Ereignisse in der Helvetik
1797
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Mittwoch, 13. Dezember 1797
Französischer Einfall in das Herrschaftsgebiet des Bischofs von Basel
Französische Truppen dringen in das Herrschaftsgebiet des Bischofs von Basel ein und leiten den eigentlichen Sturz des Ancien Regime ein. Wie schon bei der Abtrennung der Bündner Vogteien ist die Reaktion der eidgenössischen Orte gering. Bern ersucht die Mitstände nach der althergebrachten Formel um Bereithaltung tätiger Hilfe und um die Absendung von Repräsentanten.
Arnold, Helvetik, S. 19.
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1797
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Donnerstag, 21. Dezember 1797
Anton Maria Schmid als Repräsentant nach Bern
Die ausserordentliche Landsgemeinde schickt Anton Maria Schmid zur Beratung der Bedrohung der Franzosen als Repräsentant nach Bern.
Arnold, Helvetik, S. 20.
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Mittwoch, 27. Dezember 1797
Tagsatzung zur Abwendung der französischen Bedrohung
An einer gemeineidgenössischen Tagsatzung in Aarau, die bis zum 31. Januar dauert, will man die Massnahmen zur Abwendung der immer stärkeren französischen Bedrohung beraten. Die Wirkung ist genau das Gegenteil von dem, was man beabsichtigt. Aus der erhofften Demonstration der Einheit und Entschlossenheit wird eine öffentliche Kundgebung der Zerrissenheit und Ohnmacht des schweizerischen Staatenbundes. Uris Abgesandte an der Tagsatzung sind die Altlandammänner Karl Franz Schmid und Karl Thaddäus Schmid.
Arnold, Helvetik, S. 19.
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1798
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Dienstag, 2. Januar 1798
Konferenz der Repräsentanten in Bern
Die ausserordentliche Konferenz der Repräsentanten tagt bis zum 5. März in Bern. Uri sendet zuerst Ritter und Landeshauptmann Anton Maria Schmid, der nachher von Landesstatthalter Alois Müller abgelöst wird.
Arnold, Helvetik, S. 19.
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Sonntag, 21. Januar 1798
Warnungen von Repräsentant Anton Maria Schmid
Anton Maria Schmid, der von der Landsgemeinde als Repräsentant nach Bern geschickt wurde, beurteilt die politische Lage richtig. Er ist überzeugt, dass der Umsturz Berns auch die anderen Kantone mit in den Untergang reissen würde. In seinen Schreiben weist er auf die Gefahren hin, die der ganzen Eidgenossenschaft drohen und die nur durch gemeinsames Vorgehen abgewendet werden könnten.
Arnold, Helvetik, S. 20 f.
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Donnerstag, 25. Januar 1798
Beschwörung der Bünde an der Tagsatzung
Die theatralische Beschwörung der Bünde an der gemeineidgenössischen Tagsatzung ist die letzte amtliche Handlung der alten Eidgenossenschaft. Es ist der missglückte Versuch, dem Ausland die nicht mehr vorhandene Einigkeit und Aktionsfähigkeit der Schweiz vorzutäuschen.
Arnold, Helvetik, S. 19.
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Sonntag, 28. Januar 1798
Frankreich besetzt die Waadt
Frankreich zeigt sich von der eidgenössischen Demonstration der Einigkeit wenig beeindruckt und lässt bereits drei Tage später durch eine schlecht ausgerüstete Armee die Waadt besetzen. Bern ersucht die Repräsentanten um sofortige Truppenhilfe und beruft sich dabei auf die alten Bündnispflichten.
Arnold, Helvetik, S. 20.
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Mittwoch, 31. Januar 1798
Uri sagt Bern Hilfe zu
Uri kann Bern benachrichtigen, dass das Aufgebot erlassen sei.
Arnold, Helvetik, S. 20 f.
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Donnerstag, 1. Februar 1798
Die Verfassung des Peter Ochs wird verbreitet
Das französische Direktorium lässt die vom Basler Peter Ochs in Paris geschaffene Verfassung verbreiten. Ihre Prinzipien sind Volkssouveränität, Menschenrechte, politische Gleichberechtigung (Ausnahmen: Frauen, Juden) und Gewaltenteilung in der Regierungsform einer repräsentativen Demokratie. Die differenzierte örtliche Selbstverwaltung wird fast völlig preisgegeben. Uri bleibt ein Kanton, jedoch ohne die Leventina.
HB CH II S. 790 ff.
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Freitag, 2. Februar 1798
Ursern spricht Truppenhilfe
Talammann und Rat von Ursern entsprechen dem Begehren Uris, 30 Soldaten Hauptmann Bessler bei seiner Rückkehr aus der Leventina zu übergeben. Die 30 Mann aus der siebten Rotte werden zum Auszug gerüstet.
Arnold, Helvetik, S. 23.
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Freitag, 2. Februar 1798
Landsgemeinde sagt Hilfe an Bern zu
Die ausserordentliche Landsgemeinde bewilligt offiziell die Hilfe an Bern. Sie beschliesst, mit 600 Mann an dem von Luzern zu bestimmenden Tag nach Bern auszurücken und sofort weitere 600 Mann in Bereitschaft zu setzen. Am Vortrag hat die Schwyzer Landsgemeinde Bern die Hilfe von 1200 Mann bewilligt.
Arnold, Helvetik, S. 21.
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Montag, 5. Februar 1798
Urschner und Leviner Truppen treffen in Altdorf ein
Die 30 Urschner zusammen mit den ungefähr 180 Leventinern treffen in Altdorf ein, wo sie mit allen militärischen Ehren empfangen werden. Daraufhin tragen die Urschner ihre Gewehre,
die alle unbrauchbar sind, ins Zeughaus. Die Leventiner sind dagegen recht gut ausgerüstet.
Arnold, Helvetik, S. 22.
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Mittwoch, 7. Februar 1798
Dreiörtige Konferenz in Brunnen ist ein Misserfolg
Die Abgeordneten von Uri, Schwyz und Unterwalden tagen in Brunnen. Uri ist vertreten durch die Altlandammänner Joseph Stephan Jauch und Jost Anton Müller. Die Konferenz ist ein Misserfolg. Man schreckt vor selbständigem Handeln zurück. Dadurch unterbleibt eine einheitliche Aktion. Man kommt überein, die Haltung der Luzerner Regierung in Erfahrung zu bringen und ihr anzuzeigen, dass Uri und Schwyz ihre Kontingente marschbereit hätten.
Arnold, Helvetik, S. 22.
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Donnerstag, 8. Februar 1798
Urner Hilfstruppen wollen losmarschieren
Uri teilt Bern mit, dass Landeshauptmann Anton Maria Schmid in vier Tagen mit den Urner Hilfstruppen abmarschieren werde. Gleichzeitig ersucht es zusammen mit Schwyz
die Luzerner Regierung um die Bewilligung für den Truppendurchmarsch.
Arnold, Helvetik, S. 22.
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Sonntag, 11. Februar 1798
Auszüger schwören zur Landesfahne
Nach einigen Trülltagen schwören alle Auszüger zur Landesfahne: eine feierliche Zeremonie, "die das Blut vor Ehrgefühl und den Mut kochend macht".
Franz Josef Meyer, in: Arnold, Helvetik, S. 22.
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Montag, 12. Februar 1798
Entschluss Basels errgegt Uris Missfallen
Der Entschluss Basels, die vier ennetbirgischen Vogteien freizulassen, wird in Uri mit Missfallen aufgenommen.
Arnold, Helvetik, S. 33.
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Montag, 12. Februar 1798
Urner Hilfstruppen brechen auf
Die neunte und zehnte Urner Rotte, die Zuzüger aus Ursern und der Leventina, zusammen 600 Mann, brechen nach Luzern auf, wo sie in Wirtshäuser einquartiert sogar das Schlafgeld bezahlen müssen.
Arnold, Helvetik, S. 22.
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Dienstag, 13. Februar 1798
Urner Hilfstruppen werden schlecht behandelt
Gleich wie in Luzern müssen die Urner Hilfstruppen auch in Sursee ihr Schlafgeld selber bezahlen.
Arnold, Helvetik, S. 23.
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Mittwoch, 14. Februar 1798
Cisalpinische Truppen dringen in Lugano ein
In der Nacht dringt ein rund 250 Mann starkes cisalpinisches Invasionskorps in Lugano ein. Es gelingt ihm, die eidgenössischen Repräsentanten zu verhaften. Doch die alarmierten Freiwilligen zwingen die Eindringlinge in einem einstündigen Strassengefecht zum Rückzug. Das Landvogtregiment ist jedoch zu Ende. Wichtig für den Willen der Tessiner, weiter bei der Schweiz zu bleiben, ist die Bereitschaft der eidgenössischen Stände, auf ihre Herrschaftsrechte zu verzichten.
Arnold, Helvetik, S. 24 f.
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Mittwoch, 14. Februar 1798
Urner Kontingent betritt Berner Boden
Das Urner Kontingent betritt Berner Boden. Die Behandlung der Urner Truppen in Zofingen ist ungleich besser als auf Luzerner Gebiet. Sie werden höflich empfangen, haben beste Quartiere und eine vornehme unentgeltliche Bewirtung.
Arnold, Helvetik, S. 23.
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Donnerstag, 15. Februar 1798
Urner Truppen sind in Kirchberg
Die Urner Truppen sind in Kirchberg und den umliegenden Dörfern stationiert. Die Urschweizer Truppen sind zusammen mit den Milizen von Zürich, Glarus, Appenzell und der Stadt St. Gallen der Seelanddivision unter Oberst Johann Rudolf von Graffenried zugeteilt. Da die eidgenössischen Hilfstruppen nur zur Verteidigung verwendet werden dürfen, stehen sie in der zweiten Linie. Die Innerschweizer Orte verlangen zudem von Bern, die einzelnen Kontingente möglichst nahe beieinander zu lassen, um im Falle der Not gemeinsam handeln zu können.
Arnold, Helvetik, S. 23.
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Samstag, 17. Februar 1798
Alarmierende Meldungen aus dem Tessin
Wenige Tage nach dem Urner Truppenausmarsch treffen alarmierende Nachrichten aus den italienischen Vogteien in Altdorf ein. Landammann und Rat von Uri wenden sich in einer Zuschrift an Zürich, in der sie die Schutzlosigkeit des Tessins schildern. In Bellinzona und den dortigen Gegenden sollen grosse Mengen cisalpinischer Truppen eingefallen sein. Uri sehe sich gezwungen, die Truppen zurückzurufen, um die Gotthardstrasse zu sichern und das treue Livinental zu retten.
Arnold, Helvetik, S. 24 f.
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Sonntag, 18. Februar 1798
Franz Joseph Meyer verlässt Kirchberg
Der spätere Unterstatthalter von Ursern, Franz Joseph Meyer, verlässt in Kirchberg die Truppen, um nach Ursern zurückzukehren. Wie mancher wohlhabende Bürger hat auch er um Geld einen Stellvertreter angeheuert, der für ihn den Feldzug mitmacht.
Arnold, Helvetik, S. 23.
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Montag, 19. Februar 1798
Befehl zur Rückkehr der Urner Truppen
Früh morgens erhält Landeshauptmann Anton Maria Schmid im Generalquartier zu Kirchberg den Befehl zur Rückkehr. Er verspricht, unverzüglich aufzubrechen. Aber schon tags darauf kann der Urner Truppenkommandant aus Zofingen dem Kriegsrat in Bern melden, dass er aus Altdorf einen Gegenbefehl erhalten habe. Da sich die Lage in den ennetbirgischen Vogteien beruhigt hat, wird er mit den Urnern und Urschnern in die verlassenen Stellungen zurückkehren, die Leventiner aber in die Heimat zurückführen lassen.
Arnold, Helvetik, S. 25 f.
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Donnerstag, 22. Februar 1798
Cisalpinische Truppen besetzen Mendrisio
Eine Schar Cisalpiner Truppen bemächtigt sich trotz der Gegenwehr der Bauern der umliegenden Orte des Städtchens Mendrisio und bringt die ganze Landschaft bis Lugano in ihre Gewalt.
Arnold, Helvetik, S. 25.
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Freitag, 23. Februar 1798
Rückmarsch der Leventiner Truppen
Unter dem Kommando von Landsmajor Franz Vinzenz Schmid logieren die Leventiner Truppen in Luzern. Dort werden Soldaten von einigen Bürgern aufgefordert, nicht gegen die Franzosen und damit gegen ihre eigenen Interessen zu kämpfen. Unklar ist, ob sie ihren Rückmarsch bis nach Altdorf fortsetzen, oder bereits von Luzern aus wieder nach Bern zurückkehren.
Arnold, Helvetik, S. 26.
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Samstag, 24. Februar 1798
Freiheitsurkunde für die vier zwölförtigen Vogteien
Landammann und Rat von Uri erklären, dass es zur Freilassung der vier zwölförtigen Vogteien der Zustimmung der Landsgemeinde bedürfe, deshalb könne man die von Zürich beantragte Vollmacht nicht geben. Der eidgenössische Vorort stellt jedoch den Vogteien Lugano, Mendrisio, Locarno und Maggiatal im Namen der 12 mitregierenden Orte die Freiheitsurkunde aus, die wohl auf den 15. Februar zurückdatiert wird.
Arnold, Helvetik, S. 33.
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Montag, 26. Februar 1798
Keine Einschränkung der Unabhängigkeit durch Zugeständnisse
Uri will von seinen Nachbarkantonen erfahren, ob auch sie entschlossen sind, ihre Unabhängigkeit durch keine Zugeständnisse einschränken zu lassen. Schwyz antwortet mit der Bitte an Uri, eine Konferenz auszuschreiben und die Stände Nidwalden, Obwalden, Zug, Glarus - und nach Gutfinden auch Appenzell und die Landschaft St. Gallen - einzuladen.
Arnold, Helvetik, S. 35 f.
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Dienstag, 27. Februar 1798
Leventiner Kontingent ist wiederum in Sursee
Das zur Urner Truppe zurück kehrende Leventiner Kontingent übernachtet in Sursee. Hier lässt
Franz Vinzenz Schmid eine eidliche Zeugenaussage über die Luzerner Aufwiegelungsversuche protokollieren.
Arnold, Helvetik, S. 27.
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Donnerstag, 1. März 1798
Gegenbefehl bremst Urner Truppen
Oberst Johann Rudolf von Graffenried bezieht die Urner in seinen Verteidigungsplan mit ein und befiehlt den Urner Truppen von Schüpfen nach Arch, Rüti und Büren zu dislozieren. Auf dem Marsche erreicht sie ein Gegenbefehl, und sie kehren zurück.
Arnold, Helvetik, S. 29.
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Donnerstag, 1. März 1798
Uri glaubt immer noch an politische Lösung
Uri scheint immer noch zu glauben, der sich immer deutlicher abzeichnende militärische Konflikt könne durch politische Konzessionen der aristokratischen Regierungen, besonders Berns, vermieden werden. Die Berner Regierung wird ersucht, kein Opfer hinsichtlich der Regierungsform zu scheuen, soweit es sich mit der Souveränität und Unabhängigkeit vertrage.
Arnold, Helvetik, S. 27 f.
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Freitag, 2. März 1798
Besetzung Freiburgs und Solothurns
Eilboten melden die Besetzung Freiburgs und Solothurns. Unordnung und Verwirrung auf politischer und militärischer Ebene sind die Folgen. Gleichentags soll das Urner Kontingent von Schüpfen und Schwanden aus bis Schnottwil vorstossen. Die Schwyzer Truppen rücken ebenfalls vor, können die Urner und Glarner in der dortigen Gegend jedoch nicht ausfindig machen, da Oberst Johann Rudolf von Graffenried inzwischen befohlen worden ist, mit seinen Truppen die Stadt Bern zu schützen.
Arnold, Helvetik, S. 29.
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Freitag, 2. März 1798
Ausserordentliche Landsgmeinde beschliesst Hilfeleistung an Bern
Eine ausserordentliche Landsgemeinde unter der Leitung von Landammann Josef Maria Schmid versammelt sich auf der Landleutenmatte zu Altdorf. Sie ordnet die sofortige Mobilmachung der 9. und 10. Rotte samt 30 Ursnern an, um dem Stand Bern Hilfe zu leisten.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 9 f.
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Samstag, 3. März 1798
Leventiner Truppen stossen wiederum zu den Urnern
Das Leventiner Kontingent unter der Führung von Franz Vinzenz Schmid trifft im Generalquartier zu Schüpfen wieder zu Landeshauptmann Anton Maria Schmid.
Arnold, Helvetik, S. 27.
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Samstag, 3. März 1798
Uri gibt Hoffnung auf politische Lösung noch nicht auf
In Verkennung der internationalen politischen Lage bittet die Urner Regierung, den
eidgenössischen Vorort Zürich abzuklären, ob nicht durch kaiserlich-königliche, preussische oder spanische Hilfe dem drohenden Umsturz der ganzen Staatsverfassung vorgebeugt werden könne.
Arnold, Helvetik, S. 28.
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Samstag, 3. März 1798
Urner erreichen Bern
In der Frühe erreicht Oberst von Graffenried die Stadt, und die Urner und Glarner werden in die umliegenden Ortschaften verlegt. Damit sind die Schwyzer Truppen von diesen zwei Kontingenten getrennt. Die erneute Aufforderung der Urner und Glarner Kriegsräte, die Truppen der drei Stände so nahe wie möglich beisammen zu lassen, ist nicht mehr möglich.
Arnold, Helvetik, S. 29.
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Samstag, 3. März 1798
Urner Truppen sind zum Heimmarsch entschlossen
Die Kriegsräte von Uri und Glarus beschliessen, ihre Kontingente in der Stadt zu vereinigen. Zu
diesem Zweck begeben sie sich zu den in den umliegenden Ortschaften befindlichen Truppen. Im Verlaufe des Nachmittags ziehen die Urner und Glarner in Bern ein, während Alois Reding die Schwyzer bereits nach Worb zurückführt. Abends erhält Oberst Johann Rudolf von Graffenried den Befehl, mit den ihm unterstellten Truppen nach Schüpfen zurückzukehren. Doch die Urner und Glarner weigern sich. Ihre Vorgesetzten sind zum Heimmarsch entschlossen.
Arnold, Helvetik, S. 29.
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Sonntag, 4. März 1798
Ausserordentliche Landsgmeinde beschliesst zusätzliches Truppenaufgebot
Zwei Tage später nach der Zusage der Hilfeleistung an Bern trifft sich die Landsgemeinde erneut auf der Landleutematte in Altdorf. Die Nachricht ist eingetroffen, dass die französischen Truppen an mehreren Orten in die Schweiz eingefallen sind. Deswegen werden noch weitere Hilfstruppen begehrt. Es wird somit einmütig befunden und erkannt, dass noch vier weitere Rotten (1te und 2te, 11te und 12te) samt 60 Ursern mobil gemacht und in marschfertigen Stand gesetzt werden sollen.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 10.
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Sonntag, 4. März 1798
Tessin soll bei der Schweiz verbleiben
Eine neue Repräsentantenschaft trifft in Lugano ein, zu deren Unterstützung Uri 200 Mann unter
Landsmajor Emanuel Jauch abgesandt hat. Die Gesandten begeben sich im Einverständnis mit der dortigen Bevölkerung zu Obergeneral Berthier nach Mailand, erhalten aber die beruhigende Versicherung, das Direktorium wünsche die ennetbirgischen Landschaften, ausgenommen Mendrisio, mit der Schweizerischen Republik vereinigt zu sehen. Im Juni kann auch Mendrisio den Anschluss an die Schweiz durchsetzen.
Arnold, Helvetik, S. 25.
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Sonntag, 4. März 1798
Cisalpinie Herrschaft vorerst beendet
Die Luganesen setzen der cisalpinischen Herrschaft ein vorläufiges Ende. Aber gleichentags rückt von Como her französisches Militär in Mendrisio und wagt später einen Vorstoss nach Lugano.
Arnold, Helvetik, S. 25.
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Sonntag, 4. März 1798
Urner Truppen ziehen sich vom Kampf zurück
Am Nachmittag ziehen sich die Urner und Glarner zusammen mit den St. Galler Truppen nach Worb zurück. Mitten in den entscheidenden Kämpfen bei Grauholz und Neuenegg treten
die Innerschweizer den Heimweg an, um einer Schändung der Fahne durch eine Kapitulation zu entgehen. Man begründet den Rückzug, da keine Aussicht auf eine Rettung Berns besteht, alles in Unordnung ist, die wichtigsten Posten verlassen sind und unter dem Volk und einem grossen Teil der Truppen eine gefährliche Missstimmung herrscht.
Arnold, Helvetik, S. 29 f.
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Montag, 5. März 1798
Hin und Her beim Rückmarsch
Am Morgen erhalten die vereinten Kontingente in Worb den dringenden Befehl, in die bedrohte Stadt zurückzukehren. Die Kriegsräte schlagen jedoch diese Aufforderung aus und treten den Rückmarsch an. Nach zwei Stunden erreicht sie die Nachricht vom Sieg bei Neuenegg. Bern beschwört sie erneut zu bleiben. Im Eilmarsch streben die Hilfstruppen der Stadt zu, doch schon in Worb erfahren sie, dass Bern gefallen ist. Der Rückmarsch wird endgültig angetreten.
Arnold, Helvetik, S. 31.
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Dienstag, 6. März 1798
Erster Schritt zur Freilassung der Vogteien
Altlandamman Josef Stephan Jauch, als Repräsentant des Standes Uri, erklärt am Kongress zu Frauenfeld, dass Uri sowohl die Vogtei Rheintal, Thurgau und Sargans für frei erklärt, wenn die übrigen Stände dies auch tun werden. Es handelt sich um den ersten Schritt zur Freilassung der Vogteien und zur Anerkennung als gleichberechtigte eidgenössische Stände.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 10.
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Mittwoch, 7. März 1798
Keine diplomatische Lösung
Zürich antwortet auf das Gesuch des Urner Regierungsrates, dass die gegenwärtigen Beziehungen dieser Höfe zu Frankreich kaum eine offene Verwendung zugunsten der Schweiz zu liesse.
Arnold, Helvetik, S. 28.
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Sonntag, 11. März 1798
Konferenz der alten Orte in Brunnen
Auf die Nachricht hin, dass Luzern und Obwalden bereits Deputierte zu General Guilleaume Brune gesandt haben, treffen sich die Stände Schwyz, Uri (Altlandammann Thaddäus Schmid, Landeshauptmann Anton Maria Schmid und Ratsherr Franz von Mentlen), Nidwalden, Zug und Glarus zu einer Besprechung in Brunnen. Gleich im Anschluss an die Konferenz begeben sich die Gesandten nach Bern.
Arnold, Helvetik, S. 32.
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Mittwoch, 14. März 1798
Die Vogteien werden für frei erklärt
Die innert 14 Tagen zum vierten Male versammelte Landsgemeinde unter dem Vorsitz von Landesstatthalter Jost Anton Müller beschliesst, dass auf dringendes Begehren und in Rücksicht auf die gegenwärtigen kritischen Umständen mit diesem Datum alle sowohl mittelbar als unmittelbar zugehörigen Vogteien als frei erklärt werden. Den Beschluss umzusetzen, wird dem Landrat überlassen.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 12.
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Freitag, 16. März 1798
Nichtangriffspakt zwischen Frankreich und den fünf Ländern
Die neunzehnköpfige Gesandtschaft wendet sich in einem geschickten Vortrag an General Brune. Ihre freiheitlichen Verfassungen lobend, versuchte sie die Schlagworte der Französischen Revolution zur eigenen Verteidigung aufzubauen und ihre Spitze gegen einen möglichen französischen Angriff selbst zu wenden. Sie verspricht, die Waffen nicht gegen Frankreich zu erheben, und appelliert an den Gerechtigkeitssinn der französischen Nation, der nicht zugemutet werde, die Religion, Freiheit, Unabhängigkeit und die Verfassung der demokratischen Orte zu stören. Die Delegation gibt Guilleaume Brune auch zu verstehen, dass die Innerschweiz für die Beibehaltung ihrer politischen Einrichtungen kämpfen werde. Die Freiheitsurkunden der Schwyzer und Urner Landsgemeinde für ihre Untertanen nehmen zudem den Franzosen jeden Vorwand, als Befreier in die inneren Kantone einzumarschieren. Brune versichert die kleinen Kantone der Freundschaft Frankreichs, das nicht beabsichtige, ihre Gebiete zu besetzen. Damit kommt zwischen Frankreich und den fünf Ländern, soviel wie ein Nichtangriffspakt zustande.
