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Die schwindenden Gletscher im einzelnen



Hüfifirn
Silenen /Maderanertal
müM

Der Hüfifirn (Hüfigletscher) ist knapp 7 km lang, im oberen Teil bis zu 3 km, im engen Talbereich jedoch kaum mehr als 500 m breit. Er hat eine Fläche von knapp 13 km².
Seinen Ursprung hat der Hüfigletscher an der Flanke des Clariden auf rund 3000 . Er wird flankiert von den Felsspitzen des Schärhorns (3295 müM), Chammlstock (3215 müM), Clariden (3267 müM), Heimstock (3102 müM) und im Süden vom Düssistock (3256 müM). Aus diesem Bergkranz fliesst der Talgletscher ins Maderanertal ab. Gegen Osten ist der Hüfigletscher über den firnbedeckten Claridenpass oder Hüfipass (2955 müM) mit dem Claridenfirn verbunden. Die Gletscherzunge befindet sich derzeit (2022) auf 1650 müM hinter dem gleichnamigen See, von dem der Chärstelenbach abfliesst.



Der Hüfigletscher reichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch bis zur Höhe des Wasserfalls aus dem Brunnital (Zeichnung von Ernst Heyn, LXXVIII (1878), StAUR Slg Graphica GRA 23.05-G-4106).



Der Hüfigletscher hat sich in den letzten 150 Jahren rund 2 km zurückgezogen (Foto Rolf Gisler-Jauch, Altdorf, 2019).

Seit der Kleinen Eiszeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Hüfigletscher rund 2 km zurückgezogen. Die Gletscherzunge gehört zu den niedrigsten in den Alpen.

Das Urner Namenbuch (Bd. III, Sp 291-293) bringt «Hüfi» mit «Hüfte, Hüftknochen» in Beziehung und deutet den Namen als hüftartig vorspringende Geländeform.


Karte Swisstopo: Externer Link

GLETSCHEREREIGNISSE

1856 / Dienstag, 1. Juli 1856
Junge Frau in Hosen
August Corrodi begegnet im Juli 1856, zusammen mit zwei Engländern, geführt von einem Bergführer Zgraggen, auf dem Weg zum Hüfigletscher der 16-jährigen Barbara Walker, welche ihnen in dicken, knielangen Lodenhosen entgegenkommt. Für Corrodi und die beiden Engländer ist dies ein ungewohnter Anblick. „Ich traute meinen Augen nicht, aber es war so und gab grosse Heiterkeit unter uns", schreibt er in seinem Reisebericht.
Ohne Quellenangabe in: UW 27, 10.4.1999.

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1871 / Donnerstag, 19. Oktober 1871
Bau einer Hüfihütte wird diskutiert
Die SAC-Sektion Pilatus diskutiert erstmals den Bau einer Hüfihütte. Bis zur Ausführung unter der Leitung von Bergführer Ambros Zgraggen sind verschiedene Schwierigkeiten zu überwinden.
Müller Thomas, Clubhüttenbau in den Urner Alpen, in: HNBl UR 2005, S. 19.

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1910 / Samstag, 22. Januar 1910
Tod auf dem Hüfigletscher
Am Samstag, 15. Januar begaben sich drei Leipziger Studenten von Linthal aus zur Klaridenhütte, um von dort morgens über die Hüfihütte nach Amsteg zu gelangen. Im Aufstieg zur Klaridenhütte kehrte ein Skifahrer um. Die anderen beiden übernachteten am Samstag und Sonntag in der Klaridenhütte und begaben sich am Montag früh zur oberen Hüfihütte. Der Proviant war schon beim Weggang fast aufgegessen. Nach Erreichen der Hüfihütte schlägt das Wetter um. Im Hüttenbuch notieren die beiden Studenten ihre erfolglosen Versuche den Abstieg zu vollziehen. Obwohl das Wetter immer noch schlecht ist, versuchen die beiden wegen Proviantmangels am Samstag zurück zu Klaridenhütte zu gelangen. Ausgehungert werden sie auf dem Weg von den grossen Schneemassen begraben. Ihre Leichen wurden bis in den Herbst nicht gefunden.
UW 5.2.1910

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1910 / Donnerstag, 11. August 1910
Belohnung für Leichenfund
Im Amtsblatt wird für die Auffindung und Bergung der Leichen der beiden vermissten Touristen Kössler und Spohr, die letzten Winter von der Hüfihütte nach der Claridenhütte verunglückt sind eine Belohnung von 3'000 Franken ausgesetzt. Allfällige Meldungen sind an das Hotel Engel in Amsteg zu richten. Die Belohnung wird von einer Auffindung in diesem Jahr abhängig gemacht.
Abl UR, Nr. 32, 11.08.1910, S. 484.

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1921 / Samstag, 13. August 1921
Zwei Bergtote im Maderanertal
Das Urner Wochenblatt berichtet von Bergunfällen: Der Bergtourismus fordert seinen Tribut: Beim Bergsteigen des Oberalpstocks stürzt ein Postbeamter aus Zürich zu Tode, auf dem Hüfifirn verirrt sich eine Dreiergruppe im Nebel, ein Bergänger wird tot, der andere schwer verletzt gefunden.
UW 33, 13.8.1921

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2011 / Mittwoch, 30. März 2011
Helikopter stürzt im Maderanertal ab
Im Gebiet Bocktschingel gegenüber der Hüfi-Hütte stürzt ein Helikopter der Schweizer Luftwaffe ab. Der Unfall erreignet sich im Rahmen eines Umschulungskurses für Cougar-Helikopter. Die beiden Piloten sind stundenlang im Wrack eingeklemmt und müssen mit Knochenbrüchen ins Spital eingeliefert werden. Der Flugbegleiter kann das Spital am gleichen Abend wieder verlassen. Der Fluglehrer missachtet Vorschriften und fliegt in eine Wolke oder Nebelschwade. Das ist der Hauptgrund für den Absturz.
UW 25, 2.4.2011; 94, 2.12.2015, S. 5.

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2023 / Freitag, 24. Februar 2023
Zwei Verletzte bei Helikopterabsturz
Bei einem Ausbildungsflug mit einem zivilen Helikopter kommt es im Bereich des Gebirgslandeplatzes Hüfifirn zu einem Absturz. Im Helikopter befinden sich zwei Personen im Alter von 54 und 48 Jahren. Sie werden leicht verletzt und durch die Rega ins Kantonsspital Uri geflogen. Die beiden Personen können das Spital kurz darauf wieder verlassen. Der Helikopter erleidet beim Unfall Totalschaden.
UW 16, 01.03.2023, S. 48.

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DER GLETSCHERRÜCKGANG IN ZAHLEN

Jahr Länge Fläche
1850 9.2 15.1
1973 7.1 13.6
1985 7.2  
1999   13.3
2000 7  
2001 6.9  
2002 6.9  
2003 6.9  
2004 6.8  
2005 6.8  
2006 6.8  
2007 6.8  
2008 6.7  
2009 6.7  
2010 6.7  
2011 7.1 13.64

 

 

 

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 27.08.2022