BRAUCHTUM

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Der Samichlausbrauch im Detail



Altdorfer Samichlausspiel
Aus Anlass des 100-Jahr- Jubiläums führte die Altdorfer «Nächstenliebe» am 1. Dezember 2001 den Altdorfer Samichlauseinzug in speziellem Rahmen durch. Im verdunkelten Dorf zogen Kühe und «Tryychler» voran. Bläser gaben dem Zug den feierlichen Rahmen. Der Samichlaus in der Kutsche wurde von Reitern und den Schmutzli mit zwei Eseln begleitet. Dahinter zogen die Kindergärtner mit ihren bunten kleinen Laternen. Auf Handwagen wurden grosse Laternen mitgeführt. Auf dem Unterlehn fand anschliessend die Uraufführung des Altdorfer Nikolausspiels von Franz Xaver Nager statt, welches auf der Legende von den drei fahrenden Schülern beruht. Monika Gogniat war für die Bewegung, Michael Dahinden für die Musik verantwortlich. Claudia Arnold und Fredy Burkart hatten die originellen Kostüme und Masken geschaffen.   Das Nikolausspiel handelt von drei Schülern, die auf einem Waldweg ein altes Ehepaar antreffen. Da es schon Abend geworden, übernachten die drei Schüler in ihrem Haus. Im Schlaf werden die Knaben vom Ehepaar ermordet. Die Leichen werden in Fässern versteckt. Nach einem Szenenwechsel treten der Samichlaus mit seinen Gehilfen aus dem Morgenland auf die Bühne. Der Samichlaus hört von dem Verbrechen, macht sich auf den Weg und erweckt die drei Knaben durch ein Wunder zu neuem Leben. Dem alten Ehepaar vergibt der Samichlaus die grausame Tat. Im Anschluss an das Nikolausspiel verteilte der Samichlaus mit seinen Schmutzli das extra geschaffene Altdorfer Samichlausgebäck.
      


Klausjagen
Die Schülerlegende und das Bischofspiel der Knaben stiessen in einer traditionellen Maskenzeit auf die Maskenzüge. Gleichzeitig wurde das Sankt im Namen kontrahiert und eng mit dem Namen verwachsen: Nikolaus wurde zum Santiglaus oder Samichlaus! Diese Klausen standen dem «Buotzi» näher als dem Heiligen und traten zu mehreren oder in ganzen Scharen auf. Sie trugen Pelze, Kuhhäute oder Tiermasken, knallten mit Peitschen, schwangen Glocken aller Art, tanzten, johlten, kreischten und jagten den Klaus. Der Brauch nannte sich «Klausjagen» So war es in Uri noch ausgangs des 18. Jahrhunderts Brauch, dass am Vorabend des heiligen Niklausentages (6.Dezember) ein so genannter «Sankt Niklausen» begleitet oder herumgetragen wurde. Die «Mummerei» dauerte vielfach die ganze Nacht und war von Schiessen, «jolen», «trichlen», «schällen» und «herumpoltern» begleitet. Die Gnädigen Herren und Obern qualifizierten diese Mummerei als «recht thorrecht» und wenig sittendienlich und verurteilten das Treiben als ein «gar abscheuliches Gelärm und Gerassel», ja sogar als «frechstes ausgelassenstes Stück einer ganz zügellosen Meisterlosigkeit», welches nicht nur der guten Ordnung und der Landespolizei zuwiderlaufe, sondern auch schon öfters allerhand Gefahren verursacht habe. Das Sittenmandat verbot all diesen Unfug, anscheinend mit wenig Erfolg, da besagter Artikel im folgenden Jahr wieder Gegenstand der obrigkeitlichen Sittenordnung war. Die Helvetik gebot den wilden Kläusen und dem Klausjagen in Uri Einhalt, und der Brauch kam im Laufe des 19. Jahrhunderts ganz zum Verschwinden. In anderen Innerschweizer Orten und im Appenzell haben sich diese Masken und das Klausjagen erhalten Andernorts hatte die Brauchtumsfigur bereits einen anderen Weg eingeschlagen.
Foto: Tiermaske, welche eventuell in Bürglen zum Klausjagen gebraucht wurde (Die Maske befindet sich im Historischen Museum Uri)

      


Nikolaus und Bruder Klaus
Für die Schifffahrt hatte auch das Gasthaus zur Treib als Schirmhaus eine wichtige Funktion. In der Ecke der grossen Gaststube sind der Bischof Nikolaus von Myra als Beschützer der Schiffsleute und der Landespatron des heiligen Nikolaus von Flüe gemeinsam verewigt.
      