Arnold, Helvetik, S. 35.
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Freitag, 16. März 1798
Ungereimtheiten betreffend die politische Gestaltung der Schweiz
Das französische Direktorium erlässt widersprüchliche Weisungen über die politische Gestaltung der Schweiz. General Guilleaume Brune, versucht seine eigenen Ideen zu verwirklichen und beabsichtigt eine Dreiteilung der Schweiz.
Arnold, Helvetik, S. 35.
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Montag, 19. März 1798
Landsgemeindeorte sollen Tellgau bilden
General Guilleaume Brune verkündet die Helvetische Republik. Die Landsgemeindeorte (ohne Appenzell), denen der General eine besondere Neigung entgegenbringt und auf deren Eigenart er Rücksicht nehmen will, gedenkt er, mit der Einheitsverfassung zu verschonen. Sie sollen den Tellgau bilden und selbst über die Verfassung entscheiden können. Die Zerstückelung wird als eine Vorbereitung zur Annexion empfunden und bekämpft. Die Innerschweiz jedoch, beruhigt durch die französischen Freundschaftsbeteuerungen, begrüsst die geplante Schaffung des Tellgaus, der ihnen ermöglicht, in ihren alten politischen Einrichtungen weiterzuleben.
Arnold, Helvetik, S. 35.
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Donnerstag, 22. März 1798
Helvetische Republik umfasst 22 Kantone
Das Direktorium kommt auf sein ursprüngliches Projekt der unteilbaren Helvetischen Republik der 22 Kantone zurück. Brune erlässt eine Proklamation, welche die Einheit wiederherstellt.
Arnold, Helvetik, S. 35.
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Mittwoch, 28. März 1798
General Brune wird ersetzt
Die politische Lage ändert sich zu Ungunsten der Innerschweiz. General Guilleaume Brune, der den Landsgemeindekantonen wohlgesinnt ist, wird durch Alexis Balthasar Schauenburg ersetzt. Regierungskommissar François Philibert Lecarlier zieht gleichentags bei seinem Amtsantritt den Schlussstrich unter die Aufoktroyierung der helvetischen Verfassung gezogen: Er fordert die unbedingte Unterwerfung aller Kantone unter die Einheitsverfassung und bekräftigt damit den endgültigen Verzicht Frankreichs auf alle Teilungsprojekte.
Arnold, Helvetik, S. 37.
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Sonntag, 1. April 1798
Zusammenkunft wird vom eidgenössischen Partikularismus überschattet
Die fünftägige Tagung in Schwyz wird vom eidgenössischen Partikularismus überschattet, der einmal mehr ein einheitliches Handeln auf einer breiteren Ebene verunmöglicht. Als die Beratungen eröffnet werden sollen, sind neben den geladenen Gesandten von Appenzell und der Landschaft St. Gallen auch Vertreter der Stadt St. Gallen, Toggenburgs, des Rheintals und der Landschaft Sargans eingetroffen. Sie wünschen sich eng an die fünf Stände anzuschliessen und mit ihnen die weiteren Schritte zur Verteidigung ihrer Unabhängigkeit zu beraten. Die fünf alten Stände finden – in Unkenntnis der proklamierten Verfassung – jedoch eine gemeinsame Unterredung sei nachteilig und gefährlich. Neben Eigennutz und Kurzsichtigkeit besteht die Angst, Frankreich würde ein gemeinsames Vorgehen als Koalition ansehen. Es bleibt den Abgeordneten der Untertanengebiet und der Zugewandten Orte nichts anderes übrig, als in einer gesonderten Versammlung eigene Massnahmen zur Sicherung ihrer Unabhängigkeit zu beraten.
Arnold, Helvetik, S. 36.
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Mittwoch, 4. April 1798
Weitere Vogteien kommen frei
Die ehemaligen Vogteien Bellinzona, Blenio und Riviera, können sich nach langen Verhandlungen mit Uri, Schwyz und Nidwalden über die Bedingungen der Freilassung verständigen.
Arnold, Helvetik, S. 33.
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Mittwoch, 4. April 1798
Obwalden stimmt der Einheitsverfassung zu
Obwalden nimmt die Einheitsverfassung an und zieht sich aus der Konferenz in Schwyz zurück.
Arnold, Helvetik, S. 36.
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Donnerstag, 5. April 1798
Delegation reist nach Paris
Die Abgeordneten von Uri, Schwyz, Nidwalden, Zug und Glarus kommen überein, Deputierte nach Paris zu entsenden, um beim Direktorium für die Erhaltung ihrer politischen Einrichtungen
einzutreten. Sie erklären sich auch bereit, die Bittschrift der ostschweizerischen Gesandten, zwar getrennt von der ihrigen, ebenfalls zu übermitteln. Die Delegation (Landesstatthalter Alois Müller) verreist noch am gleichen Tag nach Bern.
Arnold, Helvetik, S. 37.
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Donnerstag, 5. April 1798
Schwyz lehnt die helvetische Verfassung ab
Die Schwyzer Landsgemeinde beschliesst, das helvetische Verfassungsbüchlein zu verbieten und Besitzer von solchen als Landesverräter zu verurteilen.
Arnold, Helvetik, S. 38.
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Samstag, 7. April 1798
Ablehnung der helvetischen Verfassung durch Nidwalden
Nidwalden lehnt die helvetische Verfassung ab.
Arnold, Helvetik, S. 38.
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Montag, 9. April 1798
Uri übergibt Verfassungsbüchlein dem Scharfrichter
Die Urner Landsgemeinde befiehlt, jede Kritik an der eigenen Verfassung zu bestrafen und die Konstitutionsbüchlein ("Franzosenbüchlein") innert 24 Stunden dem Scharfrichter zur Verbrennung zu übergeben. Mit besonderem Eifer tritt der Altdorfer Pfarrer Karl Joseph Ringold gegen die helvetische Verfassung auf.
Arnold, Helvetik, S. 39.
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Mittwoch, 11. April 1798
Proklamation zur Annahme der helvetischen Verfassung
Lecarlier und Schauenburg verweigern der Innerschweizer Delegation die Pässe nach Paris. In zwei Proklamationen geben sie den widerspenstigen Kantonen und Landschaften eine letzte Frist von 12 Tagen zur Annahme der Verfassung. Nach Ablauf dieser Frist werde man sie als Feindesland behandeln und die Priester und die Regierungen als Mitschuldige der schweizerischen Oligarchen ansehen und zur Verantwortung ziehen.
Arnold, Helvetik, S. 38.
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Donnerstag, 12. April 1798
Die helvetische Verfassung tritt in Kraft
Mit theatralischem Pomp wird die Helvetische Republik im Rathaus von Aarau formell konstituiert. Das Direktorium beauftragt Schauenburg mit der Unterwerfung der verfassungsfeindlichen Kantone. Präsident des Senats wird Peter Ochs und der Vorsitz im Grossen Rat erhält der Berner Bernhard Friedrich Kuhn.
Das von Frankreich aufgezwungene Grundgesetz ist eine Adaptation der französischen Direktorialverfassung von 1795. Es gestaltet die erweiterte Eidgenossenschaft in einen nationalen Einheitsstaat um, der auf den Prinzipien der Rechtsgleichheit, der Volkssouveränität und der Gewaltentrennung beruht und nach dem Repräsentativsystem funktioniert.
Arnold, Helvetik, S. 44; HB CH II S. 794;
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Freitag, 13. April 1798
Blockade über die noch nicht vereinigten Kantone
Obergeneral Schauenberg verhängt die Blockade über die noch nicht vereinigten Kantone. Den kleinen Kantonen bleibt nur noch die Wahl zwischen dem Verzicht auf ihre bisherige Selbständigkeit und einem fast aussichtslosen Krieg.
Arnold, Helvetik, S. 38.
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Montag, 16. April 1798
Schwyz beschliesst die allgemeine Landesbewaffnung
Die grobe Behandlung der Gesandten und das schroffe Ultimatum verhärten den Widerstand der Innerschweiz gegen die Einheitsverfassung. Schwyz beschliesst die allgemeine Landesbewaffnung und ernennt den Kriegsrat. Nidwalden, Glarus und Zug senden Kriegsräte nach Schwyz, um gemeinsam den Verteidigungsplan auszuarbeiten. Uri zögert. Dem wiederholten Ansuchen um zwei Kriegsräte entspricht es nicht mit der Begründung, die Landsgemeinde abwarten zu müssen.
Arnold, Helvetik, S. 39.
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Freitag, 20. April 1798
Urner Landsgemeinde lehnt Einheitsverfassung ab
Im Beisein einer Delegation der Kantone Schwyz, Nidwalden, Glarus und Zug ermächtigt die Landsgemeinde den Landrat, sich mit den anderen demokratischen Kantonen über eine gemeinsame Politik zu verständigen. Sie beschliesst die Urner Landsgemeinde, die helvetische Verfassung zu verwerfen und die alte Regierungsform mit allen Mitteln zu behaupten. Sie delegiert Landeshauptmann Anton Maria Schmid und Landesstatthalter Alois Müller in die Kriegskommission nach Schwyz und bewilligt dem bedrohten Nidwalden auf dessen erneute Bitte hin vier Rotten Hilfstruppen.
Arnold, Helvetik, S. 35 und 39. 41.
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Samstag, 21. April 1798
Urner Kriegsräten sind die Hände gebunden
Der Kriegsrat der Kantone Schwyz, Nidwalden, Glarus und Zug verfolgt eine schnelle Ausdehnung der innerschweizerischen Truppen. Hauptzweck ist der Anschluss möglichst vieler unzufriedener Gegenden, mit deren Hilfe man glaubt, die Franzosen schlagen zu können. Der linke Angriffsflügel, zu dem auch die Urner gehören, soll über den Brünig ins Berner Oberland einfallen, bis gegen Thun vorstossen und dabei die Bevölkerung zum Anschluss bewegen.
An der Ausarbeitung dieses Planes haben die Urner Kriegsräte keinen Anteil. Uri hat ihnen so einengende Instruktionen gegeben, dass sich ihre Funktion aufs Zuhören und Berichten beschränken muss. Vergeblich bemüht sich die Kriegskommission um uneingeschränkte Vollmachten für die beiden Urner Gesandten. Uri lehnt einen Offensivkrieg ab und wünscht die beiden Kriegsräte sobald als möglich zu entlassen, da sie dem Land bei der Vorbereitung der eigenen Verteidigungsmassnahmen unentbehrlich seien.
Arnold, Helvetik, S. 41 f.
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Dienstag, 24. April 1798
Deputierte der Kriegskommission wiederum in Uri
Ohne länger die Ankunft der Urner abzuwarten, zwingen Nidwaldner und Schwyzer Truppen Obwalden zum Anschluss und sind bis zum Brünig vorgerückt. Verbittert über die engen Vorschriften des Urner Kontingents gehen erneut zwei Deputierte der Kriegskommission nach Uri. Diesmal mit ultimativen Forderungen. Sie stellen Uri die Nutzlosigkeit ihres 600 Mann starken Kontingents in Nidwalden vor, das nach der Besetzung der wichtigen Obwaldner Pässe keiner Schutztruppen mehr bedürfe. Man begehrt auch wieder zwei Kriegsräte mit uneingeschränkten Vollmachten und bittet, eine zweite Truppenabteilung bereitzuhalten. Wenn sich Uri dazu nicht entschliessen könne, müsse es seine Truppen zurückziehen und erklären, dass man auf seine Hilfe nicht rechnen könne. Uri erlaubt daraufhin seinen Truppen, bis zum Brünig vorzurücken, verbietet ihnen jedoch gemäss Landesgemeindebeschluss, über die Obwaldner Grenzen hinauszugehen.
Arnold, Helvetik, S. 43.
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Dienstag, 24. April 1798
Staatsvermögen der Kantone wird zum Nationalgut erklärt
Es wird ein Gesetz erlassen, wodurch das Staatsvermögen der bisherigen Kantone als Nationalgut erklärt wird.
Arnold, Helvetik, S. 384.
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Dienstag, 24. April 1798
Vormarsch der Urner bis zum Brünig
Entsprechend ihrer Defensivpolitik befiehlt Uri dem Truppenkontingent, das unter dem Kommando von Franz Vinzenz Schmid nach Nidwalden aufbricht, sich nur zum Schutz und innerhalb der Grenzen Nidwaldens gebrauchen zu lassen. Zuwiderhandelnden wird sogar mit der Todesstrafe gedroht. Uri will diesen Auszug nicht im Rahmen der gemeinsamen innerschweizerischen Kriegsoperationen sehen.
Arnold, Helvetik, S. 42 f.
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Dienstag, 24. April 1798
Ursern versetzt Truppen in Kriegsbereitschaft
Ursern schliesst sich dem Vorgehen Uris an und setzt seine Truppen in Kriegsbereitschaft.
Arnold, Helvetik, S. 42.
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Donnerstag, 26. April 1798
Innerschweizer erleiden gegen die Franzosen eine Niederlage
Bereits im ersten Zusammentreffen mit den Franzosen erleiden die Innerschweizer eine Niederlage. Die Zuger Kolonne unter General Joseph Leonz Andermatt, die ins Freiamt eingefallen ist, wird von den heranrückenden französischen Truppen auseinandergetrieben. Die Franzosen besetzen daraufhin Zug, was den Rückzug der Schwyzer nach Arth erfordert.
Arnold, Helvetik, S. 44.
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Samstag, 28. April 1798
Urner verharren auf dem Brünig und Sattel
Die Truppen des linken Flügels rücken bis Brienz und Meiringen vor, während die Urner auf weitere Vollmachten wartend den Brünig und den Sattel besetzten. Da sich die Berner Oberländer nicht für den Anschluss gewinnen lassen, ist das ganze Unternehmen völlig nutzlos.
Arnold, Helvetik, S. 44 f.
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Sonntag, 29. April 1798
Innerschweizer besetzen Luzern
Das Zentrum unter Alois Reding nimmt kampflos Luzern ein und leert dessen Zeughaus.
Arnold, Helvetik, S. 44.
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Montag, 30. April 1798
Uri schickt Schwyz ein Hilfskontingent
Die französischen Generäle wenden sich mit ihrer ganzen Macht gegen Schwyz (12'000 Mann, darunter drei Regimenter Kavallerie). Obwalden und Nidwalden entschuldigen sich, da ihre eigenen Grenzen bedroht sind. Uri schickt ein erstes Hilfskontingent nach Schwyz (350-400 Mann). Sein Kommandant, Landeshauptmann Anton Maria Schmid, wird aber eingeschärft, wegen der Gefahr für Uri sich nicht zu weit zu entfernen und die Truppen möglichst zu schonen. Sie erhalten den Auftrag, den unterhalb des Dorfes Sattel liegenden Engpass bei Schornen zusammen mit 400 Schwyzern gegen einen französischen Einfall von Aegeri her zu verteidigen.
Arnold, Helvetik, S. 45.
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Dienstag, 1. Mai 1798
Urner geben nicht nach
In einer Nachtsitzung streitet man sich im Kriegsrat mit den Urnern, wohin ihre auf 800 Mann vermehrten Truppen gestellt werden dürfen. Schwyz würde sie - wenigstens das zweite Kontingent - am liebsten in das am meisten bedrohte Schindellegi oder nach Arth verlegen. Die Urner jedoch sträuben sich und setzen durch, dass auch ihre zweite Truppenabteilung auf Schornen stationiert wird.
Arnold, Helvetik, S. 46.
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Dienstag, 1. Mai 1798
Zweites Urner Hilfskontingent trifft in Schwyz ein
Auf dringendes Ansuchen schicken die Urner Schwyz ein zweites Hilfskontingent (400-500 Mann). Dieses trifft abends im Dorfe Schwyz ein.
Arnold, Helvetik, S. 45.
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Mittwoch, 2. Mai 1798
Urner Truppen haben keine Eile
Der Kriegsrat sendet vormittags einen Expressläufer zu den Truppen des zweiten Urner Kontingents, die sich "langsam wie Saumpferde" dem Sattel zu bewegen, um sie zur Eile anzutreiben. Sie sollen die noch bei Schornen liegenden Schwyzer ablösen, damit diese für Schindellegi frei werden.
Als die Franzosen den Hauptangriff auslösen, verzichten sie darauf, den schwer einnehmbaren Pass bei der Schornen anzugreifen und versuchen östlich die Höhe des Morgartenberges zu gewinnen. Schmid sendet den dortigen Truppen rund 100 Urner Scharfschützen zu Hilfe, die zusammen mit weiteren schwyzerischen Verstärkungen die Franzosen bis gegen Aegeri zurücktreiben können. Während die von Westen angreifenden Franzosen überall zurückgeschlagen werden können, gelingt ihnen im Norden der Durchbruch bei Schindellegi und am Etzel.
Arnold, Helvetik, S. 46.
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Mittwoch, 2. Mai 1798
Urner ziehen sich über den Susten zurück
Aus Furcht, die Franzosen könnten den Rückzug durch Nidwalden abschneiden, führt Franz Vinzenz Schmid die Urner über den Sustenpass nach Hause. Vergebens bittet Nidwalden,
das jederzeit angegriffen zu werden befürchtet, die Urner Regierung um die Zurücksendung des Kontingents.
Arnold, Helvetik, S. 45.
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Donnerstag, 3. Mai 1798
Urner ziehen sich kampflos zurück
Der Urner Truppenkommandant Anton Maria Schmid befürchtet der zu erwartende Angriff der Franzosen werde in erster Linie seinen Truppen bei Schornen gelten. Er bittet Alois Reding in der Frühe dringend um Verstärkung. Der Kampf entwickelt sich jedoch nur an den beiden Ufern des Zugersees, wo die Franzosen die Stellung bei Arth zu nehmen versuchen, um dann direkt gegen Schwyz vordringen zu können.Die Aufforderung der Urner Regierung an Landeshauptmann Anton Maria Schmid, den Truppen den Rückzug.
zu sichern und zu verhindern, dass sie von der Heimat abgeschnitten werden, nehmen die Urner zum Anlass, dem aussichtslosen Kampf ohne Schaden zu entgehen. Angesichts dieser kritischen Lage wünschen die Urner Truppen, das eigene Vaterland zu verteidigen. Den Schwyzern gelingt es, diese Stellung den ganzen Tag zu halten. Am Nachmittag verlassen die Urner ihre Posten. Mit Ausnahme der rund 100 Scharfschützen haben sie am Kampfgeschehen nicht genommen. Schwyz beschliesst nun, die Kapitulationsverhandlungen einzuleiten.
Arnold, Helvetik, S. 47.
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Freitag, 4. Mai 1798
Die Innerschweizer Kantone werden neu aufgeteilt
Das Schwyzer Volk nimmt die Kapitulation an. Auf Befehl von General Schauenburg übermittelt Schwyz die Kapitulationsbedingungen (Beibehaltung und uneingeschränkte Ausübung der Religion; Unverletzlichkeit des Priesterstandes; Sicherung der Personen und des Eigentums; Verzicht auf militärische Besetzung und Truppenaushebung; Verzicht auf Entwaffnung der Mannschaft) auch an Uri mit der Bitte, sich zu unterwerfen.
Regierungskommissar Rapinat beauftragt General Schauenburg mit der Bildung der drei neuen Kantone. Damit tritt an die Stelle des nicht zustande gekommenen helvetischen Gesetzes der französische Machtspruch. Der Kanton Waldstätten umfasst die drei Urkantone und Zug. Schwyz bildet den Hauptort.
Arnold, Helvetik, S. 47, 53.
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Samstag, 5. Mai 1798
Landsgemeinde nimmt Kapitulation an
Widerwillig und bloss durch ein geringes stilles Handmehr nimmt die Urner Landsgemeinde die Kapitulation von General Schauenburg und die helvetische Konstitution an.
Mit der Verfassungsannahme regiert ein provisorischer Rat in Uri mit Altlandammann
und Hauptmann Joseph Stephan Jauch an der Spitze.
Arnold, Helvetik, S. 5, 56.
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Dienstag, 8. Mai 1798
Ursern fügt sich der Kapitulation
Die Talschaft Ursern fügt sich der Kapitulation von General Schauenburg und nimmt die helvetische Konstitution an.
Arnold, Helvetik, S. 5.
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Mittwoch, 9. Mai 1798
Mitteilung der Kapitulation und der Verfassungsannahme
Eine Urner Delegation überbringt in Zürich General Schauenburg die Kapitulations- und
Verfassungsannahme. Dabei vernimmt sie die Bildung eines Kantons Waldstätten. Soll diese neue Kantonseinteilung beschlossen sein, wird sich die Delegation nach Aarau begeben, um bei den zuständigen Stellen für Altdorf als Kantonshauptort einzutreten.
Arnold Werner, Helvetik, S. 57.
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Samstag, 12. Mai 1798
Uri weigert sich, Mitglieder für den Rat nach Schwyz zu schicken
Schwyz ersucht seine Mitkantone Uri, Unterwalden und Zug je fünf Mitglieder für einen provisorischen Rat Waldstättens in den Hauptort zu schicken. In der Hoffnung, die Bildung des Kantons Waldstätten rückgängig machen zu können, weigert sich Uri, der Aufforderung nachzukommen.
Arnold Werner, Helvetik, S. 56 f.
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Donnerstag, 17. Mai 1798
Provisorische Regierung protestiert gegen die Bildung des Kantons Waldstätten
Die provisorische Regierung protestiert bei Rapinat und dem Direktorium gegen die Bildung des Kantons Waldstätten und die diesbezügliche Änderung der Verfassung, die vom Urner Volk in der alten Form angenommen worden sei, und bittet, mit dem Beschluss zu warten, bis die Urner Abgeordneten auch mitberaten könnten.
Arnold, Helvetik, S. 56 f.
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Freitag, 18. Mai 1798
Rapinat bestätigt Verfassungsänderung
Regierungskommissar Rapinat bestätigt ausdrücklich die Verfassungsänderung mit der Bildung des Kantons Waldstätten.
Arnold Werner, Helvetik, S. 57.
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Sonntag, 20. Mai 1798
Talgemeinde bestätigt den provisorischen Rat
Die Talgemeinde von Ursern bestätigt die provisorische Regierung bis "nach abgehandelter Constitution".
Arnold Werner, Helvetik, S. 57.
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Montag, 28. Mai 1798
Ursern hat keine Kenntnis von Bildung des Kantons Waldtstätten
Hinsichtlich der Bildung des Kantons Waldstätten herrscht eine schlechte Orientierung. Ursern versichert, dass es weder durch Rapinat und noch viel weniger durch Uri über die geplante Verschmelzung zu einem Kanton Waldstätten unterrichtet worden sei, sondern erst durch die Mitteilung von Schwyz vom vor zwei Tagen.
Arnold Werner, Helvetik, S. 58.
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Mittwoch, 30. Mai 1798
Konstituierung des Kantons Waldstätten
Die Wahlversammlung in Schwyz umfasst 188 Wahlmänner, darunter 32 Urner und 4 Talleute aus Ursern. Sie wählen die zwölf Abgeordneten ins helvetische Parlament und ihren Vertreter beim Obersten Gerichtshof. Sie besetzen die Stellen der Verwaltungskammer und des Kantonsgerichts. Um weiteren Spannungen vorzubeugen, beschliesst man, die zu vergebenden Mandate in die helvetischen Räte und die Beamtenstellen in Waldstätten gleichmässig auf die vier ehemaligen Länder zu verteilen. Die Wahlmänner eines jeden Standes tagen getrennt und einigen sich auf ihre Kandidaten, die sie dann der allgemeinen Wahlversammlung nur mehr zur Bestätigung vorlegen.
