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Die Armen Seelen

In der Urner Sagenwelt traten die Armen Seelen als Totengeister auf, welche als Wiedergänger auf Erden einen im Leben begangenen Frevel zu büssen hatten und nur durch ein bestimmtes Ritual eines Lebenden erlöst werden konnten. Sie mussten dort büssen, wo sie gesündigt hatten. Die Armen Seelen der Urner Sage tragen jedoch weder eine einheitliche oder spezielle Kleidung noch Masken. Sie sind präsent, werden in der Sage in der Regel jedoch nicht genauer beschrieben. In diesem Grenzraum zwischen Traum, Magie, Moralisierung und tatsächlicher Erfahrung tragen die auftretenden Figuren keine charakteristischen Masken, im Gegenteil passen sie sich den gegebenen Verhältnissen leicht an und sind damit umso schwerer zu erkennen.Arme Seelen mussten nicht unbedingt schaden. Es gab auch gute und hilfreiche Geister.

Das Volk glaubte, dass Geister auf Erden zu wandeln konnten, gute und böse, Seelen verstorbener Ahnen oder gespenstische Wesen aus einer anderen Welt. Es gab im Volksglauben kaum etwas, das so breiten Raum beanspruchte, wie die Armen Seelen. Glaubte der nächtliche Gänger schon an das Dasein von Geistern und Armen Seelen, lag auch die Begegnung mit ihnen nicht fern. Das Volk beschäftigte sich immer damit, wie es sich ihnen gegenüber zu verhalten hatte. Die Grenzen zwischen den Armen Seelen, den Geistern und Gespenstern waren unklar. Nach kirchlicher Lehre büssten die Abgeschiedenen den Rest ihrer Sündenlast im Fegfeuer ab, nach dem Geisterglauben aber in dieser Welt und am Ort ihrer Verfehlungen.

Das Volk stellte sich unter den Armen Seelen im Alltag die Seelen der Verstorbenen vor, die sich einer Untat, einem Frevel oder einem Verbrechen schuldig gemacht hatten und noch nicht in die ewige Glückseligkeit eingegangen waren. Dabei waren nicht die Vergehen gegen die Zehn Gebote oder das Landrecht die schwersten. Viel schwerer galten Verschwendung, Verletzung fremden Eigentums, besonders Grenzfrevel, Taufe von Puppen und Tieren, Entweihung von Sonn- und Feiertagen, Verspottung von Geistern und später Gottes, der Heiligen oder kirchlicher Bräuche, Tierquälerei, Mord, gewollte Kinderlosigkeit, Verweichlichung, Übermut und Meineid.

Bildhaft zeigten sich zwei Aufenthaltsorte der Armen Seelen: das Bild der im Fegfeuer schmachtenden Armen Seelen (nach dem katholischen Glauben) und das Bild der wandelnden Seelen, die nach Erlösung lechzten, sich den Lebenden in verschiedenen Gestalten zeigten oder sich sonst bemerkbar machten (nach dem Volksglauben). Im Volksglauben wurde der verstorbene Mensch ein dämonisches Wesen, das die Ruhe und das Wohlbefinden der Überlebenden zu stören versuchte. Einerseits wurde gesagt, die Armen Seelen waren im Fegfeuer und mussten Feuerqualen erleiden, andererseits hiess es, sie froren und suchten darum Licht und Wärme.

Wie die dämonischen Kobolde konnten auch umherirrende Seelen von Verstorbenen Krankheiten oder gar den Tod bringen. Weil die Toten den Menschen auch Gutes erwiesen, hatte das Volk zu ihnen ein ambivalentes Verhältnis. Man fürchtete sie und schätzte gleichzeitig ihre Hilfe. Darüber hinaus wurde die nächtliche Begegnung mit einem Totengeist auch als Hinweis auf den bevorstehenden plötzlichen Tod eines Lebenden gedeutet. Als besonders gefährlich galten die Seelen von Verstorbenen, die als Lebende gegen die Gesetze Gottes verstossen und ihre Verfehlungen vor dem Tod nicht gebeichtet hatten. Die fehlende Sühne verhinderte ihre Ruhe. Zur Strafe mussten ihre Seelen an bestimmten Orten wandeln, bis die Schuld abgebüsst oder sie durch eine bestimmte Handlung erlöst waren. Manchmal halfen Gebete und Wallfahrten – oder vorbestimmte Antworten auf Fragen. Wer sie gab, lief jedoch Gefahr, selbst in Kürze das Diesseits mit dem Jenseits vertauschen zu müssen.

