LEBENSBEREICHE

Allgemeines Alter Arbeit und Wirtschaft Bauen, Wohnen, Haushalt Bildung und Schule Das liebe Geld Digitalisierung Essen und Trinken Familie Gesellschaft und Soziales Mode Gesundheit Jugend Kommunikation, Medien Militär, Landesverteidigung Mobilität und Verkehr Recht und Justiz Religion und Glauben Sicherheit und Ordnung Sport und Freizeit Staat und Politik Straftaten Umwelt Unfälle

Wintersport in Uri im Detail



Skiherstellung in Uri
1901-1950

Wer den Skisport pflegen wollte, musste anfänglich zur Selbsthilfe greifen, denn viele, vor allem die Jugend, konnten sich die teuren Norweger-Skier nicht leisten. Fassbesitzer mussten zur Kenntnis nehmen, dass noch recht gute Fässer einen völlig neuen Verwendungszweck fanden. Unternehmungslustige Buben liessen solche Fässer verschwinden und verwendeten die weggetrennten Fassriemen zur Herstellung von «Fassdudäli». Die Wölbung von der Fassform war schon gegeben. Die Fassriemen wurden mit Äxten, Stechbeuteln und Messern sorgfältig zugespitzt. Als Bindung diente ein Lederriemen, der aufgenagelt wurde und der Schuhspitze gerade Platz bieten sollte. Es wurden jedoch auch alte Schuhe direkt auf das Holz genagelt. Mit den «Fassdudäli» lernten noch lange Kinder die ersten Fahrversuche auf Schnee.

Die selbst gezimmerten Bretter
Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Erwachsenen waren am Experimentieren und versuchten aus selbstgezimmerten Brettern das neue Sportgerät herzustellen. Prädestiniert für die Holzskifabrikation in kleiner Auflage war der Beruf des Schreiners. Auch der Wagner besass die nötigen Kenntnisse und die Erfahrung, um das Holz zu biegen.
Das Holz der Esche galt als für die Skifabrikation am besten geeignet. Es ist schwer und hart mit guten Festigkeitseigenschaften. In Silenen versuchte sich Schreiner Michael Wipfli als Skifabrikant. In seiner Werkstatt fertigte er Eschenski mit unförmig grossen Spitzen und dem flach aufliegenden Mittelstück.

Die gebogenen Ski des Emil Hegi in Andermatt
Wagner Emil Hegi in Andermatt befasste sich im Jahre 1900 damit, Ski auch im Urserental herzustellen. Zusammen mit Fuhrhalter Edwin Meyer begann er mit der Skifabrikation. In einer Waschküche wurden 2,20 m lange, 8,5 cm breite und 3,5 cm dicke Eschenholzbretter in einem Waschhafen so lange gekocht, bis sich vorn die Spitzen aufbiegen liessen. Dann wurden diese Bretter seitlich von Hand ausgesägt und wieder in heissem Wasser gekocht, um die Biegung in der Skimitte zu erreichen. Damit diese mühsam hergestellten Biegungen erhalten blieben und um die Poren des Eschenholzes zu schliessen, wurden die Bretter mit heissem Leinöl eingestrichen. Dann wurden sie gehobelt: eine Führungsrille in der Lauffläche sowie zwei Filet-Striche als Verzierung auf der Oberfläche. Für den Anstrich wurde Malermeister Karl Beer aus Hospental zugezogen. Die Filet-Striche wurden mit Graphit schwarz angefärbt und dann folgte noch einmal eine Behandlung mit heissem Leinöl. Zuletzt wurden die Skier mit Bootslack lackiert. Die Poren des Eschenholzes wurden ganz geschlossen, so dass kaum mehr Schneewasser eindringen konnte. Die in Ursern hergestellten Skis wurden in alle Teile der Schweiz und sogar ins Ausland geliefert. Die Skifabrikation wurde später im neu erstellten Eigenheim von Emil Hegi weitergeführt. Nach seinem Tode im Jahre 1934 wurden seine Skier in den 1930er-Jahren noch an den Militär-Patrouillenläufen gefahren.

Die industrielle Herstellung des Inglin-Skis
1934, im Jahre als in Andermatt erstmals die Schweizer Skimeisterschaften stattfanden, wagte der Altdorfer Josef Inglin mit seiner Frau Maria und seinem Schwager Karl Knüsel, die Firma lnglin & Knüsel (Urlit AG) zu gründen. In einem gemieteten Lagerschuppen der SBB beim Bahnhof Altdorf begann die Fabrikation von Kunststoffteilen auf einer Spritzgussmaschine. Die Palette der von vier bis sechs Arbeitern produzierten Artikel reichte von Spulen für die Drahtindustrie, Velogriffen, Lederersatz für Schuhabsätze, Fussballstollen, Isolatoren für elektrische Viehhäge bis hin zum Dauerbelag für Skis.
Die Räumlichkeiten im Lagerschuppen wurden jedoch schon bald zu eng, und die Firmengründer entschlossen sich zu einem Fabrikneubau in der Nähe des Bahnhofs Altdorf (ehemalige Bandweberei Streiff). Inzwischen stieg die Belegschaft auf bis zu 30 Personen an. In die Zeit des Umzugs fiel auch der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Armee wurde nun zu einem grossen Abnehmer der Inglin-Skis. Trotz des in Europa tobenden Kriegs konnte man sich in diesen allgemeinen Rezessionsjahren nicht über Arbeit beklagen. Das vor ein paar Jahren erbaute Fabrikgebäude wurde erneut zu klein, und da während des Krieges kein Zement erhältlich und somit an eine bauliche Vergrösserung des Fabrikgebäudes nicht zu denken war, verlegte man 1945 die Fabrikation nach Flüelen in das leerstehende Fabrikgebäude der Zwirnerei Iten.

