Gebäude und Anlagen im Detail
Kapelle zum Unteren Hl. Kreuz
Altdorf
Spitalplatz
193 188 / 691 373
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447
müM Karte: externer Link (swisstopo)
1629 -
1629 während der schlimmsten Pestepidemie der neueren Zeit in Altdorf, gelobten die Kirchgenossen, die auf dem Schützenplatz zusammengekommen waren, hier zur Abwendung der Pest dem Pestheiligen und Schützenpatron Sebastian eine Kapelle zu bauen und jeweils an dessen Festtag, dem 20. Januar, eine Prozession zur Kapelle durchzuführen und in ihr ein Hochamt zu begehen.
Neben den beiden älteren Pestkapellen - der Kapelle zum Obern Heiligen Kreuz und der zwischen Flüelen und Altdorf gelegenen Jakobskapelle - befand sich somit auf Altdorfer Gemeindegebiet eine dritte Pestkapelle.
Hauptfest der Kapelle blieb stets der Tag des Hauptpatrons Sebastian. Als Nebenpatron erscheint mit Rochus ein weiterer Pestheiliger. Der eine Nebenaltar war dem Marienkult bestimmt, der andere wird 1750 als Dreikönigsaltar bezeichnet, wahrscheinlich dessen ursprüngliches Patrozinium. An beiden Dorfzugängen erhob sich hiemit gleichsam ein Bollwerk gegen die Pest. Jeweils am Samstag wurde durch einen Kaplan eine Messe gelesen. Für Predigten, insbesondere an den Hl.-Kreuz-Tagen, wurden die Kapuziner beigezogen, was mit einem Lagel Wein abgegolten wurde. Häufiger als Messen wurden in der Kapelle Vespern gehalten.
Die Kapelle gehörte der Stifterin, der Dorfgemeinde. Diese ernannte einen Kapellenvogt, dem zwei Verordnete des Dorfgerichts zur Seite standen.
Auffallendstes Merkmal waren ursprünglich die gedrungenen, niedrigen Zwillingstürme an den Chorflanken.
Durch die 1648/1650 getätigten Veränderungen (Meister aus Val Sesia) vollzog sich am Äussern eine Akzentverlagerung. Aufgegeben wurden das für eine Kapelle äusserst seltene Motiv des Chorflankenturmpaars wie auch die kubische Markierung der Kreuzform.
1629: die Aushubarbeiten beginnen in diesem Pestjahr. Diese Arbeiten bezahlt die Kirche, weil die Erde auf den Friedhof geführt wird zur Bedeckung der zahlreichen Pesttoten. Bauherr ist Dorf- und Landvogt Johann Bernhard Schmid.
1632: Für die Sebastian-Kapelle beginnt sich der Name «zum Unteren Heiligen Kreuz» vermehrt durchzusetzen;
1635: Im März oder April hält sich der Weihbischof (Johann Anton Tritt von Wilderen) in Altdorf auf, möglicherweise weiht er die Hl.-Kreuz-Kapelle.
1637: Die Fertigstellungsarbeiten ziehen sich hin. Man erwartet zudem einen Schifftransport mit Sandstein für das Portal.
um 1648/1650: Das Vorzeichen weicht einer sich fast auf die ganze Eingangsfront erstreckenden Vorhalle. Turmumbau.
1640: ein Sigrist ist belegt.
1644: Heinrich zum Brunnen bestimmt bei der Stiftung seiner Familienpfründe, dass deren Kaplan jeden Samstag in der «Capelle S. Sebastiani auf der Schiesshütten» eine Messe lesen müsse.
1694: Turmrenovation im Zusammenhang mit der Anschaffung einer Turmuhr;
1698: Der Kapellenturmwird als Hochwacht benutzt.
1705: Am Glockenturm werden vier Vordächlein angebracht.
1747: Ausbau einer Dachlukarne;
1770: das Dorfgericht erteilt den Verordneten zum Hl. Kreuz die Erlaubnis, marmorierte Altäre erstellen zu lassen.
1755: Die Kapelle wird zum Oratorium der neu errichteten «Fraternität der Barmherzigen Brüder». Durch diese Bruderschaft erlangte der Kult der «schmerzhaften schwarzen Madonna», eine starke Intensivierung.
1799: Beim Dorfbrand wird die Kapelle in ihren Dachpartien schwer beschädigt, die beiden Glocken schmelzen, das Uhrwerk indessen bleibt erhalten. Weitgehend zerstört wird die Ausstattung.
Frühjahr 1801: der Turm und das Chorgewölbe werden mit 150 Läden bedeckt;
1803/04: Da die Arbeitskräfte - und auch die Mittel der Hl.-Kreuz-Kapelle - für vordringlichere Bauaufgaben, insbesondere die Kirche, gebraucht werden, erfolgt die Neuerrichtung des Dachstuhls;
1804/05: Erstellung des Lattengewölbes des Langhauses;
1818-1820 grosse Reparatur des Glockenturms; die Turmkuppel wird mit Sturzblech überzogen;
1829: Beschluss, in einem der vorgesehenen Altäre ein Bildnis des hl. Aloisius anzubringen, wahrscheinlich bereits im Hinblick auf den schlechten Zustand der Aloiskapelle (Gemälde von M. P. von Deschwanden).
1833: Da wieder ansehnliche Kapellengelder zur Verfügung stehen, wird beschlossen, den Hochaltar und die Kirchenstühle beförderlich erstellen zu lassen.
