Glauben, Aberglauben und Magie
Magische Quadrate
Das berühmteste Magische Quadrat war jenes mit der Sator-Arepo-Formel. Es fand sich sowohl auf Anhängern und Münzen als auch an Häusern sichtbar oder verborgen angebracht. Es hatte ein sehr altes Herkommen, liess aber keine eindeutige Auslegung zu. Beispiele für astrologische Zahlenquadrate waren: das Zahlenquadrat des Jupiters, das Zahlenquadrat des Mars, das Zahlenquadrat der Venus. Solche Zahlenquadrate gab es für alle Planeten. Sie sollten dem Träger die dem Planeten eigenen Kräfte vermitteln.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 396. Literatur: Watteck Arno, Amulette und Talismane, S. 58.
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Magische Worte
Sie wurden auf Pergament geschrieben oder auf Schmuckstücke und dergleichen graviert und entsprachen beschwörenden Anrufungen. Dabei kamen magische (z. B. ABRAKADABRA, DABI, HABI, HEBRA, DARE) und biblische Gottesnamen (z. B. IHS, INRI, C+M+B) vor, bestanden nur aus einer Reihe ähnlicher schwer deutbarer Worte oder waren nur Runen oder Buchstabenreihen undurchschaubarer Bedeutung. Dazu kamen noch gewisse Zeichnungen oder Charaktere, die damit ergänzt wurden oder danebenstanden.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 396. Literatur: Watteck Arno, Amulette und Talismane, S. 59.
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Magischer Gruss
Unter Bauern war es üblich, dass der Nachbar oder Viehhändler vor dem Betreten eines fremden Stalls an der Türe stehen blieb und zuerst «Glick i Schtall» wünschte. Der Ankommende bezeugte dem Hofbauern damit, dass er mit lauterer Absicht kam und dass er nicht gedachte, seinem Vieh etwas anzutun, d. h. ihm nicht durch seine Anwesenheit oder einem geheimen magischen Spruch zu schaden.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 396. Literatur: Imfeld Karl, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, S. 41.
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Magisches Weltbild
Aus dem Zwiespalt menschlicher Arbeit und natürlichen Verworfenseins entstand im Denken und Erleben des Urners das magische Weltbild, welches in Brauchtum und Sage durchscheint. Der Kernpunkt des magischen Weltbildes des Jägers und Sammlers ist das Verständnis der Objekte nicht als festgefügte, unverwechselbare Wesenheiten mit einem unveränderlichen, substanziellen Kern, sondern als eine Sammlung verschiedener Eigenschaften, welche in raschem Wechsel wieder auseinanderfallen und in ganz anderer Gruppierung völlig verwandelt erneut erscheinen können. Alles nur Vorstellbare, Mensch und Tier, Berg und Tal, Haus und Dorf trägt diese Fähigkeit des Auseinanderfallens und Neuerscheinens in sich. Die Objekte haben in sich keine Beständigkeit. Es ist eine ausserhalb der Dinge wirkende Kraft, welche dem zerbrechlichen Gleichgewicht der Objekteigenschaften Halt und Dauer verleiht.
Der Siedler verleiht den Dingen Halt und Beständigkeit. Er hat das Land in Besitz genommen und in generationenlanger Arbeit die Naturlandschaft zur Heimat gefügt. Der Mensch hat die Täler mit der Schönheit der Kultur erfüllt und allem Geschehen, auch dem Naturgeschehen, durch seine Arbeit Sinn und Zweck verliehen. Sein Wertgefüge, welches eingebunden ist in den Existenzkampf im kargen Bergland, ist für alles Richtschnur und Massstab. Doch nicht der Willkür des einzelnen kommt diese gewaltige Aufgabe und Kraft zu, sondern der durch Generationen gemachten Erfahrung, welche in Sitte, Brauch und Gewohnheit sich zum ungeschriebenen Gesetz des Landes verdichtet hat. Die Rechtsauffassung des Urners ist deshalb der Gewohnheit, dem Althergebrachten, dem Brauch und der Sitte zugewandt. Die Verbundenheit mit den Verstorbenen und vor allem mit den eigenen Vorfahren ist ausgeprägt. Ihre Erfahrung und Kraft hilft mit, den Lebenskampf im ewigen Wechselspiel der Dinge zu bestehen. Jeder Fehler und alles Masslose ist Frevel und wirkt sich verhängnisvoll aus. Er zerstört das Gleichgewicht und gibt den Dingen den Lauf frei zum Verfallen in ihre Eigenschaften auseinander und werden dem Menschen oft feindlich. Der Mensch gibt den Dingen durch seine Gegenwart und durch sein sittliches Handeln Beständigkeit und Sinn. Er selber ist zuallererst die Kraft, welche Dauer gebietet und Wechselhaftigkeit fernhält. Er markiert seine Präsenz durch bestimmte, bannhafte Zeichen. Das wichtigste unter ihnen ist der Ring. Eine urtümliche Form des Ringes kommt im Fahnenschwingen zum Ausdruck. Die ewig sich wiederholenden Kreise sind eine gewaltige Banngeste.