Gefährlicher als einzelne Seelen war das Heer der namenlosen Toten, das in dunklen Nächten als heulender Sturmwind über die Höhen und durch die Täler brauste. Wer sie nicht beachtete und ihren Weg kreuzte, wurde krank. Er erblindete, der Kopf schwoll an oder der Unglückliche blieb wochenlang ans Bett gefesselt. Dies galt auch für Totengeister, die um Mitternacht in Kirchen oder auf einsamen Waldwiesen ihre Zusammenkünfte abhielten.

Die Seelen vorzeitig oder ohne priesterlichen Beistand Verstorbener mussten dort wandeln, wo sie den Tod gefunden hatten. Zum Trost der Armen Seelen und zum Schutz der Lebenden stellte man an diesen Orten Bildstöcke oder Kreuze auf.

Die Armen Seelen hatten bestimmte Zeiten, in denen ihnen Freiheit gewährt wurde (häufig am Samstagabend). Die Seele eines Verstorbenen hatte ihr Recht im Hause bis zum Dreissigsten. Bis dann liess man sein Zimmer unverändert, damit sich die Arme Seele nicht beunruhigte. Auch bekam der Verstorbene noch ein Gedeck am Familientisch.

Das Volk unterliess nichts, um den Armen Seelen zu helfen. Mit zahlreichen Bräuchen wollte man die Wiederkehr der Toten verhindern. Man betete, zündete Lichter an, spendete Almosen und sprengte Weihwasser. Mit seinen Anliegen ging man in die Armen Seelen-Kapellen und brachte Kerzen; vielfach solche, die an Lichtmess gesegnet worden waren. Bei einem besonders schweren Anliegen, das man den Armen Seelen anheim stellen wollte, brauchte man Kerzen aus Einsiedeln oder solche, die bei einer Volksmission gesegnet worden waren. Dass ein frommes Wort, ein «Vergelt’s Gott», ein Gebet oder eine Wallfahrt Frieden brachte, war verständlich. Auch die Gutmachung des Schadens, den ein Verstorbener angerichtet hatte, diente seiner Erlösung. Oft aber waren es ganz ungehörige Dinge, die der Befreiung dienten. Ein Wort musste dreimal gesprochen oder ein unerfindliches Zufallswort gesagt werden. Wenn zwei gleichzeitig dasselbe sagten, retteten sie eine Arme Seele. Versagten solche Mittel oder wurde der Geist zu einem eigentlichen Plaggeist, half der Bann. Der Banner zwang den Geist unter seinen Willen.

Zahlreich waren die Leute, die für die ärmste, verlassenste Seele beteten, für verlassene Priesterseelen, und schliesslich auch für die schamroten Armen Seelen, das heisst für die Seelen der Mörder, Selbstmörder und Verbrecher. In vielen Pfarreien gab es Seelenbruderschaften, die sich verpflichteten, zum Trost der Armen Seelen zu beten und Werke der Nächstenliebe zu tun. Zu den gebräuchlichsten Gebeten für die Armen Seelen gehörten neben dem «Vaterunser» und dem Rosenkranz auch die Armenseelen-Litanei.

Der Glaube an die Fürbittkraft der Armen Seelen und dass die Armen Seelen gute Bewacher und Hüter waren, war beim Volk weit verbreitet. Wer auf eine Reise ging, rief die Armen Seelen als Begleiter an. Man opferte in einer Kapelle Geld oder Kerzen mit der Bitte an die Armen Seelen, sie mögen ein Objekt bewachen, damit nichts gestohlen wurde.

Hinweise, dass die Toten mit Maskenzügen zur Darstellung gebracht wurden und diese dadurch besänftigt werden sollten, sind in Uri rar. Eduard Renner erwähnt in seinem «Goldener Ring über Uri», dass in Andermatt riesengrosse Larven ganz in weisse Tücher eingehüllt in der Zeit von Dreikönigen bis Aschermittwoch im Dorfe herumgestrichen waren. Abends tauchten sie plötzlich gespenstisch vor den Fenstern der Stuben und Kammern auf. Für Renner sind diese Masken bewusst oder unbewusst Darstellungen von armen Seelen – «G'speister» im Urschner Dialekt. Die Grundlage ihres Entstehens und ihrer Erhaltung sei der ausgesprochene Armenseelenglaube der Urschner. Dieser Brauch ist jedoch auch Beweis dafür, dass der Totenmaskenkult in Uri scheinbar im 19. Jahrhundert noch bestanden hat.

