Gebäude und Anlagen im Detail
Haus im Eselmätteli (EWA)
Altdorf
Herrengasse 1
193 095 / 691 575
/
452
müM Karte: externer Link (swisstopo)
1684 -
Die Erklärung, der Name rühre davon her, dass am Palmsonntag der Palmesel mit Christus um diese Matte gezogen wurde, tritt erst im frühen 20. Jahrhundert schriftlich auf.
Das Areal, welches die ganze Reussseite der Herrengasse umfasst, war bis 1684 nicht überbaut. Es gehörte damals zur Hofstatt Herrengasse 12.
1684 verkaufte Johann Heinrich Bessler sein oberes Esselis Mätteli, an Landvogt Johann Franz Scolar (1652-1711). Der Hausbau dürfte noch im selben Jahr begonnen und bereits 1685 unter Dach gebracht worden sein (überkommener Ziegel mit diesem Datum). Architekt des Hausbaus war mit grösster Wahrscheinlichkeit der Bruder des Bauherrn, Pfarrer Johann Jakob Scolar.
Der nachfolgende Innenausbau beschränkte sich, wohl aus Kostengründen, auf die beiden unteren Geschosse. Im 2. Stock beliess man die Zwischenwände über längere Zeit bloss mit einem rohen Brettertäfer.
Die Innenausgestaltung des 2. Stocks übernahm dessen Sohn, Johann Josef Florian Scolar (1683-1759, später Landammann). Er liess drei Zimmer mit gemalten Leinwandbespannungen auskleiden. Später, 1758, erstellte er dann noch mit dem Besitzer des unteren Eselmätteli ein gemeinsames Stallgebäude.
Das dreigeschossige Haus hat schlanke, hohe Dimensionen, an den Giebelfronten vier, an den Trauffronten fünf Öffnungsachsen. An der der Strasse zugekehrten Trauffront sind die Öffnungen der Mittelachse als Türen ausgebildet: die Haustür rundbogig, eingefasst von sandsteinerner Quaderung.
In den beiden oberen Geschossen Rechtecktüren mit vorgelegtem Balkon; deren Gitterkörbe aus gebauchten, gebrochenen Vertikalstäben. Im Mittel- und an den Eckbereichen werden diese von vergoldetem Blattwerk überspielt. Auf den Brüstungen stehen geschmiedete Vasen mit Blütenzweigen, erlesene, poesievolle Gittergestaltungen des späten Rokoko. Am nordseitigen Giebel im 1. Stock glatt verputzter Fünfeckerker mit geschweifter Haube.
1711: Eigentümer ist Johann Josef Florian Scolar (1683-1759, später Landammann).
1764: seine Erben verkaufen das Anwesen um 7’900 Gulden an Carl Franz Müller-Brand (1738—1797, Hauptmann in neapolitanischen Diensten, später Landammann).
1770-1774: umfangreiche Ausschmückungen im Rokokostil im 1. und 2. Obergeschoss; Beizug der Tiroler Stukkatorentruppe von Joseph Scharpf und seinen Brüdern, der auch der Maler Josef Antoni Schuoler angehört (Kapelle zum Unteren Hl. Kreuz).
1787: Auch das untere Eselmätteli gelangt erbweise in den Besitz des Ehepaars Müller-Brand.
1799: das Haus bleibt als Einziges der 15 unterhalb des Dorfs gelegenen Herrenhäuser vom Dorfbrand verschont.
1865: grosse Renovation durch deren Enkel, Dr. med. Franz Müller-Nager, damals wohl Ersatz der bearbeiteten Sandsteinteile durch Granit.
1891: Übernahme der Liegenschaft durch den Sohn, Dr. iur. A. Müller-Arnold, für 35 000 Franken. Nachfolgend Renovation, zusätzliche malerische Dekorationen, Anschaffung historisierender Öfen bei Joseph Keiser, Zug.
1898: unentgeltliche Landabgabe für die Erweiterung der Spitalanlagen;
1918: Erwerb der Liegenschaft durch das Elektrizitätswerk Altdorf. 1966-1995: sorgfältig durchgeführte Restaurierungen.
1995: Herrichtung der Keller für öffentliche, kulturelle Veranstaltungen (Galerie Niedervolta).
1996/97: tiefgreifende Neugestaltung des Umgebungsbereichs, Überbauung mit Bürogebäude, Lager- und Werkstattbauten und Einstellhalle.
Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135-149. Foto: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.
