Gebäude und Anlagen im Detail
Restaurant Lehnhof
Altdorf
Lehnplatz 18
192 915 / 691 953
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462
müM Karte: externer Link (swisstopo)
1675 -
Der von den Dorfbränden weitgehend verschont gebliebene Lehnhof ist ein sehr gross dimensionierter ehemaliger Herrschaftssitz des späteren 17. Jahrhunderts. In seinem abgewinkelten Grundriss birgt er zwei frühere Häuser. Diese (ein gewettetes Holzhaus und ein Turmhaus, zählen zu den allerältesten überkommenen Wohnhäuser des Ortes.
ab 1705: die Witwe von Johann Hermengild Schmids, Maria Christina Schmid v. Uri (1663-1747), ist Besitzerin. Das Haus ging dann an ihre Tochter Maria Anna Katharina Elisa Schmid von Bellikon (* 1701), die als «Erbtochter» ihrem Gemahl Franz Josef Schmid von Uri (später Landammann, 1688-1749) den Lehnhof in die Ehe brachte.
Das Haus vererbte sich dann auf den Sohn, Jost Anton Schmid von Uri und Bellikon (später Landammann 1732-1784), verheiratet mit Franziska Brand.
1776: der längs der Hausfront (an der Schächentalergasse) vorbeifliessende Dorfbach ist überwölbt.
1784: der Lehnhof geht an den Sohn des Jost Anton Schmid, Anton Maria Schmid-Müller (Gerichtsherr zu Bellikon und Hausen, später Landammann, 1762-1830), über.
1799: Der Der Dorfbrand zieht bloss einen Teil des Dachstuhls in Mitleidenschaft; Anton Maria Schmid stellt diesen wieder her,
nach 1830: Übernahme durch den Sohn, Jost Schmid von Ury und Bellikon (1799-1874, Letzter dieses Zweigs).
1860: Verkauf an den Büchsenschmied Franz Gamma.
1877: Die Liegenschaft wird von drei Eigentümern (Johann Furrer, Johann Walker, Franz Furrer) übernommen, die sie in drei Teile sondern.
seit 1885 Zweiteilung des Hauses: zwei Drittel. Die Partie längs der Schächentalergasse, bilden eine Einheit, ebenso der ins Lehn hineinragende Drittel («altes Haus»).
1896 und 1901: Verkauf von Teilen des grossen Gartenareals;
seit 1877: in der Lehnliegenschaft wird gewirtet.
1931: weiterer Verkauf von Gartenareal;
seit 1962: das Haus ist wieder in einer Hand vereinigt.
1962: Modernisierung des Erdgeschosses mit den Gasträumen;
ab 1974: Aussen- und Inneninstandsetzung. Einrichtung von Wohnungen.
Lokalitäten und Wirte im «Lehnhof»
«Spanische Weinhalle» (1877-1880)
1877 - 1879 Damian Cardoner-Boward, von St. Clemente Sasebas
1879 - 1880 Geramino Casali, von Sans, Spanien, und Jaime Camps, von Molins del Rey, Spanien
«Gambrinus» (1880-1887)
1880 - 1881 Johann Fecker
1881 - 1884 August Kummerländer
1884 - 1886 Paul Mattmann
1886 – ca. 1887 Josef Stutz
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EHEMALIGE NUTZUNGEN DES BESTEHENDEN GEBÄUDES
VORGÄNGERBAUTEN ODER ANLAGEN
Unteres und Oberes Haus (Lehnhof)
1500 - 1675
Im Lehnhof und im Lehn dürfte ursprünglich das Domizil eines in Altdorf und Umgebung begüterten Klosters gelegen haben.
Der obere Teil des Lehnhofs enthält ein spätmittelalterliches Steinhaus, der untere Teil, der ins Lehn hineinragt, birgt Bauelemente aus der Zeit um 1500.
Urkundlich erwähnt wird die grosse Liegenschaft im 16. Jahrhundert. Damals standen hier zwei freistehende, besitzmässig getrennte Häuser: ein unteres und ein oberes, das an die Schächentalergasse grenzte.
Das untere Haus hatte einen eigenen Brunnen und war einer Brunnenleite von Privaten angeschlossen. 1596 wurde eine Beteiligung des neuen öffentlichen Lehnbrunnens an dieser Leite erlaubt. Das Gartengelände, an dem der Dorfbach vorbeifliesst, wird wohl gewerblich genutzt. Das Anwesen besass auch ein Wassergewerberecht.
Dem Lehnhof war die Pflicht überbunden, an Fronleichnam auf dem Lehn einen Altar aufzurichten und zu schmücken. Der Dorfbrand 1693 hinterliess am herrschaftlichen Sitz keine Schäden.
1674/75 werden das Ober und untere Haus zum Lehnhof vereinigt.
