Gebäude und Anlagen im Detail
Altes Spital
Altdorf
Spitalplatz 1
193 141 / 691 398
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448
müM Karte: externer Link (swisstopo)
1872 -
1872 nimmt das Spital seinen Betrieb auf. Das Personal bestand aus einem Arzt, drei Ingenbohler Schwestern und einem Knecht. Das Spital war für die Aufnahme von dreissig Kranken eingerichtet. Für grössere Eingriffe wurden die Patienten in auswärtige Spitäler geschickt. Bis 1900 waren die medizinischen Dienste noch einfach. Die Anzahl der Patienten unterlag aber bereits grossen Schwankungen. Epidemien oder ausserordentliche Ereignisse (Bau der Gotthardbahn) verursachten Engpässe. Doch allgemein genügte der Platz für die rund 30 bis 40 Patienten.
Bis zum Ersten Weltkrieg verlief der Spitalbetrieb ruhig. Das Personal bestand aus drei bis fünf Schwestern, unterstützt von einer bis zwei Gehilfinnen oder Kandidatinnen und dem Haus-knecht.
1888: Einführung der Wasserversorgung auf die einzelnen Etagen.
Das Wasser musste bis anhin in die Stockwerke getragen, später hinaufgepumpt werden.
1901: Anstelle des bisherigen Ökonomiegebäudes wird ein Nebengebäude erstellt, was zu zehn zusätzlichen Patientenbetten führt. Beide Gebäude – der Haupt- und Nebentrakt – erhalten elektrisches Licht und eine Warmwasserheizung, die Patientenzimmer eine bessere Belüftung. Die elektrische Beleuchtung ersetzt die bisherigen Petrollampen und Petrolnachtlichter.
1902: Das Spital erhält einen Telefonanschluss. Der Operationssaal wird gebaut und eingerichtet.
1914: Beim Einbau eines neuen Kochherds in der Küche entscheidet man sich wegen der beschränkten Stromlieferungszeiten für einen, der weiterhin mit Holz gefeuert wird.
1917: Anlegung eines spitaleigenen Gemüsegartens.
1920: Dr. Vinzenz Müller wird erster vollamtlicher Spitalarzt. Es vervielfacht sich die operative Tätigkeit. Das Personal besteht aus sieben Schwestern und einer Kandidatin aus Ingenbohl, einem Wärter, der auch als Fuhrmann den Krankenwagen führt, einem Knecht und sechs Mägden. Davon übernimmt eine Nonne das Oberinnenamt, eine arbeitet in Küche und Garten, unterstützt von den Mägden, eine assistiert im Operationssaal, vier Nonnen und eine Kandidatin wirken mit Gehilfinnen am Krankenbett.
Eine erste Röntgenanlage wird eingerichtet.
Elektrischer Aufzug bis ins zweite Stockwerk; Bau je eines Badezimmers im ersten und zweiten Stock gebaut.
1921: Installation des elektrischen Küchenbetriebs.
1924: Umbau des alten Spitalgebäudes. Alle Zimmer erhalten fliessendes Kalt- und Warmwasser.
1926/1927: Durch den Ausbau des Dachstocks gewinnt das Spital sechs Zweier- und drei Einzelzimmer sowie zwei Schwesternzimmer und einen Tagesraum. Zudem werden ein Betten- und Patientenlift sowie ein Speiselift eingebaut.
1930er-Jahre: Die Ordensgemeinschaft erhöht den Personalbestand wegen gestiegener Arbeit auf elf Schwestern.
1931: Der Bau des neuen Operationsgebäudes ersetzt den alten Operationssaal von 1902.
1944: Die Anstellung des Chefarztes Dr. Edwin Muheim löst einen grossen Aufbruch im Spital aus. Der Personalbedarf wird mit zusätzlichen Ärzten, weltlichem Pflegepersonal und Praktikanten, Verwaltungs- und Hausangestellten gedeckt. Die Ingenbohler Nonnen arbeiten weiterhin als Operations-, Narkose- oder Röntgenschwestern, sie führen die Apotheke, sind für die Pflege und die Küche zuständig. Die Nonnen haben sich mit einfachsten Zimmern im Estrich zu begnügen, die Apothekerin findet nur mehr im Medikamentenzimmer einen Schlafplatz.
