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BESTEHENDES GEBÄUDE
Gemeindehausplatz 4
1872 -
Mit der Eröffnung des Kantonsspitals 1872 gab der Fremdenspital die Spitalfunktion ab. 1878 wurde er mit dem Armengut vereinigt und seither von der Armenpflege verwaltet. In den 1920er-Jahren erfolgen verschiedene Instandstellungen, Wiederherrichtung von Wohnungen, Entfernung des schmiedeeisernen Eingangstors. Gegen 1950 Verzicht auf die ummauerte Gartenpartie vor dem dorfwärtigen Spitalhaus. Einbezug dieses Bereichs in die Platzanlage. 1960 wurde das Relief über dem Eingangstor durch eine Kopie ersetzt. 1972/1974 umfassende Instandstellung (Abbruch des Abortturms am dorfwärtigen Bau und des Holzschopfs neuer Verputz, Ersetzen der teils hölzernen Fenstereinfassungen durch Sandstein; Rekonstruktion der gemalten Eckquader; neues Gittertor). 1996 Umbau des Hauses Nord und seines Annexbaus in den oberen Geschossen für die Bauabteilung der Gemeindeverwaltung.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 76.
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EREIGNISSE IM DETAIL
1437
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Mittwoch, 4. Oktober 1437
Kämmerlein für arme Durchreisende
Hensli Berger stellt in seinem Haus ein Hinterkämmerlein mit Bett für arme Durchreisende zur Verfügung. Er ordnet in seinem Vermächtnis an, dass jedweder Besitzer dieses Hauses diese Aufgabe fortführen müsse.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 72.
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1493
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Sonntag, 23. April 1493
Spital darf Verstorbene vererben
Da der Spital in Altdorf nur über wenig eigene finanzielle Mittel verfügt, gewährt ihm die Landsgemeinde das Recht, die im Spital Verstorbenen, Fremden und Einheimischen, zu beerben.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 73.
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1546
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Ziegel sind Mangelware
Landammann und Rat von Uri würden aus Luzern gerne Ziegel zum Spitalbau beziehen. Diese sind jedoch auch dort Mangelware . Im Hinblick auf dieses Bauunternehmen bemühen sich die Urner um die Errichtung einer Ziegelscheune. Man hofft von Luzern den fehlenden Leim zu bekommen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1551
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Sonntag, 30. September 1551
Uri ersucht um Ehrenwappen und Fenster
Uri ersucht die Tagsatzung um Ehrenwappen und Fenster in das mit grossen schweren Kosten erbaute neue Spital.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1584
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Dienstag, 17. Januar 1584
Stiftung von Josue zum Brunnen für das Fremdenspital
Vor den nach altem Brauch im Rathaus versammelten Dorfleuten vergibt Landschreiber Josue zum Brunnen auf ewige Zeit eine Stiftung von 1000 Gulden. Demnach soll jeden Freitag nach dem Amt in der Pfarrkirche jedem Armen, fremd oder einheimisch, "ein Hafflöffel" warmes Mus, was etwa eine Essschüssel fasse, ausgeteilt wird.
Furrer Felix, Die „Ewige Muossspende“ von 1584 zu Altdorf, in: HNBl UR 1969/70, S. 107 ff.
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1656
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Mittwoch, 12. Juli 1656
Die Sieben Verordneten zum Spital konstituieren sich selbst
Die Dorfgemeinde bestätigt, dass die Sieben Verordneten zum Spital sich selbst konstituieren.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 73 f.
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1671
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Sonntag, 25. Oktober 1671
Spitalvogt kann für längere Amtsdauer gewählt werden
Die Dorfgemeinde erklärt sich damit einverstanden, einen Spitalvogt für längere Zeit zu wählen, sofern sich eine geeignete Person finde und dies dem Dorf unterbreitet werde. Daraufhin wird Jacob von Mont erster langjähriger Vogt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 73 f.
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1803
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Sonntag, 20. März 1803
Spitalverwaltung wird wieder eingesetzt
Nachdem während der Helvetik die Spitalverwaltung aufgelöst war, setzt die Dorfgemeinde den Spitalrat wieder in seine alten, vom Dorf verliehenen Rechte ein.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1803
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Dienstag, 26. April 1803
Spitalrat bestellt Ausschuss für Wiederaufbau des Fremdenspitals
Der wieder eingesetzte Spitalrat bildet für die Wiederherstellung des Spitals einen Ausschuss, dem an erster Stelle Spitalvogt Franz Josef Zwyssig angehört. Wegen immer noch knapper Mittel kann neben der Wiederherstellung der Dächer und den inneren Geschosskonstruktionen nur das untere Gebäude voll ausgebaut werden.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 76.