Unteres Haus
1359: Nach dem Auskauf der Klöster wird die grosse Wiese Allmend, der an der Schächentalergasse gelegene Hof, von einem begüterten Landmann erworben.
um 1530: Das untere Haus gehört Marti von Rugg. Bald hernach geht es in den Besitz von Hans Lusser (+ um 1579).
nach 1580: Lussers Sohn Johannes wechselt ins obere Haus. Das untere Haus erwirbt Statthalter Johann Jakob Troger (später Landammann, + 1607).
nach 1607: ein Sohn, Ritter Johann Wilhelm Troger (+ um 1626, später Commissar von Locarno) übernimmt das Haus; wohl Erweiterung gegen die Schächentalergasse.
um 1674/75: Johann Hermengild Schmid von Bellikon erwirbt das untere und obere Haus. Er fügt die beiden Häuser zu einem grossen Herrschaftssitz zusammen.
Oberes Haus
1571: erste schriftliche Erwähnung; im Besitze von Hauptmann Bartlime Kuon (+ 1580); Errichtung einer Zinnmauer;
nach 1580: die Erben Kuons veräussern die Liegenschaft an den Nachbarn Johannes Lusser, der seinen Wohnsitz vom unteren ins obere Haus verlegt.
1593: Auf der Kopie eines alten Gemäldes erscheint das frei stehende Haus dreigeschossig, in der Mitte der Front gegen die Schächentalergasse ein rundbogiges Eingangsportal.
1599: das Haus gehört dem Sohn Peter Lusser, dann Mr. Jacob Lusser.
ab 1632: verschiedene Besitzer;
um 1674/75: Johann Hermengild Schmid von Bellikon erwirbt das untere und obere Haus. Er fügt die beiden Häuser zu einem grossen Herrschaftssitz zusammen.
Bildausschnitt: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl vopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU). Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 286-293.
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EREIGNISSE IM DETAIL
1877
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Donnerstag, 8. März 1877
Orangen und Zitronen aus Spanien
Die Spanische Weinhalle von José Cardoner in Altdorf, die sich auch Café Fédéral nennt, bietet nebst spanischen Weinen frische Orangen, Zitronen, spanische Feigen und feines spanisches Olivenöl an.
Abl UR Nr. 23, 07.06.1877, S. 233.
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1877
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Donnerstag, 8. März 1877
Spanische Weinhalle in Altdorf eröffnet
José Cardoner aus St. Clemente, Spanien auch in Altdorf eine Weinhalle auf dem Lehn. Es werden nur spanische Weine, glasweise, ½ oder 1 Liter, ausgeschenkt. Die Weine sind teils Eigengewächs, teils sind sie von Cardoner selbst aus erster Hand in Spanien angekauft. Er empfiehlt die spanischen Weine, die sich durch aromatischen Geschmack und starken Gehalt an Weingeist ausgezeichnet. Die feinen Sorten (Malaga, Muscat, Malvoisie, Alicante etc.) werden auch als als Stärkungsmittel für Kranke empfohlen, «natürlich nur in kleinen Quantitäten, wie diese Weine überhaupt nur bei mässigem Genusse zuträglich sind». Da der Tag der Eröffnung auf den Jahrmarkt im März fällt, so werden auch von auswärts nach Altdorf kommende Marktbesucher eingeladen, versuchsweise in seinem Lokal einzukehren. Ein genaue Preisliste ist dort aufgehängt. Weitere Weinhallen des D. Cardoner befinden sich in Basel, Bischofszell, Langnau, Schwyz, Rapperswil, Richterswil und Einsiedeln.
Abl UR Nr. 10, 08.03.1877, S. 93.
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1879
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Donnerstag, 30. Januar 1879
Spanischer Wein
Die spanische Weinhalle empfiehlt dem «geehrten Publikum» als gesunde, ausgezeichnete Tischweine und für nachstehende Sorten: Palleja, 65 Rappen pro Liter, Montagne, 85 Rappen pro Liter; Sevilla 1.10 Franken pro Liter. Der Wein ist auch in 20-Liter-Fässchen erhältlich.
Abl UR 1879, Nr. 29, 17.07.1879, S. 290.
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1879
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Donnerstag, 30. Januar 1879
Die Spanische Weinhandlung wird fortgeführt
Die Herren Jaime Camps und Geronimo Casali erhalten die Bewilligung für Fortsetzung der Wirtschaft zur «Spanischen Weinhalle» in Färbermeister Müsslins Lokalitäten, beim Kasernenplatz in Altdorf, mit Bezahlung einer Taxe von Fr. 120.
Abl UR 1879, Nr. 6, 06.02.1879, S. 052.
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1879
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Donnerstag, 9. Oktober 1879
Spanischer Wein als Medizin
Camps & Casali von der Spanischen Weinhalle empfehlen für kranke und schwächliche Personen: Malaga, Madera, Rancio und Oporto.