1945: Es werden ein eigenes Gebärzimmer mit den notwendigen Einrichtungen, ein Säuglingssaal und eine separate Abteilung für ansteckende Krankheiten sowie eine Terrasse für die Tuberkulosenabteilung geschaffen.
1949: Der Spitalrat beschliesst, das Spital grosszügig auszubauen.
1960: Im Februar kann das Personalhaus bezogen werden. Die Ordensschwestern erhalten eine Wohnung zugeteilt. Wegen Nachwuchsmangel geht der Bestand schrittweise von zwölf auf vier Schwestern zurück. Nach und nach übernahm weltliches Personal ihre Aufgaben.
1961: weltliches Personal übernimmt im Büro.
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VORGÄNGERBAUTEN ODER ANLAGEN
Zeughaus am Schiessbüttenplatz
1567 - 1799
Das Zeughaus wurde 1567 erbaut. 1608 hatte der Zeugmeister das Pulver „zuoberst“ ins alte Zeughaus zu bringen und dann dafür zu sorgen, dass es „zuoberst im neuen Zeughaus“ in ein noch bereitzustellendes Gemach kam. Vermutlich wird es sich beim neuen Zeughaus um einen Anbau an das alte gehandelt haben. Das Zeughaus war eines der öffentlichen Gebäude in Altdorf. Das Gebäude hatte einen gewölbten Keller (Teilunterkellerung). Im Erdgeschoss befand sich der Stucksaal (Geschütze), daneben der Trosssaal (Wagen, Lafetten) und ein Kämmerlein. Die beiden Obergeschosse enthielten den Musketensaal, in dem auch Schlachtschwerter, Säbel und Degen aufbewahrt wurden. Hier war auch ein alter Degen, mit hölzernem Gefäss, von Oberstwachtmeister Johann Jakob Püntener (Verfasser des Dorfbüchleins +1709) deponiert, der Walter Fürst gehört haben soll. Daneben Trommeln, darunter eine bemalte, sowie die in Schlachten erbeuteten Fahnen und Standarten (u.a. von Österreich, Burgund und von Obersiebental aus der Schlacht von Villmergen). Alles war in einem im Zeughaus liegenden Buch verzeichnet. Hier soll auch ein „altes samtnes Käplin“ deponiert gewesen sein, das Zwingl in der Schlacht von Kappel 1531 getragen haben soll. Der Harnischsaal enthielt zahlreiche Harnische und Harnischteile, auch Herrenharnische, deponiert von den Familien Bessler, Tanner und Zwyer von Evibach. Weiter befand sich hier eine grosse Zahl von Beckenhauben. Im Spiesssaal waren Spiesse, Hellebarden, Mordäxte und Morgensterne besammelt. Um 1750 verlegte man diesen ins Dachgeschoss, wo vordem das Pulver aufbewahrt worden war. Daneben gab es eine Trosskammer, eine Luntenkammer, Turmkammer, eine Holzprovisorkammer, sodann eine Stube, in der ein "Abriss" der Belagerung von Rapperswil hing. In der Nebenstube bewahrte man Instrumente zum Münzen und Prägen und eine Goldwaage in einem Gehäuse. Erwähnt werden weiter Küche, Gänge und Stiegen. Das Inventar 1761 verzeichnet auch die beim Leventineraufstand (1755) konfiszierten Gewehre und zwei Pistolen von dessen enthauptetem Rädelsführer Orsi. Schliesslich lagerte hier noch ein Hirschfänger, der Wilhelm Tell gehört haben soll. Das Inventar von 1790 nennt zwei Kanonen mit Datum 1530 und 1596. In der Franzosenzeit, im September 1798, wurde das Zeughaus entleert, Geschütze, Gewehre und Munition nach Luzern überführt. Im Herbst dieses Jahres Umbau in eine Kaserne, vorab im 2. Stock, unter Leitung von Statthalter Aloys Müller. Im Dorfbrand von 1799 wurde das Zeughaus samt der neuen Kaserneneinrichtung und der Beutefahnen zerstört. Der Schaden betrug 7000 Gulden. Die wenigen geretteten Bestände wurden ins Kornhaus (Kollegium) verbracht, das fortan als Zeughaus diente.
