Haus Vinzenz Müller

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BESTEHENDES GEBÄUDE




Herrengasse 12  
1531 -

Der langrechteckige dreigeschossige Kubus mit Krüppelwalmdach steht giebelständig zur Strasse. An der Hauptfront sind fünf Öffnungsachsen in gleich bemessenen Abständen angeordnet. Das Eingangsportal in der Mitte mit feiner Umrahmung: Glatte toskanische Pfeiler tragen einen gestuft profilierten Segmentbogen. In den Vollgeschossen zieht ein illusionistisch gemaltes Sohlbankgesims durch, im Giebelgeschoss verbindet es bloss die drei Fenster. Die nördliche Traufseite hat sechs Fensterachsen, die dorfseitige fünf, mit versetzten Treppenhausfenstern in der Mitte. An der Rückfront angebauter Abortturm.
Früher gehörte zu dieser Hofstatt auch das Gut Eselmätteli, welches die ganze Reussseitige Front der Herrengasse einnahm. Dem Haus standen von der privaten Schiesshüttenleite zwei Röhren Wasser zu, die eine für einen allfälligen Hausbau im unteren Teil des Eselmätteli.

1531: gehört Marx Tischmacher; er geht eine Zinspflicht ein. Später zinst Landvogt Philipp von Mentlen (+ ca. 1616) von diesem Anwesen. Danach übernimmt es Hans Joachim Püntener (1584-1640).
1649: die Liegenschaft wird von Oberst Joachim Püntener bezeichnet mit «Haus, Hofstatt und Weinreben». Es übernimmt sie der Sohn, Hauptmann Heinrich Püntener-Püntener (+ 1674).
ab 1674: das Anwesen steht im Besitz von Landammann Joh. Heinrich Em. Bessler von Wattingen (+ 1684). 1693: Verkauf um 7’000 Gulden an Landesfürsprech Joh. Alexander Bessler (Linie der Sternenbessler). Erbweise geht der Sitz an den Sohn Johann Anton über.
1748: Verkauf um 7’600 Gulden und 100 Gulden Trinkgeld an Frau Anna Rosalie Tanner und ihren Gemahl Joh. Peter Brand (1713-1775), Kommandant in neapolitanischen Diensten, später Landammann.
1750: die neuen Eigentümer lassen einen neuen Steinbrunnen errichten (Baudatum).
1764: Brand erwirbt von Carl Alexander Bessler (Schwiegersohn des Johann Anton) das untere Eselmätteli für 2’400 Gulden.
nach 1775: Nach dem Tode Brands dient das auf 13’000 Gulden geschätzte Anwesen seiner Frau Anna Rosalie Tanner (+ 1784) als Witwensitz.



1785: Der Bau ist giebelständig zur Strasse stehende, die ringsummauerte Hofstatt hat ein unterhalb des Hauses situiertes Einfahrtstor.
1787: die Schätzung für das Wohnhaus beträgt 8’000 Gulden; es fällt erbweise an die Nichte Franziska Brand, Witwe von Landammann Jost Antoni Schmid von Uri, Gerichtsherr von Bellikon und Hausen.
1799: Beim Dorfbrand wird vor allem das Innere stark zerstört; das Haus wird wieder hergestellt.
1803: Das Haus figuriert unter den wieder hergestellten Gebäuden.
Seit 1812: Franziska Brands Sohn, Landammann Anton Maria Schmid (1762-1831), ist als Eigentümer belegt.
1835: das Gut erwirbt Landammann Jakob Anton Müller (1774-1848, seit 1806 verheiratet mit Franziska Schmid).
1848: die Liegenschaft geht als Erbe an die einzige Tochter Franziska, verheiratet mit Vinzenz Müller (1812-1871), später Landammann, dann an dessen Sohn Hauptmann Vinzenz Müller;
1908: das Haus geht an den Enkel Dr. med. Vinzenz Müller, Spitalarzt.
1909/10: Renovation.
1994: Erwerb des Hauses durch die Gemeinde.
1996/97: Restaurierung. Gesamtkosten 2,37 Millionen Franken.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 120-122; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.

 

Die Bürgerhäuser der Herrengasse

- Das Haus im Eselsmätteli
- Das Haus Martin Gamma
- Das Haus Karl Leonhard Müller
- Das Haus Oberst Epp (Crivellihaus)
- Das Haus Vinzenz Müller
- Das Obere Besslerhaus
                

EREIGNISSE IM DETAIL

1800  - Montag, 15. September 1800
Holz für den Wiederaufbau des Vinzenz-Müller-Hauses
Die Gemeinde spricht für die Herstellung des Vinzenz-Müller-Hauses 30 Stöcke Holz zu. Witwe Brand erhält noch zusätzlich acht für den Wiederaufbau des Stalls.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 121.

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1997  - Samstag, 15. November 1997
Renovation des Vinzenz-Müller-Hauses ist abgeschlossen
Das in neuem Glanz erstrahlende Vinzenz-Müller-Haus an der Herrengasse wird mit einer schlichten Feier eingeweiht. Der Kostenvoranschlag von 2,37 Millionen Franken kann eingehalten werden.
UW 91, 19.11.1997.

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