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Gamma Raymund
1919 - 1980
Wohnort: Göschenen
Beruf: Hotelier, Buffetier
       

POLITISCHE ÄMTER IN BUND UND KANTON / MILITÄR

1964-1968 Landrat FDP
1968-1980 Regierungsrat FDP
1974-1976 Landammann FDP
1979-1980 Nationalrat FDP

PRÄSIDIEN IN URNER GEMEINDEN

1963 - 1966 Göschenen Gemeinderat, Präsident

ANSPRACHEN UND ZITATE

1975
Landammann Raymund Gamma
Wort des Landammanns zur Bundesfeier 1975
   
«Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Noch wenige Tage trennen uns vom diesjährigen 1. August als dem Tag des Gedenkens an die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft vor 684 Jahren. Allerorten in der Schweiz wird der Anlass begangen, teils im traditionellen Rahmen, teils im Versuch neuer Formen. Auch dieses Jahr dürfen wir in Freude und Freiheit unsern Nationalfeiertag begehen, denn Heimatbewusstsein und Heimatliebe zählen zu den gültigen Werten des Lebens.

Immer und überall aber ist auch ein Moment der Besinnung mit dabei und gerade in einer sich verändernden Zeit wollen sogar düstere Gedanken aufkommen. Wenn wir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, den Weg bedenken, den die Eidgenossenschaft von ihrem Anfang an bis heute gegangen ist, dann stellen wir fest, dass dieser Weg nicht immer mit Rosen bestreut sondern gar oft mit Steinen, ja mit Blut und Tränen belegt war. Tage des Aufstieges haben mit Tagen des Niederganges, Tage des Lichtes mit Tagen des Schattens, Tage der Freude mit Tagen des Leidens gewechselt. So ist es auch heute: der nationale Feiertag dieses Jahres wird nicht unter den gleichen Gegebenheiten wie in den vorgehenden Jahren gefeiert, denn nach einer Epoche der stets steigenden Konjunktur machen sich nun Stagnation und Rezession bemerkbar. Im ewigen Laufe der Zeit ist die heutige Lage allerdings nicht aussergewöhnlich, sie liegt durchaus im Weltengang mit dem periodischen Wechsel von Hoch und Tief. Dass die veränderte Lage zu neuem Ueberlegen und zu neuem Handeln zwingt ist selbstverständlich; wichtig ist, dass wir alle uns dessen bewusst werden. Der Regierungsrat hat in seinem Bundesfeier-Aufruf von 1972 darauf hingewiesen, dass der überbordende Gebrauch des Wohlstandes zu zügeln sei und dass wir davon abkommen müssen, die Expansion auf allen Gebieten als das Höchste zu betrachten. Wie recht er mit dieser Mahnung hatte zeigt die heutige Situation auch in unserm Kanton.

So hat denn das berühmte Wort unseres Landesvaters Nikolaus von der Flüe: «Machet den Zun nicht ze wit», das er im Jahre 1482 an die Berner schrieb, wieder eine brennende Aktualität erlangt; auch wir müssen unsere Zäune wieder zurückstecken. Die Aufgaben, die sich damit ergeben, sind vielfältig, sie können aber nicht einzig und allein auf den Staat abgewälzt werden. Gewiss tun die Behörden alles, was in ihrer Macht steht, um die Lage zu meistern, doch sind ihre Möglichkeiten begrenzt. Viel mehr bedarf es der tatkräftigen Mitarbeit des ganzen Volkes, des aktiven Zusammenwirkens aller Kräfte auf allen Stufen des Gemeinwesens und des Privatsektors, um in zweckmässigen und tragbaren Lösungen die harmonische Weiterentwicklung des Kantons zu gewährleisten.

In diesem Sinne wünschen wir Euch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, einen besinnlichen und doch frohen Bundesfeiertag, wünschen wir Euch aber auch Mut, Kraft und Zuversicht für die Zukunft. Wir empfehlen Euch und uns dem immerwährenden Machtschutz des Allerhöchsten.»

21.07.1975 / Abl UR 1975, S. 645 f.
 
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1974
Landammann Raymund Gamma
Wort des Landammanns zur Bundesfeier 1974
   
«Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Wir stehen am Vorabend des 1. August, des diesjährigen Bundesfeiertages. Wie immer, möchte sich der Regierungsrat auch diesmal an Euch wenden, um des Anlasses zu gedenken. Gar viele Ueberlegungen bewegen uns in dieser Zeit, Gedanken zur unruhevollen, ja kriegerischen Weltlage, Gedanken aber auch zur eigenen Heimat, wo es der Probleme genug gibt, mit denen wir fertig werden müssen. Heute wollen wir an zwei Dinge denken, welche den Anlass der Bundesfeier gleichermassen charakterisieren.

