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Freitag, 13. August 2010
«Gottardo 2020» - Tessiner Regierung hat einen Plan B
Das Expo-Projekt stösst auf Widerstand. Der Bündner Regierungsrat Stefan Engler vermisst ein griffiges Konzept. Im Tessin herrscht Verärgerung über die Kritik. Jetzt spricht man von Plan B.
Marco Solari, Projektleiter von «Gottardo 2020», hatte in seiner 1.-August-Ansprache auf dem Gotthard Klartext gesprochen. Er kritisierte die Bedenkenträger, deren Skepsis jede Begeisterung lähme. Es bestehe die Gefahr, dass Zürcher Experten «Gottardo 2020» aus lauter Vorsicht bereits im Keim ersticken würden. Daher appellierte der Präsident von TicinoTurismo und des Filmfestivals von Locarno an Bundespräsidentin Doris Leuthard und die übrigen anwesenden Politikerinnen und Politiker: «Lasst aus lauter Vorsicht das Projekt nicht scheitern, zeigt Mut!»
Ein erstes Echo bekam Marco Solari nun vom Bündner Regierungsrat Stefan Engler. Der Vorsteher des kantonalen Bau-, Verkehrs- und Forstdepartementes äusserte sich am vergangenen Freitag, 13. August, gegenüber der Zeitung «Südostschweiz» skeptisch zur Idee, die Eröffnung der Neat mit einer Landesausstellung zu eröffnen: «Was die Menschen in der Gotthardregion brauchen, ist nicht in erster Linie eine ‹Eintagsfliege›, sondern langlebige Investitionen, die nachhaltig die Perspektive verbessern.» Und weiter heisst es: «Schwärmereien für eine Landesausstellung zum Preis von Hunderten von Millionen Franken sind das eine, die günstigen Voraussetzungen für die Realisierung zu schaffen, das andere.»
Damit brachte er die Gemüter im Tessin in Wallung. Marco Solari reagierte ungewöhnlich scharf. Er bezeichnete Stefan Englers Worte als inakzeptabel. Überdies warf er dem Bündner Magistraten vor, das Projekt, in das auch der Kanton Graubünden involviert ist, nicht zu kennen. Stefan Engler verwechsle «Gottardo 2020» mit einer klassischen Landesausstellung. Doch das Projekt sei etwas ganz anderes, nämlich eine Eröffnungsfeier für die Neat. Und wenn ihm das Konzept zu vage sei, dann solle er doch einmal die Homepage www.gottardo2020.ch anklicken. «Dort findet er konkrete Projekte.» Deftige Kritik musste sich Stefan Engler auch vom Tessiner Regierungsrat Gabriele Gendotti gefallen lassen. Der Kanton Graubünden würde sich mehr Richtung Ostschweiz als zum Gotthard orientieren, sagte er am Samstag, 14. August, in der Zeitung «laRegioneTicino». Tatsächlich liebäugeln auch die Kantone entlang des Rheins und Bodensees mit der Organisation der nächsten Landesausstellung. Zum Projekt «Gottardo 2020» haben die Bündner laut Gabriele Gendotti bisher «nicht viel» beigesteuert. «Um diese Idee zu realisieren, braucht es Enthusiasmus und den Mut, etwas zu wagen. Das ist nicht einfach, aber es ist unsere Aufgabe.»
Und was passiert, wenn Graubünden aus dem Projekt aussteigen sollte? «Das macht nichts. Wir haben schon einen Plan B. Dieser sieht vor, nur die echten Gotthardkantone einzubeziehen, das heisst diejenigen entlang der Nord-Süd-Achse bis Zürich. Mir scheint, diese Kantone sind offener für die Idee.» Und die Walliser? «Sie haben nicht den Enthusiasmus von Uri und Tessin, aber sie ziehen am selben Strick.» Stefan Engler schüttete derweil Wasser aufs Feuer: «Meine Kritik ist Ausdruck des ernsthaften Bemühens, ‹Gottardo 2020› wirklich umzusetzen, und zwar rechtzeitig auf 2017, wenn die Neat eröffnet wird», sagte er am Samstag, 14. August, in der «Südostschweiz».
Die Zeitung will zudem erfahren haben, dass die von den Kantonen Uri, Tessin, Wallis und Graubünden eingesetzte Zürcher Beratungsfirma eine Mini-, Midi- und Maxiversion von «Gottardo 2020» vorgeschlagen hat. Gemäss «Südostschweiz» einigten sich die Kantonsvertreter auf die mittlere Version, die nun von der Beratungsfirma weiterentwickelt wird, inklusive inhaltlicher Ausgestaltung, Zeit- und Kostenrahmen. Auch ein Verteilschlüssel und mögliche Partnerschaften werden angedacht. Denn in einem sind sich offenbar alle Beteiligten einig: Es bestehe die Gefahr, dass die Gotthardregion vergessen wird, wenn der Tunnel eröffnet ist. Womit man wieder bei Marco Solaris 1.-August-Rede wäre. Es gehe darum, der Bevölkerung in den Bergkantonen neue Hoffnung zu geben. Dort würden heute zu oft Resignation und Mutlosigkeit herrschen, hatte er gesagt. «‹Gottardo 2020› kann dies ändern.»
Quellen / Literatur:
UW 64, 18.8.2010
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