Dadurch kann jeder ehemalige Kanton einen Senator und zwei Grossräte, ein Mitglied und einen Suppleanten in die Verwaltungskammer und drei Mitglieder und Suppleanten ins Kantonsgericht stellen. Die restlichen Ämter und der Sitz im Obersten Gerichtshof werden unter die volksreichsten Stände Schwyz und Unterwalden aufgeteilt. Von Uri werden Landeshauptmann Anton Maria Schmid in den Senat, Altlandammann Jost Anton Müller und Karl Franz Bessler in den Grossen Rat gewählt. Da Jost Anton Müller sich weigert, seinen Sitz in Aarau einzunehmen, bleibt diese Stelle vakant.
In die fünfköpfige Verwaltungskammer werden von Uri Franz Martin Schmid als Verwalter und Josef Imhof als Suppleant, in das dreizehnköpfige Kantonsgericht Josef Alphons Bessler, Karl Sebastian Müller und Jakob Josef Zgraggen als Richter und Franz Josef Buhofer, Karl Sebastian Christen von Ursern und Sebastian Crivelli als Suppleanten gewählt.
Arnold Werner, Helvetik, S. 57 f.
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Freitag, 8. Juni 1798
Urner Abgeordnete finden sich in Aarau ein
Die Waldstätter Abgeordneten finden sich zum Helvetischen Parlament in Aarau ein. Die Grossräte werden mit dem Bruderkuss des Präsidenten in die Versammlung aufgenommen. Beim Eintritt der vier Senatoren gibt es zuerst Schwierigkeiten, da einige Ratsmitglieder die Rechtmässigkeit der Wahl anfechten. Doch die Mehrheit ist mit Peter Ochs bereit, aus Freude über die Ankunft der kleinen Kantone über die vorgefallenen Unregelmässigkeiten bei der Wahl hinwegzusehen.
Arnold Werner, Helvetik, S. 58.
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Montag, 11. Juni 1798
Kantonskassen sind dem Nationalschatzamt abzuliefern
Das Direktorium befiehlt, alle in den Kantonskassen liegenden Gelder und Schuldtitel, soweit
sie die täglichen Bedürfnisse der Verwaltungskammern übersteigen, dem Nationalschatzamt abzuliefern. Die zu diesem Zeitpunkt noch amtierende provisorische Regierung von Uri protestiert gegen diese Anordnung und äussert die Hoffnung, neben der Gebietsverminderung und dem Verlust der Selbständigkeit nicht auch noch den Verlust der Gelder hinnehmen zu müssen. Dies könne leicht zu Gärung und Aufruhr führen.
Arnold, Helvetik, S. 384.
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Montag, 18. Juni 1798
Valentin Curty lehnt Amt des Distrikthalters ab
Regierungsstatthalter Alois Vonmatt ernennt den helvetischen Parteigänger und Altlandschreiber Valentin Curty zum Distriktsstatthalter von Altdorf. Curty lehnt jedoch ab und erhält eine Woche später seine Entlassung. An seine Stelle tritt der menschliche und vom Volk geschätzte, politisch aber farblose und stark unter dem Einfluss der alten Regierung stehende Joseph Maria Lusser.
Arnold Werner, Helvetik, S. 61.
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Samstag, 30. Juni 1798
Provisorische Regierung wird aufgelöst
Unterstatthalter Josef Maria Lusser hebt die provisorische Regierung unter der Leitung von Altlandammann und Hauptmann Joseph Stephan Jauch auf und überträgt ihre Funktionen den konstitutionellen Behörden.
Arnold, Helvetik, S. 64.
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Sonntag, 1. Juli 1798
Franz Joseph Meyer wird neuer Unterstatthalter
Vonmatt findet Anfang Juli für den Distrikt Andermatt in Franz Joseph Meyer einen Unterstatthalter. Er steht der neuen Verfassung als wohlwollender Anhänger gegenüber. Alttalammann Franz Dominik Nager hat das Amt zuvor abgelehnt.
Arnold, Helvetik, S. 62.
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Dienstag, 3. Juli 1798
Uri wird in zwei Distrikte aufgeteilt
Die Einteilung des Kantons Waldstätten erfolgt in acht Distrikte. Sie sind reine Verwaltungs- und Gerichtsbezirke mit dem Sitz eines Unter- oder Distriktsstatthalters und eines unteren Zivil- und Polizeigerichts. Der alte Kanton Uri bildet die beiden Distrikte Altdorf, das untere Reusstal, und den jetzt gleichberechtigten Distrikt Andermatt, der die Talschaft Ursern und die von Uri abgetrennten Dörfer Wassen, Meien, Göschenen und die Göscheneralp umfasst.
Arnold Werner, Helvetik, S. 58.
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Freitag, 6. Juli 1798
Unterstatthalter Lusser ernennt seine Agenten
Unterstatthalter Joseph Maria Lusser ernennt seine zwölf Agenten. Hauptaufgabe der Agenten ist es, über die Bevölkerung und die Durchführung der Verfassung zu wachen.
Arnold Werner, Helvetik, S. 62 f.
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Montag, 9. Juli 1798
Direktorium lehnt Anschluss der Leventina an Uri ab
Uri musste mit der Abtrennung der Leventina, die in den Kanton Bellinzona eingefügt wurde, den grössten Gebietsverlust hinnehmen. Zwar gibt es eine Strömung, die unter der Führung Gian Antonio Camossis den Anschluss an Waldstätten herbeiführen möchte. Ein diesbezügliches Gesuch wird trotz Unterstützung der Waldstätter Regierung vom Direktorium jedoch abgelehnt.
Arnold Werner, Helvetik, S. 61.
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Montag, 9. Juli 1798
Wilde Gerüchte und Verunsicherung macht sich breit
Es schwirren die wildesten Gerüchte durch den Kanton Waldstätten. Die Franzosen würden bald einrücken, die Religion sei in Gefahr, masslose Steuern würden das Volk belasten usw. Schiesspulver und Blei werden eingeführt. Emissäre der Emigrierten durchstreifen die Distrikte und versprechen Waffenhilfe des Kaisers. Geistliche schüren vielerorts das Feuer. Regierungsstatthalter Vonmatt beschwört seine Bürger, den Gerüchtemachern taube Ohren
zu zeigen, und befiehlt seinen Unterstatthaltern, Spitzel auszuschicken, um den Drahtziehern auf die Spur zu kommen. Die Pfarrer warnt er, in ihren öffentlichen Reden und Handlungen vorsichtig zu sein, und macht sie für die Aufrechterhaltung der Ruhe in ihren Pfarreien verantwortlich.
Arnold, Helvetik, S. 66.
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Mittwoch, 11. Juli 1798
Mitglieder der Distriktsgerichte werden gewählt
Nach der endgültigen Distriktseinteilung wählt die Wahlversammlung Waldstättens als letzte Bezirksbehörden die Distriktsgerichte. Sie setzen sich aus je neun Richtern zusammen, die möglichst viele Gemeinden vertreten. Präsident des Distriktsgerichts Altdorf wird Altlandammann Josef Stephan Jauch, Gerichtsschreiber Valentin Curty; Präsident des Distriktsgerichts Andermatt wird Franz Dominik Nager (1745-1816).
Arnold, Helvetik, S. 64.
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Donnerstag, 12. Juli 1798
Leistung des Bürgereids wird vorgeschrieben
Die gesetzgebenden Räte verlangen die Leistung des in der Verfassung vorgeschriebenen Bürgereides. Dem Eid müssen sich alle Bürger unterziehen. Wer ihn verweigert, soll die bürgerlichen Rechte verlieren, der Aufsicht der Regierung unterstellt und bei
Störung der gesetzlichen Ordnung aus der Republik ausgewiesen werden. Die Formel, die sich nur auf die bürgerlichen Verhältnisse beziehen will, ist rein weltlich und lautet: „Wir schwören dem Vaterland zu dienen, und der Sache der Freiheit und Gleichheit als gute und getreue Bürger mit aller Pünktlichkeit und allem Eifer, so wir vermögen, und mit einem gerechten Hasse gegen die Anarchie oder Zügellosigkeit anzuhangen.“ Diese an sich unverfängliche Formel gibt durch die Auslassung des Namens Gottes als verpflichtende Instanz der herrschenden Opposition das gefährliches Schlagwort „Bedrohung
der Religion“.
Arnold, Helvetik, S. 72.
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Dienstag, 24. Juli 1798
Propaganda für die Erhebung
Zwischen einigen ausgewanderten Revolutionsgegnern und Vertretern der Urschweiz findet in Feldkirch eine Zusammenkunft statt. Von Seiten der Emigrierten nimmt auch der Kapuzinerpater Paul Styger, der als Hauptagitator in der Innerschweiz dieses Treffen organisiert hat. Uri ist durch Johann Hauser, Wirt an der Treib, vertreten.
Den Urschweizern wird das Propagandareglement vorgelegt. Sie nehmen die darin enthaltenen Bestimmungen an. Hausers eidliche Aussagen über die Stimmung und die Kriegsbereitschaft der Urkantone besagt: Die Geistlichkeit und das gemeine Volk sei wohlgesinnt. Das Land verfüge über 2000 Mann, die Scharfschützen gut 1000 Mann. Das Zeughaus sie für das ganze Land hinlänglich, Kanonen habe es mindestens 18 sowie Pulver und Blei für den ersten Fall genug. Hauser setzt zu seiner Unterschrift noch die Namen zweier vertrauenswürdiger Männer (Johann Georg Aschwanden, Pfarrer von Erstfeld, und Spitalvogt Josef Anton Arnold) hinzu.
Arnold, Helvetik, S. 67 f.
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Montag, 20. August 1798
Eid kann zuhause geleistet werden
Als sich in den Distrikten Schwyz und Stans eine bewaffnete Aufruhr abzuzeichnen beginnt, bittet Unterstatthalter Lusser Regierungsstatthalter Vonmatt, den Bürgereid ohne öffentliche Feier und im Beisein zweier Zeugen von Haus zu Haus abnehmen zu dürfen. Vonmatt kommt der Bitte Lussers entgegen. Zugleich befiehlt er ihm, vor der Verlesung der Eidesformel deutlich zu erklären, dass der Eid mit den Vorbehalten der uneingeschränkten Ausübung der katholischen Religion und der Einhaltung der mit Schauenburg geschlossenen Kapitulation geleistet werde.
Arnold, Helvetik, S. 74.
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Mittwoch, 22. August 1798
Altdorfer wollen Eid schwören
Unterstatthalter Lusser hat die noch ruhige Lage in seinem Distrikt ausnützen wollen und hat befohlen, alle Dorfgemeinden zusammenzurufen. In den Aussengemeinden können diese Versammlungen jedoch nicht stattfinden, da sich die Bauern an Werktagen nur schwer von der Arbeit trennen lassen und deshalb an mehreren Orten fast niemand erschienen ist. Einzig die Bürger Altdorfs gehorchen dem Befehl Lussers und beschliessen, am kommenden Sonntag den Eid mit den bekannten Vorbehalten zu schwören.
Arnold, Helvetik, S. 74.
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Mittwoch, 22. August 1798
Vonmatt befiehlt Wachen gegen Nidwalden aufzustellen
Eine Landsgemeinde hat in Stans die helvetischen Beamten abgesetzt und eine alteidgenössische Regierung gewählt. Da sich Nidwalden bei seinem alten Bundesgenossen Uri um Hilfe bewerben könnte, befahl Regierungsstatthalter Vonmatt an den Verbindungswegen mit dem Distrikt Stans, besonders bei Flüelen und Seedorf, Wachen aufzustellen.
Arnold, Helvetik, S. 79.
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Mittwoch, 22. August 1798
Leistung des Bürgereids
Der Unterstatthalter ruft auf den 22.8. (Werktag) alle Dorfgemeinden zusammen. Einzig die Bürger Altdorfs gehorchen dem Befehl und beschliessen, am kommenden Sonntag (26.8.) den Eid zu schwören.
Arnold, Helvetik, S. 74.
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Freitag, 24. August 1798
Lusser lässt in Flüelen eine Wache aufstellen
Auf Ansuchen von Regierungsstatthalter Vonmatt stellt Unterstatthalter Lusser in Flüelen eine Wache auf. Sie soll Emissäre aus Nidwalden melden.
Arnold, Helvetik, S. 92.
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Sonntag, 26. August 1798
Bürgereid wird geleistet
Altdorf leistet öffentlich aber ohne Feierlichkeiten den Bürgereid. Flüelen, Attinghausen, Schattdorf und Unterschächen folgen am gleichen Tag. In mehreren Aussengemeinden
wird der Eid auch von Haus zu Haus aufgenommen. Nur Seedorf, Bauen, Isenthal, Seelisberg und Sisikon weigern sich. Diese Randgemeinden sind in den Sog der unruhigen Nachbardistrikte geraten. Pfarrer Kaspar Imhof von Seedorf und Josef Maria Regli von Seelisberg hielten mit ihrer verfassungsfeindlichen Haltung nicht zurück. Erst nach dem Blutbad in Nidwalden beugen sie sich dem Gesetz.
Arnold, Helvetik, S. 75 f.
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Sonntag, 26. August 1798
Urschner schwören den Bürgereid
Die Andermatter versammeln sich in der Pfarrkirche zur Ablegung des Bürgereides. Vizepfarrer Archangelus (Kaspar Valentin Wolleb von Andermatt) erklärt im Namen der Kapuziner, nur unter den Vorbehalten der unangetasteten und freien Religionsausübung, der Rechte der Kirche und der mit Schauenburg geschlossenen Kapitulation den Eid zu schwören. Die Rede hat jedoch keine Folgen. Die übrigen Gemeinden des Distrikts leisten am gleichen Tag ruhig und ohne Widerstand den Eid. Unterstatthalter Meyer ist es gelungen, die beiden Kapuziner von Realp zur Aufgabe ihres Widerstandes zu bewegen. Sie erklären sich bereit, als erste den Eid zu leisten und damit die Bedenken der Dorfbevölkerung zu zerstreuen.
Arnold, Helvetik, S. 77 f.
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Freitag, 7. September 1798
Urner Kontingent geht nach Stans
Ein von Nidwaldnern Emissären angeworbener Hilfstrupp von 27 Seelisbergern trifft in Stans ein. Aus den übrigen Gemeinden begeben sich lediglich sechs Seedorfer und ein Erstfelder nach Stans (8.9.). Eine Gruppe von sieben Leuten will sich an Ort über die Lage erkundigen.
Arnold, Helvetik, S. 79.
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Samstag, 8. September 1798
Gruppe begibt sich zur Erkundung nach Nidwalden
Aus Eigeninitiative begibt sich eine Siebnergruppe mit Jakob Hauser (Bruder von Johann Hauser) an der Spitze und Vertretern aus fünf Gemeinden nach Nidwalden ((Karl Wipfli von Seedorf, Maria Müller von Seedorf, Jakob Trutmann von Seedorf, Albin Walker von Schattdorf, Josef Maria Muoser von Bürglen, Josef Anton Gisler von Flüelen). Sie beabsichtigt, die Lage zu erkunden. Einige begeben sich noch zu Altlandammann Jost Anton Müller, um dessen Meinung zu vernehmen. Er rät ihnen jedoch von ihrem Vorhaben ab, da jetzt nicht der Zeitpunkt sei, Krieg zu führen. Hauser nimmt an diesem Treffen nicht teil, da er überzeugt ist, dass er sie zur Ruhe mahnen würde. Am Abend trifft die Gruppe bei Pfarrhelfer Lussi in Stans ein. Es finden Gespräche mit dem Kriegsrat statt. Hauser zeigt sich entschlossen, eine Landsgemeinde ausrufen zu lassen.
Arnold, Helvetik, S. 81.
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Sonntag, 9. September 1798
Aufstand in Stans
Nidwalden leistet den Franzosen fanatischen Widerstand, Das traurige Resultat sind 464 Tote (davon 119 Frauen und 26 Kinder). Es brennen mehrere Kirchen und Kapellen sowie 600 Wohnhäuser.
Arnold, Helvetik, S. 81 ff; HB CH II S. 804.
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Sonntag, 9. September 1798
Massive Forderung nach einer Landsgemeinde
Jakob Hauser, Josef Maria Muoser und Albin Walker machen auf dem Hauptplatz in Altdorf das anwesende Volk mit dem dringenden Hilfsbegehren Nidwaldens bekannt. Darauf begeben sie sich mit vier weiteren Männern zum Unterstatthalter Lusser und fordern eine Landsgemeinde. Als Lusser dies verweigert, geben sie ihm eine Bedenkzeit, um am Nachmittag verstärkt zurückzukehren und unter Drohungen das gleiche Begehren zu wiederholen. Eine aufgebrachte Schar von ungefähr 80 Bauern aus verschiedenen Dörfern fordert zudem die Öffnung des Zeughauses. Da sich die Schlüssel im Hause des Altsäckelmeisters und Verwaltungskammer-Präsidenten Franz Martin Schmid befinden, müssen die beiden Beamten die wütende Menge zum Zeughaus begleiten. Dort wird Lusser so in die Enge getrieben, dass er die Einwilligung zur Landsgemeinde gibt, die auf seinen erzwungenen Befehl hin sogleich durch den Grossweibel auf den folgenden Tag angekündigt wird. Es werden Waffen und Munition an Leute abgegeben, die damit nach Nidwalden ziehen wollen. Einem guten Dutzend Männer wird sogar der geforderte Sold ausbezahlt. Zu einer grösseren, einheitlichen Aktion kommt es jedoch nicht, da ein wildes Durcheinander herrscht. Bei diesem Ausbruch der Volkswut zeigt sich zum ersten Mal offen die Erbitterung der Landleute gegen die Herren, die sich auch diesmal die grösste Zurückhaltung auferlegen und vor den Folgen eines Hilfszuges nach Nidwalden warnen.
Arnold, Helvetik, S. 83 f.
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Sonntag, 9. September 1798
Unruhen nehmen grösseres Ausmass an
Gegen Abend drohen die Unruhen in Altdorf grössere Ausmasse anzunehmen. Der Seedorfer Konrad Arnold, der tagsüber in Nidwalden gegen die Franzosen gekämpft hat, kommt von Pfarrer Käslin geschickt nach Uri, um Hilfe zu holen. Er bespricht seine Mission zuerst mit Spitalvogt Anton Arnold, der sich jedoch auf nichts einlassen will. Die zusammengerotteten Bauern senden Boten in alle Gemeinden, um die Sturmglocken zu läuten. In Altdorf bemühen sich Pfarrer Ringold und Altlandammann Jost Anton Müller vergebens, sie daran zu hindern. Daraufhin will der wilde Haufen, ohne die Landsgemeinde abzuwarten, nach Nidwalden ziehen. Aber zu diesem freiwilligen Zug finden sich nur knapp 20 Männer bereit, was die Erregung etwas dämpft. Die Schar bricht auf, erreicht jedoch Nidwalden nicht mehr. Die ersten Meldungen über die Greuel in Nidwalden treffen ein.
Arnold, Helvetik, S. 85 f.
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Montag, 10. September 1798
Landsgemeinde wird abgesagt
Angesichts der schrecklichen Ereignisse in Nidwalden mit der Niederschlagung des Volksaufstands spricht niemand mehr von einer Landsgemeinde. Sie wird in aller Frühe abgesagt. Unterstatthalter Lusser lässt eine Landeskommission, in die jede Gemeinde zwei Vertreter entsenden kann, einberufen. Die Versammlung ist offen und alle Anwesenden dürfen ihre Meinung äussern.
Man beschliesst, Briefe an General Schauenburg, an den in Nidwalden kommandierenden General Les Bros und ans helvetische Direktorium zu schicken mit der Bitte, den Distrikt Altdorf von französischen Besatzungstruppen zu verschonen und von einer Entwaffnung abzusehen, um nicht für die Tat einiger Seelisberger den ganzen Distrikt büssen zu lassen. Mit der Mission wird Emanuel Jauch beauftragt.
Arnold, Helvetik, S. 86.
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Montag, 10. September 1798
Schreiben Altdorfs an Schauenburg: Bitte um Verschonung
Man beschliesst, Briefe an General Schauenburg und General Les Bros sowie an das helvetische Direktorium zu schicken, mit der Bitte, den Distrikt Altdorf von franz. Besatzungstruppen zu verschonen und von einer Entwaffnung abzusehen, um nicht für die Tat einiger Seelisberger den ganzen Distrikt büssen zu lassen. Mit der Mission wird Emanuel Jauch beauftragt. Das Direktorium will anfänglich zustimmen, Schauenburg will sich jedoch die Entwaffnung nicht entgehen lassen.
Arnold, Helvetik, S. 86.
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Montag, 10. September 1798
Niederschlagung des Widerstandes in Nidwalden
Nach der Niederschlagung des Aufstandes muss sich auch Uri der neuen Gewalt der Franzosen unterwerfen.
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 108.
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Mittwoch, 12. September 1798
Unterstatthalter verschweigt Aufruhr von Altdorf
Um seinen Distrikt nicht der Gefahr eines französischen Eingriffs auszusetzen und um die Unruhestifter nicht gerichtlich verfolgen zu müssen, schweigt Unterstatthalter Lusser den Aufruhr von Altdorf gegenüber Regierungsstatthalter Vonmatt tot. Auf dessen Aufforderung hin schickt er ihm einen äusserst dürftigen Rapport, so dass Vonmatt sich gezwungen sieht, durch Privatpersonen (Josef Anton Müller) die gewünschten Informationen über die tatsächlichen Ereignisse einzuholen.
Arnold, Helvetik, S. 92.
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Mittwoch, 12. September 1798
Übergabe des Zeughauses in Altdorf
Das Zeughaus in Altdorf wird dem helvetischen Kommissär übergeben. Es werden demselben zwölf Kanonen, zwei österreichische Feldschlangen, einige Tausend Flinten und Doppelhaken und nebst einigen alten eroberten Fahnen auch die alten Schlachtenbanner von Uri entnommen und mit mehreren Kisten voll spanischer Taler vom Staatsschatze weggeführt.
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 108.
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Mittwoch, 19. September 1798
Urner werden entwaffnet
Das Direktorium wäre anfänglich bereit gewesen, dem Begehren Altdorfs nachzukommen. General Schauenburg will sich die günstige Gelegenheit zur Entwaffnung der ehemaligen kleinen Kantone nicht entgehen. Die Entwaffnung des Distrikts Altdorf geschieht in Erinnerung an das Blutbad in Nidwalden ohne Widerstand. Um die Verantwortung für den Abtransport der Waffen nicht allein tragen zu müssen, versammelt Lusser erneut die verfassungswidrige Landeskommission. Während zwei Tagen werden die Waffen aus dem Altdorfer Zeughaus nach Luzern abgeführt. Es werden 1770 Gewehre, 16 Kanonen, 6 Feldschlangen, 2 kleine Stücke, 100 Doppelhäggen, Schwerter, Säbel, Hallbarten, Patronentaschen und Munition nach Luzern abgeführt. Der Distrikt Andermatt braucht nicht entwaffnet zu werden, da seine Gewehre seit dem Berner Zug in Schwyz in Reparatur liegen und zusammen mit den Schwyzer Waffen eingezogen werden.
Arnold, Helvetik, S. 86.
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Donnerstag, 20. September 1798
Hospitium in Andermatt wird geschlossen
Das Direktorium kommt den wiederholten Klagen von Unterstatthalter Meyer über die
verfassungsfeindliche Tätigkeit der Kapuziner in Andermatt und der Bitte, Pater Ubald aus dem Distrikt zu entfernen, in der Weise entgegen, dass es das Hospitium aufhebt. Dieser harte Beschluss kommt Meyer jedoch höchst ungelegen, da die zwei Hauptaufwiegler, Pater
Ubald und Pfarrer Cyrill, nach der Katastrophe von Nidwalden geflohen sind. Da er die Sympathien des Volkes an die Kapuziner kennt und weiss, dass die zwei mageren Pfründen kaum mit Weltgeistlichen besetzt werden können, fordert er in mehreren Bittschriften das Direktorium um die Beibehaltung des Hospitiums. Dieses gibt seinem Drängen nach, lässt aber den Beschluss vom als Drohung weiterhin in Kraft.
