Gemeindehaus

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BESTEHENDES GEBÄUDE




Tellsgasse 25  
1917 -

1906 erfolgt der Auszug der Kantonsschule. Nachdem auch die Knabenschule ihr neues Schulhaus an der Bahnhofstrasse bezogen hatte, wurde das Schulhaus im Sommer 1917 zum Gemeindehaus hergerichtet.
Die Umbauarbeitete leitete Architekt Oskar Jauch. Im Parterre befand sich nun das Betreibungsamt und der Kindergarten, im 1. Stock war die Gemeindekanzlei, die Kasse, das Gemeinderatszimmer sowie das Archiv. Im 2. Stock befand sich die Mädchensekundarschule und im 3. Stock die Wohnung für deren Lehrschwestern (bis 1947). Auf den zunächst erwogenen Saalanbau für Gemeindeversammlungen wurde verzichtet. 1941 Aushub eines Luftschutzkellers. 1959 Renovation. 1971 Abklärungen betreffend der Erhaltungswürdigkeit. 1976 Herrichtung für vollumfängliche Nutzung durch die Gemeindeverwaltung. 1997 /98 umfassende Gesamtinstandstellung unter der Leitung von Architekt Werner Furger unter Beizug von Denkmalpfleger Eduard Müller.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 61 f.; Bildnachweis: StAUR Slg Bilddokumente 111.11_BI-49159 (ca. 1910); Foto: Rolf Gisler-Jauch.

EREIGNISSE IM DETAIL

1808  - Donnerstag, 21. April 1808
Altdorf stellt Bauholz für den Neubau eines Schulhauses zur Verfügung
Der Landrat nimmt zustimmend Kenntnis vom Angebot der Gemeinde, an den neuen Schulhausbau 30 Stöcke Bauholz zur Verfügung zu stellen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 59.

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1809  - Mittwoch, 4. Januar 1809
Schulhausneubau soll in Angriff genommen werden
Die obrigkeitliche Baukommission beschliesst nach dem Rathausneubau als Erstes das Schulhaus wieder zu errichten. Durch einen unparteiischen Fachmann sollen der alte Schulhausplatz an der Kirchgasse und die neu angetragene Liegenschaft Püntener genau untersucht und Pläne erstellt werden. Man wendet sich in dieser Angelegenheit an den Abt von Einsiedeln, mit der Bitte, Bruder Jakob Natter für einige Tage nach Altdorf zu schicken.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 59.

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1809  - Samstag, 21. Januar 1809
Bruder Natter besichtigt Plätze für Schulhausneubau
Bruder Jakob Natter von Einsiedeln besichtigt die Standorte für ein neues Schulhaus und erstellt für beide Pläne und Kostenvoranschläge.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 59.

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1809  - Samstag, 18. Februar 1809
Schulhausbau soll in Altdorf auf der Liegenschaft Püntener erfolgen
Gestützt auf die Pläne von Bruder Natter von Einsiedeln beschliesst die Baukommission, das neue Schulhaus auf der Liegenschaft Püntener zu erbauen. Die Gesamtkosten betragen 13‘672 Gulden. Bereits zwei Tage später erfolgt der Kauf dieses Hausplatzes mit Stall und Garten, nebst ausgearbeitetem Bauholz, Dachlatten und Gipslatten um 1400 Gulden. An den folgenden vier Tagen finden die Unterredungen mit Bruder Jakob Natter statt. Es ergeht der Beschluss, alle Fenstereinfassungen in Sandstein auszuführen sowie Kalk, Sand und Sandsteine anzuschaffen. Holz liegt schon bereit. Sowohl Zimmer- wie Maurerarbeit werden nicht im Verding, sondern im Taglohn vergeben. Die Arbeiten stehen unter der Aufsicht eines entlöhnten Sachverständigen. Vom Bauplatz werden 51 Fuhren Schutt weggeschafft.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 59.

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1810  - Montag, 15. Januar 1810
Bruder Natter wird in Einsiedeln gebraucht
Die Baukommission entscheidet sich beim Schulhausneubau zwei Keller auf der Südseite einzurichten. Man hofft, Bruder Jakob Natter auch während des Auf- und Ausbaus als Bauleiter beiziehen zu können. Abt Konrad Tanner vom Kloster Einsiedeln kann jedoch den Bruder wegen klostereigener Bauaufgaben nicht länger zur Verfügung stellen. Dieser kommt Ende April nochmals nach Altdorf, legt den verbesserten Riss vor und trifft noch einige bauliche Anordnungen. Seine Mitarbeit am Schulhausneubau ist hiermit beendet. Mit der Bauaufsicht wird zunächst Maurermeister Johann Grass, später Zimmermeister Anton Melz beauftragt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 60.

