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Diverse Urner Fasnachtsbräuche

«Chääs-Zännä»



Altdorfer Fasnachtsplakette 1979 von Karl Iten.

Eduard Renner erwähnt in seinem «Goldenen Ring», dass das Käszennen mindestens bis in die 1930er-Jahre an der Sennenkilbi in Bürglen ausgeübt wurde. Der Brauch lebte in zwei Spielarten: Einmal wurde das «Zännä», das Grimasse schneiden, an sich bewertet. Wer das Gesicht am lustigsten oder grauenhaftesten verzerren konnte, gewann den ersten Preis, ein ansehnliches Stück Käse. Dann wurde in einem anderen Ver fahren gleichsam das grösste Maul prämiert. Ein keilförmiges Stück Käse wurde in der Breite genau dem Munde angepasst und dem Konkurrenten soweit als möglich durch das Gehege der Zähne geschoben. Knapp vor der Zahnreihe wurde es mit einem scharfen Messer durchgeschnitten, und der jenseitige Teil blieb im dauernden Besitz des Prüflings. Renner vermutete, dass wohl die Freude an Mimik und Geste, aber kaum ein tieferer Bezug diesem Brauche zu Gevatter gestanden sind.
Das «Chääs-Zännä» hatte auch an der Fasnacht in Altdorf lange Tradition, wurde jedoch Ende des 19. Jahrhunderts zumindest in der «Gotthard-Post» als alter Hut betrachtet: «In Altdorf gab man wieder den ‹Käszännet›. Die wilden Patagonier schneiden das Fleisch in Stücke, legen diese Stücke an eine Schnur und kauen dann das Ganze durch. Dann wird die Schnur auf die Seite gelegt, bis Haar und Bart über das Fleisch gekommen, und dann wird es nochmals durchgekaut. Sodie Faschingsgesellschaft. Wenn über den ‹Käszännet› drei Jahre lang Gras gewachsen, dann gibt sie halt wieder den Käszännet. Er war diesmal eigentlich nur Käs.» In den 1950er-Jahren wurde der alte Brauch hervorgeholt und im Anschluss an den Umzug auf dem Rathausplatz in Altdorf ein «Chääs-Zännä» abgehalten. Es fuhr ein Wagen mit einem Häuschen auf. Gesucht waren die lustigsten und furchterregendsten Grimassen, die durch ein Fenster dem wartenden Publikum zu präsentieren waren. Im Jahre 1966 wurden beim «Chääs-Zännä» 25 Kilogramm Käse abgegeben. 1979 war dem alten Brauch noch die Altdorfer Fasnachtsplakette gewidmet und der Grimassenwettbewerb ging in Altdorf letztmals als nostalgische Veranstaltung über eine mobile Bühne des Rathausplatzes. Da er sich jedoch über keinen grossen Zulauf mehr erfreuen konnte, ist das «Chääs-Zännä» heute zum ausgestorbenen Brauchtum zu zählen.
Seit den 1950er-Jahren fand ein «Chääszännä» auch in anderen Urner Gemeinden statt. Die besten «Zännichäibä» erhielten ein Stück Käse auch in Erstfeld und Seedorf. Überall ist der Brauch jedoch verschwunden. Für ein Stück Käse muss heute keine Grimasse mehr geschnitten werden.

Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 214.

 

 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 14.02.2023