Nikolaus-Bruderschaft
Bis zum Bau der Axenstrasse 1865 war Uri nebst schmalen Fusswegen auf beiden Flanken vor allem auf dem Urnersee zu erreichen. Die Schifffahrt hatte somit eine grosse Bedeutung. Bedeutender Hafenort war Flüelen, von wo aus Säumerkolonnen und seit 1830 die Postkutsche über den Gotthard nach Italien führten. Schutzpatron der Schiffsleute war der heilige Sankt Nikolaus. Das Dampfschiff setzte der Tätigkeit der Schiffsgesellen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Ende.
Foto: Eine besonders schöne Darstellung der Schutzfunktion zeigt die Bruderschaftstafel der Schiffsgesellen des Landes Uri. Das ovale Bild in kunstvoll geschnitztem Holzrahmen wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom Bürgler Maler Franz Xaver Triner (1767 – 1824) gemalt. Rundherum sind die auf Blech gemalten Wappen der Bruderschaftsmitglieder aufgeschraubt. Die Bruderschaft der Schiffsgesellen des Landes Uri transportierte mit ihren Nauen Personen und Waren auf dem Vierwaldstättersee von Luzern nach Flüelen und umgekehrt. Das Bild schildert anschaulich, wie man sich das vorzustellen hat. Es zeigt den Uri-Nauen bei der Tellskapelle am Urnersee mit den Schutzheiligen Sankt Nikolaus und der Muttergottes.  

      


Nikolaus-Kapellen
Auf dem Weg in die Göscheneralp steht ein Bildstöcklein zu «Samichlausen» bei Wiggen, das neben den Fundamenten der alten 1883 durch Felssturz zerstörten Kapelle errichtet wurde. Diese ehemalige Niklausenkapelle soll nach der Volkssage das älteste Heiligtum Uris gewesen sein, bei dem Waldbrüder wohnten und verschiedene Wunder geschahen.
Die Barockkapelle in Zumdorf und das Beinhaus in Silenen sind ebenfalls dem heiligen Nikolaus geweiht. Eine Nikolauskapelle stand ehemals bei der Schanz in Wassen.
Auf dem Klausen wird 1717 eine bereits bestehende kleine Schirmhütte, die Samichlausenkapelle, erwähnt, in der man sich ein Bild oder eine Statue des Nikolaus vorzustellen hat. Der Pass hatte somit seinen Namen von dem heiligen Nikolaus erhalten. Die 1938 eingeweihte Kapelle wurde jedoch dem Bruder Klaus geweiht.
Foto: Das spätgotische Flügelaltärchen (um 1520 entstanden) hatte beim Einsturz der Niklausenkapelle im Jahre 1883 keinen Schaden erlitten und befindet sich heute im Historischen Museum Uri in Altdorf. In der Mitte steht der heilige Nikolaus, flankiert vom heiligen Hieronymus und der heiligen Katharina. Auf den Innenseiten der Flügel sind Maria Verkündigung und der heilige Antonius dargestellt.

      


Rotes Gewand mit weissem Pelzbesatz
Den weissen Pelzbesatz zum roten Gewand erhielt der Weihnachtsmann 1932 durch eine Werbekampagne des Getränkeherstellers Coca-Cola, welche auch zur endgültigen Durchsetzung der Firmenfarben Rot-Weiss besorgt war. Der Weihnachtsmann war standardisiert. Auch in Frankreich als Papa Noël oder in Italien als Babbo Natale hat der Weihnachtsmann die Rolle des weihnächtlichen Gabenbringers übernommen. Als Weihnachtsmann nach Deutschland und Europa reimportiert, hat er teilweise wiederum das Christkind abgelöst. Die Konfessions unterscheidene Funktion von «Christkind» und «Weihnachtsmann» ist seitdem weit gehend aufgeweicht.
      


Samichlausegg
Zwischen der Treib und dem Schillerstein steht auf einem Felsvorsprung, am «Samichlausegg», ein Bildstöcklein am Ufer, welches dem heiligen Nikolaus geweiht ist.
      


Stratelatenwunder (goldene Kugeln)
Zum frühen Legendenbestand gehört die heimliche Beschenkung dreier Jungfrauen mit je einem Goldstück, um ihnen die Heirat zu ermöglichen. Daraus erwuchs nicht nur die Vorstellung von Nikolaus als Gabenspender, sondern auch seine überwiegende ikonografische Kennzeichnung durch die drei Goldkugeln.
  Nikolaus ist der zweite Patron der Pfarrkirche von Schattdorf. Das Gemeindewappen mit den drei goldenen Äpfeln kann deshalb in Beziehung zu den drei goldenen Kugeln des heiligen Nikolaus gebracht werden. 

      

 

 

 

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / letzte Aktualisierung: 22.1.2018