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EREIGNISSE IM DETAIL
1684
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Dienstag, 11. April 1684
Verkauf des Eselsmätteli
Johann Heinrich Bessler verkauft sein oberes Esselis Mätteli, unten in Altdorf gelegen, um 2’000 Gulden an Landvogt Johann Franz Scolar (1652-1711. Mit dem Kauf verpflichtete sich Scolar, gegen das untere Eselmätteli eine Mauer zu errichten.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135.
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1684
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Samstag, 28. Oktober 1684
Wasserleitung für das Eselmätteli
Dorfvogt und Dorfgemeinde erteilen Johann Franz Scolar, dem Besitzer des Eselmätteli, die Erlaubnis, ein «Röhrlein sauberes Wasser dem Salbrunnen» zu entnehmen, gegen Zahlung von 100 Gulden oder jährlichen Zins von 5 Gulden.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135.
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1799
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Dienstag, 5. November 1799
Erlaubnis für einen Hausaltar
Witwe Josepha Müller-Brand erhält die Erlaubnis, bis zum Wiederaufbau der Pfarrkirche in ihrem Haus einen Hausaltar zu errichten.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135 f.
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1835
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Samstag, 28. März 1835
Steine des Alten Zeughauses für den Bau der Flüelerstrasse
Ingenieur Karl Emanuel Müller ersucht um Schleifung des alten Zeughauses auf der Schiesshütte zur Verwendung der Steine für den Ausbau der Flüelerstrasse. Dies wird ihm mit folgenden Auflagen bewilligt: Die Mauer gegen das Eselmätteli soll stehen bleiben, der eingefallene Keller ist auszuebnen, die eisernen Maueranker müssen dem Säckelmeister übergeben werden.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 87.
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1996
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Mittwoch, 28. Februar 1996
Spatenstich im Eselmätteli in Altdorf
Spatenstich im Eselmätteli in Altdorf: Das EWA wird in den kommenden zwei Jahren auf diesem Areal be-triebsnotwendige Neubauten im Um-fang von rund 16,5 Millionen Franken realisieren.
UW 102, 31.12.1996
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1997
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Freitag, 28. November 1997
Einweihung der EWA-Bauten
Die EWA-Bauten auf dem Eselmätteli in Altdorf werden mit einem grossen Fest eingeweiht.
UW 95/3.12.1997
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1998
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Mittwoch, 9. Dezember 1998
Bucherscheinungen
Die Zeit vor Weihnachten ist geprägt von Buchpräsentationen. Es erscheinen "Mit Hanfseil und Magnesia" von Bruno Müller, der Kunstführer zum Haus im Eselmätteli in Altdorf sowie das Historische Neujahrsblatt.
UW 97, 12.12.1998
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2015
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Mittwoch, 7. Januar 2015
Stiftung Papilio - Nun ist der Schmetterling ausgeschlüpft
Die Struktur und das Erscheinungsbild des Heilpädagogischen Zentrums Uri und «kind und familie» haben sich einer Metamorphose unterzogen und präsentieren sich neu als Stiftung Papilio. Ihre Stiftungsurkunde wird von der Gemeinnützigen Gesellschaft Uri (GGU) überreicht. Die GGU hat schon vor einiger Zeit festgestellt, dass die Organisationsform nicht ideal ist, und dass die Institutionen bei ihrer täglichen Arbeit zum Teil recht umständliche Hürden zu überwinden hatten. Nach einem längeren Evaluationsprozess und umfassenden Abklärungen kam der Vorstand zum Schluss, eine entsprechende Änderung herbeizuführen. Im Rahmen einer kleinen Feier überreicht Annemarie Pittet von der Gemeinnützigen Gesellschaft Uri Christoph Schillig, Präsident der Stiftung Papilio die Stiftungsurkunde.
UW 2, 10.1.2015, S. 4.
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2016
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Montag, 20. Juni 2016
Spatenstich bis zur Vollendung
Kunstausstellungen im Keller des Verwaltungsgebäudes des Elektrizitätswerkes Altdorf im «Eselmätteli» sind zur Tradition geworden. Seit mittlerweile 22 Jahren genossen nahezu drei Dutzend Künstlerinnen und Künstler an der Herrengasse 1 die Gelegenheit, ihre Arbeiten vorstellen zu dürfen. Der Journalist und Fotograf Angel Sanchez zeigt nun in seiner Fotoausstellung (Thema: «Kilometer Null») zum Bau des Gotthard-Basistunnels- vom Spatenstich bis hin zum vollendeten Werk.
UW 41, 25.5.2016, S. 7.
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GEMEINDEN
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