RELIGION UND GLAUBEN

Allgemeines Kirchengeschichte Volksfrömmigkeit Sakralgebäude Sakrale Gegenstände Kirchenmusik Religiöse Vereine

KATHOLISCHE KIRCHE

Papsttum Bistum Dekanat Pfarreien Landeskirche Kirchgemeinden Ordensgemeinschaften Kirchliche Personen Heilige Patrozinien Feiertage Sakramente Rituale Bruderschaften

REFORMIERTE KIRCHE

Landeskirche Kirchgemeinden Kirchliche Personen Feiertage Sakramente

ANDERE GEMEINSCHAFTEN

Andere Konfessionen Freikirchen

Einzelne Gebete



Im Allgemeinen hielten sich die Gebete – sowohl die persönlichen wie die Familiengebete – an die Gepflogenheiten der Kirche und richteten sich nach den Anweisungen in der Kinder- und Christenlehre. Abweichungen ergaben sich meist beim Tisch- und Abendgebet.

Noch vor wenigen Generationen war es undenkbar, ohne Tischgebet die Mahlzeiten einzunehmen. Zu den hauptsächlichsten Gebeten gehörte der Englische Gruss. Beim Tischgebet vermengten sich volks- und hochsprachliche Elemente.

Volksbräuchlich wichtig war das Familiengebet am Abend. Es bestand in der Regel aus einem Rosenkranz, dem fünf Vaterunser («äs Fiifi») mit der Anrufung von Heiligen und einer Bitte für die Armen Seelen beigefügt waren. Den Abschluss bildete das apostolische Glaubensbekenntnis. In welcher Form das Abendgebet auch immer verrichtet wurde, wesentlich war, dass es verrichtet wurde. Die Kirche forderte es immer; das Unterlassen galt als lässliche Sünde.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 205 ff. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 19, 172 und 403.

DETAILS UND EINZELNE GEBETE

Gebet für die Armen Seelen
Im Mittelalter entwickelte sich die Vorstellung eines Zwischenreiches – des Fegfeuers – zwischen dem Leben und dem Paradies bzw. der Hölle. Dort war eine Wiedergutmachung menschlicher Sünden auch nach dem Tod noch möglich. Die Gemeinschaft der Gläubigen konnte seither den im Fegfeuer leidenden Seelen Verstorbener durch ein fürbittendes Gebet zu Hilfe kommen. Die Lebenden konnten durch Messen, Gebete, gute Werke und den Gewinn verschiedener Ablässe die eigene Reinigungszeit abkürzen oder diese Gnade den Toten zuwenden. Noch in der Todesstunde konnte der Sterbende die Bilanz wenden. Er hatte die Chance zu bereuen, und die letzte unwiderrufliche Entscheidung für das Gute und damit für das himmlische Jenseits zu treffen.

Dazu war der Empfang der Sterbesakramente während der Todesstunde erforderlich. Diese wurden von einem eilig herbeigerufenen Priester gespendet. Gebete und Amulette für eine gute Todesstunde und gegen den plötzlichen Tod gehörten zum katholischen Denken. Schutzheilige gegen den plötzlichen Tod wurden angerufen, vor allem Maria und Josef, aber auch die heiligen Drei Könige und andere Heilige. So flehte man im Sterben die heilige Barbara um Beistand an. Als Stiftungen und gute Werke, gar als Mahnung, die Gebete für die Seelen der Toten nicht zu vernachlässigen, riefen Totenerinnerungsbilder («Totähèlgäli») zur betenden Erinnerung auf. Sie transportierten eine Bitte um Gnade für die Seele des Verstorbenen.

Nach dem Tod waren die Gläubigen verpflichtet, für eine würdevolle Beerdigung in geweihter Erde zu sorgen und durch weitere Fürbitten der Seele des Verstorbenen zu Hilfe zu kommen. Hilfreich für das Seelenheil war die Beerdigung in der Nähe einer Reliquie, d.h. in der Nähe eines Altars, in der sich eine Reliquie befand. Friedhöfe befanden sich deswegen an und um die Kirchen.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 207 f. «Alte Leute pflegen beim häuslichen Gebet zu beten: z’ Hilf und Troscht den Armä Seelä, wo da g’hüset und g’wohnet hend ...» Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 122.

-------------------------  
Johannes-Evangelium
«Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.» besass im Geisterleben der Bergler einen sehr hohen Stellenwert. Der Betruf beginnt oft ebenfalls mit dem Johannes-Evangelium, das der Rufer in feierlich-ernstem Choralton durch die Volle spricht.
Das Johannes-Evangelium diente auch zu magischen Zwecken. Es war sehr kräftig gegen das Unwetter, Gespenster und allerlei Gefährlichkeiten. Es schützte, wenn man es bei sich trug und andächtig betete.

Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott (Joh 1,1)). Im Anfang war es bei Gott (Joh 1,2)).
Alles ist durch das Wort geworden / und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist (Joh 1,3).
In ihm war das Leben / und das Leben war das Licht der Menschen (Joh 1,4).
Und das Licht leuchtet in der Finsternis / und die Finsternis hat es nicht erfasst (Joh 1,5).
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war (Johannes (Joh 1,6).
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen (Joh 1,7).
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht (Joh 1,8).
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, / kam in die Welt (Joh 1,9).
Er war in der Welt / und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht (Joh 1,10).
Er kam in sein Eigentum, / aber die Seinen nahmen ihn nicht auf (Joh 1,11).
Allen aber, die ihn aufnahmen, / gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, / allen, die an seinen Namen glauben, (Joh 1,12)
die nicht aus dem Blut, / nicht aus dem Willen des Fleisches, / nicht aus dem Willen des Mannes, / sondern aus Gott geboren sind (Joh 1,13).
Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit (Joh 1,14).
(Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war (Joh 1,15).
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, / Gnade über Gnade (Joh 1,16).
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus (Joh 1,17).
Niemand hat Gott je gesehen). Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht (Joh 1,18).