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1810  - Montag, 6. August 1810
Entscheid für ein Mansarddach am Schulhaus
Die Baukommission begutachtet die Dachstuhlrisse von Zimmermeister Anton Melz und entscheidet sich für ein Mansarddach wie am Kornmagazin (Kollegium) und am Haus Landammann Megnets (Schmiedgasse 18).
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 60.

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1812  - Montag, 28. Dezember 1812
Einbau einer Dachwohnung im Altdorfer Schulhaus
Die Baukommission beschliesst beim Neubau des Altdorfer Schulhauses auch das Dachgeschoss als Wohnung auszugestalten und hierfür noch einen Ofen anzuschaffen. Zudem wird ein Zimmer für die Schulkommission eingerichtet.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 61.

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1886  - Montag, 15. März 1886
Altdorf übernimmt Schulhaus vom Distrikt
Die Gemeinde Altdorf übernimmt das neue Schulhaus von dem Distrikt (für 7000 Franken) und dem Kanton (für 2333 Franken). Im 2. und 3. Stock behält die Kantonsschule – nun als Mieterin - weiterhin ihre Räume.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 61.

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EHEMALIGE NUTZUNGEN




Liegenschaft Püntener

1657 - 1799

1657 Besitzer Karl Anton Püntener (von Brunberg), später Landammann, verheiratet mit Anna Maria von Roll (Porträts im Historischen Museum Uri); um 1670/1675 im Besitz der Nachfahren, u.a. Landammann. Karl Anton II Püntener-von Roll (+ 1729); das Haus verblieb in deren Besitz bis 1799, als der letzte weltliche Spross dieses Püntenerzweigs, Landammann Martin Anton, am 1. April 1799 starb. Vier Tage später, am 5. April 1799, wurde das Haus im Dorfbrand eingeäschert. Das Areal bestand aus zwei dreigeschossigen Bauten. Der Bruder des letzten Besitzers, Chorherr Karl Josef Püntener in Bischofszell, verkaufte das zerstörte Anwesen am 12. November 1803 um 700 Gulden an Jakob Huser, der zunächst selber bauen wollte, es jedoch Ende 1808 dem Land für den Schulhausbau antrug.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 58 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


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Schulhaus

1810 - 1917

Der Bau des neuen Schulhauses wurde 1809 begonnen. Ein Jahr später war das Schulhaus im Rohbau vollendet und der Firstwein konnte getrunken werden. Das Schulhaus steht mit der Vorderfront nicht bündig mit dem Nachbarhaus, sodass sich ein kleiner Vorplatz bildet. Das frei stehende Gebäude erhebt sich auf quadratischem Grundriss als würfelhafter Baukörper, der von einem Mansarddach überdeckt wird. Der Bau hat drei Geschosse.
Das Schulhausinnere wies folgende Funktionen auf: im Parterre Schulzimmer, insbesondere die grosse Schulstube der Grundschule im rückwärtigen Bereich, im 1. Stock die Wohnung des Grundschullehrers, im 2. und 3. Stock Professorenwohnungen mit Unterrichtsräumen der Oberschule, hier auch das Zimmer der Schulkommission.
Für die Marianisten, die seit 1846 die Schule übernommen hatten, wurde im Gang des 1. Stocks um 1864 mit bischöflicher Genehmigung eine bescheidene Kapelle eingerichtet. Da das Schulhaus dem Distrikt gehörte, nutzungsberechtigt jedoch grösstenteils die Gemeinde war, ergab für Unterhaltsfragen nicht optimale Bedingungen. 1886 übernimmt deshalb die Gemeinde das Schulhaus von Kanton und Distrikt. Die Kantonsschule bleibt vorerst als Mieterin in dem Gebäude. 1906 erfolgt der Auszug der Kantonsschule. Nachdem auch die Knabenschule ihr neues Schulhaus an der Bahnhofstrasse bezogen hatte, wurde das Schulhaus im Sommer 1917 zum Gemeindehaus hergerichtet.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 61 f.


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