Korporationsgebäude (Haus Schmid)

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BESTEHENDES GEBÄUDE




Gotthardstrasse 3  
1593 -

An der rückseitigen Eingangstür steht als Baudatum die Zahl «1593». Der Bauteil weist in seiner aufwändigen Ausführung darauf hin, dass der damalige Besitzer der begüterten Oberschicht zugehörte. Den Dorfbrand von 1693 überstand das Haus unbeschadet.



1785 stand das Haus an der Strasse dreigeschossig mit Krüppelwalm, die traufständige Strassenseite mit fünf Fensterachsen und Hauseingang in der Mitte, weitgehend dem heutigen Zustand entsprechend. Der Ziergarten vor der südlichen Giebelseite war in schmale Rechteckbeete unterteilt. Das Anwesen verfügte über einen eigenen Brunnen und ein Waschhaus.
Beim Dorfbrand von 1799 wurde das Haus schwer beschädigt. Wiederaufbau.
Das stattliche Haus hat auf beinahe quadratischem Grundriss (ca. 16,5 x 15,5 m) drei Vollgeschosse und zwei Giebelgeschosse unter Krüppelwalm. Seine vordere Traufseite steht an der Strasse, mit fünf Öffnungsachsen, Eingangstür in der Mitte, die auf den Garten ausgerichtete südiche Giebelseite mit deren sechs. Zwei Sandsteinportale (gekrönte Allianzwappen Isenmann und Püntener, Datum 1753.
An der Gartenmauer strassenseits eingelassen Tatzenkreuz in Flachrelief (Kopie, Original HMU) als Grenzzeichen des engeren Dorfbereichs.

1631: Eigentümer eventuell Johann Jakob von Beroldingen-Kuon (* 1595);
1643: erster gesicherter Besitzer ist Landvogt Johann Jakob Wolleb (1600-1685);
Nach 1685: das Wohnhaus mit Stall, Garten und Baumgärtchen übernimmt der gleichfalls einer Ursner Familie entstammende Schwiegersohn, Johann Christoph Isenmann (1654-1734), verheiratet spätestens ab 1681 mit der jüngsten Tochter, Maria Agatha Wolleb (* 1656).
1693: das Haus bleibt vom Dorfbrand verschont.
Nach 1734: das Anwesen besitzt der Sohn, Joseph Maria Isenmann (1691-1770, Wohltäter des Schattdorfer Pfarrkirchenneubaus), verheiratet mit Maria Apolonia Püntener von Brunberg (Tochter von Landammann Karl Anton II Püntener, 1700-1764).
1736 nachbarrechtliche Vereinbarungen mit dem Nachbarn (Nr. 9); Kauf und Verkauf der Nachbarliegenschaft (Nr. 1) mit rigorosen Baubeschränkungen und unbehinderten Baurechten für sein eigenes Haus, das er nach Gutdünken neu aufbauen oder einen neuen Dachstuhl machen kann, so hoch wie es ihm beliebt.
1753: Neugestaltung des Hauses (Baudatum);
Nach 1770: das Haus geht an den Sohn, Leutnant Carl Christoph Isenmann-Schmid v. Ury + 1819).
1799: Im Dorfbrand wird das Haus beschädigt.
Um 1801; Isenmann verkauft die brandgeschädigte Liegenschaft an das Speditionsgeschäft Jakob Rabaglietti, das es wiederherstellt.
Sommer 1803: die Reparaturen sind abgeschlossen.
1813: Giacomo Rabaglietti und die Gebrüder Franzosini verkaufen «das sog. Isenmannische Neu- und altes Haus» samt Ställen und Waschhaus um 5’800 Gulden an Hauptmann Kaspar Käsli (1760-1839):
1826: Erwerb von Gartenareal ab dem Nachbargrundstück; Errichtung einer Terrasse an der untern Giebelseite des Hauses; nachfolgend übernimmt der Sohn, der Lithograf Franz Käsli, das Anwesen.
Um 1840: als Mieter wohnt hier Anton Schmid v. Ury-Curti (Landammann, später General in päpstlichen Diensten, 1791-1880).
1872: Verkauf der Liegenschaft an Louis Favre.
1874: Um unterhalb des Hauses eine Hofeinfahrt zu den Hintergebäuden herstellen zu können, erfolgt ein erneuter Landabtausch mit Nr. 1, dabei werden die Servitute aufgehoben.
1878: Verkauf der Liegenschaft an Dr. Franz Schmid-Schillig, den späteren Bundesrichter.
1950: Abtrennung des südlichen Gartenteils, Bau des Hauses Gotthardstrasse 5 (HB 995).
1957 Abbruch des Ökonomiegebäudes mit Bibliothekszimmer; eine Kassettendecke und eine Türumrahmung datiert 1621 werden vom Kanton erworben.
Bis 1980: Das Haus verbleibt im Besitz der Nachkommen Schmid. Erwerb durch die Korporation Uri als neues Domizil.
1981/82: Umbau durch Architekt Paul Schilter nach den Richtlinien des Urschweizer Denkmalpflegers Alois Hediger
1999/2000: Einbau von Kassettendecke und Portal aus dem Hinterhaus in den neuen Annex des Historischen Museums Uri.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.II, S.246-250; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage; Foto: Rolf Gisler-Jauch.

 
EREIGNISSE IM DETAIL

1872  - Montag, 18. November 1872
Louis Favre erwirbt Liegenschaft für Bürogebäude
Lithograf Franz Käsli verkauft eine Liegenschaft an der Gotthardstrasse (heute Korporationsgebäude) um 39’000 Franken an Louis Favre, Erbauer des Gotthardtunnels, der hier seine Büros hat.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.II, S.247.

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1878  - Samstag, 15. Juni 1878
Favre verkauft Liegenschaft an der Gotthardstrasse
Louis Favre als Bevollmächtigter der Gesellschaft des Gotthardtunnels verkauft das Wohnhaus an der Gotthardstrasse (heute Korporationsgebäude) mit Garten, Höflein und Ökonomiegebäude um Fr. 50'000 Franken an Dr. Franz Schmid-Schillig (Sohn des langjährigen Mieters Anton Schmid, später Landammann und Bundesgerichtspräsident, 1841-1923).
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.II, S.247.

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1879  - Montag, 28. April 1879
Vermietung Liegenschaft an Gotthardbahngesellschaft
Besitzer Franz Schmid-Schillig schliesst einen Mietvertrag mit der Baugesellschaft Flüelen-Göschenen (Gotthardbahn) ab für Räume im Parterre und den ganzen 1. Stock mit sieben Zimmern, wovon zwei Vorzimmer, nebst Küche und Abtritt, im 3. Stock eine Kammer, Mitbenutzung von Estrich, Garten, Ökonomiebaute mit Stallung und Remise und deren Gewölbekeller, ausgenommen die Gärtnerwohnung im Erdgeschoss, bestehend aus Stube, Küche und zwei Zimmern.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.II, S.247.

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