Hotel Höfli

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BESTEHENDES GEBÄUDE




Hellgasse 20  
1823 -

1823 errichtete «Bäcker Gisler» ein Brauhaus mit Malzdörre. Die Gemeinde stellte einige Auflagen, u.a. musste das Malzdörrezimmer mit Lattung und Verputz versehen werden, im Dörrofen ist der Russ regelmässig zu entfernen. Bei Föhn war das Bierbrauen untersagt. In den 1820er-Jahren beschäftigte Joseph Gisler deutsche Bierbrauer. Die Eigentümer übten nicht alle drei Gewerbe, Müllerei, Bäckerei, Bierbrauerei, gleichzeitig aus, sie verpachteten einzelne Sparten stets wieder.

1823: errichtet «Bäcker Gisler» errichtet ein Brauhaus mit Malzdörre. Seit damals besteht ein Wirtshausbetrieb im Höfli.
1863: das Anwesen übernimmt der Schwiegersohn Josef Gisler (1809-1879) aus der «Krone», deren Miteigentümer er seit 1835 ist; verheiratet seit 1839 mit Josepha Viktoria Gisler, der Tochter des Höflibesitzers.
1866: besitzmässige Trennung von Höflihaus mit Gastwirtschaft / Bierbrauerei und Mühlenbetrieb. Ersteres verblieb im Eigentum von Gisler. Den Mühlenbetrieb erwirbt die Firma H. Bebié-Bühler, Florett-Spinnerei.




Das Höflihaus zeigt sich um 1875 in der Mitte, rechts die Fabrikbaute, davor die Bierbrauerei und links ein Mehrzweckgebäude (StAUR Slg Bilddokumente 111.25-BI-1420).

1872: Fabrikant Gottlieb Hetzel ist Eigentümer des Gewerbeteils.
1903: zwecks Erweiterung der Fabrikanlagen wird vom angrenzenden Grundstück Land hinzuerworben.



Das Gasthaus Höfli, rechts das Fabrikgebäude («Höflikaserne»), um 1910 (Foto: StaUR Slg Bilddokumente 111.25-BI-1423).

1930: am Höflihaus wird am strassenseitigen Giebel ein grosser Saal angebaut. Gleichzeitig Einrichtung von Hotelzimmern im Haupthaus.
1948: Umbau- und Erweiterungsmassnahmen im Höflihaus: An der Eingangsseite Erstellung eines kleinen Windfangvorbaus, im Inneren Neugestaltung des Erdgeschosses, Auswechslung der Treppe. Eingeschossiger Erweiterungsbau an der Rückseite (Küchentrakt), Umbau der zweigeschossigen Bierbrauerei in ein Wohnhaus, nun mit Flachdach.
1984: Anbau rückseits des Saaltrakts des Höfli-Gasthauses (Pizzeria und Wohnräume).

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 312 ff.

Bierbrauerei Höfli
Detailansicht Höfli-Kaserne

EREIGNISSE IM DETAIL

1829  - Samstag, 21. Februar 1829
Dreijahresvertrag fürs Bierbrauen
Pfister Josef Gisler überlässt dem Hauptmann Anton Muheim auf drei Jahre seine Bierbrauerei, in seinem Höflihaus zudem den einen Saal und das darüber befindliche Stübli sowie den Keller und den Kegelplatz. Gisler muss Muheim aus der Malzmühle Malz liefern.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 314.

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1832  - Mittwoch, 8. August 1832
Neuer Bierbrauer im «Höfli»
Anton Muheim übergibt die Bierbrauerei im Höfli samt Werkzeug und Gerätschaften zur Bierfabrikation sowie die untere Wirtsstube im Haus, das dortige Bureau und den Kegelplatz hinter dem Haus und alles Wirtshausinventar den Erben von Zeugherr Joseph Maria Jauch. Besitzer des Anwesens ist weiterhin Josef Gisler.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 314.

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1855  - Mittwoch, 12. September 1855
Mühle im Höfli wird wieder in Betrieb genommen
Die Mühle im Höfli wird durch Josef Gisler zur Krone in Altdorf als Kundenmühle wieder in Betrieb genommen.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 45.