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1805
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Sonntag, 13. Januar 1805
Wieder Musausteilung
Nachdem die Musausteilung während der Helvetik ausgesetzt hat, wird nach dem Ende Helvetik, einmal wöchentlich wieder eine warme Mahlzeit an die Armen abgegeben.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1805
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Dienstag, 22. Januar 1805
Neue Spitalordnung
Nach dem Untergang der Helvetik wird eine neue Spitalordnung, aufgesetzt von Spitalschreiber Josef Maria Gisler, genehmigt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1853
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Sonntag, 30. Januar 1853
Übernahme der Spitalverwaltung durch die Gemeinde Altdorf
Die Gemeinde Altdorf übernimmt die Spitalverwaltung. Der Spitalrat wird fortan durch die Dorfgemeinde gewählt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 74.
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1873
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Freitag, 28. Februar 1873
Keine Schulräume im Fremdenspital
Das Projekt, das dorfwärtige Spitalhaus als Schulgebäude für sechs Klassen einzurichten, wird nicht ausgeführt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 78.
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1900
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Montag, 31. Dezember 1900
Statistik des Fremdenspitals
Im Fremdenspital von Altdorf werden 1900 684 Personen verpflegt, nämlich 282 Deutsche, 215 Schweizer, 94 Italiener, 40 Österreicher, 32 Franzosen, 10 Dänen, 3 Belgier, 3 Schweden, 3 Holländer, 1 Amerikaner und 1 Transvaalbur.
UW 16. Februar 1901
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EHEMALIGE NUTZUNGEN
Fremdenspital, Spittel
1490 - 1872
Um 1490 (nach dem Dorfbrand von 1488) erbaute die Gemeinde, mit grosser Unterstützung durch fromme Personen und einem Beitrag des Landes, einen Spital. Es war hierfür ein zwischen Kirchenbezirk und Hauptstrasse gelegenes Areal, unterhalb des engeren Dorfbereichs, verfügbar, „im Sal“ genannt. Es dürfte ursprünglich zum Herrschaftssitz im Winterberg gehört haben. Möglicherweise war es um 1490 Allmend oder konnte günstig, allenfalls als Schenkung übernommen werden. Der damals errichtete ansehnliche Bau vermochte bereits ein halbes Jahrhundert später nicht mehr allen Bedürfnissen zu genügen. Man fügte daher um 1546 in einem Abstand von ca. 6 m in paralleler Ausrichtung einen weitgehend gleich dimensionierten Neubau an. Am Spitalbau beteiligt war der Luzerner Werkmeister Hans Schliffer (+ 1549).
Im Dorfbrand blieb das Mauerwerk (Umfassungsmauern und Hauptunterteilungen des Innern) bestehen, die Dächer und der innere Ausbau sowie grosse Lebensmittelvorräte, drei Nebenhäuser und der grosse Holzschopf wurden ein Raub der Flammen. Den Schaden veranschlagte man auf 16‘000 Gulden. Als eines der ersten Gebäude wurde der Spital gleichzeitig mit der Kirche 1799 vor Winteranfang provisorisch eingedeckt. Die Wiederherstellung konnte nicht sogleich erfolgen, weil der Spital für die Kirchenwiederherstellung Geld leihen musste und seine sonstigen Mittel zur Almosenausteilung an die verarmte Bevölkerung, die Pflege von Kranken und Verwundeten (im Scharfrichterhaus) und Einquartierungen benötigt wurden. 1803 trifft der Spitalrat Massnahmen für die Instandstellung des Fremdenspitals.
Im Oktober 1804 war der Spital wieder bewohnbar und im Oktober wieder für Fremde geöffnet. Anfang April 1806 anerboten sich die Klosterfrauen zum Oberen Heiligen Kreuz, eine Stube des oberen Baus auf eigene Kosten zu einem Schulraum auszubauen (nicht zustande gekommen). Der Spital überlässt der Armenpflege um Zins mehrere Zimmer, zwei Küchen und Keller. 1819/20 Wiederherrichtung einer Wohnung für den Bettelvogt im oberen Haus.
Mit der Eröffnung des Kantonsspitals 1872 gab der Fremdenspital die Spitalfunktion ab.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 76.
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