Arnold, Helvetik, S. 90 f.
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Sonntag, 30. September 1798
Erneuter Versuch des Direktoriums, die Staatsfinanzen einziehen
Ende September weist das Direktorium die Verwaltungskammer an, die in den verschiedenen Distrikten Waldstättens, namentlich die in Altdorf und Andermatt liegenden Gelder unverzüglich in die Zentralkasse zu liefern. Unterstatthalter Lusser, der sich durch sein Mitwissen für die Entfernung der Gelder mitverantwortlich fühlt, diese Last aber nicht allein auf sich laden will, beruft Ausschüsse aus allen Gemeinden zur Beratung nach Altdorf.
Arnold, Helvetik, S. 387.
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Montag, 1. Oktober 1798
Munizipalität von Altdorf gewählt
Die Altdorfer Gemeindeversammlung wählt ihre provisorische Munizipalität. Diese besteht aus Altlandammann Karl Thaddäus Schmid, als Präsident; Altlandammann Jost Anton Müller, als Vizepräsident; Altstatthalter Alois Müller; Altratsherr Franz Megnet; Altratsherr Anton Wolleb; Altratsherr Magnus Franz von Mentlen; Altfürsprech Franz Josef Regli; Altlandsfähnrich Franz Maria Arnold; Dorfvogt Brücker. Weitere Mitglieder waren noch Josef Anton Arnold und Altspitalmeister Josef Maria Gisler.
Altdorf, Helvetik, S. 98 f.
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Montag, 1. Oktober 1798
Altdorf wählt Munizipalität
Die Gemeindeversammlung von Altdorf wählt ihre provisorische Munizipalität; eine Woche später folgt Bürglen; angesichts des franz. Truppeneinmarsches fordert die Altdorfer Munizipalität die anderen Gemeinden auf, ebenfalls Munizipalitäten einzurichten (Nahrung, Quartiere, Transporte). Die prov. werden im Februar 1799 durch def. Munizipalitäten ersetzt.
Arnold, Helvetik, S. 99.
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Montag, 1. Oktober 1798
Urner wollen Pensionsfonds behalten
Diese von Unterstatthalter Lusser einberufene, illegale Versammlung tagt im Beisein von
Franz Martin Schmid, dem Präsidenten der Verwaltungskammer. Sie beschliesst, zwei Deputierte an die Zentralregierung abzuordnen, um ihr aufzuzeigen, dass die Urner Kassen neben eigentlichen Staatsgeldern (Zolleinnahmen, Auflagen der Vogteien, Ohmgelder, Bussen) auch Pensionen enthalten und dass die Urner diesen Pensionsfonds (116'526 Gulden) als Gemeinde- oder Privatbesitz betrachten und das Recht verlangen, frei darüber verfügen zu können. Die Dorfschaften waren berechtigt, die jährlich einlaufenden Pensionsgelder unter die Gemeindebewohner zu verteilen. Die umstrittenen Gelder bleiben einstweilen in Altdorf.
Arnold, Helvetik, S. 387.
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Dienstag, 2. Oktober 1798
Vonmatt zitiert Unterstatthalter Lusser nach Schwyz
Vonmatt zitiert Unterstatthalter Lusser zu sich nach Schwyz. Hier zwingt er ihn, einen genauen Bericht über die Altdorfer Unruhen abzufassen. Er äussert ihm seine Unzufriedenheit über die Missachtung der erhaltenen Befehle bezüglich der Nidwaldner Flüchtlinge, die wiederholten verfassungswidrigen Versammlungen der Gemeindeausschüsse und die äusserst mangelhaften Distriktsrapporte. Weiter wirft er ihm vor, dass er sich häufig und ganz offen mit den Mitgliedern der alten Regierung berate und sein Handeln nach ihrem Gutachten ausrichte und dass er nichts unternehme, das Volk für die neue Verfassung zu gewinnen. Nach dieser Massregelung gibt er ihm in zehn Punkten genaue Verhaltensregeln und entlässt ihn.
Arnold, Helvetik, S. 93.
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Dienstag, 2. Oktober 1798
Zitations Lussers nach Schwyz
Vonmatt zitiert Unterstatthalter Lusser zur Berichterstattung über die Altdorfer Unruhen nach Schwyz. Massregelung: Missachtung der erhaltenen Befehle betr. Nidwaldner Flüchtlinge (Flucht über Chrützlipass), mangelnde Distriktrapporte, Beratung mit alter Regierung.
Arnold, Helvetik, S. 93.
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Montag, 8. Oktober 1798
Bürglen wählt seine Munizipalität
Bürglen wählt seine Gemeinderäte.
Altdorf, Helvetik, S. 99.
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Mittwoch, 10. Oktober 1798
Weitere Einquartierungen
Morgens um zwei Uhr muss ein neues Truppenkorps von 750 Soldaten in Altdorf und in
die umliegenden Dörfer einquartiert werden. Bald folgen ein drittes und ein viertes Bataillon.
Arnold, Helvetik, S. 87.
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Donnerstag, 11. Oktober 1798
Vonmatt weist Kapuziner zurecht
Regierungsstatthalter Vonmatt begibt sich nach Andermatt und hält den restlichen drei Kapuzinern eine scharfe Zurechtweisung, macht jeden für jeden verantwortlich und befiehlt ihnen, sich einzusetzen, um das Volk für die Verfassung zu gewinnen.
Arnold, Helvetik, S. 92.
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Freitag, 12. Oktober 1798
Distrikt Altdorf wird besetzt
Eine starke französische Besatzung rückt im Distrikt Altdorf ein. Da der Kriegsausbruch zwischen Frankreich und Österreich absehbar ist, bemüht sich General Schauenburg, günstige Ausgangspositionen zu beziehen. Durch die Besetzung der kleinen Kantone können die Gotthardstrasse gesichert und die französischen Truppen bis an die Grenzen Graubündens vorgeschoben werden. Die Freischar aus Uri gibt dem Obergeneral den erwünschten Vorwand, die Kapitulation vom Mai als gebrochen zu erklären.
Arnold, Helvetik, S. 88.
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Samstag, 13. Oktober 1798
Grössere Gemeinden sollen Munizipalitäten wählen
Nachdem die französischen Truppen das Urnerland besetzt haben und Nahrung, Quartiere sowie Transportmittel bereit gestellt werden müssen, fordert die Altdorfer Munizipalität in ihren ersten Sitzungen Oktober die grösseren Urner Gemeinden auf, ebenfalls die Munizipalitäten einzurichten, um die nötigen Arbeiten besser ausführen zu können.
Altdorf, Helvetik, S. 99.
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Sonntag, 14. Oktober 1798
Erste französische Truppen in Uri
Die ersten französischen Truppenteile kommen nach Uri
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 109.
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Montag, 15. Oktober 1798
Truppeneinquartierungen in Altdorf
General Mainoni hält an der Spitze von 500 Mann seinen Einzug in Altdorf. Truppen folgen auf Truppen und oft so viele, dass man grosse Mühe hat, diese unterzubringen.
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 110.
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Dienstag, 16. Oktober 1798
Französische Truppen auch in Andermatt
Der Distrikt Andermatt muss eine 550 Mann starke Besatzungstruppe unterhalten.
Arnold, Helvetik, S. 87.
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Sonntag, 21. Oktober 1798
Direktorium befiehlt Truppenrekrutierung
Das Direktorium befiehlt, in jedem Kanton nach der alten Militärordnung ein Elitekorps von unverheirateten Männern unter 25 Jahren zu organisieren und auf Piquet zu stellen. Das Truppenaufgebot stösst auf zähen Widerstand. Im Distrikt Andermatt meldet sich niemand, im Distrikt Altdorf 2 Freiwillige. Im Gegensatz zu anderen Distrikten werden in Altdorf keine Zwangsaushebungen durchgeführt.
Arnold, Helvetik, S. 108 ff.
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Sonntag, 21. Oktober 1798
Direktorium befiehlt Elitekorps auf Pikett zu stellen
Nachdem österreichische Truppen Graubünden besetzt haben, befiehlt das Direktorium auf Grund des Allianzvertrages mit Frankreich, in jedem Kanton nach der alten Militärordnung ein Elitekorps von unverheirateten Männern unter 25 Jahren zu organisieren und auf Pikett zu stellen. Da das Direktorium weder über dessen Stärke, Bewaffnung und Besoldung noch über die freiwillige oder gezwungene Rekrutierung Angaben macht, befiehlt Regierungsstatthalter Vonmatt, in jedem Distrikt 100 bis 200 Freiwillige auszuheben. Es erfolgt sodann die Weisung des Direktoriums, dass zuerst die Einschreibung von Freiwilligen stattfinden soll.
Arnold, Helvetik, S. 108 f.
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Mittwoch, 24. Oktober 1798
Unterstatthalterwahl in Altdorf
Das Direktorium gibt Vonmatt frei Hand, den Unterstatthalter von Altdorf durch einen fähigeren Mann zu ersetzen. Lusser ist zutiefst gekränkt. Versuch der Rechtfertigung; Verachtung Vonmatts gegenüber Lusser; sein Denutziant Josef Anton Müller soll ihm durch Freunde die Demission nahelegen.
Arnold, Helvetik, S. 94.
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Mittwoch, 24. Oktober 1798
Vonmatt erhält freie Hand für Ersatz des Altdorfer Unterstatthalters
Das Direktorium gibt Regierungsstatthalter Vonmatt freie Hand, den Unterstatthalter von Altdorf durch einen fähigeren Mann zu ersetzen. Als Lusser vernehmen muss, dass Vonmatt nach einem neuen Unterstatthalter Ausschau hält, versucht er zutiefst gekränkt, seine nachsichtige Haltung zu rechtfertigen.
Arnold, Helvetik, S. 93.
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Freitag, 26. Oktober 1798
Salzhaus soll als Wache dienen
Statthalter Alois Müller erhält den Auftrag, die Salzsust neben der Ankenwaage zu einem Corps de Garde (Wache) einzurichten.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 89.
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Montag, 29. Oktober 1798
Es schreibt sich keine Handvoll Freiwillige ein
Der Versuch, kleine kantonalen Truppenkontingente aufzustellen, stösst auf zähen Widerstand. Im Distrikt Andermatt ist niemand bereit, sich freiwillig ins Truppenkontingent einzuschreiben, im Distrikt Altdorf tun dies nur zwei Mann. Im ganzen Kanton finden sich schliesslich ungefähr 30 Freiwillige.
Arnold, Helvetik, S. 109.
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Dienstag, 13. November 1798
Helvetik kennt zwei Gemeindearten
Der Grundsatz der Niederlassungsfreiheit und das einheitliche helvetische Bürgerrecht zwangen die helvetischen Räte, für die alten Gemeindeordnungen mit ihren Eigentumsbeschränkungen eine neue Regelung zu finden. Per Gesetz wird eine provisorische Organisation der Gemeinden (Bürgergemeinde und Einwohnergemeinde) geschaffen.
Arnold, Helvetik, S. 95.
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Mittwoch, 14. November 1798
Urteile gegen die Anführer des Aufstandes
Die Urteile, die das Kantonsgericht gegen den Grossteil der 20 Angeklagten aus dem Distrikt Altdorf fällt, fallen milde aus: kleinere Geldbussen und bei schwereren Vergehen ein oder mehrere Jahre Ausschluss aus den Urversammlungen. Die härtesten Strafen treffen die Gebrüder Hauser. Jakob Hauser wird an einem Markttag eine halbe Stunde lang mit einer Rute in der Hand auf den Lasterstein in Altdorf gestellt, bekommt dann 100 Rutenhiebe, bleibt lebenslänglich von allen Urversammlungen ausgeschlossen und darf den Distrikt Altdorf nicht mehr verlassen. Johann Hauser wird als Staatsverbrecher vom Obersten Gerichtshof zu vier Jahren Gefängnis und zu anschliessend sechs Jahren Verlust der Aktivbürgerrechte verurteilt. Die bewaffneten Zuzüger nach Nidwalden gehen straffrei aus. Im Distrikt Andermatt werden vier Ruhestörer vom Distriktsgericht mit Geldbussen und mit der Einstellung der Bürgerrechte
auf zwei und mehr Jahre bestraft.
Arnold, Helvetik, S. 88 ff.
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Freitag, 30. November 1798
Übereinkunft mit Frankreich wegen Truppenrekrutierung
In der Luzerner Übereinkunft verpflichtet sich die Helvetische Republik zur Stellung von höchstens 18'000 Mann auf Kosten Frankreichs. Sie sollen sich aus Freiwilligen und nicht aus Zwangsrekrutierten zusammensetzen.
Arnold, Helvetik, S. 109.
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Montag, 10. Dezember 1798
Demission Lussers als Unterstatthalter
Lusser gibt seine Demission als Unterstatthalter bekannt; Vonmatt nimmt diese erst an, als Lusser am 27.12. einen Schlaganfall erleidet.
Arnold, Helvetik, S. 94.
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Dienstag, 11. Dezember 1798
Schauenburg übergibt an Masséna
General Schauenburg übergibt das Oberkommando der frz. Truppen in der Schweiz an General Masséna.
Schweizer Lexikon V 554.
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Donnerstag, 13. Dezember 1798
Helvetisches Militärgesetz verpflichtet zum Militärdienst
Allgemeine Militärpflicht wird eingeführt
Das Militärgesetz der Helvetischen Republik verpflichtet alle Männer von 20 bis 45 Jahren zum
Militärdienst. Ein Drittel der Mannschaft soll dem Auszug (Elite), zwei Drittel der Reserve zugeteilt werden. In die auszugsbereite Elite sollen in erster Linie Unverheiratete eingereiht werden, Verheiratete nur zur Ergänzung der geforderten Gemeindekontingente. Der Kanton Waldstätten hatte 3,5 Bataillone oder 3500 Auszüger und 7000 Reservisten zu stellen. Die Distrikte Altdorf mit 513 und Andermatt mit 143 Auszügern bildeten den grössten Teil des ersten Bataillons. Das Direktorium ernennt für jeden Kanton einen Generalinspektor, der die Ausscheidung der Mannschaft und ihre Auslosung vorzunehmen. Für den Kanton Waldstätten ist das Bonaventura Landwing von Zug.
Arnold, Helvetik, S. 112; HB CH II S. 805.
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Donnerstag, 27. Dezember 1798
Rechberg als Unterstatthalter
Nach einem Schlaganfall Lussers übernimmt Oberagent Rechberg interimistisch die Stelle des Unterstatthalters. Seine erste Amtshandlung ist die Todesanzeige Lussers (29.12.).
Arnold, Helvetik, S. 94.
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Donnerstag, 10. Januar 1799
Aufforderung zur Truppenaushebung
Regierungsstatthalter Vonmatt fordert alle Unterstatthalter auf, dem Generalinspektor Bonaventura Landwing die Mannschaftsverzeichnisse der Wehrpflichtigen einzusenden. Da die Behörden gegen die übliche Langsamkeit der Agenten anzukämpfen haben, kann mit der Truppenaushebung erst Mitte Februar begonnen werden.
Arnold, Helvetik, S. 114.
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Freitag, 11. Januar 1799
Schwyzer Spitzel sollen Revolutionsgegner aufspüren
Regierungsstatthalter Vonmatt schickt drei Schwyzer Spitzel nach Altdorf, die mit weiteren von Unterstatthalter Müller bezeichneten Männern die Gemeinden durchstreifen und am Sonntag die Priester bei ihren Predigten beobachten sollten. Da aber an diesem Sonntag die Predigten ausfallen, können die Spitzel, keine Tatbeweise antihelvetischer Gesinnung finden.
Arnold, Helvetik, S. 105.
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Freitag, 11. Januar 1799
Stimmung wird zunehmend schlechter
Regierungsstatthalter Vonmatt bezeichnet die Stimmung im Distrikt Altdorf als „verdorben“. Viele Priester geben ihre bisherige Zurückhaltung auf. Beim Sonnenwirt Gisler in Altdorf halten die seit dem vergangenen September bekannten Unruhestifter ihre Versammlungen ab. Bei der allgemeinen Missstimmung wagen die meisten der ohnehin kleinen Zahl der Revolutionsanhänger aus Furcht vor den Repressalien des Volkes nicht mehr, ihre Gesinnung frei zu äussern.
Arnold, Helvetik, S. 101.
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Freitag, 1. Februar 1799
Vonmatt ernennt Josef Anton Müller zum Unterstatthalter von Altdorf
Schon nach wenigen Monaten legte Regierungsstatthalter Vonmatt seinem Unterstatthalter Lusser den Rücktritt nahe, weil er es unterlassen hatte, das Volk für die helvetische Verfassung zu gewinnen und weil er sich weniger nach den Befehlen des Regierungsstatthalters als nach dem Gutachten ehemaliger Regierungsmitglieder richtete, mit denen er sich ganz offen zu beratschlagen pflegte.
Während zwei Monaten bat Vonmatt alle dafür geeigneten Männer, das Amt zu übernehmen. Alle lehnten ab; mehrere mit der Begründung, dass sie die Hindernisse, die ihnen von den Altgesinnten, von der schlechten Stimmung und der Unwissenheit des Volkes in den Weg gelegt würden, nicht überwinden könnten.
Vonmatt ernennt deshalb Josef Anton Müller, seine bisherige Hauptnachrichtenquelle aus Altdorf, zum Unterstatthalter von Altdorf. Er wollte mit herrischer Strenge den Konservativismus der Urner brechen; erreichte jedoch nur, dass die Unzufriedenheit bedrohlich anwächst.
Arnold, Helvetik, S. 103 f., 368.
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Mittwoch, 13. Februar 1799
Grundsatz der Niederlassungsfreiheit wird klar ausgedrückt
Währen die Niederlassungsfreiheit in der helvetischen Verfassung nicht explizit genannt wird, legt das neu erlassene Gesetz über die Gemeindebürgerrechte diesen Grundsatz klar fest: „Jeder helvetische Bürger kann in der ganzen helvetischen Republik ungehindert an jedem Ort, ohne sogenanntes Einzug- oder Eintrittgeld, seinen Erwerb suchen und treiben, sich niederlassen und einkaufen".
Arnold, Helvetik, S. 95
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1799
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Freitag, 15. Februar 1799
Gemeindeautonomie wird eingeschränkt
Das neue Gemeindegesetz wird erlassen. Die zentralistische Verwaltungsordnung der Helvetik macht auch vor den Gemeinden nicht Halt und lässt von der alteidgenössischen kommunalen Selbstverwaltung kaum etwas übrig.
Arnold, Helvetik, S. 97.
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1799
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Montag, 18. Februar 1799
Offizielle Aufträge werden nicht ausgeführt
Regierungsstatthalter Vonmatt fordert Unterstatthalter Müller auf, in Seelisberg die versteckten Waffen ausfindig zu machen und zu beschlagnahmen. Eine Woche später hat er den Auftrag immer noch nicht ausgeführt. Er zweifelt, dass er drei Männer finden würde, die ihm behilflich sein würden.
Arnold, Helvetik, S. 101.
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Montag, 18. Februar 1799
General beschwert sich über revolutionsfeindliches Benehmen
Obergeneral Massena beschwert sich beim helvetischen Direktorium über das revolutionsfeindliche Benehmen einzelner Personen und besonders der Priester im Distrikt
Altdorf.
Arnold, Helvetik, S. 105.
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Mittwoch, 20. Februar 1799
Direktorium ordnet Säuberungsaktion an
Das Vollziehungsdirektorium befiehlt Regierungsstatthalter Vonmatt, im Kanton Waldstätten
eine umfangreiche Säuberungsaktion durchzuführen. Alle Hauptanführer der Stanser Unruhen, ihre Mitläufer in den anderen Distrikten und alle greifbaren Emissäre sollen verhaftet und weggeführt werden.
Arnold, Helvetik, S. 105.
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Freitag, 22. Februar 1799
Revolutionsgegner werden in Altdorf verhaftet
Regierungsstatthalter Vonmatt lässt in den Hauptorten der drei Distrikte Altdorf, Schwyz und Stans Revolutionsgegner verhaften. Im Distrikt Altdorf werden Metzger Franz Joseph Stadler, dessen Sohn Joseph Maria, Uhrenmacher Joseph Scolar, Jakob Hauser, Sonnenwirt Franz Xaver Gisler, Vinzenz Gerig und Pfarrer Regli von Seelisberg werden gefangen genommen und nach Basel geführt. Die Häuser der Verhafteten werden durchsucht, ohne dabei aber wichtige Schriften zu finden.
Arnold, Helvetik, S. 107.
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Mittwoch, 6. März 1799
Franzosen entreissen die Österreichern Graubünden
Massena, der französische Oberbefehlshaber in Helvetien, eröffnet die Feindseligkeiten und entreisst den Österreichern in kürzester Frist Graubünden. In Süddeutschland und in Oberitalien Kämpft das französische Heer hingegen unglücklich.
Arnold, Helvetik, S. 128.
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Freitag, 8. März 1799
Niederlage der Franzosen sorgt für Nervosität
Die Nachricht von der Niederlage der Franzosen in Graubünden erreicht Altdorf. Unterstatthalter Müller, der bei einem weiteren Rückschlag der Franzosen Unruhen befürchtet, warnt die Einwohner vor Aufwieglern und beauftragt alle Munizipalitäten, Agenten und Pfarrer, für die Ruhe in ihren Gemeinden zu sorgen.
Arnold, Helvetik, S. 126.
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Sonntag, 10. März 1799
Vorbereitungen für die Organisation von Polizeiwachen
Die Altdorfer Munizipalität trifft Vorbereitungen zur Organisation einer Polizeiwache, die nach einem Rückzug der Franzosen aus dem Distrikt die Ruhe und Ordnung in der Gemeinde aufrechterhalten soll. Die Munizipalitäten von Silenen, Erstfeld, Schattdorf und Flüelen werden aufgefordert, gleiches zu tun.
Um möglichen Unruhen vorzubeugen, bittet Unterstatthalter Müller das Direktorium, patriotische Kompagnien Schweizer Truppen in den Distrikt Altdorf zu entsenden. Er versucht zudem erfolglos, Freiwillige um sich zu scharen, um mit ihnen die Grenzen zu Graubünden zu verteidigen.
Arnold, Helvetik, S. 126 f.
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Dienstag, 12. März 1799
General Loison dringt nach Disentis vor
General Loison dringt mit 1500 Mann, diesmal siegreich, nach Disentis vor.
Arnold, Helvetik, S. 127.
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Dienstag, 12. März 1799
Französischer Vormarsch in Graubünden beruhigt die Situation
Regierungsstatthalter Vonmatt gelingt es, in den übrigen Distrikten des Kantons Waldstättens 59 Freiwillige zu sammeln, die sich am nach Altdorf begeben. Vergebens protestiert die Munizipalität von Altdorf gegen jede weitere Belastung des Distriktes mit Truppen. Da
jedoch bald die Nachricht vom raschen Erfolg der französischen Hauptarmee eintrifft, beruhigt sich die Lage schnell.
Arnold, Helvetik, S. 127.
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Donnerstag, 14. März 1799
Kantonsgericht wird gesäubert
Auf Betreiben des Regierungsstatthalters Vonmatt wird das Kantonsgericht gesäubert. Das Direktorium suspendiert acht Richter. Acht Suppleanten werden ersetzt. Der Grund für diese Massnahme ist die mangelnde Unterstützung des Regierungsstatthalters von Seiten des Kantonsgerichtes durch die milden Urteile gegen angeklagte Ruhestörer.
Arnold, Helvetik, S. 107.
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Freitag, 15. März 1799
Bettler werden ausgeschafft
Mitte März werden in einer Blitzaktion über 200 Bettler, Landstreicher, Kessler, Korbflicker und
Schleifer zusammengetrieben und aus dem Kanton Waldstätten weggeführt.
Arnold, Helvetik, S. 104.
