FASNÄCHTLICHES URI

Allgemeines Fasnachtsdörfer Katzenmusik Guggenmusik Fasnachtsumzüge Narrenblätter Schnitzelbänke Maskengehen Fasnachtsgruppen Hausfasnacht Plaketten Kulinarisches Fasnachtsflöhe Fasnachtskatzen Diverses Fasnachtsende
 

Narrenzeit mit dem Aschermittwoch als Ende



Die Fasnacht richtet sich heute nach der Fastenzeit mit ihrem starren Umfang von sechseinhalb Wochen und diese nach dem beweglichen Termin des Osterfestes, welches gemäss dem kirchlichen Kalender am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt ist und sich zwischen dem 23. März und dem 24. April bewegen kann. Der Aschermittwoch kommt somit im frühesten Fall auf den 3. Februar und im spätesten auf den 10. März zu liegen. Die kürzest denkbare Fasnachtsperiode beginnt somit mit dem Mittwoch, 27. Januar, während die längstmöglichste mit dem Mittwoch, 3. März beginnt. Das ist die Spannweite, welche der Kalender der fünften Jahreszeit zulässt. Für das Gebiet der Schweiz findet sich für die Fasnacht 1283 ein erster Wortbeleg. 1371 ist die «vasnacht» in Uri zwar nicht im Zusammenhang mit dem närrischen Treiben, so aber doch als Termin erwähnt. Als Ereignis wird die Fasnacht aber erst vom späten 14. Jahrhundert an fassbar.

Hauptfasnachtstage Fetter Donnerstag und Junge Fasnacht
Die beiden Hauptfasnachtstage, der Fette Donnerstag und die Junge Fasnacht, standen in enger Beziehung zur Fastenzeit. Mit den beiden Tagen verband sich daher die Vorstellung von Würsten, Fett, Eiern, «Nytletä» oder «Fasnachts-Chiächli». Ein Sprichwort besagte: «Was am Schmutzigen Donnerstag und an der Jungen Fasnacht gearbeitet wird, das fressen die Mäuse!» Man arbeitete also wenig und lebte fett am Fetten Donnerstag. Schön war die Zeit! Schmutz hat ebenfalls die Bedeutung von «Fett» und hat sich für die Bezeichnung dieses Fasnachtstages im 20. Jahrhundert durchgesetzt. Die romanischen Sprachen charakterisieren den Donnerstag vor Aschermittwoch genauso: Im Italienischen kennt man ihn als «giovedì grasso» und im Französischen als «jeudi gras».

Von der Jungen Fasnacht zum Güdelmontag
Das Tanzen und Maskengehen sollte inskünftig an der Jungen Fasnacht verboten sein und an dessen Stelle der Güdelmontag treten. Die Verlegung hatte auch eine Verschiebung des 40-stündigen Gebets vor dem ausgesetzten heiligen Sakrament zur Folge. Der Wechsel vollzog sich schnell und anscheinend ohne närrisches Aufbäumen. Der Dienstag wurde anfangs des 20. Jahrhunderts zum Tag, um die Fasnacht noch recht «ausplampen» zu lassen. Der Aschermittwoch fand dafür umso klarere Köpfe, auf die er seine Asche streuen konnte. Im «Urner Wochenblatt» wurde es als eine gute Idee gewertet, die Junge Fasnacht als Narrentag zu Gunsten des Montags auszuschalten. Der Ernst des Aschermittwochs gewinne dadurch ganz bedeutend und mancher ärgerliche Unfug unterbleibe. Die Junge Fasnacht verschwand als Begriff, der Fasnachtsdienstag erhielt als «Gidelzyysch- tig» vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in vielen Urner Gemeinden einen neuen Stellenwert zur Zelebrierung der Endbräuche.

