ÜBERSICHT

Gemeinden Übersicht Gebäudearten Funktion Gebäude an Strassen Altdorf 1785 Volltextsuche Zeitraum Architekten

GEBÄUDEARTEN

Alters- und Pflegeheime Bahnhöfe Bauernhäuser Brunnen Bürgerhäuser Burganlagen Denkmäler Fabrikgebäude Gaststätten Gewerbebetriebe Kulturstätten Militäranlagen Öffentliche Gebäude Sakralbauten Schulhäuser Spitäler

ANLAGEN

Deponien Kraftwerkanlagen Kulturflächen Plätze Schutzbauten Schwimmende Anlagen Sportanlagen Verkehrsanlagen Wanderwege

ABGEGANGENE BAUTEN

Gemeinden Übersicht

Gebäude und Anlagen im Detail



Ankenwaage / Polizeiposten
Altdorf
Tellsgasse 5  
193 014 / 691 791 / 457 müM
Karte: externer Link (swisstopo)
1799 -

Die Ankenwaage setzt sich aus zwei Kuben zusammen, einem vorderen, der eigentlichen Ankenwaage. Der hintere Teil, das ehemalige Kanzleigebäude bleibt breitenmässig auf die ursprüngliche Ankenwaagparzelle beschränkt, seine Seitenfront gegenüber der Bahnhofstrasse springt daher zurück. Beide Kuben haben drei Geschosse, gleiche Mauer- und Firsthöhe. Den vorderen Trakt überdeckt ein Walmdach. Seine Hauptfassade weist in den beiden oberen Geschossen sechs Fensterachsen auf, im Erdgeschoss fünf Portaltore. Das Eingangsportal ist in der Fassadenmitte angeordnet. Über diesem Portal Sandsteintafel mit Uristier-Relief (1824).
In der Kanzlei fanden gelegentlich Sitzungen des Geheimen Rats statt. In ihrem unteren Gewölbe wurden neben dem Staatsschatz Urkunden und Siegelpetschaften, auch das gesegnete Landespanner (Juliuspanner) und die andern Landespanner aufbewahrt.
Die Ankenwaage besass einen grossen, für Zusammenkünfte dienlichen Raum. Es tagten hier die Delegierten aller Bruderschaften. Für das 18.Jahrhundert sind in der Ankenwaage drei Beamtenwohnungen belegt (Ankenwäger und zwei Standesläufer).
Weiter enthielt das Gebäude Gefängniszellen. 1798, während der Franzosenzeit, diente die Kanzlei den fremden Truppen als Brotmagazin und die Ankenwaage als Gefängnis. Im Dorfbrand von 1799 brannte die Ankenwaage im Innern aus, ihre Umfassungsmauern blieben bis ins1. Obergeschoss intakt, im 2. Stock waren sie be¬schädigt. Die Kanzlei mit ihren Gewölben hatte Stand gehalten, beeinträchtigt wurden ihre Eisentüren. Das verbliebene Eisenwerk wurde von der Helvetischen Regierung verkauft. Im April 1800 ordnete der französische General Chabert im Gemäuer die sofortige Einrichtung einer «Metzg» (Schlachthaus) an.
1801 gefährdete die Absicht, die obrigkeitliche Waage nach Flüelen zu transferieren, den Fortbestand der Ankenwaage.
Die alte Ankenwaage und ihr hinterer Trakt (Kanzlei) bildeten einen gestreckten Rechteckgrundriss von ca. 12,80 m Breite und 21,70 m Tiefe. Der Ankenwaageteil war unterkellert. Der Kubus hatte drei Geschosse und war von einem Dach mit durchlaufendem First über¬deckt. Mit ihrer hohen giebelständigen Erscheinung überragte die Ankenwaage ihre niedrigen traufständigen Nachbarn. Während sie abwärts mit gemeinsamer Scheidmauer direkt an das Nachbarhaus anschloss, schob sich aufwärts eine Gasse zwischen Ankenwaage und Nachbarhaus, das «Ankenwaaggässlein».