Das Zeughaus bildete die südliche Seitenfront des Schiesshüttenplatzes. Seine Rückfront grenzte direkt an das Eselmätteli, das sich (bis 1898) an den Schiesshüttenplatz erstreckte. Es war ein lang gestrecktes, stattliches dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach, die Eingänge an den Giebelfronten. Rückseits war ihm ein kräftiger Turm mit Zwiebelhaube angefügt.
1817 wurden im alten Zeughaus schadhafte Mauern abgebrochen. Die Ruinen standen noch bis ins Frühjahr 1835. 1867 wurde auf dem Areal von Karl Emanuel Müller das Kantonsspital errichtet.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 86 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.
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EREIGNISSE IM DETAIL
1845
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Montag, 9. Juni 1845
Grosse Spende zum Bau eines Kantonsspitals
Ingenieur Karl Emanuel Müller schenkt 1845 die grosse Summe von 16'000 Franken zur Einrichtung eines Spitals für alle Gemeinden des Bezirks Uri. Er will die Bestrebungen seiner Familie und besonders der Schwester Lisette fördern. Im Vordergrund steht jedoch der Wille, seinem Heimatstand beim Aufbau einer gemeinnützigen Institution, die einem grossen Bedürfnis entspricht, beizustehen, zumal er aus politischen Überlegungen nicht in Uri wohnt und die Wahl in den Luzerner Regierungsrat angenommen hat.
Stadler-Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 514.
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1871
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Donnerstag, 9. November 1871
Ingenbohler Schwestern übernehmen Spitalpflege
Bereits im Jahre 1845 hat Karl Emanuel Müller vorgeschlagen, dass dereinst die Nonnen vom Kloster Ingenbohl die Patientenbetreuung im künftigen Altdorfer Spital übernehmen. Nun regeln die Spitalverwaltung und die Generaloberin von Ingenbohl die Übernahme der Krankenpflege.
Bär-Vetsch Walter, Sommerausstellung 2022 im HMU, Ereignisse aus der 150-jährigen Geschichte des Kantonsspitals Uri, Ausstellungstext.
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1872
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Sonntag, 10. März 1872
Kantonsspital ist fertig erstellt
Die Gemahlin des verstorbenen Karl Emanuel Müller kann der Regierung mitteilen, dass das Spital fertiggestellt sei und dem Land zur Verfügung stehe. Der Betriebsfonds bleibt vollständig unangetastet. Durch weitere Zuwendungen erreicht er mittlerweile die Höhe von rund 80'000 Franken.
Stadler-Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 521; Bär-Vetsch Walter, Vom Armenhaus zum Krankenhaus, in: Wo fählt’s, 2020, S. 172-186.
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1872
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Freitag, 15. März 1872
Ingenbohler Schwestern übernehmen Kantonsspital
Drei Ingenbohler Schwestern treffen im Kantonsspital ein. Ihnen stehen ein nebenamtlicher Arzt, ein nebenamtlicher Verwalter und ein Knecht zur Seite. Der Schwester Oberin obliegt die operative Führung des Spitals mit 30 Betten. Nebst der Pflege und Betreuung der Patienten ist sie für den baulichen Unterhalt des Spitals und für die Ökonomie verantwortlich.
Bär-Vetsch Walter, Sommerausstellung 2022 im HMU, Ereignisse aus der 150-jährigen Geschichte des Kantonsspitals Uri, Ausstellungstext.
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1872
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Freitag, 15. März 1872
Das Kantonsspital nimmt den Betrieb auf
Das Kantonsspital nimmt den Betrieb auf. Man begeht diesen denkwürdigen Anlass ohne jeglichen Pomp mit einem Gottesdienst in der Kapelle, an welchem der Verwaltungsrat und das Personal teilnehmen und wozu auch die Gemahlin des Stifters eingeladen worden ist. Nur drei Tage später treffen bereits die ersten Patienten ein, und bald sind die Betten belegt mit Kranken aus den Bodengemeinden, den Seitentälern und auch von Ursern.
Stadler-Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 524.
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GEMEINDEN
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