Christliche Heilige mit Beziehungen zu Uri
Agatha
Namenstag(e):
5. Februar
Attribute:
Fackel oder Kerze; auf eine Platte ihre Brüste tragend
Agatha wurde in Catania auf Sizilien um 225 geboren. Als Christin lehnte sie den Heiratsantrag des heidnischen Statthalters von Sizilien, Quintianus, ab und wurde deshalb von ihm bestraft und liess ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter soll ihr der Legende nach nachts der heilige Petrus erschienen sein und ihre Wunden gepflegt haben. Als man dies bemerkte, liess sie der Statthalter auf glühende Kohlen legen, wodurch sie starb (zwischen 249 und 251). Kurze Zeit nach ihrem Tod brach der Ätna aus, und die Einwohner von Catania zogen mit dem Schleier der Heiligen dem Lavastrom entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam.
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ATTRIBUTTE
NAMENSTAG, FEIERTAG
Agatha
Festes Datum: 5. Februar
Aktuelles Datum:
Mittwoch, 5. Februar 2025
Feiertag bis 1835, danach zum Teil noch Gemeindefeiertag (Andermatt)
Brauchtum:
An diesem Tag werden die Agatha-Brote gesegnet.
Die heilige Agatha ist Schutzpatronin der Feuerwehr. Der Überlieferung nach soll ein Lavastrom auf dem Ätna mit Hilfe der Reliquie des Schleiers der heiligen Agatha zum Stillstand gebracht worden sein.
In Erstfeld geht die Agathaprozession auf ein Gelübde der Gemeinde nach der Feuersbrunst von 1637 zurück. Bis zur Gründung des Feuerwehrvereins wurde die Prozession vom Gemeinderat organisiert. Die Agathaprozession führt von der Pfarrkirche zur Jagdmattkapelle.
Wetterregel: «Sankt Agatha, die Gottesbraut, macht, dass Schnee und Eis gern taut.»
Bemerkungen:
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Agathakerze
Die am Agathatag (5. Februar) geweihten Kerzen wurden bei aufkommendem Gewitter angezündet oder bei einer Feuersbrunst ins Feuer geworfen. Es bestand an gewissen Orten auch eine Vorhersage: Agathakerzen wurden Ende Jahr angezündet, so viele, wie man Verwandte hatte. Wessen Kerze zuerst niederbrannte, der musste als erster sterben.
Im späteren Mittelalter benutzte man geweihte Lichtmesskerzen, die mit den Buchstaben der Marmortafel am Grab der heiligen Agatha beschrieben waren, gegen Brandgefahr.
Literatur: Walter Bär-Vetsch, Volksfrömmigkeit, S. 23 f. Kälin Detta, Zauberwahn, S. 28; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 109.
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Agathazettel
Agathazettel waren am Agathatag (5. Februar) geweihte Zettel mit einer Heilformel, manchmal auch mit einer Darstellung der heiligen Agatha (erstmals 1516 erwähnt). Nach der Überlieferung brachten Engel eine Wunder wirkende Marmortafel an das Grab der Märtyrerin. Die darauf angebrachte Inschrift wurde später als magische Schutzzeichen gegen Feuer auf Zettel gedruckt.
Die oft zur Weihe in die Agathabrötchen gesteckten Zettel wurden in den Häusern und Ställen aufbewahrt, vielfach in die Schwundrisse der Balken gesteckt oder an Aussen- oder Innentüren angebracht, oder ins brennende Feuer geworfen. Agathazettel waren nicht nur hervorragende Feuerbanner, sondern auch Helfer in mütterlichen Anliegen.
Literatur: Walter Bär-Vetsch, Volksfrömmigkeit, S. 24; Lussi Kurt (www.kurtlussi.ch, 2016); Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 9; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 109.
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Gesegnetes Brot, Agatharing
Aus der in Catania auf Sizilien, Ort des Martyriums der heiligen Agatha, schon früh bezeugten Sitte, an ihrem Gedenktag (5. Februar) korbweise Brot an ihr Grab zu stellen, entwickelte sich die Brotsegnung. Verschiedentlich ging der Geistliche am Vorabend des 5. Februars in die Bäckereien und weihte das Brot, das nach dem Gottesdienst verteilt wurde. Andernorts geschah die Segnung im Gottesdienst, in den die Leute selbstgebackene Brote brachten.
