Firmung
Die Firmung bildete sich seit dem 12. Jahrhundert als eigenständiges Sakrament heraus. Die jährliche Firmspendung in allen Pfarreien kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf. Weil bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil nur die Bischöfe firmen durften, gab es vorher längst nicht in allen Pfarreien jährliche Firmungen. Oft mussten sich die Firmlinge jahrelang gedulden, bis die Visitationsreise des Bischofs auch ihrer Pfarrei galt.
Die Kirche war bemüht, niemanden ohne Firmung aus dem Leben scheiden zu lassen. Deshalb wurden in früheren Zeiten schon die Kleinkinder zur Firmung getragen. Für die Spendung der Firmung genügte eine Patin oder ein Pate, die aber nicht deren Taufpaten sein durften. Erwachsene Firmlinge sollten vorher beichten und dann nüchtern das Sakrament empfangen, und zwar nur einmal im Leben. Nur der Bischof durfte das Firmsakrament spenden. Der Pfarrer aber sollte das Volk über Würde, Früchte und Wirkung des Sakramentes belehren.
Wie bei der Erstkommunikation folgte an die kirchliche Zeremonie ein gemeinsames Festessen der Familie, Firmpaten und geladenen Verwandten. Die Firmlinge erhielten von den Paten ein Geschenk. Bis in die 1970er Jahre war es die Uhr, als Symbol dafür, dass nun die Zeit der Erwachsenen galt, an die sich der junge Erwachsene in eigener Verantwortung zu halten hatte. Dieser Brauch verschwand mit der Zeit und machte anderen Geschenken Platz.
Die meisten Firmlinge waren sich der sakramentalen Bedeutung der Firmung kaum bewusst (trotz des Firmunterrichts). Mit der Firmung sollte die Mächtigkeit des Heiligen Geistes vermittelt werden, wozu der vorbereitende Katechismus half. Der Heilige Geist wurde allerdings als abstrakte Grösse empfunden und spielte in der Alltagsreligiosität eine untergeordnete Rolle. Das Heilsame dieses Sakramentes, das Spirituelle war deshalb schwieriger zu vermitteln, da die sonst im Katholizismus gewohnte Bildhaftigkeit fehlte. Das Sakrament der Firmung, die Gabe des Heiligen Geistes, konnte jedoch als Stärkung für das anbrechende Erwachsenenalter verstanden werden und die Teilnahme daran als bewusste Entscheidung des jungen Menschen für die Kirche und ein Leben nach christlichen Werten.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 181. Literatur: Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 258; Lehner Esther, Lebenslauf, S. 42.
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