FASNÄCHTLICHES URI

Allgemeines Fasnachtsdörfer Fasnacht Aktuelles Katzenmusik Guggenmusik Fasnachtsumzüge Narrenblätter Schnitzelbänke Maskengehen Fasnachtsgruppen Hausfasnacht Plaketten Kulinarisches Fasnachtsflöhe Fasnachtskatzen Diverses Fasnachtsende

Die Urner Fasnachtssatire in Wort und Bild

SATIRISCHE ECKPUNKTE

Der Narrenspiegel
Der Spiegel hat als Narrenkennzeichen eine lange Tradition, der ursprünglich die Selbstverliebtheit des Narren verdeutlichen sollte. Personen, die mit einem Spiegel dargestellt wurden, galten als verblendet im Sinne von blind für Gott. Erst später erfuhr der Spiegel eine entscheidende Erweiterung seiner Zeichenhaftigkeit, indem er nicht mehr nur der unkritischen Selbstschau, sondern zugleich der kritischen Selbstentlarvung diente. Von hier war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur närrischen Idee, den Spiegel auch anderen vorzuhalten.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 251.

-------------------------  
Manifeste
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (†1468) beschränkte sich nicht nur auf wertvolle Bücher, sondern liess bald ein- oder mehrseitige Erzeugnisse entstehen, die je nach Inhalt Manifest, Pamphlet oder Pasquill genannt wurden. Die ersten dieser Druckschriften, die bald in Umlauf kamen, berichteten noch über wundersame Ereignisse oder Heiligenfeste, enthielten Polizeiverordnungen oder beschrieben Rezepturen. Seit der Reformationszeit erhielt das Pasquill politische Bedeutung, indem es aktuelle und politische Ereignisse kommentierte sowie der Aufklärung und Propaganda diente. Die periodisch erscheinenden Tages- und Wochenzeitungen sowie Almanache übernahmen mit ihrem Aufkommen viele dieser Funktionen. Des Pasquills bedienten sich weiterhin Personen oder Gruppen, die Informationen schnell und heimlich verbreiten wollten und so vor allem die Zensur umgehen konnten. Mit der Erfindung des Flugzeugs wurde das Flugblatt seinem Namen gerecht. Vor allem im Ersten Weltkrieg erhielt es als Propagandamittel noch einmal Bedeutung und wurde hinter die feindlichen Linien abgeworfen.
Pasquille wurden auch in der Fasnachtszeit eingesetzt und vom Narr, aber auch vom Verleumder, nachts heimlich an Türen geheftet. Später wurden die Zettel mit humoristischen Sprüchen versehen und an Umzügen sowie an Maskenbällen verteilt.
Die Pasquille, die in Uri in Umlauf gebracht wurden, richteten sich in erster Linie gegen die Geistlichkeit, vor allem gegen diejenigen Vertreter des Klerus, die – obwohl sie es von der Kanzel predigten – der Fleischeslust der weiblichen Versuchung nicht widerstehen konnten.
Das Flugblatt war ein Mittel der Volksjustiz. Die Möglichkeiten der freien publizistischen Tätigkeit im Dienste des Humors und der Satire wirkten jedoch Gesetzgeber und Kirche entgegen. Das Alte Urner Landbuch legte in Artikel 204 fest, dass alle Art Schmähschriften, «Pasquilles», «Libelles» und Lieder sowie ärgerliche Bilder im Land verboten waren. Ebenfalls strafbar machte sich, wenn «einer der Unsrigen ausser Lands» gegen hiesige Behörden, Stände oder Personen so etwas erlaubte. Dieser Beschluss der Landsgemeinde von 1673 sowie derjenige des Landrats von 1819 setzten die Strafe auf 50 Gulden fest, wovon dem Angeber ein Drittel zukam. Wenn einer «allzu ungebührend und frech» handelte, konnte er selbst an Ehre und Gut bestraft werden.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 248.

-------------------------  
Pamphlete gegen die Geistlichkeit
In Altdorf wurde im Jahre 1840 ein Pasquill in Umlauf gebracht und richtete sich gegen Kaplan Etziger. Der Spruch war gereimt und vor dem Hintergrund des von der Geistlichkeit stets geforderten Tanzverbotes zu sehen.

«Nun hat’s gewaltig aufgeschlagen?
Was denn hört man euch gierig fragen.
Das Mehl schlagt ab und auch das Brod,
Woran ist denn noch grosse Noth?

Die Herren haben aufgeschlagen,
weil Pfarrer sich ins Handwerk wagen.
Sie geh’n doch nicht zum offnen Tanz,
Braucht’s nicht! Ohn’ Geige jukt ihr Sch...

Dass viele Mädel fett sich finden,
Sind schuldig nicht des Tanzes Sünden.
Wohl aus der Pfarrer Schlafgemach,
kam ihnen diese Schand und Schmach!

Zum Tanz dürft’ wohl der Commissar,
Die Köchin schiken ohne G’fahr;
Denn für drei Bazen Sündengeld,
Hätt man sie dorten nicht gequält,
Und hatt’ auch nicht von ihr begehrt.
S’zu deken drei Douplonen werth.

Drum sollt auf traur’ges Pfaff-Exempel,
Man anderst lehren in dem Tempel.
Darfs lustig sein in Ehren,
Man niemand sollte wehren;
Doch soll vor Frömmlern man sich wahren,
Sonst krazt zu spät man in den Haaren.»



An der Fasnacht 1851 wurde an der Türe des Rathauses von Andermatt ein Flugblatt gegen Caspar Stachel, Kaplan in Hospental, angeheftet. Unter dem Titel «Kaplan Stachel» und dem Spruch «Komm lieber Sohn empfange den Lohn für deine Tugenden» war ein Herr mit Glatze dargestellt. In seiner Rechten hielt er ein Buch über das Leben der heiligen Clara, in der Linken eine Jakobinermütze. Links und rechts der Figur waren die Orte der Lohnempfängnis mit «Uri, Schwitz, Bern, Aargau etc.» aufgelistet. Zu den Füssen stand geschrieben: «Ihr l. Jungfrauen und Wittfrauen bettet für mich, damit ich ins Himmelreich komme. Fort mit den listigen Jesuiten und lausigen Capucinern, fort mit dem Coelibat, es lebe Rougé.» Auf der Rückseite war derselbe Herr gezeichnet mit aufgesetzter Kappe und darunter stehendem Text: «Auf die Fürbitte der h. Clara und durch das pfiffige Einleiten des Dom- Capitels in Ursern bin ich wieder aus den Klauen der Teufel befreit worden und labe unter meinen l. Jungfrauen und Wittfrauen wie der Sieb im Hanfsamen. Juhe. Juhe!»
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 249; Quellen: StAUR G-300-11/41-10 (50); StAUR G-300-11/41-10 (6).

-------------------------  

FASNACHTSSATIRE

Satirische Eckpunkte

ALTDORFER NARRENBLATT

Narrenblätter in Altdorf
Narrenblatt der Nächstenliebe

URNER NARRENBLÄTTER

Narrenblätter in Uri

ALTDORFER SCHNITZELBÄNKE

Schnitzelbänke in Altdorf
Aktive Schnitzelbankgruppen
Ehemalige Schnitzelbankgruppen

URNER SCHNITZELBÄNKE

Schnitzelbänke in Uri

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 07.02.2023