1801/02: Reparatur der «Gefängnisse im alten Kanzleygebäude». Erwerb der Liegenschaft «Lämmli».
1803: Bedeckung der Kanzlei mit Schindeln, provisorisches Dach.
1808: Ersatz des Schindel- durch ein Ziegeldach.
1824: Neukonzeption; Wiederaufbau der Ankenwaage.
1825: der Rohbau ist noch nicht fertig gestellt; der innere Ausbau scheint sich bis 1830 hinzuziehen.
1841/42: Einrichtung eines Kanzleizimmers;
1849: Einrichtung einer zusätzlichen Kammer; Einbau von Ge-fängniszellen;
1860: Bezug eines Giltsteinofens für das Polizeizimmer;
1861: neuer Giltsteinofen in die Stube des Waagmeisters;
1867: Bauinspektor Martin Gisler erstellt einen Plan zur Einrichtung einer Polizeiwachtstube und eines Arrestlokals im ehemaligen «Salzhaus» (Ausführung 1871);
1875: Verlegung des Ersparniskassebüros in die Ankenwaage, ins bisherige Verhörzimmer im 1. Stock;
1886: im Zusammenhang mit der Bürorochade im Rathaus erneut Umdispositionen sowie Aufnahme des Landessäckelamts und des Forstamts;
1892: Einzug der Korporation Uri (2. Stock);
1899: Umbau;
1904: elektrisches Licht;
1907: Unterbringung des Staatsarchivs im 1. Stock;
1908/09: Einrichtung der Zentralheizung; Entfernung der Sandsteinplatten und der Öfen; Einbau einer Polizistenwohnung im Dachstock.
1910: Erstellung eines Arrestlokals im so genannten «Hexenturm», 1920: Übernahme der Staatskasseräume im 2. Stock durch das Polizeikommando.
1925/26: Erdgeschossumbau nach Vorschlägen von Kantonsingenieur Dominik Epp: Umwandlung eines bisherigen Arrestzimmers in ein Büro, Einrichtung eines Arrestzimmers im Erdgeschoss des «Turms»;
1936: erneute Umdisposition, im Erdgeschoss wird das Eichmeisterlokal in das Büro des Polizeichefs umgewandelt, das Untersuchungsgefängnis in ein Archiv der Korporation;
1988/1990: nach Auszug von Korporation, Staatsarchiv und Kantonsbibliothek, Gesamtüberholung.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52 ff.; Foto: Rolf Gisler-Jauch.

VORGÄNGERBAUTEN ODER ANLAGEN



Ankenwaage / Hexenturm
1500 - 1799

Da das Rathaus nicht am Markt stand, war das Waaghaus jener obrigkeitliche Bau, welcher die verbindlichen Masse und Gewichte enthielt und von welchem her auch eine Beaufsichtigung des Marktes stattfinden konnte. Wohl frühestens um 1500, nach dem Dorfbrand von 1488, dürfte der Ankenwaage die Kanzlei mit Archivgewölben und Gefängnis beigegeben worden sein. Vermutlich übernahm die Ankenwaage im 16. Jahrhundert auch die Funktionen einer Sust.
In dem Gebäude aus zwei Kuben befand sich auch die alte Kanzlei. In ihr fanden gelegentlich Sitzungen des Geheimen Rats statt. In ihrem unteren Gewölbe wurden neben dem Staatsschatz Urkunden und Siegelpetschaften, auch das gesegnete Landespanner (Juliuspanner) und die andern Landespanner aufbewahrt.
Die Ankenwaage besass zudem einen grossen, für Zusammenkünfte dienlichen Raum. Hier tagten nebst andern die Delegierten aller Bruderschaften. Im 18. Jahrhundert befanden sind im Gebäude drei Beamtenwohnungen (Ankenwäger und zwei Standesläufer). Weiter enthielt es Gefängniszellen. 1798, während der Franzosenzeit, diente die Kanzlei den fremden Truppen als Brotmagazin und die Ankenwaage als Gefängnis. Im Dorfbrand von 1799 brannte die Ankenwaage im Innern aus, ihre Umfassungsmauern blieben bis ins 1. Obergeschoss intakt, im 2. Stock waren sie beschädigt. Die Kanzlei mit ihren Gewölben hatte Stand gehalten, beeinträchtigt wurden ihre Eisentüren.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


-------------------------

  