1849: Einweihung der drei Altäre; nach über 50-jährigem Unterbruch kann die Kapelle wieder dem Kult übergeben werden;
1850: die Verwaltung wird dem Gemeinderat übertragen, in dessen Ausschuss erhält neu der Pfarrer Einsitz. Festgehalten wird an der Messelesepflicht des Kaplans; gewahrt blieben die Rechte der Barmherzigen Brüder.
1852: Glockenweihe;
1889: in Anpassung an die neue Kantonsverfassung wird Aufsicht und Verwaltung der Kapelle dem Kirchenrat übergeben.
Frühes 20. Jh.: In der Kapelle finden in ihr vorab Christenlehre und Religionsunterricht statt.
1914-1918: Die Kapelle dient als Lebensmitteldepot der Gemeinde. 1915: Die Reformierten stellen das Ansuchen, die Kapelle käuflich zu erwerben, was im Hinblick auf die Jugendgottesdienste am Sonntagnachmittag abgelehnt wird.
1916: Aussenrenovation unter Leitung von Architekt Franz Müller;
1918: Auch auf den Vorschlag einer mietweisen Mitbenutzung wird nicht eingetreten.
1941: Erneuerung der Turmkuppel in Kupfer;
1942: Aussenrenovation;
1963: Innenrenovation, elektrische Heizung, neue Beleuchtung. Die Kapelle dient den fremdsprachigen Gastarbeitern.
1988/89: umfassende Gesamtrestaurierung mit Beiträgen von Bund und Kanton, geleitet von Architekt Paul Schilter, Altdorf, nach den Richtlinien des Urschweizer Denkmalpflegers Alois Hediger.
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EREIGNISSE IM DETAIL
1632
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Sonntag, 14. März 1632
Bitte um Kirchenopfer für die Unter Hl.-Kreuz-Kapelle
Dorf- und Landvogt Johann Bernhard Schmid ersucht um Überlassung des täglichen Opfergeldes der Kirche für die neue Untere Heilig-Kreuz-Kapelle, damit diese desto eher aufgebaut werde kann. Dies wird für ein Jahr gewährt. Gleichfalls
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 240.
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1782
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Montag, 5. August 1782
Kirchweihvesper mit 16 Priestern
Die Kirchweihvesper in der Untern Hl.-Kreuz-Kapelle wird mit 16 Priestern begangen.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 239.
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1807
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Dienstag, 6. Oktober 1807
Arbeiten am Untern Hl. Kreuz werden eingestellt
Dem wiederhergestellten Kapellengehäuse der Untern Hl. Kreuz fehlt noch die Ausstattung. Da jedoch die Mittel der Kapelle weiterhin für die Pfarrkirche, für den Orgelbau, dringend benötigt werden, setzt man einen Ausschuss ein zwecks Baueinstellung am Untern Hl. Kreuz.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 246.
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1808
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Donnerstag, 25. August 1808
«Türmli» erhält Uhr vom Untern Hl. Kreuz
Gemäss Landratsbeschluss wird die Turmuhr vom Untern Hl. Kreuz ins «Türmli» am Platz überführt.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 246.
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1846
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Freitag, 26. Juni 1846
Hl.-Kreuz-Kapelle erhält Jakobsbild
Der Gemeinderat richtet an die Finanzkommission Uri das Ersuchen, in der Hl.-Kreuz-Kapelle in Erinnerung an die seinerzeit mit Landesmitteln erhaltene, zerstörte Jakobskapelle am Riedweg einen Jakobsaltar (Gemälde Heinrich Kaiser) aufzustellen und zu finanzieren. Das Gesuch wird positiv beantwortet und im kommenden Jahr erstellt.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 247.
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1849
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Mittwoch, 3. Oktober 1849
Einweihung der Altäre in der Hl.-Kreuz-Kapelle
Caspar de Carl ab Hohenbalken, Bischof von Chur, weiht die drei Altäre der Kapelle, den Hochaltar zu Ehren der Kreuzerhöhung, den evangelienseitigen Nebenaltar zu Ehren von Aloisius, den epistelseitigen zu Ehren von St. Jacobus Major ein. Dem Hauptaltar wurden Reliquien der Märtyrer Felicianus und Aurea eingelegt. Nach über 50-jährigem Unterbruch kann die Kapelle wieder dem Kult übergeben werden.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 247.
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1851
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Samstag, 22. November 1851
Eine Glocke für die Hl.-Kreuz- Kapelle wird in Auftrag gegeben
Mit Pius Muchenberger, Mechanikus in Seeburg bei Luzern, wird ein Vertrag für eine Glocke mit für 596 Franken abgeschlossen. Die Glocke soll den Ton C erhalten und 450 Pfund wiegen, Inschrift und Verzierung werden vom Unternehmer gratis geliefert. Ein gespaltener, 281-pfündiger eherner «Mueshafen» aus dem Spital kann an Zahlung gegeben werden.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 248.
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1852
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Freitag, 9. Januar 1852
Glockenweihe im Unter-Heilig-Kreuz
Im Unter-Heilig-Kreuz wird die Glocke geweiht.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 248.
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1989
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Sonntag, 10. September 1989
Feierliche Einweihung der Kapelle
Feierliche Weihung von Kapelle und Altären durch Johannes Vonderach, Bischof von Chur.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 248.
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GEMEINDEN
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