Abl UR 1879, Nr. 41, 09.10.1879, S. 443.
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1880
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Donnerstag, 18. März 1880
Die spanischen Weinhändler ziehen von Altdorf weg
Gemeindepräsident Schmid teilt mit, dass innert acht Tagen an Geramino Casali, von Sans, Spanien, und Jaime Camps, von Molins del Rey, Spanien, die Besitzer der Spanischen Weinhalle die «Schriftenaushingabe» erfolgt.
Abl UR Nr. 12, 18.03.1880, S. 126.
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1880
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Donnerstag, 16. Dezember 1880
Die Spanische Weinhalle wird zum «Gambrinus»
Johann Fecker hat die Wirtschaftsbewilligung in der ehemaligen Spanischen Bierhalle erhalten, verkauft er im «Gambrinus» über die Gasse spanische Weine, süsse und bittere, per Liter für 1.10 Franken.
Abl UR Nr. 51, 16.12.1880, S. 624.
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1881
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Donnerstag, 6. Januar 1881
Echtes Münchner Exportbier im «Gambrinus»
Am Dreikönigstag wird im «Gambrinus» in Altdorf echtes Münchner Exportbier ausgeschenkt.
Abl UR, Nr. 1, 06.01.1881, S. 012.
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1886
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Montag, 10. Mai 1886
«Gambrinus» wird wieder Weinstube
Joseph Stutz übernimmt die Wirtschaft zum Gambrinus und richtet dort eine Weinstube ein.
Abl UR Nr. 21, 27.05.1886, S. 259.
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1887
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Samstag, 31. Dezember 1887
Bier, Schnaps und Wein im «Gambrinus»
Im «Gambrinus» auf dem Lehn gibt es nebst «Hochbaumerbock», «Bundesschnaps» auch Waadtländer und Italiener-Wein zu trinken. Der Liter wird zu 1.20 Franken angeboten.
Abl UR Nr. 52, 29.12.1887, S. 572.
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2008
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Montag, 11. August 2008
Tod von Emil Stadler
Emil Stadler war Wirt des "Lehnhofs" in Altdorf und Koch. Neben dem Schwingbesen griff er auch zur feder. Aus Emil Stadlers Küche und Feder stammt die oft gesuchte Rezeptsammlung "Rings um ds Ürner Chuchigänterli". Er verfasste verschiedene Bücher wie "Der Kastanienbauum". Emil Stadler starb im Alter von 80 jahren.
UW 63, 13.8.2008
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2012
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Samstag, 2. Juni 2012
Gastwirtschaft - Altdorfer Traditionshäuser in Bewegung
In Altdorf dreht sich das Wirtshauskarussell. Die Wirte im «Uristier» und im «Lehnhof» wechseln. Neu ist auch das Hotel und Restaurant «Goldener Schlüssel» zur Miete ausgeschrieben.
Die Gastwirtschaft in Altdorf ist in Bewegung. Nach den Veränderungen in den beiden Traditionshäusern «Lehnhof» und Löwen» ist jetzt auch im dritten Traditionshaus, dem «Goldenen Schlüssel», ein Wechsel möglich. Es wurde zur Vermietung ausgeschrieben. Grundsätzliche Veränderungen oder grössere Investitionen plant der Eigentümer des Hauses indes nicht.
UW 42, 2.6.2012
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2013
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Samstag, 31. August 2013
Zwei Altdorfer Traditionshäuser schliessen
Am 31. August geht auf dem Unterlehn eine Ära zu Ende: Der «Sack» und der Lehnhof schliessen ihre Türen. Bereits im Frühling sollen die Gäste aber wieder bewirtet werden. Sofern die Gemeinde einlenkt.
Ein gemütliches Feierabendbier im «Sack» oder ein leckeres Abendessen im Restaurant Lehnhof – das gehört schon morgen der Vergangenheit an. Am Samstag, 31. August, empfangen die beiden Traditionsbetriebe zum letzten Mal ihre Gäste. Danach werden die Türen geschlossen – vorerst. Besitzer Valo und Tino Gisler wollen die Liegenschaft sanieren und bereits im Frühjahr 2014 wieder Gäste bewirten. Vorausgesetzt, die Gemeinde Altdorf bewilligt die Pläne für die Gartenwirtschaft.
UW 68, 31.8.2013, S. 16.
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2014
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Samstag, 5. Juli 2014
Der «Lehnhof» erstrahlt in neuem Glanz
Nach zehn Monaten öffnet der «Lehnhof» in Altdorf wieder seine Türen. Mit Ausnahme des «Sacks» treffen im «Lehnhof» viele alte Elemente auf Modernes. Besitzer Tino Gisler jedenfalls ist begeistert vom Resultat: «Es ist absolut gelungen, einfach wunderschön.»
UW 52, 5.7.2014, S. 5.
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GEMEINDEN
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