EREIGNISSE IM DETAIL

1555  - Samstag, 5. November 1555
Sustfunktion der Ankenwaage
Kaufleute und „Theiler“ (Säumer) werden angewiesen, ihre Güter unter der Ankenwaage zu deponieren.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52.
-------------------------
1627  - Samstag, 10. Juli 1627
Erlass einer neuen Ankenwägordnung
Es wird eine wohl erneuerte Ankenwägordnung erlassen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52.
-------------------------
1798  - Freitag, 26. Oktober 1798
Salzhaus soll als Wache dienen
Statthalter Alois Müller erhält den Auftrag, die Salzsust neben der Ankenwaage zu einem Corps de Garde (Wache) einzurichten.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 89.
-------------------------
1802  - Mittwoch, 23. Juni 1802
Obrigkeit erwirbt Platz neben Ankenwaage
Die Obrigkeit erwirbt vorsorglich das der Ankenwaage angrenzende Areal des abgebrannten Wirtshauses „Zum Lämmlein“ das mit der Ankenwaage eine gemeinsame Scheidmauer besitzt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52.
-------------------------
1808  - Samstag, 1. Oktober 1808
Zerstörte Ankenwaage erhält Ziegeldach
Wegen des schlechten baulichen Zustands der als Gefängnis dienenden ehemaligen Archivgewölbe in der Ankenwaage erteilt der Regierungsrat der Rathauskommission den Auftrag, diese unverzüglich mit einem Ziegeldach überdecken zu lassen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52.
-------------------------
1808  - Mittwoch, 21. Dezember 1808
Ankenwaage soll wieder aufgebaut werden
In einem von der Regierung in Auftrag gegebenen Gutachten kommt die Rathausbaukommission zum Schluss, auch die Ankenwaage wieder voll auszubauen, insbesondere im Hinblick auf die dann wieder zur Verfügung stehenden drei Beamtenwohnungen. Bei der noch immer höchst angespannten Finanzlage hatte zunächst die bereits beschlossene Wiederherstellung von Schule und Türmli Vorrang, umso mehr, als Funktionen der Ankenwaage durch das Rathaus (Kanzlei) und die Kantonalsust (Waage) bereits abgedeckt sind.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 53.
-------------------------
1816  - Freitag, 28. Juni 1816
Neubau der Ankenwaage
Der Auftrag zur Planaufnahme für den Neubau der Ankenwaage wird erteilt.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 32.
-------------------------
1816  - Dienstag, 8. Oktober 1816
Erneuter Anlauf zum Wiederaufbau der Ankenwaage
In einem Kommissionsgutachten betreffend Verwendung von Geldern aus Helvetischen Schuldscheinen wird vorgeschlagen, rund 7‘000 verbleibende Franken für die Wiedererbauung des „Kanzley- oder Ankenwaaggebäudes“ zu verwenden. Es wird vor allem auf das hier untergebrachte, kaum gesicherte Gefängnis und die 2000 Gulden Zins, die seit dem Brand für drei Amtsleutewohnungen jährlich bezahlt werden müssen, hingewiesen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 53.
-------------------------
1816  - Mittwoch, 11. Dezember 1816
Landrat genehmigt Wiederaufbau des Ankenwaagegebäudes
Der Landrat genehmigt den Wiederaufbau der Ankenwaage. Daraufhin Aufstellung der Raumbedürfnisse durch Landesstatthalter Josef Maria Zgraggen: im Parterre einerseits die Ankenwaage, anderseits das Salz-haus, beide geräumig, in den oberen Geschossen ein Verhörzimmer und Wohnungen für den Waagmeister und zwei Standesläufer.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 53.
-------------------------
1824  - Mittwoch, 14. Januar 1824
Gutheissung der Pläne für Neubau der Ankenwaage
Der Landrat heisst das Wiederaufbauprogramm der Ankenwaage gut. Für die Wiedererbauung wird ein engerer Auschuss bestimmt, bestehend aus alt Landammann Carl Martin Müller, Landesstatthalter Josef Maria Zgraggen und Landessäckelmeister Franz Martin Schmid, welche Pläne und Kostenvoranschläge einzuholen haben.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 53.
-------------------------
1824  - Montag, 9. Februar 1824
Beim Neubau der Ankenwaage erhält das geräumigere Projekt den Vorzug
Landesstatthalter Zgraggen und Säckelmeister Schmid legen der Baukommission zwei Pläne vor. Der eine sieht einen Wiederaufbau bloss auf den Fundamenten der alten Ankenwaage vor (Kosten 2881 Gulden), der andere erstreckt sich noch um 18 Schuh Breite auf den Platz des ehemaligen Gasthauses zum Lämmlein (Kosten 4210 G.). Es wird diesem zweiten Plan im Hinblick auf die geräumigeren Verhältnisse der Vorzug gegeben.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 53 f.
-------------------------
1824  - Dienstag, 9. März 1824
Pläne für den Wiederaufbau der Ankenwaage
Landesstatthalter Zgraggen und Säckelmeister Schmid legen der Baukommission zwei Pläne vor. Der eine sieht einen Wiederaufbau bloss auf den Fundamenten der alten Ankenwaage, der andere erstreckt sich noch um 18 Schuh Breite auf den ehemaligen Lämmleinplatz. Es wird diesem zweiten Plan im Hinblick auf die geräumigeren Verhältnisse der Vorzug gegeben.
Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 53
-------------------------
1824  - Mittwoch, 17. März 1824
Landrat genehmigt Pläne für den Ausbau der Ankenwaage
Der Landrat genehmigt das Vorhaben für den Wiederaufbau der Ankenwaage, das unverzüglich auszuführen ist. Zur Finanzierung werden 4000 Gulden aus zurückbezahlten Aargauischen Schuldscheinen verwendet. Da die Ankenwaage als «Kantonalgebäude» zu betrachten ist, hat zudem Urseren einen Beitrag von 850 Gulden zu entrichten.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 54 f.
-------------------------

 
GEMEINDEN

Altdorf mit Eggbergen
Andermatt
Attinghausen mit Brüsti
Bürglen
Erstfeld
Flüelen
Göschenen
Gurtnellen mit Wiler und Intschi
Hospental mit Zumdorf
Isenthal
Realp
Schattdorf mit Haldi
Seedorf mit Bauen
Seelisberg mit Treib und Rütli
Silenen mit Amsteg und Bristen
Sisikon mit Tellsplatte
Spiringen mit Urnerboden
Unterschächen
Wassen mit Meien

 


 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 16.08.2022