Der Urner Münzkatalog
Dicken, Halbdicken (Testone)
1503-1624
Silber; MB, MA; 29-31 mm; 8,5-9,5 g / 26-34 mm; 4-5 g (Halbdicken).
Dicken heissen im deutschsprachigen Raum die grossen «dicken» Silbermünzen, die ab dem 15. Jahrhundert nach italienischem Vorbild hergestellt wurden.
Venedig (1472) und Mailand (1474) hatten als erste Münzherrschaften das Pfund (italienisch «lira» in Silber ausgeprägt. Vom italienischen «testa» (Kopf) beziehungsweise dem Porträt des mailändischen Herzogs erhielt die Münze auch den Namen Testone. Grosso oder Grossone sind weitere italienische Name für die Münze. Der Name wurde jedoch in Oberitalien allgemein für grosse Silbermünzen verwendet.
Die Dicken wurden auch in den Münzstätten der Drei Orte in Bellinzona und Altdorf hergestellt.
Als Drittelsgulden, seltener Viertelsgulden ausgebracht, erhielt der Dicken europäische Bedeutung. Im 17. Jahrhundert wurde er von einigen eidgenössischen Orten als Drittelstaler zu 24 und als Halbdicken zu 12 Kreuzer geprägt.
1 Dicken = 24 Kreuzer
1 Halbdicken = 12 Kreuzer
1 Gulden = 3 (4) Dicken
Die Silbermünze – mit dem Brustbild des Heiligen Petrus auf der einen und dem nackten Knaben zu Pferd auf der anderen Seite – wird als «anonymer Dicken» bezeichnet (Pü 5). Die These, dass die Münze in Bellinzona geprägt wurde, hat allgemeinen Bestand. Die Auseinandersetzungen drehten sich vor allem um die Deutung des Münzbildes, den Prägeherren und die Prägezeit. Im nackten Knaben wurde einerseits Tellenknabe Walter, aber auch ein Putto gesehen. Die Umschrift «In Libertate Sumus» kann im Zusammenhang mit der Befreiung Bellinzonas im Jahre 1500, mit dem Sieg von Novara 1513 oder mit einer religiösen Befreiung auf Grund des «pace nazionale» von 1529 stehen. Die Stadt Bellinzona hat diese Münze eventuell selbst herausgegeben. Petrus erscheint auf Urner Münzen danach nicht mehr als Münzbild.
Ein weiterer Dicken zeigt auf dem Avers ein ungesatteltes Pferd und auf dem Revers St. Martin mit Mitra und Nimbus auf dem Thron (Pü 6).
Eine weitere Silbermünze zeigt auf dem Avers die drei Wappen der Länder mit Doppeladler (jedoch ohne päpstliche Schlüssel). Auf dem Revers ist St. Martin stehend mit Nimbus in Kriegsausrüstung, in der rechten Hand eine Fahne, in der Linken ein Schwert haltend (Pü 7).
Der Halbdicken (Mezzo Testone) ist kleiner und zeigt auf dem Revers einen sitzenden Krieger (Mars), in der rechten Hand ein Schwert und die Linke erhoben. Beim rechten Fuss befindet sich Helm und Streitaxt. Als Umschrift steht «VICTORIA ELVETIORUM» (Pü 8-10).
Von der Münzgemeinschaft UR / NW gibt es nur einen Halbdicken mit den beiden Wappenschildern auf dem Avers und St. Martin auf dem Revers (Pü 25).
In der Münzstätte Altdorf liess die Münzgemeinschaft UR / SZ / UW in der Zeit von 1550 bis 1560 Dicken prägen. Mit ca. 29-31 mm Durchmesser und rund 9 g waren sie kleiner und leichter als die Taler mit ca. 41 mm Durchmesser und rund 28 g Gewicht (Pü 55-57). Die Dicken zeigen auf dem Avers die Wappenschilder der Drei Länder mit dem Reichsadler und St. Martin auf dem Revers (Porträt und auf dem Thron sitzend). Mit den beiden Münzbildern wurden auch Halbdicken geprägt, jedoch ohne Reichsadler (Pü 58).
Das Land Uri liess in der Münzstätte Altdorf von 1608-1622 Dicken mit verschiedenen Münzenbilder statt. Das Avers der ersten Silbermünzen (1608-1611, Pü 101-104) zeigt das Urner Wappen mit dem Doppeladler und der betreffenden Jahreszahl (zum Teil in der Umschrift). Auf dem Revers ist das Porträt von St. Martin mit Mitra und Krummstab abgebildet.
Bei den späteren Silbermünzen (1612-1622) füllt der Doppeladler bei gleichem Revers (Porträt St. Martin) das ganze Münzenbild aus (Pü 105-115).
Die Halbdicken wurden in den Jahren 1610-1624 (Pü 116-120). Sie zeigen die beiden Münzbilder wie die in dieser Zeit hergestellten Dicken.
Quelle, Literatur: Hans-Ulrich Geiger: "Dicken", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.04.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013691/2005-04-05/, konsultiert am 18.01.2024. Püntener August, Urner Münz- und Geldgeschichte, Münzkatalog, in: HNBl UR 1979/1980, Nr. 6-10, 25, 55-58, 101-120. Fotos: Nicolas Etter, Wassen, für die Ausstellung «Münzen und Medaillen» im Historischen Museum Uri 2007. Bearbeitung durch URIkon.
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MÜNZBILDER
Wappenschild Uri
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Der Doppeladler - Herrschaftszeichen des Kaiserreichs
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Wappenschilder der Drei Länder UR / SZ / UW
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St. Petrus - seltenes Münzbild
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Päpstliche Schlüssel - als Verbundenheit zum Papsttum
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Sitzender Krieger (Mars)
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Das häufige Pferd
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St. Martin - häufiges Münzbild in Variationen
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