Kutsche und Fuhrwerk
Alkohol auf dem Kutscherbock und am Steuer
Vierspänniges Fuhrwerk bei der Überquerung der Teufelsbrücke, das soeben zwei Fussgänger überholt hat (Slg Post- und Ansichtkarten).
In der Frühzeit des Automobilismus galt das den jeweiligen Verhältnissen nicht angemessene, zu rasche Fahren als häufigste Unfallsursache.
Beim Fuhrwerkverkehr gehörten betrunkene Fuhrknechte zum nächtlichen Strassenbild von Uri. Diese Tatsache schien die Verkehrssicherheit noch nicht so sehr zu gefährden. Einmal waren die Strassen nachts weniger frequentiert, und vor allem lief der Verkehr mit einer viel geringeren Schnelligkeit ab. Von der Natur war der Mensch zwar mit mehr Verstand als das Pferd versehen worden, doch hinderte dies ersteren nicht, sein Gehirn durch reichlichen Alkoholgenuss so zu benebeln, dass auf dem Heimweg von der Zechtour der Instinkt des Pferdes bezüglich Verkehrsverhalten und Ortskenntnisse dem Verstand des betrunkenen Kutschers überlegen war. Mancher Kutscher und Fuhrknecht soll in seinem Rausch dank dem sprichwörtlichen Stalldrang seines Pferdes doch noch wohlbehalten nach Hause gefunden haben.
Der alkoholisierte Automobilist hingegen konnte nicht auf solch instinktive Hilfe zählen. Die physische Anstrengung zum Betrieb des Automobils war zwar gering, doch verlangte die Maschine die übliche Konzentration; konnte der Automobilist die in Gang gesetzten Kräfte nicht mehr beherrschen, geriet die Verkehrssicherheit in grosse Gefahr. Nach dem eidgenössischen Gesetz (1933) war der Fahrausweis jetzt immer zu entziehen, wenn der Führer sein Fahrzeug in angetrunkenem Zustand gelenkt hatte. Zur Feststellung des Zustandes wurden auch schon Blutproben entnommen. Es gab nun auch in Uri Fälle, wo die Automobilisten nach zu tiefem Blick ins Glase Unfälle verursachten. Der Alkohol hatte bei der Schnelligkeit des modernen Verkehrs nichts mehr auf der Strasse zu suchen.
Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 210.
War es im Kutschergewerbe noch Gewohnheit und Berufssitte, dass man ab und zu mit Alkohol sich erwärmte oder mit einem Bier den Durst löschte, so wurde Alkohol am Steuer eines Automobils in den Zeitungsberichten stark verurteilt. Es fanden sich zwar noch keine Hinweise, dass im Urnerland ein Automobilunfall von einem alkoholisierten Automobilisten verursacht worden wäre. Aber man sollte auch hier mit dem Problem bald Bekanntschaft machen.
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