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 309. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 49 f.

-------------------------  
Vaterunser
Das Vaterunser war der Inbegriff des Gebets. Das Gebet des Herrn wurde neben den drei höchsten heiligen Namen auch zu zauberischen Zwecken verwendet. Man konnte bewirken, dass einer innert Jahresfrist starb, wenn man in der Karfreitagsnacht einen rostigen Nagel in einen Baum schlug und dabei langsam drei Vaterunser betete.

Gegen Warzen, Zahnweh, beim Vieh gegen Blähungen, Wildwürzen und dergleichen wurde folgender Zaubersegen dreimal gesprochen, während man die betroffene Stelle mit dem Finger rieb: „Ich überschlage meine Hand mit meinem goldenen Ring, dass die Warze, das Blähen usw. sich entferne, wenn’s der Wille Gottes ist. Im Namen der hochheiligen Dreifaltigkeit, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des heiligen Geistes. Amen.“ Zum Schlusse mussten sieben Vaterunser gebetet werden.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 592 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 421; Renner Eduard, Goldener Ring, S. 170.

-------------------------  

GEBETE IN DER URNER SAGE

Gebet bei den «Lychghirmänä»
«Vom Wyler bis zur Pfarrkirche in Erstfeld sind vier „Lychghirmänä“, das heisst durch Feldkreuze oder Helgenstöckli bezeichnete Stellen, wo die Leichenzüge anhalten und beten.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 629 1.
-------------------------
Gebet beim Verlassen von Haus und Stall
«... schlossen sie das Berghäuschen, indem sie dabei laut den frommen Spruch beteten: „Walt Gott und Maria!“»

«Bevor der Urner Bauer am Abend den Stall verlässt, betet er den Anfang des Evangeliums des heiligen Johannes, nämlich die ersten vierzehn Verse: „Im Anfang war das Wort“ etc., und fügt hinzu: „Walt Gott und Maria, der Santä Toni und der Sant Wändel sollet alles b'hietä-n- und biwahrä!“ – Manche, die das Evangelium nicht beten, sprechen wenigstens beim Verlassen des Stalles am Abend oder beim „Innäzindä“ das „Walt Gott und Maria“, und viele fügen hinzu: „Tröst Gott und erlös Gott die Armen Seelen.“ – Also ein Betruf im Kleinen. – Wenn es donnert, betet der Göschner Älper: „Walt Gott und Maria!“, wenn es blitzt: „B'hietis Gott und Maria!“»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 1142 a, 1142 b.
-------------------------
Gebet soll vor Todesstrafe bewahren
«Doch wollten sie sein Leben schonen, wenn er ein einziges „Heilige Maria, Mutter Gottes!“ bete. Er aber wollte nicht und sagte: „Ich ha vor zächä Jahrä-n-äs Vatter Unser 'pättet, ...»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 295.
-------------------------
Johannes-Evangelium
«... und das hörte erst auf, als er das St. Johannes Evangelium betete.»

«... wenn er nitt ds Sant-Johanns-Evangäli uff der Zunge hätt, ...»

« Da machte er sich auf den Weg und betete vor sich her das Sankt Johannes Evangelium.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 531; Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 918 2 und 918 6.
-------------------------
Nachtgebet
Als Nachtgebet betete er: „Ich leggä mich nieder im Namä Jesu Christi; ich leggä mich nieder im Namä der hochheiligstä Dryfaltigkeit; ich leggä mich nieder im heiligä Blüet, welches Jesus Christus am Stamme des heiligen Kreuzes vergossä het, dass mier keis Beeses kei Leid hyt tüet.»

«Dreimal betete er: I leggä mich i Gottes Kraft, i leggä mich i Gottes Allmacht, i leggä mich i das gettlich rosafarwene Blüet, dass mich dië heilig Dryfaltigkeit dise Nacht a Lyb und Seel behiëtä tüet, b'hiët mich Gott vor der hellischä Glüet (oder: »Dass miër kei beesä Find, kei beesä Geist kei Schadä tüet«).»

«... empfahl sich dem Schutze der allerheiligsten Dreifaltigkeit und seines Schutzengels, betete für die Armen Seelen, besonders für die verlassensten und entschlief dann.»

Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 19; 53 Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 739., 917
-------------------------
St. Antoni-Gebet
«Ein einziger Erzähler nannte statt des Evangeliums das St. Antoni-Gebet.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 918 1 a.
-------------------------
Störung des Abendgebets
«So ein unkannter Flegelbub hatte die hässliche Gewohnheit, während des gemeinsamen Abendgebetes der Familie mit einem Strick, den er an einer starken Schraube in der Holzwand befestigt hatte, zu häägglä.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 708 2.
-------------------------
Vater unser
«... sie wollen für diese Seele ein Vater Unser beten.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 232.
-------------------------
Zusammenkunft zum Gebet
«Die Verwandtschaft kam nun alle Abende in dem Hause zusammen und betete.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 397.
-------------------------

 
RITUALE & AUDRUCKSFORMEN

Allgemeines

BETEN UND GEBETE

Allgemeines
Gebetszeit
Betruf
Einzelne Gebete

RITUALE

Liturgie
Reinigung
Religiöse Feiern
Segnung, Einweihung

BITTGÄNGE

Prozessionen
Wallfahrten

SAKRALGEGENSTÄNDE

Brot
Glocke
Kerze
Kreuz
Palmzweig
Wasser

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 22.12.2019