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1855  - Mittwoch, 19. Dezember 1855
Bock-Bier im «Höfli»
Im «Urner’schen Amtsblatt» wirbt «Vetter-Götti» (Pate) Reiser, Bierbrauer zum Höfli, für die «Auswirtung» von Bock-Bier über die Weihnachtstage.
Abl UR Nr. 51, 19.12.1855, S. 266.

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1856  - Mittwoch, 27. Februar 1856
Verkauf von Biermalz
S. Reiser, Bierbrauer im «Höfli» inseriert im «Urner’schen Amtsblatt» für den Verkauf von Biermalz.
Abl UR Nr. 9, 27.02.1856, S. 042.

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1859  - Mittwoch, 28. Dezember 1859
Vinzenz Reiser braut Bock-Bier
Über die Neujahrstage wird für den Ausschank von Bockbier in den Wirtschaften zum Höfli (Vinzenz Reiser), «zum freien Schweizer» (Balz Gisler) und «zur Krone» (Joseph Ingli) in Altdorf inseriert. Bock-Bier schenkt in seiner Wirtschaft bis zum Dreikönigstag auch Joseph Aschwanden in seiner Wirtschaft aus.
Abl UR Nr. 51, 21.12.1859, Nr. 52, 28.12.1859, S. 263.

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1860  - Sonntag, 26. Februar 1860
Neuer Bierbrauer «zum Höfli» in Altdorf
Bierbrauer Anton Kressig macht dem geehrten Publikum «die ergebenste Anzeige» dass er an diesem Sonntag seine Bierwirtschaft zum Höfli eröffnet, «unter Zusicherung guter und reeller Bedienung».
Abl UR Nr. 8, 22.02.1860, S. 028.

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1860  - Donnerstag, 20. Dezember 1860
Bewilligung zum Führen einer neuen Bierwirtschaft für Vinzenz Reiser
Der Regierungsrat bewilligt Bierbrauer Vinzenz Reiser, Ansässe in Altdorf, die Fortsetzung der bisherigen Bierwirtschaft in einem anderen Lokal bei Michael Echser.
Abl UR Nr. 4, 25.01.1860, S. 016.

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1862  - Sonntag, 28. September 1862
Preiskegelschieben
Bierbauer Vinzenz Reiser inseriert für ein Preiskegelschieben.
Abl UR Nr. 39, 24.09.1862, S. 184.

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1863  - Mittwoch, 30. Dezember 1863
Im «Höfli» wird Altdorfer-Bier angeboten
Im «Urner’schen Amtsblatt» inseriert für die kommenden Neujahrstag und den Dreikönigstag Vinzenz Reiser für Bock-Bier und Joseph Aschwanden für Münchner-Bier. Joseph Gisler «im Höfle» wirbt für Altdorfer Bier, das geniessbar wie die beiden erstgenannten Biere seien.
Abl UR Nr. 52, 30.12.1863, S. 326.

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1869  - Donnerstag, 14. Januar 1869
Neuer Wirt im «Höfli»
Johann Hauser, Speisewirt im «Höfli» mach im Amtsblatt eine Anzeige und Empfehlung, dass er die Wirtschaft Bierbrauerei Höfli übernommen hat. Durch Auswirten von guten und reellen Getränken als Wein, Bier, Most und gebrannte Wasser aller Art werde er stets bestrebt sein, die ihn besuchenden Gäste in allen Beziehungen zu befriedigen. Speziell empfiehlt er schmackhaften Käse.
Abl UR Nr. 2, 14.01.1869, S. 13.

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1871  - Sonntag, 19. März 1871
Bierhalle im «Höfli» neu eröffnet
Bierbrauer Albin Gisler hat von seinem Vater die «Bierhalle im Höfli» übernommen und eröffnet diese am Josefstag. Für 10 Centimes wird das Glas Bier ausgewirtet.
Abl UR Nr. 11, 16.03.1871, S. 072.

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1873  - Sonntag, 7. Dezember 1873
Gründung eines Unteroffiziersvereins
Die Unteroffiziere von Altdorf und Umgebung versammeln sich, nachmittags 4 Uhr, im „Höfli", zur Gründung eines Unteroffiziersvereins.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Bd. 2, S. 55.