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Sonntag, 17. März 1799
Talleute werden als Lasttiere benutzt
Unterstatthalter Meyer klagt dem Direktorium in einem seiner zahlreichen Beschwerdebriefe, dass seine Talleute nicht als Menschen, geschweige denn als Bürger, sondern als Lasttiere behandelt werden. Bald zu 150, bald zu 60 Mann müssten sie Mehl, Brot und „Cartuchen“ (Munitionsbehälter) über Schnee und Eis und Gebirge sechs volle Stunden bis nach Disentis tragen.
Arnold, Helvetik, S. 185 f.
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Donnerstag, 28. März 1799
Pensionskasse soll beschlagnahmt werden
Unter dem Druck der Finanznot beschliessen die helvetischen Räte, die Pensionskasse in Altdorf provisorisch als Anleihen zu beschlagnahmen und für allgemeine Staatsausgaben zu verwenden.
Arnold, Helvetik, S. 388.
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Samstag, 30. März 1799
Das Direktorium erlässt Blutgesetze
Nach Unruhen und erbittertem Widerstand gegen die Organisation der Milizen der Meuterei eines Milizbataillons in Basel versucht das Direktorium durch die Blutgesetze die aufgebrachte Bevölkerung einzuschüchtern. Militärdienstverweigerung und Auflehnung gegen die Verteidigungsmassnahmen der Regierung sowie die Teilnahme an gegenrevolutionären Bewegungen sollen mit der Todesstrafe geahndet und die Beurteilung dieser Vergehen Kriegsgerichten überwiesen werden.
Arnold, Helvetik, S. 114.
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Samstag, 30. März 1799
Helvetische Kommissare ziehen Teil des Kantonsvermögens ein
Zwei helvetische Kommissare kommen nach Altdorf und führen 68'110 Gulden weg. In der Staatskasse bleiben noch ungefähr 37'000 Gulden. Die Erbitterung der Urner Gemeinden ist gross, zumal immer offensichtlicher wird, dass die Regierung den mit dem Bezug der Kantonskassen übernommenen Verpflichtungen in keiner Weise gerecht werden kann.
Arnold, Helvetik, S. 389.
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Samstag, 30. März 1799
Erzherzog Karl will den Schweizern Freiheit zurückgeben
Erzherzog Karl versichert in einer Proklamation den Schweizern, er werde ihr Land nicht als
Feind betreten, sondern um ihnen zu helfen, ihre Freiheit und Integrität wieder zu erlangen. Um die erwartete österreichische Offensive zu unterstützen, brechen in mehreren Schweizer
Kantonen Unruhen aus. Der Wiener Hofkriegsrat verbietet ihm jedoch, vor dem Eintreffen der russischen Hilfsarmee etwas gegen die Schweiz zu unternehmen. Das Heer steht somit mehrere Wochen untätig an der Rheingrenze. Die Aufstände können leicht unterdrückt werden. Dagegen zeigt sich Wien einverstanden, den Franzosen zur Sicherung des Tirols Graubünden wieder zu entreissen und bei einem guten Erfolg der Operationen sogar einen Vorstoss in die Innerschweiz zu wagen.
Arnold, Helvetik, S. 129.
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Sonntag, 31. März 1799
Provisorische Munizipalitäten werden aufgelöst
Die provisorischen Munizipalitäten in den Distrikten Altdorf und Andermatt aufgelöst und nach den Bestimmungen des Gemeindegesetzes durch gesetzmässig Gewählte ersetzt. Die bisherigen Gemeinderäte durften jedoch in ihrem Amt bestätigt werden. Die Wahl der Gemeindekammern wird jedoch durch die kriegerischen Ereignisse, die sich bis in den Herbst hinein ohne Unterbruch folgen, stark verzögert.
Altdorf, Helvetik, S. 99.
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Sonntag, 31. März 1799
Seelisberg erklärt der Truppenaushebung fern zu bleiben
Ungeschickterweise beabsichtigt man gerade mit den Gemeinden zu beginnen, die sich schon bei der Leistung des Bürgereides widerspenstig gezeigt haben. Die Wehrpflichtigen von Seedorf, Seelisberg, Isenthal, Bauen und Sisikon werden auf den 3. April ins Kloster Seedorf zur Auslosung aufgeboten.
Die Munizipalität von Seelisberg beschliesst, mit ihrer Mannschaft der Auslosung in Seedorf fernzubleiben. Unterstatthalter Müller, der ein Übergreifen dieses Beschlusses auf andere Gemeinden befürchtete, schlägt drakonische Massnahmen zur Bestrafung Seelisbergs vor. Die Rädelsführer sollen sogleich erschossen und das Dorf mit einer harten Kontribution belegt werden. Da im ganzen Distrikt Altdorf nur vier schwache französische Kompagnien zu je 60 Mann stationiert sind, bittet er, ihm für die Dauer der Auslosung möglichst viele Truppen zur Verfügung zu stellen.
Arnold, Helvetik, S. 115.
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Montag, 1. April 1799
Zwangsrekrutierung wird angeordnet
Das Direktorium macht vom Recht der Zwangsaushebung von Gemeindekontingenten Gebrauch, von dem es allein Erfolg versprach. Jede Gemeinde sollte 4 Prozent der Aktivbürger durch freiwillige Werbung oder durchs Los für die Hilfstruppen bestimmen. Da aber infolge der französischen Niederlagen in Süddeutschland und Oberitalien überall Aufstände ausgebrochen sind, sieht sich das Direktorium genötigt, diesen Befehl zurückzunehmen, um die Bevölkerung nicht noch stärker zu erregen. Mitschuldig am schlechten Erfolg der Werbung ist auch Frankreich, das weder genügend Kleider noch Waffen zu liefern imstande ist. Die freie Werbung hat in den beiden Distrikten nur wenig Erfolg. Lediglich eine Handvoll Offiziere und Unteroffiziere tritt in den französischen Dienst ein. Die Zahl der Mannschaft ist unbekannt. Wohl wegen der kriegerischen Ereignisse wurden im Distrikt Altdorf keine Zwangsaushebungen durchgeführt.
Arnold, Helvetik, S. 110 f.
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Dienstag, 2. April 1799
Fuhrleute wollen den Franzosen Gepäck nicht nachführen
In Silenen kommt es zu einem Aufruhr, als die Fuhrleute sich weigern, den nach Altdorf abmarschierten zwei französischen Kompagnien das Gepäck nachzuführen. Kommandant St. Jean lässt den Wortführer festnehmen. Da an diesem Tag Urversammlung zur Wahl der Munizipalität ist, kommt viel Volk zusammen. Dieses stürzt sich auf die Wachsoldaten und erzwingt die Freilassung des Gefangenen. Es kommt nur deshalb zu keiner blutigen Auseinandersetzung, weil die kleine Zahl der Franzosen nicht wagt, zurückzuschlagen oder in die wütende Menge zu schiessen.
Arnold, Helvetik, S. 127.
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Mittwoch, 3. April 1799
Milizeinteilung im Kloster Seedorf
Unterstatthalter Müller begibt sich in Begleitung von Unterinspektor Hotz nach Seedorf, um mit der Milizeinteilung zu beginnen. Einzig die Sisikoner unterziehen sich ohne Widerstand der Auslosung. Von Seelisberg erscheint ausser dem Agenten niemand. Die Isenthaler kann er nur mit viel Mühe zum Gehorsam überreden. Die Seedorfer blieben bei ihrer Weigerung, auch als
Müller ihnen mit der Todesstrafe droht.
Arnold, Helvetik, S. 114.
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Mittwoch, 3. April 1799
Gemeinden sollen Gelder zurück erhalten
Um den Gemeinden wieder Mittel zur Bewältigung lokaler Aufgaben zu geben, wird eine Lockerung der zentralen Finanzverwaltung vorgenommen. Eine Sonderungskommission erhielt
den Auftrag, die eingezogenen Güter in Staats- und Gemeindegut auszuscheiden. Den Gemeinden sollen dabei alle Güter zurückgegeben werden, die von Privatbürgern und Gemeinden und nicht von den ehemaligen Regierungen als Landesobrigkeiten erworben und verwaltet worden sind.
Arnold, Helvetik, S. 389.
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Donnerstag, 4. April 1799
Milizeinteilung von Flüelen, Altdorf und Attinghausen
Unterstatthalter Müller gelingt es, ohne grosse Schwierigkeiten die Gemeinden Flüelen, Altdorf und Attinghausen einzuteilen. Die Seedorfer können, obwohl sie dem Ultimatum Müllers Folge geleistet und nach Altdorf gekommen sind, erneut nicht ausgelost werden, da die Mannschaft aus Bauen, das mit Seedorf eine Gemeinde bildet, nicht anwesend ist. Als sich am Nachmittag eine übelgestimmte Menge aus den umliegenden Gemeinden in Altdorf zusammenrottet, um der Truppenauslosung zuzuschauen, befürchtet Müller bereits den Ausbruch eines Aufstandes. Doch die Bauern begnügen sich mit offenen Drohungen.
Altdorf, Helvetik, S. 116;
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Donnerstag, 4. April 1799
Neubesetzung des Bataillonskommandanten
Unterstatthalter Müller stellt Regierungsstatthalter Vonmatt für die Stelle eines Bataillonskommandanten Landsmajor Franz Vinzenz Schmid vor.
Arnold, Helvetik, S. 131.
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Donnerstag, 4. April 1799
Vonmatt wagt Strafmassnahmen nicht auszuführen
Das Direktorium verhengt über die rebellischen Gemeinden Strafmassnahmen: Verhaftung und militärische Verurteilung der Hauptanführer, Bezahlung einer Kontribution, Entwaffnung, Verschicken der Elite nach Zürich, Zwangsaushebung von 5 Prozent der Gemeindebürger für die sechs helvetischen Hilfsbrigaden. Regierungsstatthalter Vonmatt wagt diese nicht auszuführen, da solche Massnahmen bei der allgemeinen Gärung weit gefährlicher sind als die einstweilige Verschiebung der Auslosung. Es fehlen auch die Mittel, denn die wenigen Truppen im Kanton Waldstätten können eher Unruhen provozieren als unterdrücken.
Arnold, Helvetik, S. 116.
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Freitag, 5. April 1799
Der Dorfbrand von Altdorf
Gegen sechs Uhr abends bricht im Haus des Schlossers Carl Anton Stierlin im Winkel - einer
von armen Leuten bewohnten Häusergruppe - Feuer aus. Bei dem herrschenden Föhnsturm erfasst es rasch die umliegenden, mit Schindeln gedeckten Holzhäuser. Die Flammen werden auf den hohen, ebenfalls mit Schindeln gedeckten Kirchturm getragen. Als der Föhn die brennenden Schindeln abreisst und über den ganzen unteren Dorfteil ausstreut, schlägt der Kommandant der französischen Besatzungstruppen vor, die Kirche mit Artillerie zusammenzuschiessen.
Unterstatthalter Müller wagt hingegen nicht, diesem Vorschlag zuzustimmen, da er befürchtet, dass das Krachen der Kanonen die Landleute verwirren und zu einem plötzlichen Aufstand hinreissen kann. An andere Rettungsmassnahmen ist bei der Schnelligkeit, mit der das Feuer um sich greift, nicht zu denken. In kurzer Zeit walzen sich die Flammen über den ganzen unteren Dorfteil. Durch die brennenden Holzstücke, die der Wind mit sich trug, werden die Heugaden bis gegen Flüelen hinunter in Brand gesteckt. Mit der einbrechenden Nacht kommt Westwind auf, der das Feuer auf die bisher verschont gebliebene obere Hälfte der Ortschaft trägt. Der Bannwald, der an mehreren Stellen zu brennen beginnt, kann mit Hilfe von Leuten aus den benachbarten Gemeinden gerettet werden. Bis gegen Mitternacht ist der ganze Flecken ein glühender Schutthaufen. Vier Menschen finden in der Flammenhölle den Tod. Vier Menschen verlieren bei dem Brand ihr Leben. Viele erleiden schwere Verletzungen. Über 20 Pferde sind in den Stallungen verbrannt. 438 Gebäude liegen in Schutt und Asche. Mit Ausnahme der südlichen Vorstadt sind nur wenige Häuser vom Feuer verschont geblieben, darunter das Frauenkloster. Über 1700 Menschen verloren in dieser Nacht ihr Obdach.
Arnold, Helvetik, S. 118; Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 110 ff.
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Freitag, 5. April 1799
Aushebung in problemlosen Gemeinden
Regierungsstatthalter Vonmatt befiehlt, die Milizen zuerst in den Gemeinden auszuheben, die sich nicht dagegen sträuben.
Arnold, Helvetik, S. 116.
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Samstag, 6. April 1799
Franzosen verlassen den Distrikt
Die französischen Besatzungstruppen ziehen sich wegen der schlechten Wohn- und
Verpflegungsverhältnisse und nicht zuletzt aus Furcht vor einem Volksaufstand nach Flüelen zurück und verlassen am folgenden Tag den Distrikt. Ihnen schliesst sich auch Unterstatthalter Müller an. Nach den Ereignissen in der Brandnacht, wo ein Anschlag auf sein Leben verübt worden ist, wagt er nicht länger ohne französischen Schutz in seinem Amt zu bleiben.
Arnold, Helvetik, S. 124 f.
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Samstag, 6. April 1799
Französische Besatzungstruppen beziehen nach Dorfbrand Quartier in Flüelen
Am Morgen nach dem Brand ziehen die vier Kompagnien Franzosen, nachdem, sie anerkennenswerte Hilfe geleistet haben, aus Altdorf ab und begeben sich nach Flüelen, um im Falle eines ausbrechenden Aufstandes der Schiffe sicher zu sein. Mit ihnen zieht auch Distriktstatthalter Müller, der sich ohne den Schutz der Truppen beunruhigt fühlt. Wohl haben viele der herbeigeeilten Landleute sehr tätig an der Rettung der Habseligkeiten der Altdorfer mitgeholfen, aber es gab deren auch viele, die dem Unglücke zusahen und noch höhnten.
Arnold, Helvetik, S. 124; Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 113.
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Sonntag, 7. April 1799
Unterstatthalter Müller will Distrikt reinigen
Der übereifrige Unterstatthalter Müller anerbietet sich, mit zwei Bataillonen den ganzen Distrikt zu reinigen: „Das Kriegstribunal solle mit den Truppen umherziehen und sogleich die Fehlbaren füsilieren lassen.“
Arnold, Helvetik, S. 117.
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Sonntag, 7. April 1799
Auch Ursern will keine Truppenaushebung
Unterinspektor Hatz begibt sich zur Truppenaushebung nach Ursern. Doch auch hier ist die Unzufriedenheit nach einem harten Winter mit zahlreichen Truppeneinquartierungen angewachsen. Unterstatthalter Meyer befürchtet Unruhen und bittet im Namen der Distriktsbehörden, die Truppenauslosung aufzuschieben. Die Schuld an der schlechten
Stimmung gibt er den "bösen Grenznachbaren" und der nicht zu widerlegenden Meinung, die junge Mannschaft werde für Frankreich auf die Schlachtbank geführt.
Arnold, Helvetik, S. 117.
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Sonntag, 7. April 1799
Flüelen wird zum Distrikthauptort erklärt
Regierungsstatthalter Vonmatt erklärt nach dem Altdorfer Dorfbrand Flüelen zum provisorischen Distriktshauptort. Die Munizipalität von Altdorf und das Distriktsgericht bemühen sich, ihre Arbeit fortzuführen. Um der notleidenden Bevölkerung besser helfen zu können, widersetzen sie sich, dem Befehl Vonmatts Folge zu leisten und halten in den wenigen verschont gebliebenen Privathäusern Altdorfs und im Frauenkloster ihre Sitzungen ab.
Arnold, Helvetik, S. 125.
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Sonntag, 7. April 1799
Oberagent Rechberg übernimmt Amt des Unterstatthalters
Nach dem Wegzug von Unterstatthalter Joseph Anton Müller muss Oberagent Karl Florian Rechberg erneut interimistisch das Amt des Unterstatthalters übernehmen. An eine Fortsetzung der Truppenaushebung ist unter diesen Umständen nicht mehr zu denken.
Arnold, Helvetik, S. 125.
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Sonntag, 7. April 1799
Nur die Hälfte des für die Brandgeschädigten gesprochenen Geldes ist verfügbar
Die sofort eingeleiteten staatlichen Hilfsmassnahmen fallen bei dem bedenklichen Zustand der helvetischen Staatsfinanzen äusserst bescheiden aus. Das Direktorium bewilligt 6'000 Franken, um die grösste Not der Brandgeschädigten von Altdorf zu lindern, aber nur 3'000 Franken sind verfügbar.
Arnold, Helvetik, S. 207.
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Dienstag, 9. April 1799
Aufstand wird befürchtet
Regierungsstatthalter Vonmatt befürchtet seit langem einen allgemeinen Aufstand im Kanton Waldstätten und betrachtet mit grösster Unruhe die weitere Verminderung der französischen
Besatzungstruppen, besonders den gänzlichen Rückzug der Franzosen aus dem Distrikt Altdorf. Sein Kommissar Büeler und dessen Sekretär Imfeld, die er zur Organisation der ersten Hilfeleistungen in die zerstörte Ortschaft geschickt hat, senden ihm äusserst beunruhigende Lageberichte, ohne die Anwesenheit französischer Truppen halten sie einen Volksaufstand für unvermeidlich.
Arnold, Helvetik, S. 125.
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Mittwoch, 10. April 1799
Zum Wiederaufbau sollen Bausachverständige beigezogen werden
Die gesetzgebenden Räte fordern die Regierung auf, beim Wiederaufbau Altdorfs Bausachverständige heranzuziehen. In dieser Sache wird jedoch nichts unternommen.
Arnold, Helvetik, S. 211.
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Mittwoch, 10. April 1799
Zum Wiederaufbau von Altdorf fehlen die Mittel
Die gesetzgebenden Räte beauftragen das Direktorium, die Bewohner Altdorfs mit allen Kräften zu unterstützen und ihnen die Mittel zu geben, ihre abgebrannten Wohnungen so bald wie möglich wiederaufzubauen. Um diesen Auftrag auszuführen, fehlen jedoch die finanziellen Mittel.
Arnold, Helvetik, S. 207.
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Donnerstag, 11. April 1799
Bericht der Munizipalität zum Dorfbrand
Ein Teil der Bauern aus den umliegenden Dörfern hat dem Altdorfer Dorfbrand mit offener Schadenfreude zugeschaut und sich selbst gegen Bezahlung geweigert, helvetisch gesinnten Bürgern zu helfen, etwas von ihrer Habe zu retten; im Gegenteil, viele haben die Gelegenheit genutzt, um sich durch Diebstahl zu bereichern.
Diese Auswüchse dürfen jedoch nicht der Allgemeinheit angelastet werden. Die Munizipalität von Altdorf berichtet dem Direktorium, dass die Franzosen sowie die umliegenden Dorfschaften Hilfe geleistet haben.
Arnold, Helvetik, S. 122.
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Freitag, 12. April 1799
Franz Vinzenz Schmid lehnt Stelle des Unterstatthalters ab
Die helvetischen Behörden bemühen sich den einflussreichen Historiker und früheren Landschreiber Franz Vinzenz Schmid für ihre Sache zu gewinnen. Regierungsstatthalter Vonmatt, versucht ihn durch Übertragung eines öffentlichen Amtes kaltzustellen und bietet ihm aus diesem Grunde die vakante Unterstatthalterstelle in Altdorf an. Schmid winkt jedoch höflich ab und lässt sich auch durch das Drängen der verschiedenen Dorfschaften nicht zur Annahme dieses Amtes bewegen, das ihn direkt unter die Kontrolle des Regierungsstatthalters gestellt und sein Hauptziel gefährdet hätte.
Arnold, Helvetik, S. 131.
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Freitag, 12. April 1799
Aushebung wird in Altdorf und Ursern eingestellt
Nach dem Dorfbrand wird die Aushebung in den beiden Distrikten Altdorf und Ursern eingestellt.
Arnold, Helvetik, S. 117.
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Freitag, 12. April 1799
Untersuchung der Brandursache
Das Direktorium ordnet eine strenge Untersuchung der Ursache des Altdorfer Dorfbrandes an. Wer sichere Angaben machen kann, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde, und zugleich den oder die Brandstifter nennen kann, dem winkt eine Belohnung von 100 Louisdor. Die Nachbargemeinden werden zudem aufgefordert, die geraubten Güter ausfindig zu machen und den Eigentümern zurückzugeben. Hausdurchsuchungen könnrn nicht durchgeführt werden, da hierzu die nötigen Truppen fehlen. Die Nachforschungen verlaufen ergebnislos.
Arnold, Helvetik, S. 123.
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Montag, 15. April 1799
Unterstatthalter Meyer schlägt Polizeiwache vor
Unterstatthalter Meyer schlägt vor, die Leute, die aus dem Distrikt Ursern in die Elite eingezogen werden sollen, im Tal selbst als eine Polizeiwache zu organisieren. Damit wäre die Ruhe im Distrikt gesichert und die Verbindungen zwischen dem Wallis, Graubünden und dem Distrikt Altdorf unterbrochen.
Arnold, Helvetik, S. 117.
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Donnerstag, 18. April 1799
Pfarrkirche St. Martin soll wieder aufgebaut werden.
Kaum zwei Wochen nach der Brandkatastrophe beantragt die provisorische Munizipalität den nach Luzern emigrierten Franz Martin Schmid, für die Kirche einen erfahrenen Baumeister nach Altdorf zu schicken. Die unmittelbar nachfolgenden kriegerischen Geschehnisse verunmöglichen jedoch jede bauliche Tätigkeit.
Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 78.
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Montag, 22. April 1799
Geld aus der Pensionskasse für die notwendigsten Arbeiten
Das Direktorium entspricht dem Begehren der Altdorfer Munizipalität, 20'000 Franken der noch in Altdorf liegenden Pensionskasse entnehmen zu dürfen, um mit den Aufräumungsarbeiten zu beginnen, die Strassen und Brunnen freizulegen und die dringendsten Schulden bezahlen zu können. Diese Hilfe wird aber wegen des Urner Aufstandes dahinfallen.
Arnold, Helvetik, S. 207.
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Montag, 22. April 1799
Angriff der Oesterreicher muss verschoben werden
Der verabredete Angriff der beiden Generale Hotze und Bellegarde auf Graubünden, muss im letzten Augenblick wegen der Schneeverhältnisse um acht Tage verschoben werden. Die Nachricht von dem geplanten Vorrücken verbreitet sich rasch unter den Altgesinnten in den
Gebirgskantonen und ruft einen Volksaufstand hervor, der fast das ganze Alpengebiet erfasst.
Arnold, Helvetik, S. 129.
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Mittwoch, 24. April 1799
Im Kanton Waldstätten herrscht eine explosive Lage
Regierungsstatthalter Vonmatt beklagt in seinem Rapport an das Direktorium, dass er gegen die Umtriebe der Verfassungsgegner völlig machtlos sei und alles vom Zufall abhange.
Arnold, Helvetik, S. 128.
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Donnerstag, 25. April 1799
Bewaffnete Zusammenkunft bei der Jagdmattkapelle
Am Tag der alten Landesprozession zur Jagdmattkapelle in Erstfeld finden sich, obwohl die Regierung solche Bittgänge aus Furcht vor Aufständen verboten hat, einige hundert, grösstenteils bewaffnete Bauern dort ein. Sie haben weniger die Absicht zu beten, als über Krieg und Frieden zu entscheiden. Nach den religiösen Feierlichkeiten, wobei Pfarrer Johann Georg Aschwanden das Volk zum Kampf für die bedrohte Religion aufgerufen hat, beschliesst die Versammlung unter der Führung Schmids, die alte Verfassung wiederherzustellen. Die Munizipalität von Altdorf wird schriftlich aufgefordert, die einstweilige Regierungsgewalt zu übernehmen, den Durchgang bei Flüelen zu sperren und auf den folgenden Tag eine Landsgemeinde ankündigen zu lassen. Sie weist dieses Begehren jedoch zurück und versucht durch Eilboten die Gemeinden von diesem gefährlichen Schritt abzuhalten. Auf die Bitte der Munizipalität hin fordert auch der bischöfliche Kommissar Ringold alle Dorfpfarrer auf, das Volk zur Ruhe zu ermahnen. Während diese Beruhigungsversuche in den unteren Gemeinden einigen Erfolg haben, ist das im oberen Reusstal nicht der Fall, da die Boten der Munizipalität gehindert werden, weiter als bis Erstfeld zu gehen.