Agathabrote hatten oft die Form einer Brust (auf die Legende der heiligen Agatha zurückzuführen, deren Brüste abgeschnitten wurden) oder eines Rings. Die Agatha-brote oder die Agatharinge, wie überhaupt das an diesem Tag gesegnete Brot, galten als Heil- und Schutzmittel gegen Feuer, Unwetter und Krankheiten von Mensch und Tier. Weil es vor Krankheit schützte, war es für jedes Familienmitglied eine ungeschriebene Pflicht, von diesem Brot zu essen. Es wurde auch als Schutzmittel aufbewahrt, um es bei Krankheiten von Vieh und Mensch als geistliches Heilmittel einzusetzen. Im Haus als Schutzzeichen aufgehängt oder in Schwundrisse der Balken gesteckt, schützte die Fürbitte der Brote vor zeitlichem und ewigem Feuer, vor Spuk und Hexen.
Damit ihnen nichts Böses widerfuhr, gab man in die Ferne reisenden Familienangehörigen Agathabrot mit. Wer es trug, war gegen Spuk, Geister, Hexen und die Pest gefeit. Den in die Fremde ziehenden Kindern nähte die Mutter heimlich einige Brosamen als Mittel gegen Heimweh (ein inneres Feuer) in die Kleider ein. Die Meisterleute reichten um den Agathatag neueintretenden Dienstboten gesegnetes Agathabrot.
Ausser den Schweinen erhielten alle Haustiere vom Agathabrot. Selbst den Hühnern wurden Brosamen unters Futter gemischt. Das Vieh erhielt es auch vor dem ersten Austrieb. Es schützte die Tiere gegen Blitz und andere Gefahren. Frisch gekalberte Kühe erhielten Eier und Agathabrot.
Agathabrot schimmelte nicht. Ins Wasser geworfen, zeigte es die Stelle, wo ein Ertrunkener lag, weil es über ihm stillstand. Es schützte auch die Äcker vor Ungeziefer und Kornbrand.
Autor: Walter Bär-Vetsch, Volksfrömmigkeit, S.22 f. Literatur: Zihlmann Josef, S. 20-23; Kälin Detta, S. 28; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof, S. 107-110; Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 8 f.
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PATROZINIEN
GEWEIHTE KIRCHENGLOCKEN
BILDLICHE DARTSTELLUNGEN UND SKULPTUREN
DEN HEILIGEN GEWIDMETE BRUDERSCHAFTEN
St. Agathabruderschaft (Zunft der Herren Pfister und Müller)
1608 -
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Altdorf
Status:
Landesbruderschaft. Paul V. verleiht am 4. Juni 1618 die gewöhnlichen Ablässe. Satzungen von 1608. 1884 übergab die Buderschaft ihre drei Ampeln und ein Kapital zu deren Unterhalt der Pfarrkirche.
Literatur:
Henggeler Bruno, Die kirchlichen Bruderschaften und Zünfte der Innerschweiz, Einsiedeln 1955, S. 197.
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ERWÄHNUNG IN URNER SAGEN
«Zwei (nach andern: drei) Hexen auf der Vierschröt wollten ein Stück Felsen losbrechen und damit die Kapelle im Riedertal zertrümmern. Da läutete es. Sogleich hörte man eine Stimme: „Noch, Lunnä, stosset!“ und eine andere antwortete: „Ich mag nimmä, d’Agäthä schrytt.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 193.
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«Als einst das Wassenerdorf brannte, sah man eine weisse Frau an den Brunnen auf dem Dorfplatz heranschreiten und mit einem Weihwadel daraus Wasser auf die Häuser spritzen, worauf der Brand bald aufhörte. Es war an St. Agathatag, den sie darauf als Feiertag annahmen und heute noch halten.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 262.
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«Mal einst an einem Orte tanzten sie am Tage der heiligen Agatha. Auf einmal sahen sie eine feurige Rute durch das Dorf (Hospental) ziehen, und darauf brannte es.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 263.
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HEILIGE
SCHEINHEILIGE
Mitmenschen, die eine gute Gesinnung, ein bestimmtes Interesse,
Freundlichkeit oder Ähnliches nur vortäuschen. Solche Exemplare gibt
es auch in Uri. Aus Datenschutzgründen muss jedoch auf eine
diesbezügliche Auflistung verzichtet werden.
SAKRALGEBÄUDE
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