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1873  - Donnerstag, 25. Dezember 1873
Vier Brauereien bieten festliches Bier an
Im Amtsblatt bieten über die Festtage vier Brauereien ihr Bier an: «Ausgezeichnetes Doppel-Bier» in der Brauerei Reiser, «ausgezeichnetes Bockbier» von Bierbrauer Albin Gisler im Höfli, «ausgezeichnetes Münchener Export-Bock-Bier» von der Bierbrauerei der Witwe Aschwanden und Sohn sowie «extra gutes Doppelbier» in der Bierhalle St. Gotthard in Flüelen.
Abl UR Nr. 52, 25.12.1873, S. 431.

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1884  - Montag, 14. April 1884
Kegelschieben und Fassanstich im «Höfli»
In der Bierbrauerei Höfli findet am Ostermontag ein Kegelschieben auf der französischen Kegelbahn statt. Albin Gisler weist im Amtsblatt zudem darauf hin, dass über die Ostertage ein Lagerbier-Anstich stattfindet.
Abl UR Nr. 4, 24.01.1884, S. 184.

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1885  - Donnerstag, 24. Dezember 1885
Mehrere Brauereien in Altdorf
Das Biertrinken scheint Ausgang des 19. Jahrhunderts im Kanton Uri weit verbreitet gewesen zu sein. In der gleichen Nummer des Amtsblattes inserieren gleich drei Bierbrauer. Die Brauerei Reiser empfiehlt «bestes Bockbier», die Bierbrauerei zum Höfli von Bierbrauer Albin Gisler preist «ausgezeichnetes Pilsener-Bier» an und in der Bierbrauerei Aschwanden («Tellenbräu») gibt es «feinstes Salvator-Bier» zu trinken.»
Abl UR Nr. 52, 24.12.1885, S. 584.

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1887  - Montag, 17. Oktober 1887
Benefizium Inventarii über «Höfli»
Gemäss Gutachten des Gemeinderats von Altdorf wird über Soll und Haben des Albin Gisler, Bierbrauer, in Altdorf, sowie über dessen Heimwesen im «Höfli», bestehend aus Bierbrauerei, Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit Zugehör, sowie ferner «Rain» und Gärten im Winkel, alles in der Gemeinde Altdorf gelegen, gemäß § 40 der Fallimentsordnung die «Rechtswohltat» des Inventars bewilligt. Es werden daher diejenigen, welche an Gisler oder ab obgenannten Liegenschaften Kapitalien, Zinse oder irgendwelche Anforderungen geltend machen wollen, sowie jene, die ihm etwas schulden, unter Androhung der gesetzlichen Folgen nach § 12 der Fallimentsordnung aufgefordert, dieselben der Hypothekarkanzlei genau und schriftlich, unter Vorweisung der Forderungstitel in Original einzugeben.
Abl UR Nr. 42, 20.10.1887, S. 460.

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1889  - Donnerstag, 15. August 1889
Lagerbier aus Basel
In der Bierhalle zum Höfli (Gisler-Fessler) gibt es Lagerbier Wiener Façon der Aktien-Brauerei Basel.
Abl UR Nr. 33, 15.08.1889, S. 400.

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1891  - Donnerstag, 19. März 1891
Export-Bier in der Bierhalle Höfli
Am Josefstag gibt es in der Bierhalle zum Höfli (Gisler-Fessler) Salvator-Bier (Zacherbräu München) direkt vom Fass nebst Basler-Aktienbräu zu trinken. Nicht erwähnt wird Bier aus der eigenen Brauerei. Diese scheint somit nicht mehr in Betrieb.
Abl UR Nr. 12, 19.03.1891, S. 132.

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1901  - Sonntag, 21. April 1901
Nächstenliebe wird gegründet
Im Hotel Höfli in Altdorf wird die Nächstenliebe Altdorf gegründet. Angesichts der gehässigen Politik, welche in Altdorf herrscht, bezweckt der Verein die Verbreitung der Nächsten-Liebe unter der Jungmannschaft in Altdorf" und "die Pflege kollegialischer Kameradschaft und Geselligkeit".

