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Der Samichlausbrauch in Altdorf

 
BLAUER SAMICHLAUS



Im Jahre 1929 entwarf der Kunstmaler Heinrich Danioth das blaue Bischofsgewand, welches das typische Kleid für den Altdorfer Samichlaus wurde. Blau ist keine liturgische Farbe, und so glaubte man mit Chur, dem Sitz des Bischofs, am wenigsten in Konflikt zu
. Die liturgischen Farben sind: Weiss für die Oster- und Weihnachtszeit, die Feste des Herrn, Marias, der Engel und vieler Heiligen, die nicht Märtyrer sind; Rot für den Palmsonntag, Karfreitag, Pfingsten, Kreuzerhöhung, Apostel- und Märtyrertage; Grün für die Zeit im Jahreskreis; Violett für die Adventsund Fastenzeit, in Messen für Verstorbene als Alternative zu Schwarz; / Rosa an Gaudete (3. Advent) und Laetare (4. Fastensonntag). Zu festlichen Anlässen konnten wertvolle Paramente verwendet werden, auch wenn sie nicht der Tagesfarbe entsprachen.
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DER SAMICHLAUS FÜR KINDER

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DER ALTDORFER SAMICHLAUS IN CORONA-ZEITEN

Wegen der Corona-Pandemie muss die Nächstenliebe Altdorf den Samichlausbrauchtum für 2020 den aktuellen Begebenheiten anpassen.  
Anstelle des abgesagten Samichlaus-Einzugs trat der blaue Bischof im Kindergottesdienst der Kirchgemeinde St. Martin zu Altdorf auf. Dieser Auftritt konnte von der heimischen Stube per Live-Streaming mitverfolgt werden.
Weiter hat die Nächstenliebe in Zusammenarbeit mit Valentin Luthiger ein Video erstellt, indem sich der Samichlaus an die Altdorfer Kinder wendet und sie zu sich nach Hause einlädt.

> Video zum Altdorfer Samichlaus

Auch wenn der Samichlaus in diesem Jahr nicht persönlich in die weihnachtlich dekorierten Wohnzimmer treten kann, um mit den Kindern zu sprechen, wird er mit den Schmutzlis den angemeldeten Familien zu später Stunde ein Päckli mit Grussbotschaft in den Briefkasten legen.

Die Nächstenliebe Altdorf wünscht eine schöne Samichlaus- und friedvolle Adventszeit.

> Der Altdorfer Samichlaus geht mit der Zeit: seine Webseite!
          
 


Der Altdorfer Samichlaus auf den Eggbergen

In Altdorf war bereits um 1900 aus privater Initiative eine Samichlausgruppe für die Kinderbescherung unterwegs. Danach stellte der Samichlaus seine Aktivitäten für ein paar Jahre ein. Am 4. Dezember 1911 beschloss die «Nächstenliebe», die alte Sitte wiederum an die Hand zu nehmen und am Samichlaustag eine Gruppe zu stellen. Zwei Tage später besuchte der Samichlaus mit seinen drei Schmutzli und den beiden Maultierführern im Dorfe jede Kinderstube. Dem Verein erwuchsen keine grossen finanzielle Kosten, da einige Geschäftsleute die Bescherung mit Esswaren und einige Familienväter mit «Fünflibern» unterstützten. Die Kinder hatten ihre Freude und man wünschte, dass sich dieser Usus jedes Jahr wiederholen werde. Der Samichlausbrauch sollte zum Vereinszweck und zur Tradition werden. 


Schmutzli – seit 1911 in treuen Diensten.