Arnold, Helvetik, S. 131 ff.
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Donnerstag, 25. April 1799
Schmid lässt Seeufer besetzen
Franz Vinzenz Schmid läss das Seeufer bei Flüelen durch eine Wache besetzen und begibt sich mit einer Schar Bewaffneter nach Ursern, hauptsächlich um die Verbindungen mit den übrigen Kantonen zu sichern, aber ohne das Tal militärisch zum Anschluss an Uri zu zwingen. Die helvetischen Distriktsbehörden mussten allerdings ihre Arbeit einstellen.
Arnold, Helvetik, S. 133.
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Donnerstag, 25. April 1799
Die französischen Truppen treffen in Luzern ein
Die von Regierungsstatthalter Vonmatt erwarteten Truppen treffen 1200 Mann stark in Luzern ein. Die Verwaltungskammer von Luzern erhält den Auftrag, die nötigen Schiffe bereitzustellen. Als die Truppen gegen 10 Uhr abends verladen werden sollen, sind zwei Schiffe bereits leer ausgefahren und die meisten Schiffsleute haben sich entfernt. Bis ein Teil der Schiffsleute aufgefunden werden kann, vergehen mehrere Stunden. Die Truppen können Luzern erst gegen 3 Uhr morgens verlassen.
Arnold, Helvetik, S. 134.
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Freitag, 26. April 1799
Landsgemeinde in der Klus in Erstfeld
Die Munizipalität von Altdorf sendet Altlandammann Jost Anton Müller und den jungen Josef Anton Arnold nach Erstfeld, um die Landsgemeinde zu verhindern. Die Versammlung wird in der Klus zu Erstfeld abgehalten. Die Hauptwortführer neben Franz Vinzenz Schmid sind Johann
Furrer von Erstfeld und Maria Zgraggen, Wirt in der Klus. Gegen 400 Mann, zum grössten Teil aus dem oberen Reusstal beschliessen, Weib und Kinder, Hab und Gut, Religion und Vaterland vor dem Zwang „eines auf die ungerahtigsten weisse uns aufgedrungenen Religionsschänderischen Constitution zu retten.“ Daraufhin leistet die Landsgemeinde Franz Vinzenz Schmid den Treueeid.
Arnold, Helvetik, S. 133 f.
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Freitag, 26. April 1799
Französische Truppen setzen in Flüelen an Land
Nachdem Regierungsstatthalter Vonmatt seit Wochen um französische Besatzungstruppen ersucht hat, setzen gegen Mittag die ersten französischen Truppenabteilungen in Flüelen an Land. Weitere Schiffe, deren Abfahrt sich in Luzern verzögert hat, sind nach Flüelen unterwegs. Als die Landsgemeinde vom französischen Truppenanmarsch Nachricht erhält, beschliesst sie, sogleich den Kampf aufzunehmen. Eilboten werden in alle Gemeinden gesandt, um das Volk zum Landsturm aufzufordern. Der Angriff beginnt gegen drei Uhr nachmittags.
Die für Erstfeld und Silenen bestimmten Besatzungstruppen können nach kurzen Gefechten zurückgeworfen werden. In Attinghausen und Bürglen werden die mit der Einquartierung
beschäftigten Franzosen angegriffen und zum Teil niedergemacht. Allein in Bürglen werden 17 Franzosen getötet. Am Abend gelingt es Schmid, auch die französische Besatzung aus Seedorf auf die Schiffe zurückzutreiben. Weitere französische Truppen, die um diese Zeit in Flüelen ankommen, können nicht mehr in die Kämpfe eingreifen. Mit der einbrechenden Nacht
verlassen die Franzosen, denen es immerhin gelungen war, alle Schiffe zu retten, das Urnerseebecken.
Arnold, Helvetik, S. 134 f.
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Samstag, 27. April 1799
Erfolgloser Angriff der Franzosen
Die Franzosen versuchen mit einer Flotte von 61 Schiffen die erlittene Schlappe auszubügeln.
Von einer Unterwerfung muss jedoch abgesehen werden, denn am gleichen Tag brechen
in Schwyz und Zug blutige Aufstände aus. Die Franzosen beschränken sich in den nächsten Tagen darauf, die Ufergegenden zu bedrohen und die Verbindungen mit den übrigen Distrikten zu unterbrechen. Schmid nutzt die Zeit, um Bundesgenossen zu werben und die Verteidigung zu organisieren.
Arnold, Helvetik, S. 136.
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Sonntag, 28. April 1799
Gefangennahme von zwei französischen Offizieren
Es werden zwei französische Offiziere (Hauptmann Dupin in Seedorf) gefangen genommen und auf Befehl von Franz Vinzenz Schmid in den Bürgler Turm gebracht. Gemäss Volksüberlieferung rettet in Bürglen Kaplan Josef Anton Planzer einige von den Bauern angegriffene Franzosen, indem er sie im Meierturm in Sicherheit bringt. Bei der Rückeroberung Uris soll durch die Fürbitte der freigelassenen Franzosen, besonders Hauptmann Dupins, die Einäscherung des Dorfes verhindert worden sein. Den Befehl dazu soll der Kommandant bereits in der Tasche getragen haben. Für die Richtigkeit dieser Volksüberlieferung findet sich jedoch kein Beweis auch entspricht es keineswegs dem verhalten von General Soult.
Arnold, Helvetik, S. 147.
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Sonntag, 28. April 1799
Schwyzer beginnen „Hirthemdlikrieg“
Als die Schwyzer losschlagen („Hirthemdlikrieg“) und gegen 40 Franzosen niedermetzlen und über 200 gefangen nehmen, bemüht sich Franz Vinzenz Schmid sofort um ein enges Zusammengehen mit dem Nachbardistrikt.
Arnold, Helvetik, S. 136.
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Sonntag, 28. April 1799
Uri erhält Hilfsversprechen aus dem Wallis
Uri erhält ein Hilfsversprechen aus dem Oberwallis, das in einem mit wilder Rohheit geführten Krieg gegen die Franzosen steht. Glarus hingegen weist Schmids Hilfsgesuch zurück und verweigert jede Truppenhilfe. Der Regierungsstatthalter von Linth lässt eine Abteilung Franzosen ins Linthtal marschieren, um jede Verbindung mit den Urnern abzuschneiden.
Aufgehetzt durch Altdorf erheben sich fast gleichzeitig mit ihren alten Herren auch die Leventiner.
Arnold, Helvetik, S. 137.
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Dienstag, 30. April 1799
Uri schickt Hilfskontingent nach Schwyz
Franz Vinzenz Schmid schickt ein 200 Mann starkes Hilfskontingent unter dem Kommando von
Jost Heinrich Wolleb nach Schwyz. Da das Direktorium auf die ultimativen Forderungen der Schwyzer Aufständischen nicht eingeht, beschliessen die Distrikte Arth und Schwyz, die Verfassung zu verwerfen und sich eng an die Urner anzuschliessen.
Arnold, Helvetik, S. 137.
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Mittwoch, 1. Mai 1799
Die Leventina erklärt den Frankreich den Krieg
Die Leventina erklärt Frankreich den Krieg und verspricht den Urner Gesandten Truppenhilfe.
Arnold, Helvetik, S. 137.
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Donnerstag, 2. Mai 1799
Schwyzer ergeben sich
Als der Aufstand in den Alpengegend bedrohliche Ausmasse annimmt, beauftragt Massena Divisionsgeneral Soult, mit einem Spezialkorps die Aufständischen in der Innerschweiz
niederzuwerfen. Er rückt gegen Schwyz vor. Da er jede blutige Revanche für überflüssig hält, anerbietet er den Schwyzer Truppen unbedingte Amnestie, worauf der Grossteil die Waffen niederlegt. Etwa 200 Schwyzer und 70 Menzinger, die nicht kampflos weichen wollen, ziehen sich nach Uri zurück.
Arnold, Helvetik, S. 140.
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Freitag, 3. Mai 1799
Soult anerbietet den Urnern, sich zu ergeben
Soult versuchte zuerst auch die Urner, ohne blutige Auseinandersetzung zur Aufgabe des Widerstandes zu bewegen. Schwyz beschwört seinen Nachbardistrikt, den hoffnungslosen
Kampf aufzugeben und zur Vernunft zurückzukehren. Soult erlässt eine Proklamation an die Urner. Darin weist er auf seine milde Behandlung der Schwyzer hin und befiehlt, alle bewaffneten Versammlungen aufzulösen und die Waffen abzuliefern. Der Kriegsrat verbietet jedoch die Bekanntmachung der zwei Schreiben, um den Widerstand des Volkes nicht zu gefährden.
Arnold, Helvetik, S. 140 f.
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Samstag, 4. Mai 1799
Zehnköpfiger Kriegsrat mit Franz Vinzenz Schmid
Ein zehnköpfiger Kriegsrat mit General Franz Vinzenz Schmid an der Spitze improvisiert im Hauptquartier in Flüelen die Verteidigungsmassnahmen. Die Vorposten werden bis Seelisberg und Morschach vorgeschoben. Dem Seeufer entlang müssen sich die Bauern teils hinter aufgeworfenen Erdwällen und Sandhaufen, teils hinter aufgestapelten Kaufmannsgütern verschanzen.
Die restlichen noch in Altdorf liegenden Pensionsgelder (zirka 37'000 Gulden) lässt Schmid in Beschlag nehmen, ebenso das Kornhaus. Nachdem sich die Munizipalität von Altdorf geweigert hat, die provisorische Regierung zu übernehmen, löst der Kriegsrat alle Munizipalitäten auf und setzt einen provisorischen Rat ein. Sieben Altdorfer Herren, darunter auch Altsäckelmeister und Präsident der Verwaltungskammer von Waldstätten, Franz Martin Schmid, und Gerichtsschreiber Valentin Curty, erklärt der Kriegsrat als Staatsgefangene. Die Gefangennahme kann jedoch auch eine Massnahme sein, um diese Leute vor der Wut und den Misshandlungen des Volkes zu schützen.
Mitglieder des Kriegsrats waren: Vinzenz Schmid von Altdorf; Jost Anton Imhof von Flüelen; Josef Arnold von Seedorf; Altratsherr Gisler von Spiringen; Albert von Bürglen; Franz Josef Bauhofer von Schattdorf; Johann Furrer von Erstfeld; Emanuel Gamma von Bristen; Alois Gerig von Wassen; Andreas Infanger von Bauen.
Mitglieder des provisorischen Rats waren: Altratsherr Johann Anton Wolleb von Altdorf; Spitalvogt Josef Anton Arnold von Altdorf; Altratsherr Nikolaus Muoser von Bürglen; Altratsherr Josef Herger von Spiringen; Distriktsrichter Franz Müller von Unterschächen; Altgrossweibel Karl Anton Schuler von Schattdorf; Distriktsrichter Jakob Muheim von Flüelen; Altkirchenvogt Walker von Erstfeld; Altratsherr Josef Anton Imholz von Attinghausen; Altkirchenvogt Johann Arnold von Seedorf; Altratsherr Johann Furrer von Silenen; Sebastian Mattli von Wassen; Andreas Gasser von Isenthal.
Arnold, Helvetik, S. 138 f.
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Montag, 6. Mai 1799
Urner Scharfschützen nach Ursern
Nachdem die Nachricht eingetroffen ist, dass General Hotze beim Versuch, die Luziensteig zu stürmen, von den Franzosen zurückgeschlagen worden ist und auch der Bündner Landsturm auseinandergetrieben worden ist und damit kaum mehr mit österreichischer Hilfe zu rechnen ist, sendet Franz Vinzenz Schmid eine Abteilung Urner Scharfschützen nach Ursern, um den Rücken zu decken und die Verbindung mit der Leventina und dem Oberwallis zu sichern.
Arnold, Helvetik, S. 139 f.
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Dienstag, 7. Mai 1799
Zug ersetzt Schwyz als Hauptort
Zug wird anstelle von Schwyz neuer Hauptort des Kantons Waldstätten
Arnold, Helvetik, S. 170.
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Dienstag, 7. Mai 1799
General Soult bereitet sich auf den Angriff vor
Soult zieht seine Truppen zum Angriff in Brunnen zusammen. Eine Truppenabteilung in der Stärke von 2400 Mann schickt er ins Muotatal. Sie soll über den Kinzigpass den Urnern in den Rücken fallen, was wegen des hohen Schnees in den Bergen jedoch nicht möglich ist.
Arnold, Helvetik, S. 141.
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Mittwoch, 8. Mai 1799
Soult greift über den See an
Zum direkten Angriff über den Urnersee schifft General Soult 1200 Mann ein. Ein weiteres Bataillon bleibt zur Zeit des Vorstosses in Beckenried und Seelisberg in Reserve. Um drei Uhr morgens erscheint Soult mit seiner Flotte im Urnerseebecken. Die Urner, verstärkt durch ungefähr 200 Schwyzer, 70 Zuger und etwa 100 Nidwaldner, empfangen ihn etwa 2400 Mann stark in ihren vorbereiteten Verteidigungsstellungen. Allerdings sind nur ungefähr 800 Mann mit dem weittragenden Stutzer bewaffnet, einige Hundert besitzen nur Flinten und Jagdgewehre, und die Hälfte ist nur mit Stich- und Schlagwaffen ausgerüstet. Ausser einer brauchbaren Feldschlange und einigen Doppelhaken haben sie keine gröberen Geschütze.
Während mehr als einer Stunde beschiesst die französische Artillerie Flüelen. In Gruppen geteilt versuchen die Schiffe überall zu landen, werden aber durch das starke Abwehrfeuer daran gehindert. Daraufhin lenkte Soult den Artilleriebeschuss auf den äussersten rechten Flügel, um von dort aus die Stellung bis Flüelen aufzurollen. Schmid, der herbeigeeilt ist, um die Abwehr an dieser gefährdeten Stelle zu organisieren, wird durch eine Flintenkugel getötet. Auch Hauptmann Jost Heinrich Wolleb fällt. In der anschliessenden Verwirrung gelingt es den Unterführern nicht mehr, die Franzosen an der Landung zu hindern. Erst nach grossen Verlusten können diese auch die Truppen des linken Flügels bei Seedorf aus ihren Verschanzungen hinauswerfen. Gegen sechs Stunden benötigen die Franzosen, um ihre Truppen an Land zu setzen. Während der rechte Flügel sich gegen Altdorf zurückzieht und in dessen Ruinen den Franzosen ein Rückzugsgefecht bietet, kann der linke Flügel bei Attinghausen die Stellungen nicht mehr halten. Daraufhin stellen sich Schächentaler und Schattdorfer vergeblich beim Kirchhügel in Bürglen noch einmal dem Feind entgegen. Die Überreste der beiden Flügel, noch ungefähr 900 Mann, ziehen sich verfolgt von den langsam nachdrängenden Franzosen bis nach Wassen zurück; das Heer der Aufständischen ist bereits auf ungefähr 700 Mann, darunter etwa 250 Schwyzer, Nidwaldner und Zuger, zusammengeschmolzen. Viele Bauern fliehen auf dem Rückzug in die Wälder.
Arnold, Helvetik, S. 142 ff.
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Donnerstag, 9. Mai 1799
Wiederaufnahme des Kampfes
Vormittags treffen für die zurückgedrängten Urner Truppen Verstärkungen ein: 200 Leventiner unter der Führung Giuseppe Camossis und 400 Walliser. Diese Hilfstruppen haben auch die Urschner zum Zug gezwungen. In Wassen wird den Franzosen, die inzwischen ebenfalls Verstärkungen herangezogen haben, ein erbitterter Kampf geliefert. Erst gegen Abend gelingt es den Franzosen, die Aufständischen aus ihren Stellungen zu werfen. Ohne von den Franzosen verfolgt zu werden, ziehen sie sich nach Göschenen zurück.
Arnold, Helvetik, S. 145.
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Freitag, 10. Mai 1799
Uneinigkeit unter Urnern und Hilfstruppen
Die Leventiner, Walliser und ein Teil der Urner wollen in der Schöllenen die Verteidigung fortsetzen und dazu die Teufelsbrücke abwerfen, was aber die Urschner zu verhindern wissen. Mit der Aufgabe dieser stärksten Stellung gibt man auch die Sache des Aufstandes auf. Die Walliser Verbündeten ziehen sich noch am gleichen Tag über die Furka zurück. Die Reste der Urner und Leventiner Truppen, noch ungefähr 400 bis 500 Mann, versuchen oberhalb Hospentals, wo sie sich hinter Seiden- und Baumwollballen verschanzen, einen letzten Widerstand.
Arnold, Helvetik, S. 145.
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Sonntag, 12. Mai 1799
Einzelne Emigranten verlassen Uri
Während der Kämpfe standen ganze Dörfer verlassen da. Ihre Bewohner haben sich in die Berge geflüchtet und wagen erst allmählich wieder, in die inzwischen geplünderten Häuser zurückzukehren. Die Zahl der Emigranten bleibt jedoch klein, da die Milde General Soults die Furcht vor weiterer Strafe und damit die Veranlassung zur Auswanderung nimmt. Pfarrer Johann Georg Aschwanden von Erstfeld und Pfarrer Kaspar Imhof von Seedorf, die beide beim Aufstand durch ihre Agitation eine wichtige Rolle gespielt haben, treten den Weg in die Emigration an. Die Güter aller Geflüchteten werden mit Sequester belegt.
Arnold, Helvetik, S. 148.
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Sonntag, 12. Mai 1799
Soult zerschlägt letzte Sperrstellung
General Soult gewinnt nach einem kurzen aber für die Franzosen verlustreichen Kampf auch diese letzte Sperrstellung und wirft die Aufständischen über den Gotthard zurück.
Arnold, Helvetik, S. 146.
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Sonntag, 12. Mai 1799
Traurige Bilanz des Aufstandes
Die Folgen des Aufstandes sind für den Distrikt Altdorf verheerend. Etwa 120 Menschen haben in den Kämpfen ihr Leben verloren. Nur dank Soults Menschlichkeit und seiner unerbittlichen
Strenge den Truppen gegenüber ist es nicht zu Metzeleien und zur Einäscherung ganzer Ortschaften gekommen. Nach Beendigung der Kämpfe wird niemand mehr getötet, und unter
den Opfern befinden sich nur vier Frauen (beim Nidwaldner Aufstand wurden 102 Frauen und 25 Kinder getötet). Ausgedehnte Plünderungen kann jedoch auch der General nicht verhindern, da die Franzosen kaum je genug Lebensmittel mit sich führten. Die helvetischen Truppen sollen aber darin die Franzosen noch übertroffen haben.
Arnold, Helvetik, S. 147.
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Montag, 13. Mai 1799
Proklamation fordert die Rückkehr der Geistlichen und Schullehrer
Die Verwaltungskammer des Kantons Waldstätten erlässt eine Proklamation, die alle geflüchteten Geistlichen und Schullehrer zur Rückkehr auffordert, da die Seelsorger, der öffentliche Unterricht und die Pflege des Gottesdienstes allzu wichtig sind. Die beiden Geistlichen, Johann Georg Aschwanden und Kaspar Imhof, kehren jedoch erst mit den kaiserlichen Truppen nach Uri zurück.
Arnold, Helvetik, S. 148.
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Dienstag, 14. Mai 1799
Soult vereinigt sich mit Lecourbe im Tessin
Soult vereinigt sich im Tessin mit den von Bellinzona herkommenden Truppen General Lecourbes.
Arnold, Helvetik, S. 146.
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Mittwoch, 15. Mai 1799
Bevölkerung leidet an Hunger
Nach dem niedergeschlagenen Aufstand wird Uri und Ursern wieder von zahlreichen Franzosen besetzt. Die Speisekammern werden von den Besatzungstruppen besetzt. Die Einheimischen leiden an Hunger. In Ursern klagt Unterstatthalter Meyer über den Kommandant Durant: „Ein solcher Mensch habe ich noch nie gesehen, er hat kein Gefühl für Menschheit nur für sein Magen und Gurgel.“
Arnold, Helvetik, S.150.
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Samstag, 18. Mai 1799
Freiburger Bibliothekar wird Unterstatthalter von Altdorf
Regierungsstatthalter Vonmatt setzt Joseph Nicolas Raedle, einen ehemaligen Taubstummenlehrer und Bibliothekar von Freiburg als Unterstatthalter von Altdorf ein. Einen Tag später nimmt er in Altdorf seine Tätigkeit auf.
Arnold, Helvetik, S. 150.
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Sonntag, 19. Mai 1799
Unterstatthalter Raedlé nimmt seine Arbeit auf
Der ehemalige Bibliothekar, Taubstummenlehrer und Jurist Joseph Nicolas Raedlé nimmt seine Tätigkeit als Unterstatthalter in Altdorf nicht ohne "entsetzliche Bedenklichkeiten" auf. Er war mehr um das Wohl der ihm anvertrauten Bevölkerung als um die peinlich genaue Durchführung der helvetischen Gesetze bemüht.
Arnold, Helvetik, S. 150.
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Mittwoch, 29. Mai 1799
Viertägiger Kampf zwischen Österreichern und Franzosen
Eine 4000 Mann starke österreichische Truppenabteilung unter Oberst St. Julien übersteigt die
Oberalp und besetzt Ursern. Sie treibt die aus dem Tessin zurückweichenden Truppen Loisons bis Amsteg zurück. Hier tritt den Österreichern General Lecourbe mit sechs bis sieben Bataillonen entgegen. In harten und verlustreichen Kämpfen, die sich über vier Tage hinziehen, gelingt es ihm, die österreichischen Truppen halb aufzureiben und die Reste über die Teufelsbrücke zurückzuwerfen.
Arnold, Helvetik, S. 151 f.
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Samstag, 1. Juni 1799
Das Volk leidet unter den ständigen Einquartierungen
In den Monaten Juni bis Ende September 1799 lösen sich französische, österreichische und russische Truppen in den engen Tälern der Distrikte Altdorf und Andermatt ab. Das politische Leben kommt völlig zum Stillstand. Die Behörden haben sich den jeweils gerade anwesenden Besatzungstruppen als Verpflegungsbeamte zur Verfügung zu stellen. Ihnen fällt die Hass eintragende Arbeit zu, die Häuser der Einwohner mit Soldaten vollzustopfen und der verarmten Bevölkerung Lebensmittel, Schlachtvieh und Heuvorräte wegzunehmen, um sie den notleidenden Truppen zuzuführen.
Arnold, Helvetik, S. 151.
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Montag, 3. Juni 1799
Franzosen verlegen Hauptquartier nach Luzern
Lecourbe will den Angriff auf die österreichische Truppen im Urserntal wieder aufnehmen, als ihn Massenas Befehl zwingt, mit seinen Truppen das Reusstal zu räumen und das Hauptquartier nach Luzern zu verlegen. Erzherzog Karl hat mit der Hauptarmee den Rhein überschritten und den Franzosen bereits die Ostschweiz entrissen. Dies zwing den Obergeneral, seinen rechten Flügel näher an das bedrohte Zürich heranzuziehen.
Arnold, Helvetik, S. 152.
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Mittwoch, 5. Juni 1799
Franzosen verlassen Uri
Lecourbe verlässt den Distrikt Altdorf. Die letzten französischen Truppen ziehen sich in den folgenden Nächten unbehelligt von den Österreichern in den Distrikt Stans zurück. Sie lassen das Tal am Gotthard. Der Hauptflecken ist eine Brandruine, im Tal gibt es kein Vieh und es herrscht Hunger.
Arnold, Helvetik, S. 152.