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1926  - Donnerstag, 16. September 1926
Geschäftsübergabe Höfli
August 1926 Tod von Witwe Maria Gisler-Fessler (+ 1922) > Übergabe von Betrieb von Bierhalle zum Höfli und Speiserestaurant > Abl UR Nr. 37, 16.09.1926, S. 615.
Abl UR Nr. 37, 16.09.1926, S. 615.

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EHEMALIGE NUTZUNGEN




Mühle mit Bäckerei im Höfli

1570 - 1822

Das Anwesen umfasste zwei Häuser, Mühle, Backstube, Waschhaus, zwei Holzschöpfe, Schweinestall und Garten. In Zusammenhang mit der neuen Wirtshausfunktion erhielt das Haupthaus einen Verputz der Holzkonstruktion, das Anbringen von Monumentallisenen und einer Dachausbaute, womit das Haus die Erscheinung eines gehobeneren Steinbaus erhielt.
Das Höflihaus stellte bis ins frühere 19. Jh. das geräumigste Wohnhaus eines Altdorfer Müllers dar. 1768 errichtet, zählt es zu jenen wenigen Holzhäusern, welche den Dorfbrand 1799 unbeschadet überstanden.
Das Hauptgebäude ist ein stattlicher Holzbau charakterisiert, die Giebel, wie beim bestehenden Haus, auf Dorfbach (Reussebene) und Landstrasse ausgerichtet. Die eingeschossige Mühle steht lang gestreckt giebelständig am Dorfbach, sie verfügt über drei Mühlräder. Auf dem Vorplatz (Höfli) eine niedrige Hütte, in der sich Mahlsteine reihen.

Um 1570: Erster bekannter Besitzer von Mühle, Haus und Hofstatt ist Jakob Bartlime.
Um 1684: Von dessen Erben kaufte sie um 1584 Oberst (Sebastian Heinrich Kuon, später Landammann, + 1614 kinderlos). Von ihm ging sie an seinen Neffen Landvogt Sebastian Heinrich II Kuon (+ 1629, Pest). Diese Besitzer betrieben die Mühle nicht selbst, stellten hiefür Müller an.
1633: im Besitze der Söhne des vorgenannten Landvogts;
1655: Hauptmann Heinrich Kuon (+ 1677) als Eigentümer von Haus und Mühle belegt.
vor 1670: Erwerb durch Johann Anton Schmid von Ury (später Landammann, + 1707);
1694: Müllermeister Johannes Müller von Zug wirkt «im Höfle»;
1707: Als Eigentümer folgt der Sohn des Johann Anton Schmid, Jost Antoni Schmid-Stricker (später Landammann, + 1735). Er scheint die Mühle schon bald seinem gewerblich interessierten Sohn Jost Sebastian Heinrich Schmid (1685-1763) überlassen zu haben;
1735: Nach der Erbteilung ist die Mühle nicht mehr mit der Hofstatt Gotthardstrasse 9 vereinigt.
Nach 1763: ist anzunehmen, dass sie vom Sohn Jost Sebastian Heinrich Schmid übernommen wird;
1768: Neubau unter Müllermeister Hans (Johann) Furer-Feldmann (*1706);
1785: die Mühle steht im Besitz von (Carl) Niklaus Furer-Gisler, (* 1736). Der Mühle ist bereits eine Backstube angegliedert. Sie verfügt auch über ein Waschhaus.
1793: Carl Niclaus Furer verkauft dem Hintersassen Joseph Camenzind (aus Gersau) Mühle, Backstube und Zugehör. Das Wohnhaus ist nicht inbegriffen, Camenzind scheint es erst nachträglich erworben zu haben.
1802: das Wohnhaus ist im Besitz von Joseph Camenzind; nach seinem Tod verheiratet sich die Witwe mit Müllermeister Joseph Schwyzer, der den Mühlebetrieb weiterführt.
1822: die Schwestern Camenzind verkaufen ihre zwei Häuser mit Mühle und Gärten im Höfli an Joseph Maria Gisler.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 312 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


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