Literatur: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 43 ff.; Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 44 ff.; Renner Eduard, Goldener Ring, S. 15 f.; Lussi Kurt, www.kurtlussi.ch (2016); Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 44 ff. Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 45.

DETAILS ZU DEN ARMEN SEELEN

Arme Seelen-Licht
Arme Seelen-Lichter brannten in vielen Kapellen und unzähligen Häusern im Keller, im Backofen, beim Kochherd oder in einer Nische. Es waren Öllämpchen oder Kerzen, die an einigen Orten nur samstags, an andern Orten neun Nächte hintereinander (Novene) brannten. Sie spendeten den Armen Seelen Licht und Wärme.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 62 ff. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 45 f.

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Arme Seelen-Lotto
Bei diesem Spiel wurden die Armen Seelen mit ihrem ganzen Sündenregister einer Gruppe zugeteilt, z.B. diejenigen, die Milch gepanscht hatten; diejenigen, die Grenzen versetzt hatten; diejenigen, die den Körper zu sehr gepflegt hatten; diejenigen, die den Frauen untreu waren. Diese Sünden wurden mit einer Nummer versehen. Beim Abendgebet zogen die Familienmitglieder eine Nummer und beteten dann für diese Gruppe der Armen Seelen.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 63 f. Literatur: Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 79; «Suisse Primitive», Forum der Schweizer Geschichte Schwyz, Museumsführer (2002).

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DIE ARMEN SEELEN IN DER URNER SAGE

Anrede in den drei höchsten Namen
«... Das war aber gar nicht gemütlich für den Geschener, und endlich fragte er um Rat und erhielt den Bescheid, er solle den Toten anreden und zwar in den drei höchsten Namen. Die Geister muss man überhaupt so anreden: „Ich rede dich an in den drei höchsten Namen und behalte mir das erste und das letzte Wort vor.“ Das tat er, ... In der nächsten Nacht führten sie das miteinander aus, und jetzt stand der Geist ganz im Weissen da und war erlöst.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 799.
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Arme Seele in Froschgestalt
«... Der sagte, es sei die Arme Seele eines Verstorbenen gewesen, der zu Lebzeiten eine Wallfahrt nach Einsiedeln versprochen und das Gelübde nicht gehalten habe. Zur Strafe habe er Froschgestalt annehmen müssen, sei jetzt aber erlöst.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 611.
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Arme Seele zerreibt Steine
«... „Fir dich und fir ys, fir all Lytt und fir dië Aarmä Seelä.“ Da nahm das Gespenst zwei Kalksteine, zerrieb sie zu Mehl und sagte, wenn sie nicht so geantwortet hätten, wäre es ihnen ergangen wie diesen Steinen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 720 1.
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Arme Seelen auf dem Friedhof
«... Der Sigrist, der zur Kirche ging, um Ave zu läuten, und die Beleuchtung sah, meinte. Es seien Arme Seelen ... „Herr Pfarrer!“ schrie er atemlos, „kommet mit dem Buch und bannet die Armen Seelen, die haufenweise auf dem Gottesacker herumkriechen!»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 47.
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Arme Seelen in Gurtnellen
«Wennd alligs ammä-nä Sunntig und Fyrtig d'Lytt vo Intschi und Gurtnällä uff Silänä-n-appä z'Chilä hennt wellä, hennt si de friëhner miëssä bim Bodmi vorby gah, und da häiget-si mängisch Armi Seelä g'seh worbä bi dem Gadä.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 557.
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Arme Seelen sollen Wirtsgänger nach Hause treiben
«Ein Isentaler pflegte des Abends, zum Verdrusse seiner braven Frau, recht lange im Wirtshaus zu hocken. Da versprach sie den Armen Seelen eine heilige Messe, wenn sie ihn einmal nach Hause treiben würden...»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 689.
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Busse für Diebstahl von Hagstecken
«Ein Nachtbub im Isental hatte einen Hagstecken gestohlen. Nach seinem Tode musste er wandeln und wurde oft gesehen, wie er mit seinem Pfahl verlegen hin- und herlief und dabei laut und wehmütig fragte: „Wo müesä-n-äu hitüe?“»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 797.
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Das Messer mit der Spitze nach oben
«... Wenn man ein Messer mit der Schneide oder mit der Spitze nach oben gerichtet aufstellt, heisst es, das sei den Hexen gerichtet, der Teufel oder die Hexe tanze darauf; aber anderseits auch: das syg der Herrgott 'tratzet, das tue Gott leid, tue den Armen Seelen weh usw.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 231.
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Der Geist verschwand
«Schon öfters hatte ein Schattdorfer zur Nachtzeit an einer bestimmten Stelle Einen angetroffen, der an einen Hag stiess und von dem er annehmen musste, es sei ein Geist. ... Der Geist aber verschwand und wurde nie mehr gesehen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 800.
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Der Jüngste Tag ist da
«... bestieg die Kanzel und predigte, der Jüngste Tag sei da; wer es nicht glaube, solle sehen, wie die Armen Seelen, die aus den Gräbern nesten (?), auf dem Friedhof herumfahren, und solle horchen, wie es den Gebeinen im Beinhaus, die zur Auferstehung sich rüsten, klirre und raschle...»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 71.
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Die Arme Seele im Rynächt-Loch
«Im Rynächtloch litt eine Arme Seele, und man hörte sie oft weinen und jammern. Ein Bursche nahm sich vor, sie zu erlösen, drang, nachdem er gebeichtet und kommuniziert, weit in die Höhle hinein und fand dort ein Wybervölchli, sitzend auf einer grossen Kiste...»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 387 3.
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Die Armen Seelen im Beinhaus
«... „Cheemet, Herr Pfahr! Im Beihüs sind Armi Seelä und tiënt ihrä Sindä teilä.“ Aber die Armen Seelen waren verschwunden, als der Pfarrer kam.»
«... Herr Pfarrer! Herr Pfarrer! Kommet schnell, im Beinahus ist der lebendige Teufel und teilt die Armen Seelen!»

Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 71 a, 72.
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Diebe müssen wandeln
«... und da begegneten ihm die Männer ganz im Weissen und dankten ihm und sagten, sie seien jetzt erlöst. Sie hätten zu Lebzeiten ihren Herrn betrogen und bestohlen und das Geld im Keller versteckt und deshalb wandlen müssen...»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 3.
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Einführung der Armen-Seelen-Sonntage
«Die Seedorfer sahen oft nachts ganze Bittgänge von Menschengestalten, die alle je ein Lichtlein in den Händen trugen, von Bolzbach herkommen. Sie dachten, es seien Arme Seelen, und teilten es ihrem Pfarrer Kaspar Imhof (1797–1838, +1843) mit, und der führte dann die Seelensonntage ein. Seitdem wurde diese nächtliche Erscheinung nicht mehr beobachtet.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 455.
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Geweihte Sachen gegen Arme Seelen
«... Trotzdem gab er sein Vorhaben nicht auf, denn er dachte, er könne da vielleicht eine Arme Seele erlösen, „Fircht’s-der nyt, sä g’scheht-der nyt, dä gah’sch!“ sagte er sich, nahm geweihte Wachskerzen, ein Buch, Wein, Fleisch und Brot und machte sich auf den Weg...»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 2.
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Glasscheibenhund als Arme Seele?
«Gäpperli in Amsteg beschreibt ihn folgendermassen: »Der Glasschybähund häig uf d'r Stirnä-n-äs runds, gliëigs Aïg g'ha. Är syg immer a d'r linggä Syttä-n-a dä Lyttä vorby, nië uf der rächtä. Sy heigäd-ä z'Stäg und i dä Grindä (Wiesen zwischen Amsteg und Silenen) vill g'seh, und är syg bis i ds Schächädall innä g'gangä. Summ hennt g'meint, äs syg d'r Tyfel, und summ, äs syg ä Seel, wo nitt chenn erleest wärdä.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 492 a.
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Halb schwarz, halb weiss
«... Jä, wennd das ä natyrlächä Mänsch gsy wär, hed-er gsäit, der hättet sy zächä mal erriährt. Ändlächä sägi doch einä, das gfalli ihm nitt, und da syget sy d'rvogluffä. Am Abed häiget beed gschwullä Grindä gha und häiget i ds Bett miëssä. Bis a Tod züechä häig se's 'tribä! bim Haar hätt-se's 'putzt! Jä, und wië het de der üssgseh, wo da uss der Peschä-n-üsä chu isch?« Da hed er neiwä nitt vill chennä sägä, weder ämal ä kei Chopf häig-er gha, und halbä syg-er wyssä gsy und halbä schwarzä. Speeter heiget se's düe einisch am Pfahr gsäit uder ammänä Kapizyner, baschtä-n-ämal am-mänä Geischlächä, und der häig gsäit, das syg ä-n-Armi Seel gsy ... »
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 420.
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Halb schwarz, halb weiss
«... Jä, wennd das ä natyrlächä Mänsch gsy wär, hed-er gsäit, der hättet sy zächä mal erriährt. Ändlächä sägi doch einä, das gfalli ihm nitt, und da syget sy d'rvogluffä. Am Abed häiget beed gschwullä Grindä gha und häiget i ds Bett miëssä. Bis a Tod züechä häig se's 'tribä! bim Haar hätt-se's 'putzt! Jä, und wië het de der üssgseh, wo da uss der Peschä-n-üsä chu isch?« Da hed er neiwä nitt vill chennä sägä, weder ämal ä kei Chopf häig-er gha, und halbä syg-er wyssä gsy und halbä schwarzä. Speeter heiget se's düe einisch am Pfahr gsäit uder ammänä Kapizyner, baschtä-n-ämal am-mänä Geischlächä, und der häig gsäit, das syg ä-n-Armi Seel gsy ... »
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 420.
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Heilige Messe erlöst Arme Seele