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Samstag, 8. Juni 1799
Österreichische Truppen im Reusstal
Die „Kaiserlichen“ erreichen mit ihren Vorposten die Trümmerhaufen Altdorfs. In den folgenden zwei Tagen setzt sich das Gros der österreichischen Brigade im unteren Reusstal fest. Die beiden feindlichen Heere teilten sich den Kanton Waldstätten. Die Franzosen liegen in Unterwalden und Zug. Die Gemeinden Bauen und Seelisberg bleiben weiterhin von den Franzosen besetzt. Die Österreicher halten Schwyz, Einsiedeln und Uri. Die Gesamtstärke der im Urner Reusstal stehenden österreichischen Truppen beläuft sich während der Monate Juni und Juli auf ungefähr 4500 Mann (7 Bataillone Infanterie und 175 Dragoner). Ihr Kommandant ist Generalmajor Graf von Bey .
Auch die Talschaft Ursern hat in diesen Monaten unter einer starken Besatzung zu leiden. In den ersten Tagen nach dem österreichischen Einmarsch halten sich bis zu 10'000 Soldaten in dem kleinen Tal auf. In der Folgezeit werden sie auf 2500 Mann abgebaut.
Das Urner Volk verhält sich beim Einmarsch der österreichischen Truppen teilnahmslos. Die von den Offizieren erwartete allgemeine Volkserhebung bleibt aus. Für die Urner kommen die kaiserlichen Truppen zu spät; ihr frühzeitiger Aufstand war blutig niedergeschlagen worden. Das erlebte Elend des Krieges schreckte sie von jeder bewaffneten Teilnahme ab. Auch die wenig überzeugende Art, mit der die verlumpten und hungernden österreichischen Soldaten gegen die Franzosen gekämpft haben, macht ein enges Zusammengehen mit den Kaiserlichen nicht ratsam.
Arnold, Helvetik, S. 152 f.
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Montag, 24. Juni 1799
Uri wünscht Wiederherstellung der alten Zustände
Die helvetischen Institutionen werden in den Distrikten Altdorf und Andermatt abgeschafft. Die Anregung dazu kommt aus Zürich und ist unterzeichnet von Feldmarschall Johann Konrad Freiherr von Hotze, einem wichtigen Berater Erzherzog Karls in den politischen Fragen der Schweiz. Das österreichische Oberkommando will die Neuordnung den einzelnen Territorien selbst überlassen, da es weiss, dass nur bei einem Teil der Bewohner des okkupierten Gebietes die Feindschaft gegen die Franzosen auch von dem Wunsch begleitet ist, die alte Ordnung wiederhergestellt zu sehen. Beim alten Landsgemeindekanton Uri befürwortet hingegen fast die ganze Bevölkerung die Wiederherstellung der alten Zustände.
Im Gegensatz zu Österreich gibt es für England nur ein Ziel: die völlige Wiederherstellung der vorrevolutionären Zustände. Der englische Gesandte Wickham verkehrt nur mit denjenigen Regierungen, die zur alten Ordnung zurückgekehrt sind, mit Glarus, Appenzell, St. Gallen, Uri und später auch mit Schaffhausen.
Arnold, Helvetik, S. 154.
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Freitag, 28. Juni 1799
Kapuzinerpater Paul Styger kommt nach Uri
Die österreichische Generalität sendet als eine Art Mittelsperson den Kapuzinerpater Paul Styger nach Uri. In der Nacht begibt er sich nach Altdorf und berät das weitere Vorgehen mit der Familie des Spitalvogts Josef Anton Arnold. Sie weist ihn an Pfarrer Johann Georg Aschwanden von Erstfeld, der mit den kaiserlichen Truppen wieder in seine Pfarrei zurückgekehrt ist. Der einflussreiche Pfarrer erklärt sich sogleich bereit, die Aufträge Stygers zu unterstützen. Diese sind: Wiederherstellung der alten Verfassung an einer Landsgemeinde, Wahl einer provisorischen Regierung und militärische Unterstützung der österreichischen Truppen durch gemeinsame Verteidigungsmassnahmen. Er teilt auch Kommandant Bey seine Aufträge mit. Danach begibt er sich nach Ursern und kehrt dann wieder nach Erstfeld zurück.
Arnold, Helvetik, S. 155.
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Samstag, 29. Juni 1799
Landsgemeinde soll vorbereitet werden
Pfarrer Johann Georg Aschwanden fordert alle Pfarreien auf, zwei von der Kirchgemeinde erwählte Deputierte nach Erstfeld zu schicken, um die Landsgemeinde vorzubereiten. Nach dieser Unterredung begibt sich Styger nach Ursern.
Arnold, Helvetik, S. 153.
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Sonntag, 30. Juni 1799
Landsgemeinde wählt Interimsregierung
Pfarrer Ringold eröffnet auf der traditionellen Matte zu Bötzlingen an der Gand die Landsgemeinde. Nach Verlesung der schriftlichen Aufsätze der Deputiertenversammlung und einiger Schreiben von Altschultheiss Niklaus Friedrich von Steiger schreitet man zur Wahl einer provisorischen Regierung mit Karl Thaddäus Schmid als Kantonsvorsteher an der Spitze und zwölf Zuzügern. Dem Kantons- oder Landesvorsteher räumt das Volk die gleiche Machtfülle ein wie dem ehemaligen Landammann. Die Interimsregierung soll die Verwaltung des Landes jedoch nur bis zur gänzlichen Befreiung Uris übernehmen und dann durch die alte Obrigkeit ersetzt werden. Von Altdorf waren in der Regierung vertreten: Landesvorsteher Thaddäus Schmid, die Altlandammänner Josef Stephan Jauch und Jost Anton Müller und Altratsherr und Altspitalvogt Josef Anton Arnold.
Arnold, Helvetik, S. 155 f.
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Mittwoch, 3. Juli 1799
Franzosen richten in Bauen eine Schiffsstation ein
Die Franzosen greifen die österreichische Besatzung in Brunnen an, einige Kanonen und die im Hafen liegenden Schiffe werden erobert. Wenige Tage darauf errichten sie in Bauen eine Schiffsstation und an der Treib eine Artilleriestellung.
Arnold, Helvetik, S. 164.
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Freitag, 5. Juli 1799
Gesetz über den Amtszwang von Beamten
Per Gesetz wird die Vollziehungsgewalt ermächtigt, den öffentlichen Beamten die Entlassung zu verweigern und solche, die entlassen werden müssen, durch zwangsweise Berufene zu ersetzen. In der Praxis wird dieses Gesetz häufig so angewendet, dass Abschiedsgesuche verweigert werden, bis ein Nachfolger die Stelle einnimmt.
Arnold, Helvetik, S. 375 f.
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Samstag, 6. Juli 1799
Genossamen müssen innert fünf Tagen 20 Mann stellen
Der provisorische Rat sieht sich gezwungen, eine Verordnung zu erlassen, wonach jede Genossame innert fünf Tagen mindestens 20 Mann für den kaiserlichen Dienst zu stellen habe. Das Vorgehen wird den einzelnen Gemeinden überlassen. Auch die Pfarrer werden ersucht, die Leute zum Eintritt in den kaiserlichen Dienst zu bewegen. Die Urner Gemeinden bringen schliesslich mit Mühe ein Kontingent von 200 Mann zusammen. Gründe für den schlechten Erfolg der Werbung sind, dass das Volk die österreichische Okkupation satt hat, die Bauern ihre Heimwesen zu besorgen und Heu einzubringen haben.
Arnold, Helvetik, S. 161.
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Montag, 29. Juli 1799
Schwere Niederlage für die Österreicher
Um den Franzosen die Kontrolle über den Urnersee wieder zu entreissen, entschliesst sich General Bey, die französischen Vorposten in Bauen und auf dem Seelisberg anzugreifen.
Dieses Gefecht (das einzige auf Urner Boden während der Monate Juni und Juli) endet für die Österreicher mit einer schweren Niederlage. General Bey fällt mit mehreren Hundert Soldaten in französische Gefangenschaft.
Arnold, Helvetik, S. 164.
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Montag, 5. August 1799
Landsturm kommt nicht in Einsatz
Der provisorische Rat organisiert den Landsturm. in den bald darauf ausbrechenden Kämpfen kommt er jedoch nicht zum Einsatz. Es bleibt den Urnern erspart, mit Sensen, Gabeln und Schaufeln bewaffnet gegen die Franzosen kämpfen zu müssen.
Arnold, Helvetik, S. 164.
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Mittwoch, 14. August 1799
Interimistische Regierung stellt Arbeit ein
Die interimistische Regierung stellt ihre Arbeit ein. Die Dorfgerichte werden ebenfalls aufgehoben und die früheren Munizipalitäten wieder eingesetzt.
Arnold, Helvetik, S. 167.
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Donnerstag, 15. August 1799
Franzosen gewinnen Uri zurück
In Amsteg und Wassen toben heftige Kämpfe. Gegen Mittag vereinigt sich Lecourbe in Gurtnellen mit dem Spitzenbataillon Loisons, der mit einer Truppenabteilung den Susten überschritten, die Meienschanze gestürmt und den Kaiserlichen Wassen entrissen hat. Gemeinsam werfen sie mit 6000-7000 Mann die Reste der österreichischen Brigade in die Schöllenen zurück.
General Gudin überschreitet mit vier Bataillonen die Furka und trifft abends in Realp ein. Er zwingt dadurch Simbschen zur Aufgabe der Schöllenen und zum Rückzug auf die Oberalp. Nach der Vereinigung mit Gudin lässt Lecourbe einen Teil seiner Truppen über den Gotthard nach Airolo vorgehen. Er selbst setzt den Österreichern nach und entreisst ihnen den Oberalppass. Damit haben die Franzosen in nur drei Tagen der österreichischen Okkupation ein rasches Ende bereitet.
Arnold, Helvetik, S. 164 ff.
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Freitag, 16. August 1799
Geld unter Steinen versteckt
Die Franzosen ziehen plündernd in Ursern ein. Sie finden an verschiedenen Orten unter Steinen versteckt Geld im Wert von 2200 Louisdor. Dank den Bemühungen von Unterstatthalter Meyer kann ein Teil der Gelder ihren rechtmässigen Eigentümern wieder zurückgegeben werden.
Arnold, Helvetik, S. 188.
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Sonntag, 18. August 1799
Rückzug über den Klausen
Am Klausenpass und auf dem Urnerboden kommt es zu einigen Rückzugsgefechten, bevor die Österreicher sowie die Urner und Glarner Hilfstruppen ins Linthtal zurückweichen müssen.
Arnold, Helvetik, S. 164.
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Mittwoch, 21. August 1799
Urner Kontingent ist stark zusammengeschmolzen
Hauptmann Josef Anton Arnold nimmt seine Entlassung. Das durch Flucht stark zusammengeschmolzene Urner Kontingent wird unter der Führung des zweiten Hauptmanns, Johann Josef Marti, ins Freikorps von Managhetta eingereiht.
Arnold, Helvetik, S. 164.
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Freitag, 30. August 1799
Zschokke soll Hilfsmassnahmen organisieren
Das Direktorium sendet den jungen Heinrich Zschokke als bevollmächtigten Regierungskommissar in die Innerschweiz. Er soll die politische Ordnung wiederherstellen und
Hilfsmassnahmen organisieren, um die drohende Hungersnot vom Kanton Waldstätten abzuwenden. Da der Staat nur unbedeutende Geldmittel zur Verfügung stellen kann, gibt ihm Innenminister Rengger den Auftrag, sich an die private Wohltätigkeit zu wenden.
Arnold, Helvetik, S. 200.
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Freitag, 30. August 1799
Unterstatthalter Raedlé kehrt nach Altdorf zurück
Unterstatthalter Raedle kehrt nach Altdorf zurück. Die Kämpfe haben auch die Bevölkerung stark in Mitleidenschaft gezogen. Erneut flüchteten die Bewohner ganzer Dorfschaften in die Berge und überliessen ihre Häuser den Soldaten, die ungehemmt plünderten und raubten, da die Offiziere nicht einzugreifen wagten. Ganze Familien verliessen das Land. Auch die in den Bergen gelegenen Heimwesen und die Alpen wurden nicht verschont, da die Franzosen und Österreicher die Pässe für den Truppendurchmarsch benützten.
Arnold, Helvetik, S. 167.
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Donnerstag, 5. September 1799
Die Helvetische Legion wird aufgelöst
Nach der Einnahme Zürichs durch Erzherzog Karl Anfang Juni ist die 15-20'000 Mann starke Schweizer Armee zerfallen. Die helvetische Legion, den sechs Hilfsbrigaden einverleibt, ist fast völlig aufgerieben worden. Die Legion wird aufgelöst.
Arnold, Helvetik, S. 118.
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Samstag, 7. September 1799
Einige Geistliche verlassen Uri
Mit den „Kaiserlichen“ verlassen die Pfarrer von Seedorf und Erstfeld, Kaspar Imhof und Johann Georg Aschwanden, wie schon nach dem Urner Aufstand erneut den Distrikt. Ihnen schliessen sich auch Pfarrer Anton Devaya von Spiringen und Pfarrer Kayser von Sisikon an. Die ersten drei wählen Montafun im Tirol als Zufluchtsort. Devaya kehrt im Dezember 1799, Kayser im März 1800 nach Uri zurück. Die Pfarrer Imhof und Aschwanden dürfen ihre Pfarreien erst wieder übernehmen, nachdem die Gemeinden sich für sie eingesetzt und die Gemeindegüter als Kaution für deren gutes politisches Betragen hinterlegt haben. Aschwanden kehrt am 22. April 1800, Imhof am 13. August 1800 zurück.
Arnold, Helvetik, S. 169.
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Samstag, 7. September 1799
Seelisberger Hilfstruppen treffen in Stans ein
In Seelisberg konnten die Nidwaldner ungehindert Hilfstruppen anwerben. Diese treffen abends 27 Mann stark unter einer eigenen Fahne in Stans ein.
Arnold, Helvetik, S. 79.
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Sonntag, 8. September 1799
Nur wenig Hilfe aus den übrigen Gemeinden
Abgesehen von Seelisberg haben die Nidwaldner Werber nur wenig Erfolg. Es gelingt ihnen zwar, die Stimmung anzuheizen, doch die Leute zögern, auf eigene Verantwortung, ohne Billigung der Behörden und nicht zuletzt wegen der Zurückhaltung der altgesinnten Führer nach Nidwalden zu ziehen. Einzig sechs Seedorfer und ein Erstfelder begaben sich bewaffnet nach Stans. Neben dieser Werbung durch Emissäre bemühte sich der Kriegsrat auch offiziell um Hilfe.
Arnold, Helvetik, S. 80.
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Dienstag, 17. September 1799
Stehende Truppe anstelle der Helvetischen Legion
Per Gesetz tritt an Stelle der Helvetischen Legion eine neue stehende Truppe, zu der jede Gemeinde auf 100 Bürger einen Mann zu stellen, zu bekleiden und zu bewaffnen hat.
Arnold, Helvetik, S. 118.
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Dienstag, 17. September 1799
Zschokke tritt den Franzosen entgegen
Unerschrocken fordert Regierungskommissar Zschokke die französischen Offiziere auf, die Disziplinlosigkeit ihrer Soldaten zu unterbinden. Entschieden wendet er sich auch gegen neue
Heulieferungen, um nicht noch weitere Familien ihres Viehs und damit ihrer Existenzgrundlage zu berauben und die Zahl der Armen noch weiter anschwellen zu lassen.
Arnold, Helvetik, S. 200.
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Freitag, 20. September 1799
Urversammlungen werden zusammengerufen
Das politische Leben beginnt sich langsam zu normalisieren. In den Distrikten Altdorf und
Andermatt werden die Urversammlungen zusammengerufen, um das Wahlkorps zu bestimmen, das die Ersatzwahlen in den Senat, die Verwaltungskammer und in das Kantonsgericht vorzunehmen hat.
Arnold, Helvetik, S. 169.
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Samstag, 21. September 1799
Sechs Stunden Bedenkfrist für Gemeindebeamte
Ein Gesetz erlaubt jedem Bürger, der in eine Munizipalität oder Gemeindekammer gewählt wird, innert sechs Stunden die Wahl auszuschlagen. Die amtierenden Gemeindebehörden kommen jedoch nicht in den Genuss dieses Gesetzes. Ihre Ablösung gestaltet sich noch schwieriger, da die Neugewählten meistens die Annahme der Wahl verweigern.
Arnold, Helvetik, S. 376.
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Dienstag, 24. September 1799
Russische Truppen betreten Urner Boden
General Suworoff erstürmt - von Bellinzona kommend – mit 14'000 Mann den Gotthard und dringt bis Hospenthal vor. Die französische Verteidigung, die 3800 Mann starke Brigade Gudin, leistet zähen Widerstand, kann den Russen nicht widerstehen. Generalleutnant Rosenberg greift am gleichen Tag die zahlenmässig schwachen Truppen auf der Oberalp an und bricht am Abend bis ins Dorf Andermatt vor. Die Franzosen werden durch diese Umgehung in die Zange genommen und zum Rückzug gezwungen. Die Brigade Gudin zieht sich über die Furka zurück, während der aus dem unteren Reusstal herbeigeeilte General Loison nur mit Mühe der Umklammerung entgehen und seine Truppen in die Schöllenen hinunterführen kann. Dort hinter der Teufelsbrücke bezieht er eine starke Verteidigungsstellung.
Unterstatthalter Meyer berichtet, dass die Russen 30 Stück Vieh geschlachtet, Pferde geraubt,
2000 Zentner Heu verzehrt oder verdorben, Ställe niedergerissen und das Holz verbrannt und alle Häuser, in denen keine Offiziere einquartiert sind, ausgeplündert haben. Über die russischen Offiziere äussert sich Meyer sehr positiv. In ihrer Anwesenheit verhalten sich die Soldaten sehr diszipliniert.
Arnold, Helvetik, S. 170 f.
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Mittwoch, 25. September 1799
Franzosen halten sich bei Wassen
Das kaiserliche und das russische Heer vereinigen sich in Andermatt und setzen den Franzosen nach. Diese verwehren jedoch den Russen mehrere Stunden lang den Übergang über die Teufelsbrücke. Erst als die Nachricht eintrifft, dass die 2000 Mann starke Brigade Auffenberg aus dem Maderanertal hervorgestossen sei und die Franzosen bei Amsteg angreifen, wird die starke Sperrstellung aufgegeben. Während Lecourbe mit seinen Grenadieren nach Amsteg hinuntereilt und die bereits ins Dorf eingedrungenen Österreicher wieder ins Maderanertal zurückwirft, weicht Loison unter dem russischen Druck langsam nach Wassen zurück. General Suworow bezieht in Wassen sein Nachtquartier.
Arnold, Helvetik, S. 171.
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Mittwoch, 25. September 1799
Massena löst Offensive aus
Massena löst, ohne zu ahnen, dass alle in der Schweiz stehenden gegnerischen Truppen sich zu einem umfassenden Angriff gruppieren und Suworoff von Süden her im Anmarsch ist, bei Zürich die Offensive aus. Am andern Tag sind das Heer Korsakoffs und ein Grossteil der Truppen des gefallenen Feldmarschall Hotzes in vollem Rückzug über den Rhein.
Arnold, Helvetik, S. 171 ff.
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Freitag, 27. September 1799
Suworoff zieht über den Kinzig
Suworoff steht mit seiner Truppe unter Zeitdruck. Er hat einen Tag Verspätung auf die Marschtabelle. Es ist der entscheidende Tag, an dem der russische Hauptangriff hätte beginnen und er sich im Raume Schwyz-Einsiedeln mit General Linken hätte vereinigen sollen, um dem französischen Hauptheer in die Flanke zu fallen. Da es keine Strassenverbindung nach Schwyz gibt, zieht das ausgehungerte und erschöpfte Heer während drei Tagen über den Kinzigpass ins Muotatal. Lecourbe verfolgt die abziehenden Russen bis Bürglen, wo es zu einem letzten Gefecht kommt. Im Muotatal erhält Suworoff Nachricht von der Niederlage Korsakoffs und wird sich seiner hoffnungslosen Lage bewusst. Über zwei weitere Pässe schlagen sich die Russen ins Vorderrheintal durch. Das Reusstal war wieder in französischer Hand.
Arnold, Helvetik, S. 173 f.
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Dienstag, 8. Oktober 1799
Grosses Elend in Altdorf und Umgebung
Aus Altdorf wird berichtet, dass die Häuser, Scheunen und Ställe ausgeraubt sind. Die Böden, Dächer, Wände, Fenster und Gerätschaften sind zertrümmert. Die Zäune sind weggerissen und verbrannt. Das Vieh wurde geschlachtet, das Heu gestohlen, verschleudert und verbraucht. Käse, Butter, Baum- und Erdfrüchte sind weggenommen und, was an den entferntesten Orten lag, ist aufgesucht und entfremdet. Fast alle brauchbaren Pferde wurden weggeführt. Alle Fuhrwerke wurden zerbrochen oder genommen. Kleinere Truppenkontingente machen eigentliche Raubzüge durch die Alpen, schlachten Vieh und spüren verborgenes Geld auf. Selbst die Trümmerhaufen Altdorfs werden wiederholt von plündernden Soldaten durchgekämmt.
Arnold, Helvetik, S. 188.
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Freitag, 11. Oktober 1799
Agenten und Gehilfen sollen aus den Munizipalbeamten gewählt werden
Um den Beamtenapparat abzubauen und die Lohnkosten zu senken, wird ein Gesetz erlassen, das bestimmt, dass die Agenten und deren Gehilfen in Zukunft aus den Munizipalitätsbeamten gewählt und durch die Munizipalgemeinde entschädigt werden. Diese Massnahme ruft bei den Betroffenen Erbitterung hervor. Die verhassten Agentenstellen will niemand bekleiden. Durch die Abwälzung der Unterhaltspflicht auf die Gemeinden lockert sich zwar das Abhängigheitsverhältnis der Agenten gegenüber dem Staat, zugleich aber werden die Munizipalstellen noch unattraktiver.
Arnold, Helvetik, S. 380.
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Samstag, 12. Oktober 1799
Zschokke lanciert Waldstätter Kollekte
Regierungskommissar Zschokke erlässt einen "Aufruf zum Erbarmen für die leidende Menschheit in den verheerten Gegenden des Cantons Waldstätten“. In diesem wirkungsvollen Appell an die Hilfsbereitschaft der übrigen Kantone entwirft er ein lebendiges Bild von der unmenschlichen Not in den Distrikten Altdorf, Andermatt, Schwyz und Einsiedeln. Es kommt ihm vor allem auf Kleider, Lebensmittel und Hausgeräte an. Von Geldspenden spricht er kaum.
Arnold, Helvetik, S. 202.
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Samstag, 12. Oktober 1799
Unterstützungssteuer für Kriegsopfer wird erlassen
Fast gleichzeitig mit dem Anlaufen der Hilfsaktion Zschokkes, beschliessen die gesetzgebenden Räte, eine Unterstützungssteuer von 1 0/00 zu Gunsten der durch den Krieg verarmten Bevölkerung Helvetiens zu erheben. Da jedoch der Einzug aller direkten Steuern auf grössten Widerstand stösst und weite Gebiete der Schweiz auch wirklich zahlungsunfähig sind, sieht sich die Regierung gezwungen, den am härtesten betroffenen Kantonen Steueraufschub zu gewähren. Neun Kantone, darunter auch Waldstätten, entrichten die Unterstützungssteuer überhaupt nicht.
Arnold, Helvetik, S. 203.
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Dienstag, 15. Oktober 1799
Zschokkes Hilferuf hat ein gewaltiges Echo
Zschokkes Aufruf zur Hilfeleistung findet in der Bevölkerung ein überwältigendes Echo. Im Hauptmagazin in Luzern treffen die ersten Spenden ein. Ganze Frachtwagen voll Güter strömen in der zentralen Sammelstelle zusammen. Vom Luzerner Magazin aus gelangen die Kleider und Lebensmittel in ganzen Schiffsladungen nach Flüelen und Brunnen.
Arnold, Helvetik, S. 202.