1912 wurde beschlossen, den Brauch in etwas grösserem Rahmen durchzuführen. Mittels Rundschreiben wurde die Bevölkerung auf den Brauch hingewiesen und gleichzeitig um Gaben für die Bescherung gebeten. Die eingegangenen Geschenkartikel und Kleidungsstücke wurden im Magazin im «Höfli» gesammelt, sortiert und in Pakete verteilt, anhand einer Liste nummeriert und den betreffenden Klausgruppen zur Überreichung an arme Leute bestimmt. Die Ankunft des Sankt Nikolaus wurde durch ein Telegramm im Amtsblatt mitgeteilt. Als Bescherungstage waren Freitag bis Sonntag (6. bis 8. Dezember) vorgesehen. Der Verein beschloss sodann, Klaus- und Schmutzlikostüme anzufertigen. Am Freitag, abends um 6 Uhr, wurde mit dem «Klausnen» begonnen. Voraus zogen die drei Gruppen Schmutzli, dann der Sankt Nikolaus hoch zu Ross und der festlich dekorierte, mit einem Transparent «Sankt Nikolaus» versehene Proviantwagen. Abends um 10 Uhr fanden sich die Gruppen wieder im Magazin zurück. An den folgenden Tagen wurde die Umgebung des Dorfes abgesucht und insgesamt 390 Familien besucht. Der Wert der abgegebenen Utensilien soll den Betrag von 1000 Franken überstiegen haben. Doch es folgten bald schlechte Zeiten, in Europa brach der Erste Weltkrieg aus und zeigte auch in der Schweiz wirtschaftliche Auswirkungen. Während des Krieges konnte der Samichlausbrauch wegen der Teuerung (1916) oder wegen der grassierenden Grippeepidemie (1918) nicht oder dann nur in reduziertem Rahmen durchgeführt werden, und im Samichlausbericht wurde festgehalten: «Die Lebensmittel sind nicht erhältlich und an die Mildtätigkeit des Publikums zu appellieren, traute man sich in dieser teuren Zeit nicht, eingedenk, dass diese Quelle das ver flossene Jahr hindurch mehr als genug in Anspruch genommen wurde.» Ein Gesuch um finanzielle Unterstützung des Samichlausbrauches wurde von der Gemeinde Altdorf abgelehnt.

1919, nach dem Kriegsende, konnte die Bescherung im bisherigen Rahmen durchgeführt werden. An der Weihnachtsversammlung 1919 wurde ein Alkoholverbot angeregt. Das konnte jedoch laut Protokoll nicht gehandhabt werden, da die Schmutzli eine ziemlich strenge Arbeit hätten und ihnen manch heisser Schweisstropfen in den langen Bart rinne. Das mache Durst und man sei froh, wenn einem dann und wann eine kleine Erfrischung geboten werde. Unbedingt sollte aber darauf geachtet werden, sich nirgends länger aufzuhalten als unbedingt nötig sei, damit die Bescherung sich rasch abwickle. Nach beendigter Route sollte man sich vorerst der Klauskostüme entledigen und erst dann sich irgendwohin begeben, um es gemütlich zu haben. Denn wenn Schmutzli in ziemlich angeheitertem Zustande, was ja auch vorkommen könne, herumbummeln würden, gebe es immer Anlass zu mehr oder weniger berechtigten Bemerkungen und schlechten Witzen über die schöne Veranstaltung.


Der Altdorfer Samichlaus in den 1920er-Jahren.

Der Altdorfer Samichlaus erschien von Anfang als Bischof mit Mitra und Stab, begleitet von vielen Schmutzli. An der Generalversammlung wurde jeweils ein Mitglied als Sankt Nikolaus gewählt. 


Der blaue Samichlaus von Altdorf, Zeichnung von Heinrich Danioth, 1929.  

Im Jahre 1929 entwarf der Kunstmaler Heinrich Danioth das blaue Bischofsgewand, welches das typische Kleid für den Altdorfer Samichlaus wurde. Blau ist keine liturgische Farbe, und so glaubte man mit Chur, dem Sitz des Bischofs, am wenigsten in Konflikt zu kommen.

Die 1930er-Jahre waren wiederum geprägt von der Wirtschaftskrise, die Samichlausbescherung war defizitär. Der Zweite Weltkrieg brachte nochmals einen Teuerungsschub, die Bescherung konnte nur mehr in kleinerem Rahmen durchgeführt werden. Der Samichlaus half in dieser harten Zeit vielen Familien harte Not zu lindern, sei es mit warmen Kleidern oder einem Proviantpaket. Die Kriegsjahre konnten dem Brauch keinen Abbruch tun, im Gegenteil, die Motivation zur Durchführung erhielt Aufwind. Jetzt erst recht! Der Samichlaus musste seinen Betrieb nun ständig erweitern, drei Bischöfe taten ihren Dienst. In den 1950er-Jahren musste der Brauch wegen der Maul- und Klauenseuche und wegen Diphtherie zweimal beschränkt werden. 1965 wurde schliesslich beschlossen, dass jede Gruppe einen Bischof haben soll. Der Samichlaus hatte Wirtschaftskrisen und Weltkriege überstanden, er war in Altdorf zur Tradition geworden! Die Einkehr des Samichlaus in die Häuser und die Bescherung der Kinder kennt man heute im ganzen Kanton.  


Kindergärtner mit selbst gebastelten Laternen.


Leuchtende Jubiläumslaterne.

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / letzte Aktualisierung: 2.1.2018