Das magische Weltbild des Berglers war unistisch, d. h. die Seele lebte nicht ohne Leib und umgekehrt. Daher herrschte überall Totenkult, Ganzbestattung usw. In dieser Welt strebten die Dinge auseinander: Nichts hatte Bestand, nichts war ein für alle Mal gleich. Alles war einer ständigen Veränderung unterworfen. Aus der blühenden Alp wurde eine Steinwüste, Sännten verschwanden und tauchten wieder auf. Die Kraft, die alles beherrschte, war das bedrohliche Es, das Grauenvolle, das nie eine gestalt annahm, sondern stets unpersönlich blieb..
Mit dem magischen Erleben der Urner verband sich auch christliches Gedankengut. Bannhafte Geste des Menschen vermischte sich mit dem Schutz und Schirm Gottes und seiner Heiligen.
Literatur: Renner Eduard, Goldener Ring, S. 1 ff.; Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd. 1, S. 101 ff.; Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 397.
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Magie
Der Begriff Magie (auch Zauber, auch Zauberkunst) leitet sich vom altgriechischen Wort magoi ab, das Weiser bedeutet. Magie geht von der Vorstellung aus, dass alles im Kosmos von einer transzendenten Kraft durchdrungen ist und durch Magie auf diese Kraft Einfluss genommen werden kann. Alles, was die Wissenschaftler in Nachahmung der Natur oder, um ihr zu helfen, mit Hilfe einer unbekannten Kunst vollbrachten, wird Magie genannt. Denn Technologie wird immer als Magie bezeichnet, bevor sie verstanden wird, und nach einer gewissen Zeit entwickelt sie sich zu einer normalen Wissenschaft.
Man unterschied seit dem frühen Mittelalter zwischen der wohlbringenden Weissen und der unheilbringenden Schwarzen Magie. Mit Weisser Magie sollte ein wohltätiger Nutzen für Einzelne oder Gruppen erzielt werden, ausschliesslich mit der Ausrichtung, Gutes und Heilung in der Welt im Allgemeinen und seinem Nächsten gegenüber im Besonderen zu bewirken. Zu den weissmagischen Praktiken zählten im volkstümlichen Sinne Abwehr- und Schutzzauber, Heilzauber, Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Wahrsagen, Wetterzauber. So gehörten Amulette der Weissen Magie an. Sie sollten durch bannende (defixive), vertreibende (exorzistische) oder abwehrende (apotropäische) Praktiken gegen schädigende Einflüsse schützen. Schwarze Magie bezeichnete den Versuch, mittels Magie Schaden anzurichten (z. B. Schadenzauber und Verwünschungen).
Anleitungen zu Praktiken der Weissen und der Schwarzen Magie wurden mündlich tradiert und vielfach auch schriftlich weitergegeben, wie die reichhaltige Überlieferung der Zauberbücher zeigte.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 395 f. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 10.
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Glaube
Unter Glaube verstand das Volk den christlichen Glauben und nach der Reformation den katholischen Glauben. Nicht nur das religiöse Leben, sondern auch der bürglerliche Alltag bis in die letzten Tätigkeiten hinen war geprägt von dieser Glaubenshaltung. Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 232 ff. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 194.
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Aberglaube
Aus theologischer Sicht gab es eine klare Grenze zwischen Glauben und Aberglauben. Magie und Zauberei waren Aberglauben, ihre Anwendung nach kirchlicher Auffassung eine Sünde.
Im Aberglauben versuchte der Mensch mit Glaubensvorstellungen und -handlungen, die sich meist auf eine über- oder aussernatürliche Welt bezogen, eigenmächtig in Gottes Schöpfung einzugreifen. Er enthielt häufig Reste verdrängter alter religiöser Vorstellungen. Wer magische Praktiken ausübte, hoffte nicht auf Gottes Gnade, sondern versuchte eine für ihn positive Wirkung durch bestimmte Objekte, Sprüche oder Handlungsweisen zu erzwingen.
In der Volksfrömmigkeit waren die Übergänge vom Glauben zum Aberglauben fliessend. Aberglauben beinhaltete eine Wertung, die einer sachlichen Beurteilung nicht förderlich, sondern zu respektieren war.
Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 19; Bär Walter, Volksfrömmigkeit, S. 19.
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GLAUBE, ABERGLAUBE UND MAGIE IN DER URNER SAGE
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VOKLSGLAUBEN
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