Die Inglin-Ski fahren mit einem ab …
Jetzt wurde das Skigeschäft für die Firma sehr wichtig. Der Inglin-Belag stellte auf diesem Sektor eine revolutionäre Erfindung dar: Er erübrigte nämlich grundsätzlich das Wachsen und wenigstens für den Skialltag dessen Wissenschaft. Dadurch konnte auch viel Zeit zugunsten des Vergnügens gespart werden. Die rohen Holzskis wurden der Firma Inglin & Knüsel geliefert. In der Fabrik in Flüelen wurde diesen der Belag aufgepresst sowie die Skis mit Kanten und Bindungen versehen. Die Inglin-Skis waren sodann in drei verschiedenen Ausführungen, «Elast», «First» und «Tempo», hell gebeizt, hellbraun und rot erhältlich. Die Verkaufspreise der Skier lagen anfangs der 1950er-Jahre zwischen 160 und 203 Franken. Schon während der Kriegsjahre wurde der Inglin-Ski von Offizieren, Skilehrern und vor allem von der erfolgreichen Skirennfahrerin Antoinette Meyer, Hospental, aufs härteste erprobt. Diesbezügliche Erfahrungen und Lob teilte man dem Hersteller mit. Es konnte festgestellt werden, dass der Ski in allen Schneearten mit gleicher Geschwindigkeit zu fahren war und gegen Steine sehr widerstandsfähig sei; nur im nassen Neuschnee brauche es etwas «Parafin». Ein begeisterter Skifahrer schrieb nach Flüelen: «Im Sulzschnee fahren sie mit einem ab, dass man sie fast nicht halten kann!» Die Werbetrommel wurde mit Sprüchen gerührt: «Mit Inglin-Ski bergab und -auf, gewannst du Slalom- Sprung- und Streckenlauf!» Selber ist das Ehepaar Inglin nicht viel Ski gefahren. Einen Beinbruch hätte man sich als Unternehmer nicht leisten können, wohl habe man an Skirennen als Zuschauer teilgenommen.

Der Metallski aus Amerika
In den Nachkriegsjahren erschien dann mit dem Metallski eine neue, revolutionäre Erfindung aus Amerika auf dem Skimarkt. Josef Inglin erkannte schnell, dass diese Erfindung das Ende seiner Produktion bedeuten musste, denn Versuche zeigten, dass sich der Inglin-Belag nicht auf dem Metallski befestigen liess. Das Skigeschäft, das sich nie als rentabel erwies, wurde aufgegeben. Dem Skibelag ist es jedoch zu verdanken, dass der Name Inglin schweizweit bekanntgeworden ist. Er blieb auch ein Begriff, nachdem die Skifabrikation eingestellt worden war.
Aus der anfänglich grossen Zahl von skiproduzierenden Schreinereien entstanden schweizweit auch einige grössere Skiproduzenten wie Authier, Schwendener, Attenhofer oder Stöckli. Nur Stöckli konnte jedoch im internationalen Wettbewerb bestehen.

Literatur- und Quellenverzeichnis:

Dr. Rolf Gisler-Jauch, Altdorf

EREIGNISSE ZUM WINTERSPORTLICHEN KAPITEL

WICHTIGE ETAPPEN IN DER ENTWICKLUNG DES SKISPORTS IN URI

Das Militär prägt die Entwicklung des Skisports in Uri, 1892-1914 > Ansicht
Der Tourismus entdeckt den Skisport, 1898-1939 > Ansicht
Skiherstellung in Uri, 1901-1950 > Ansicht
Förderung des Skifahrens durch die Ski-Clubs, 1903-1958 > Ansicht
Die Trennung des alpinen vom nordischen Skisport, 1905-1990 > Ansicht
Vom «Gurtenlift» zur Gondelbahn, 1926-2017 > Ansicht
Militärischer Vorunterricht, 1930-1971 > Ansicht

 
WINTERSPORT

Wintersport Übersicht
Wintersport in Uri im Detail
Wintersportgebiete, Übersicht
Wintersportgebiete, heute
Wintersportgebiete, ehemalige
Langlaufloipen
Skitouren
Ski-Clubs, Übersicht
Ski-Clubs, einzeln
Sport- und Freizeitvereine
Wettkampfsport

SOMMERSPORT

Bergsport, Wandern
Wassersport
Fischen
Diverser Freizeitsport
Sport- und Freizeitanlagen
Sport- und Freizeitvereine
Wettkampfsport

UNTERHALTUNG

Hobbies
Spiele
Schachspiel
Kino
Zirkus, Variété
Feste und Events
Fernsehen
Radio
Kulturelle Veranstaltungen

 

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 01.12.2022