Da ist einmal der Blick zurück. Der Umstand, dass Altdorf dieses Jahr auf 75 Jahre Tellspiele zurückblicken kann, soll das Zeichen Zu einem kurzen Gedenken sein. Unsere Gedanken gehen zurück in jene Epoche, da sich rund um den Vierländersee die schweizerische Befreiungsgeschichte abgespielt hat, da die Urner, Schwyzer und Unterwaldner das fremde Joch abschüttelten und sich frei und unabhängig erklärten. Wilhelm Teil ist die zentrale Gestalt dieser Befreiungsgeschichte, gleichgültig ob er nun gelebt hat, wofür doch einige handfeste Fakten sprechen, oder nicht. Unbestreitbar ist, dass Wilhelm Teil auch heute noch für uns Schweizer der Mythos der Freiheit, das Symbol der Unabhängigkeit und der Exponent der Eigenständigkeit ist. «In tyrannos», gegen die Tyrannen, so hat Friedrich Schiller seinen am 17. März 1804 zu Weimar uraufgeführten «Wilhelm Teil» überschrieben und nicht umsonst ist dieses Werk zum schweizerischen Nationaldrama geworden. Gegen die Tyrannei kämpften unsere Ahnen, für die Freiheit schlugen sie ihr Leben in die Schanze und ihr Kampf, ihr Einsatz, ihr Geist ist in Wilhelm Teil symbolisiert. Wir wollen also den Altdorfern dankbar dafür sein, dass sie das Fanal der Freiheit hochhalten, es weitertragen und alles zu seiner Sicherstellung für die Zukunft zu tun gewillt sind.

Da ist aber zum andern auch der Blick in die Zukunft. Nach den Lehren der Geschichte und von der Vergangenheit ausgehend ist unserer Generation die Aufgabe gestellt, nebst den Entscheiden für die Gegenwart auch an das zu denken was kommen wird. Es gilt also nicht nur für den Augenblick zu leben sondern auch die Zukunft nach Möglichkeit zu erkennen. Dies ist der Anlass dafür, dass wir heute in einer ausgesprochenen Phase der Grundlagenforschung und der Planung leben. Die Regierung, deren Handeln nicht nur gegenwartsbezogen sondern im bestmöglichen Masse auch prospektiv sein muss, hat diese Forschung an die Hand genommen. Wenn man sich an das altbekannte Wort «Regieren ist vorausschauen» halten will, dann können sich unsere lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger gut vorstellen, dass diese Vorausschau eben der erforderlichen Grundlagen bedarf. So sind denn verschiedene Expertisen in Auftrag gegeben worden, sie sind zum Teil abgeschlossen oder werden demnächst zum Abschluss gebracht. Es ist doch so, dass das höchstmögliche Mass an Wohlstand, welches als Ziel eines jeden staatlichen Handelns dem Mitmenschen zuteil werden soll, erarbeitet, sogar erkämpft werden muss. Dieser Kampf um die frühzeitige Sicherstellung des bestmöglichen Daseins auch in der Zukunft ist eine dem Staat gestellte Aufgabe. Der Regierungsrat scheut keine Mühe und keinen Einsatz, um diese Aufgabe im Interesse der Gemeinschaft zu lösen. Es ist klar, dass diese Aufgabe nur in Freiheit gelöst werden kann. Doch Freiheit verpflichtet, denn Freiheit heisst Ordnung und Ausgewogenheit. Der Regierungsrat ist gewillt, seine Verpflichtungen der Gegenwart und der Zukunft gegenüber voll und ganz zu erfüllen. Dies kann aber nicht von sich allein aus getan werden, es bedarf hiezu der Einsicht, der Bereitschaft und der Unterstützung aller.

In diesem Sinne wünschen wir Euch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, einen besinnlichen, schönen und frohen Bundesfeiertag. 836 Damit verbinden wir den Wunsch, dass unser Volk, unser Land und unsere Behörden unter den immerwährenden Machtschutz Gottes gestellt sein mögen.»

22.07.1974 / Abl UR 1974, S. 625 ff.
 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 30.08.2021