«... Da dankte ihm dieser mit grosser Herzlichkeit und sagte: „Jetzt hast du mich erlöst. Wegen einer einzigen heiligen Messe musste ich hier wandlen. Gehe und sage deinem Pfarrer, du habest eine Arme Seele erlöst.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 780.
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Kind stirbt wegen Armen-Seelen-Erscheinen
«... Plötzlich fuhr er auf und schrie laut: „Ä Ma, ä Ma! är streckt d'Händ gäg-m'r und will mi nä!“ Seitdem war Hansli kränklich. Wieder eines Tages, als er im Bette lag, erschrak er aus dem Schlafe, fing an zu weinen und schrie: „Der Ma will mi wider nä!“ Von dieser Stunde an verlor er das Bewusstsein, und nach wenigen Tagen wurde er ein Engelein. In jener Laube holte man einige Balken, um ihm ein Totenbett und einen Totenbaum zu zimmern. Jetzt wussten sie, was das geheimnisvolle Gerümpel bedeutet hatte. „Da hennd äu Arm Seelä 'planget,“ meint die Erzählerin.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 645.
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Landesmarcher muss als Arme Seele büssen
«... Er redete sie an, und jetzt gaben sie sich als ehemalige Landsmarcher zu erkennen und bekannten, in ihrem Leben die Marchen zu Gunsten ihrer Anverwandten gefälscht zu haben. Auch baten sie ihn flehentlich, die Sache in Ordnung zu bringen...»
«... „Ich habe die Marchen meines Eigentums, das jetzt deinem Herrn, meinem Bruder, gehört, auf Allmend und fremdes Eigen hinausgerückt. Sobald sie mein Bruder wieder auf ihren gehörigen Standort zurückstellt, werde ich erlöst sein.“»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 793, 795.
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Licht für Fuhrmann
«Von der stockfinstern Nacht überrascht und nicht wissend, wo aus und wo ein, nahm ein Fuhrmann seine Zuflucht zum Gebet und versprach eine heilige Messe für die Armen Seelen. Da kam ein Licht daher und fuhr wie ein brennender, treibender Haspel vor ihm her durch die Strasse. Mit dieser Beleuchtung konnte er jetzt fahren bis zu Haus und Heim.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 472 a
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Mutter als arme Seele erlöst
«... Als der Wanderer am nächsten Tage mit dem Bauer zur Stelle kam, war es seine eigene Mutter! Eine Arme Seele, die er nun erlösen konnte. Aber ich weiss nicht mehr alles zu erzählen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 573.
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Offenhalten der Haustüren für die Armen Seelen
«... Ja, das ist nie von Gutem, die zwei Haustüren gegeneinander offen zu halten, da bekommen die Armen Seelen das Recht, einzutreten.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 432.
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Rasur als Erlösung
«... aber einmal habe ich meinem Feind die Gurgel abgeschnitten, und beim Tode wurde mir geoffenbart, ich müsse da wandeln, bis ich wieder einmal einen Lebenden rasieren könne. Und das ist jetzt geschehen, und ich bin erlöst.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 4.
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Sauber melken am Karfreitag
«... Es ging eine alte Sage unter dem Volk, wenn ein Mensch imstande sei, am Karfreitag „unterm Passion“ die Kuh ganz sauber bis auf den letzten Tropfen auszumelken, ohne dabei auch nur ein einziges Wörtchen zu verlieren, der könne die zwei Armen Seelen erlösen, und dann werde auch die verwüstete Alp in ihrer alten Herrlichkeit erstehen...»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 101 a.
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Tod im Volksglauben
Arme Seelen
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 12.12.2019