadler;
1663: Baschi Haas.
1730: Joseph Imholz.
Bis 1796: Stephan Kluser.
1797: Verkauf an Josef Maria Mutter: hintere Teil: Karl Walker.
1799: Im Dorfbrand werden beide Hausteile zerstört.
1800: die beiden Hausplätze erwirbt Franz Maria Arnold zur Erweiterung seines Gasthofs Zum schwarzen Löwen.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


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