Schrittt für Schritt zum Fasnachtswochenende
Aus Respekt vor dem Kreuztod Christi am Karfreitag blieb der Freitag früher strikt von jedem Fasnachtstreiben ausgenommen. Nach der Änderung des Tanzgesetzes und mit dem arbeitsfreien Samstag wurde der Freitagabend jedoch seit den 1950er-Jahren für Unterhaltungsanlässe immer beliebter. Zudem traten neue Veranstaltungen wie etwa die grossen Maskenbälle in Altdorf (Femu-Ball), Bürglen oder Amsteg an diesem Wochentag nicht in Konkurrenz zu den traditionellen Fasnachtsveranstaltungen.
Weil mit dem Samstagnachmittag, wie das Geläut der Kirchenglocken zum Teil heute noch anzeigt, nach alter Vorstellung die Sonntagsruhe begann, war auch der Samstag kein traditioneller Fasnachtstag. In Uri wurde das Angebot relativ wenig genutzt, da bis 1984 am Samstagabend noch offiziell ein Tanzverbot galt. In Schattdorf findet seit 1969 jeweils der Umzug am Samstag statt, in Altdorf wich 1962 die traditionelle «Fliälersträssler»-Katzenmusik auf diesen Tag aus und in weiteren Urner Gemeinden werden an diesem Tag vor allem kleinere Veranstaltungen abgehalten. Mit fortschreitender Säkularisierung und mit dem allmählichen Zurücktreten seiner religiösen Bestimmung hinter den blossen Freizeitwert wurde schliesslich auch der Fasnachtssonntag zum Termin für fasnächtliche Veranstaltungen, so etwa in Erstfeld mit dem Umzug und in Flüelen mit dem «Guggersunntig» und der Dorffasnacht.

Die Fasnacht zieht ins Vorfeld
Das fasnächtliche Geschehen wusste sich – je näher zur Gegenwart – zeitlich immer mehr auszudehnen. Vorfasnachtstage kommen heute bis zum Fest der Heiligen Drei Könige vor. Mit dem 6. Januar begann im Spätmittelalter in Ursern die Fasnachtszeit. Am Dreikönigstag wird denn auch heute an einigen Orten der Anfang der Fasnacht gesetzt. So tritt in Flüelen die erste Katzenmusik in Aktion, und in Seelisberg und Andermatt werden Zunftmeister und Prinz gewählt. Mit dem Dreikönigstag zog die Fasnachtszeit ins Land und mit ihr die verschiedenen Vereinsanlässe. Neben den akustischen Fasnachtsbegrüssungen ist das Hervorholen und das symbolische Säubern der Narrenutensilien («Abstäubetä») sehr beliebt.

Die hintere Grenze der Fasnacht
Die hintere Grenze der Fasnacht wurde durch den Aschermittwoch bestimmt. An diesem Tag zog angeblich nach durchlebter Fasnacht ein grosses Schädelbrummen und Miauen durch die katholische Welt. Der Tag begann obligatorisch mit dem morgendlichen Kirchgang, bei dem – deshalb der Name «dies cinerum = Aschentag» – die Gottesdienstbesucher vom Priester ein Kreuzzeichen aus Asche auf der Stirn gezeichnet bekamen und dabei die Mahnung hörten: «Bedenke, Mensch, Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.» Die Zahl der Messebesucher machte zumindest im Urner Hauptort anscheinend nur einen kleinen Prozentsatz der Fasnächtler und tanzlustigen Schönen des Vorabends aus. Auch bestand die Tendenz der Narren, die Schlussbräuche der Fasnacht möglichst weit in den Aschermittwoch hinein auszudehnen, um auf diese Weise noch einen zusätzlichen Fasnachtstag zu gewinnen. Und so kam, was kommen musste! Der Jungen Fasnacht, dem Fasnachtsdienstag, sollte es an den Kragen gehen. Im Urner Landrat wurde 1899 eine Motion eingereicht, welche das Tanzen und Maskengehen von der Jungen Fasnacht auf den Güdelmontag verlegen wollte. Der Güdelmontag, oder – im Urner Dialekt – «Gidelmäändig» hiess ursprünglich «Gygel-» oder «Gügelmontag». «Gügel» ist abgeleitet von «geuden», was so viel wie schlemmen oder «vergyydä» bedeutet und dadurch wiederum den Bezug zur Fastenzeit und den vorgängigen reichlichen Essgewohnheiten setzt.

 
DIE URNER FASNACHT

Allgemeines
Narrenzeit
Fasnachtstage
Fasnacht, Fasching, Karneval
Fasnachtsspezialitäten

Fastenzeit

 


 
Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 15.01.2020