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Donnerstag, 31. Oktober 1799
Vorbereitungen zur Wiederherstellung der Pfarrkirche
Der inzwischen zum Präsidenten der Munizipalität gewählte Franz Martin Schmid ersucht den in Luzern sich aufhaltenden alt Landesstatthalter Aloys Müller (damals Präsident der Verwaltungskammer Waldstätten), für die Kirche einen guten Baumeister nach Altdorf zu senden. Ein solcher trifft im November ein und veranlasst, die Kirche vor dem Winter mit Brettern zu überdecken und im kommenden Jahr sogleich die Instandstellungsvorbereitungen aufzunehmen. Es werden zu diesem Zweck Bretter in Bürglen gekauft und 17 Bäume dem Bannwald entnommen. Im Dezember ist die Überdeckung vollendet.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 79.
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Donnerstag, 31. Oktober 1799
Vorbereitungen zur Wiederherstellung der Pfarrkirche
Der inzwischen zum Präsidenten der Munizipalität gewählte Franz Martin Schmid ersucht den in Luzern sich aufhaltenden alt Landesstatthalter Aloys Müller (damals Präsident der Verwaltungskammer Waldstätten), für die Kirche einen guten Baumeister nach Altdorf zu senden. Ein solcher trifft im November ein und veranlasst, die Kirche vor dem Winter mit Brettern zu überdecken und im kommenden Jahr sogleich die Instandstellungsvorbereitungen aufzunehmen.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 79.
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Freitag, 1. November 1799
Erster Transport mit Hilfsgütern
Der erste Transport von Hilfsgütern kann erfolgen. Er ist für das Urserntal bestimmt. Jardon, der
französische General in Ursern, unterstützt die Verteilung der Güter, die sich wegen des grossen Mangels an Transportmitteln schwierig gestaltet. Unter starken Eskorten lässt er die Gaben von Flüelen nach Amsteg und Andermatt führen. In den Monaten November und Dezember treffen noch vier Schiffsladungen in Flüelen ein. Weitere Sendungen für die Distrikte Altdorf und Andermatt folgen im Februar 1800.
Arnold, Helvetik, S. 202.
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Dienstag, 5. November 1799
Erlaubnis für einen Hausaltar
Witwe Josepha Müller-Brand erhält die Erlaubnis, bis zum Wiederaufbau der Pfarrkirche in ihrem Haus einen Hausaltar zu errichten.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135 f.
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Sonntag, 10. November 1799
Tauf- und Beerdigungsrecht für Bauen
Konstanz erteilt Bauen das Einverständnis für das Tauf- und Beerdigungsrecht, unter der Bedingung einer freundschaftlichen Einigung mit Seedorf. Es muss eine Ablösungssumme entrichtet werden, die aus freiwilligen Spenden zusammenkomm sowie 11 Ellen Nördlinger Tuch nebst Seelgeräten.
Helmi Gasser, Kunstdenkmäler, Band II, S. 324.
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Donnerstag, 14. November 1799
Sammlung für die Brandgeschädigten von Altdorf
Auf Wunsch der Altdorfer Munizipalität ersucht Regierungskommissar Zschokke die Regierung um die Bewilligung, eine Geldsammlung für die Brandgeschädigten von Altdorf in der ganzen
Schweiz durchführen zu dürfen.
Arnold, Helvetik, S. 208.
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Sonntag, 17. November 1799
Altdorf wählt Gemeindekammer
Altdorf wählt seine Gemeindekammer. Sie besteht aus den Verwaltern Franz Martin Schmid, als Präsident; Franz Anton Megnet, Vizepräsident und Säckelmeister; Franz Josef Zwyssig, Armenpfleger; Josef Aschwanden, Bauinspektor; Johann Herger, Altratsherr Brücker und Josef Schillig als Forstaufseher; Stephan Gisler als Weibel sowie Anton Maria Müller als Sekretär. Altlandammann Jost Anton Müller, der zum Präsidenten ernannt wurde, weigert sich, das Amt anzunehmen.
Altdorf, Helvetik, S. 99 f.
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Dienstag, 19. November 1799
Hausplätze auf der Gerbe kommen in Liquidation
Die beiden Hausplätze der ehemaligen Gerbe kommen nach dem Dorfbrand in Liquidation.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 213.
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Mittwoch, 20. November 1799
Tote liegen neben Gesunden
Die Epidemie kann in Ursern nur mit Mühe eingedämmt werden, da die dazu nötigen kräftigen Nahrungsmittel und die primitivsten hygienischen Vorrichtungen in den ausgeplünderten und mit Soldaten vollgestopften Häusern fehlen. Unterstatthalter Meyer berichtet aus Realp, dass Tote, Kranke, Gesunde und Soldaten in der gleichen Wohnstube sind, da sei eine Genesung unmöglich und die Krankheit gefährlicher als anderswo.
Arnold, Helvetik, S. 196.
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Samstag, 30. November 1799
Nahrungsmittel fehlen
Die Verwaltungskammer des Kantons Waldstätten stellt fest, dass dem Distrikt Altdorf 6000
bis 8000 Viertel Erdäpfel und 2000 bis 3000 Viertel Dörrobst fehlen, um sich über den Winter ernähren zu können. Im Distrikt Andermatt sind für 2000 Menschen keine Lebensmittel mehr vorhanden.
Arnold, Helvetik, S. 193.
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Mittwoch, 4. Dezember 1799
Thierachern bietet Aufnahme über den Winter an
Die Munizipalität von Thierachern macht der Gemeinde Altdorf das Angebot, 45 bis 50 Personen jeden Alters über den Winter aufzunehmen, und sichert ihnen die uneingeschränkte Ausübung ihrer religiösen Bräuche zu. Altdorf scheint dieses Angebot angenommen zu haben, nachdem ein Priester gefunden werden konnte, der den Zug begleitete.
Arnold, Helvetik, S. 206.
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Montag, 9. Dezember 1799
Erste Sitzung der Gemeindeverwaltungskammer von Altdorf
Die Gemeindeverwaltungskammer von Altdorf hält ihre erste Sitzung ab.
Altdorf, Helvetik, S. 100.
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Dienstag, 31. Dezember 1799
Urner Kinder kommen zu Pflegeeltern
Kinder verlassen die Distrikte Altdorf und Andermatt und finden hauptsächlich in den Kantonen Luzern, Solothurn und Bern gute Aufnahme. Deren Zahl ist nicht bekannt. Die Dauer ihres Aufenthalts ist unterschiedlich. Ein Teil tritt bereits im Herbst 1800 die Rückreise an, die meisten blieben bis ins Frühjahr 1801 bei ihren Pflegefamilien. Da sich auch Erwachsene, Kranke und Behinderte zu den Zügen drängen, wird die eingeleitete Hilfe auf diese Bevölkerungsgruppen ausgedehnt.
Arnold, Helvetik, S. 206.
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Dienstag, 7. Januar 1800
Staatsstreich eliminiert die Revolutionäre aus der Exekutive
Durch einen ersten Staatsstreich werden die Revolutionäre aus der helvetischen Regierung gestossen (Laharpe, Oberlin, Sécretan). Der Staatsstreich ist das Werk der Reformpartei, der Republikaner unter Kuhn, Escher und Usteri. Der Boden der Legalität wird damit verlassen. Da die gesetzgebenden Räte mitten in den Arbeiten um eine Verfassungsrevision stehen, begnügen sie sich mit der Einsetzung einer provisorischen Vollziehungsbehörde. Ein Vollziehungsausschuss (VA) von 7 Mitgliedern tritt bis zur voraussichtlichen Annahme der neuen Verfassung an die Stelle und in die Rechte und Pflichten des gestürzten Direktoriums.
Die neue Regierung schlägt eine gemässigte Richtung ein. Durch Massnahmen wie Erlass einer Amnestie für politische Vergehen, Straffreiheit für Deserteure aus den helvetischen Truppen, Milderung verschiedener Artikel des Strafgesetzbuches u.a. hofft der Vollziehungsausschuss, die innere Ruhe des Landes zu sichern.
Arnold, Helvetik, S. 215 f.
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Donnerstag, 9. Januar 1800
Gesuch für Uhr am Türmli
Die Munizipalität Altdorf stellt an die Verwaltungskammer in Zug das Begehren, am Türmli in Altdorf wieder eine Uhr anzubringen.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 39.
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Sonntag, 12. Januar 1800
Munizipalität erlässt für Altdorf Brandvorschriften
Um eine neue Brandkatastrophe zu vermeiden, erlässt die Munizipalität von Altdorf strenge baupolizeiliche Vorschriften, die für einen bestimmten Teil des Dorfes Ziegelbedachung vorschreiben und eine Reihe weiterer Sicherheitsmassnahmen anordnen.
Arnold, Helvetik, S. 210.
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Samstag, 18. Januar 1800
Staatsstreich löst nicht das erwartete Echo aus
Der Staatsstreich löst in den Distrikten Altdorf und Andermatt nicht das erwartete Echo ausgelöst. Die Bevölkerung ist zu sehr mit der eigenen Not beschäftigt, als dass sie sich mit den Parteikämpfen am Regierungssitz befassen mag. Die Unzufriedenheit über die politische Lage bleibt und ist allgemein. Als Gründe nennt Regierungsstatthalter Vonmatt: die Kostspieligkeit der Verfassung, der ihr innewohnende Mangel an Garantie der Rechte des Volkes, die Abhängigkeit von fremden Mächten, die Schuldenlast von Staat und Gemeinden, die Finanz- und Steuerpolitik des Staates, die Uneinigkeit der obersten Behörden sowie der Krieg und seine Folgen.
Arnold, Helvetik, S. 216.
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Samstag, 25. Januar 1800
Epidemie fordert in Ursern 200 Tote
Seit August greift im Urserntal und in einigen Urner Gemeinden eine gefährliche Epidemie um sich. Sie befällt den durch Nahrungsmangel entkräfteten ärmsten, Teil der Bevölkerung, während die Wohlhabenderen davon verschont bleiben. Auch die Besatzungstruppen werden von der Krankheit ergriffen.
In Andermatt trifft Doktor Schoch ein, der von der Regierung nach Ursern geschickt wird. Unter seinem Vorgänger, Doktor Suter, starben 16 Männer, 34 Frauen und 40 bis 43 Kinder. Bis zum August wird Doktor Schoch ungefähr 260 Epidemiekranke behandeln, davon werden 13 Personen männlichen und 15 Personen weiblichen Geschlechts sterben.
Arnold, Helvetik, S. 196.
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Montag, 27. Januar 1800
Sammlung für Brandgeschädigte wird bewilligt und verschoben
Der Vollziehungsausschuss erteilte für die schweizweite Geldsammlung für die Altdorfer Brandgeschädigten grundsätzlich die Erlaubnis, rät aber zu einem vorläufigen Aufschub,
da die gegenwärtige Zeit wegen der vielfachen Sammeltätigkeit ungünstig sei. Die Munizipalität von Altdorf wartet deshalb zu und geht nach einer erneuten Verschiebung erst im März 1801 ans Werk. Die Kollektanten erhalten auf drei Monate befristete Patente ausgestellt.
Arnold, Helvetik, S. 208.
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Samstag, 1. Februar 1800
Regierungsstatthalter Vonmatt wird fallengelassen
Im Bestreben, die Beamtenschaft von revolutionär gesinnten und beim Volke verhassten Männern zu säubern, lässt der Vollziehungsausschuss in schroffer Weise und ohne jede Grundangabe Regierungsstatthalter Vonmatt fallen und ersetzt ihn durch den bisherigen Unterstatthalter des Distrikts Arth, Franz Josef Ignaz Trutmann. Ihm wird die schwere Aufgabe übertragen, die Waldstätter für die Helvetik zu gewinnen. Trutmann weiss, dass er nur auf Erfolg hoffen kann, wenn es ihm gelingt, die abseits stehenden ehemaligen Volksführer und die einflussreichen Geistlichen zur Aufgabe ihrer abwartenden oder feindlichen Haltung zu bewegen und sie zur Mitarbeit heranzuziehen.
Arnold, Helvetik, S. 217.
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Freitag, 7. Februar 1800
Vonmatt malt letztes düsteres Bild
Der inzwischen in Ungnade gefallene Regierungsstatthalter schreibt in seinem letzten amtlichen Lagebericht: In ganz Waldstätten werde geklagt, das Misstrauen gegen die Regierung und viele Repräsentanten in Bern sei gross und der Vollziehungsausschuss habe durch die geplante allgemeine Amnestie keineswegs das Vertrauen der Feinde der Helvetischen Republik gewonnen, dafür aber die patriotisch gesinnten ruhigen Bürger verärgert.
Arnold, Helvetik, S. 216.
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Samstag, 15. Februar 1800
Trutmann wendet sich an den Führer der Altgesinnten
Regierungsstatthalter Trutmann wendet sich in einem schmeichelhaften Schreiben an den Urner Altlandammann Jost Anton Müller, den Führer der Altgesinnten. Seine schwere Pflicht
gebiete ihm, so Trutmann, sich mit den angesehensten Männern des Landes zu verbinden, um mit ihrer Mitarbeit gemeinsam das Beste für das Vaterland herauszuholen. Sein Appell an den einflussreichen Urner Altlandammann verhallt jedoch wirkungslos.
Arnold, Helvetik, S. 218.
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Sonntag, 23. Februar 1800
Busspredigt beschuldigt Altdorfer
Gastpfarrer Anton Devaya von Spiringen beschuldigt am Fasnachtssonntag Altdorf in einer kernigen Busspredigt der Religionslosigkeit, der Sittenverderbnis und des schlechten Einflusses auf die Aussengemeinden. Die Predigt erregt die Erbitterung der Altdorfer und die Genugtuung der Bauern. Als Unterstatthalter Raedle eine Untersuchung einleitet, stellt sich der Altdorfer Pfarrer Ringold hinter den angeschuldigten Pfarrer Devaya.
Arnold, Helvetik, S. 220.
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Montag, 24. Februar 1800
Holz des Bannwaldes für Kirchenbau
Da für die Instandstellung der Pfarrkirche sehr viel Holz benötigt wird, behält man mit Beschlüssen der Gemeindekammer vom Bannwaldholz ob der Kirche und ob dem nahen Vogelsang und der St. Aloiskapelle ausschliesslich für den Kirchenbau vor. I
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 79.
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Mittwoch, 26. Februar 1800
Versammlung betreffend Wiederherstellung des Dachstuhls wird verschoben
Da für die dringend notwendige Kircheninstandstellung kein Geld vorhanden ist, beschliessen Munizipalität und Gemeindekammer auf Aschermittwoch eine Urversammlung «betr. Dachstuhl der Kirche» einzuberufen. Auf Empfehlung des Distriktstatthalters Joseph Nicolas Raedle wird diese bis auf weiteres hinausgeschoben Das Auszeichnen, Fällen und Zurüsten des Holzes wird indessen im März aufgenommen.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 79.
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Mittwoch, 26. Februar 1800
Schwierigkeiten bei der Einrichtung der Gemeinden
Das politische Leben in den Gemeinden, vor allem des Distrikts Altdorf, ist in einem desolaten Zustand. Ganze Munizipalitäten baten um Entlassung. Nur mit der Drohung, selbst das Amt des Unterstatthalters niederzulegen, kann Raedle sie zum Ausharren bewegen. Nur unter grossen Schwierigkeiten können bis Ende Februar die Gemeindekammern eingerichtet werden.
Arnold, Helvetik, S. 221.
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Freitag, 28. Februar 1800
Amnestie gegen Andersdenkende
Der Vollziehungsausschuss erlässt eine Amnestie für politische Vergehen und macht damit der Verfolgung Andersdenkender vorerst ein Ende; vom Amnestiegesetz ausgeschlossen
bleiben nur die Anstifter und Hauptanführer der verschiedenen Aufstandsbewegungen.Es ist ein beschränktes Begnadigungsgesetz, da es die Anführer von Verschwörungen und höhere Offiziere, die im Sold einer fremden Macht Truppen gegen die Helvetische Republik geführt haben, nicht miteinbezieht.
Arnold, Helvetik, S. 149, 216.
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Donnerstag, 6. März 1800
Epidemie fordert auch im Reusstal Todesopfer
In den ersten Monaten des Jahres 1800 greift die Krankheit auch im Urner Reusstal um sich, besonders in den Gemeinden Schattdorf, Erstfeld, Altdorf und Bürglen. In Schattdorf fordert sie im Januar und Februar 23 Menschenleben.
Arnold, Helvetik, S. 197.
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Sonntag, 9. März 1800
Pfarrer Ringold wirft den Gläubigen Vergehen vor
Pfarrer Ringold wirft seinen Gläubigen in harten Worten ihre Vergehen vor. Er handelt sich nun selbst den Vorwurf ein, Erbitterung und Zwietracht zu säen, und damit erhält die Predigt auch politischen Charakter, hat der Vollziehungsausschuss es sich doch zur Pflicht gemacht, die Spannung zwischen den Bevölkerungsschichten nach Möglichkeit abzubauen. Die Regierung, die in die Auseinandersetzung eingeschaltet wird, vermeidet es aber, die Angelegenheit hochzuspielen, und bittet Regierungsstatthalter Trutmann, mässigend auf die beiden Geistlichen einzuwirken.
Arnold, Helvetik, S. 220.
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Sonntag, 9. März 1800
Bau des ersten Friedhofs in Bauen
Gemeindepräsident Andreas Aschwanden erlaubt den Kirchgenossen, Erdreich für den ersten Friedhof in Bauen von seinem ob der Kirche gelegenen Garten abzutragen. Er verpflichtete sich und seine Nachkommen zudem, bei der nötigen Kirchenvergrösserung den erforderlichen Platz dazu seitwärts und rückwärts im «Mätteli» zur Verfügung zu stellen.
Helmi Gasser, Kunstdenkmäler, Band II, S. 326 f.
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Dienstag, 18. März 1800
Niklaus Purtschert ist Wunschkandidat für Wiedererstellung der Pfarrkirche
Die Munizipalität ersucht alt Statthalter Aloys Müller, damals in Luzern, mit dem dortigen Werkmeister Niklaus Purtschert, «der zu Beckenried die Kirche erbaut hat», Verbindung aufzunehmen, da man ihm die Kircheninstandstellung übertragen will. Sollte er ablehnen, möchte man gleichwohl seinen Rat einholen. Dieser scheint auf Holzwerkmeister Jos. Ritter verwiesen zu haben.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 80.
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Dienstag, 18. März 1800
Trutmann wendet sich an die Geistlichkeit
Regierungsstatthalter Trutmann richtet sich an die Geistlichen des Kantons Waldstätten. Im Namen der Regierung versichert er die Geistlichen Waldstättens der Unverletzlichkeit der Religion und fordert sie im Wissen um den grossen Einfluss der Geistlichkeit auf das Volk zur Mitarbeit auf. Ein teilweises Entgegenkommen findet der Regierungsstatthalter bei der Priesterschaft. Kaplan Meyer von Hospenthal verdankt in herzlichen und lobenden Worten das Kreisschreiben Trutmanns und bietet seine Mitarbeit an. Der Kapuzinerpater Archangelus, Pfarrer von Andermatt, antwortet, dass er es ohnehin als seine unverletzliche Pflicht erachtet, das Volk zur Ruhe und Eintracht anzuhalten.
Arnold, Helvetik, S. 218 f.
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Freitag, 28. März 1800
Statthalter Trutmann zeigt sich schockiert
Anlässlich einer Amtsreise nach Altdorf ist Trutmann schockiert über die Desorganisation und das Elend des Landes. Er findet ein Chaos von Leichtsinn, Willkür, Ordnungslosigkeit, Trägheit und Elend. Er zeigt sich enttäuscht, dass die Munizipalität keine Vorkehrungen gegen das Übel getroffen habe und keine Mittel zur Erleichterung der Massen ergriffen habe. Er bedauert, dass Jost Anton Müller, der über genügend Fähigkeiten und Kenntnisse verfüge und das Zutrauen des Volkes in hohem Masse besitze, nicht so viel Grossmut und Tätigkeit aufbringe, wie es die Lage Altdorfs erfordere, und äussert die Hoffnung, der Innenminister Rengger könne Müller dazu bewegen, seine Tatkraft für das Wohl des Volkes einzusetzen.
Arnold, Helvetik, S. 221 f.
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Freitag, 28. März 1800
Misstrauen gegen Hilfsaktion für Kinder
In einigen Urner Gemeinden stösst die Hilfsaktion Zschokkes für die Kriegswaisen und die Kinder der verarmten Familien auf starkes Misstrauen. Viele Leute glauben, man verfolge
damit nur die Absicht, die Kinder in einer anderen Religion zu unterrichten. Bezirksstatthalter
Raedle bedauert in einem Schreiben an den Pfarrer von Unterschächen, dass aus dieser Gemeinde noch niemand das grosszügige Hilfsangebot angenommen habe, obwohl sie viele unterstützungsbedürftige Kinder zähle.
Arnold, Helvetik, S. 203.
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Montag, 31. März 1800
Kriegszustände verhindern Dachaufbau der Pfarrkirche
Statthalter Aloys Müller unterbreitet Holzwerkmeister Jos. Ritter zwei Dachstuhlrisse für die Pfarrkirche. Der eine wie bisher mit einem gesprengten Dachstuhl, der im Sinne der Wiederherstellung von der Gemeinde favorisiert wird. Ritter lehnt diesen jedoch im Hinblick auf die geschwächten Mauern ab. Er befürwortet «den Riss mit den geraden Stichen» zu wählen und das Schiff um 12 Fuss (ca. 3,3 m) zu erhöhen und in dieser zugesetzten Zone Occuli einzufügen, desgleichen empfiehlt er, den Chor um 8 bis 10 Schuh zu verlängern. Erneut hereinbrechende Kriegszustände verunmöglichen einen Baubeginn.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 80.
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Dienstag, 1. April 1800
In Bern streitet man sich um die neue Verfassung
In Bern streitet man sich um die neue Verfassung. Wie schon vor dem Staatsstreich bleibt das Parlament in zwei Gesinnungsgruppen gespalten. Zwar ist man sich einig, dass die Grundsätze der Verfassung von 1798, Volkssouveränität, Einheit. Gleichheit, Individualrechte, Trennung der Gewalten und repräsentatives System auch die Grundlage der neuen Verfassung werden sollen. Während die patriotische Mehrheitsgruppe die Demokratisierung der Verfassung im Sinne eines weitgehenden Mitspracherechts des Volks anstrebt, versuchen die Republikaner ihm dieses Wahlrecht zu nehmen und einem allmächtigen Landgeschworengericht zu übertragen. Als die Verfassungsarbeiten eine den Republikanern unerwünschte Richtung nehmen und die Beziehungen zwischen der Exekutive und der revolutionären Mehrheit des Parlaments sich so verschärfen, dass dringende Reformen zur Sanierung des Landes nicht in Angriff genommen werden können, arbeitet der Vollziehungsausschuss darauf hin, das unbequeme Parlament loszuwerden.
Arnold, Helvetik, S. 223.
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Dienstag, 1. April 1800
Munizipalität bittet um Entlastung
Im April klagt die Munizipalität von Andermatt der Verwaltungskammer, dass sie unter der Last der Arbeit und Verpflichtungen niedergebeugt und erschöpft sei. Sie bittet dringend um Entlassung, oder wenn das nicht möglich sein soll, so doch um Erleichterung. Wenn die Verwaltungskammer auch das nicht gewähren könne, sei sie entschlossen, aus dem Tal auszuwandern.
Arnold, Helvetik, S. 375.
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Dienstag, 1. April 1800
Geschlechtskrankheiten breiten sich aus
Mit den fremden Truppen und ihren Ausschweifungen werden auch die Geschlechtskrankheiten, die vorher in der Innerschweiz fast unbekannt waren, eingeschleppt. Regierungskommissar Zschokke meldet, dass sie im Kanton Waldstätten mit jedem Monat mehr um sich greifen, und er schlägt deshalb vor, eine medizinische Polizei einzuführen.
Arnold, Helvetik, S. 197.
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Donnerstag, 10. April 1800
Anerkennung der Lohnrückstände
Ein Gesetz erklärt die den helvetischen Beamten schuldigen Gehälter für rückständig. Sie sollen durch den Verkauf von Nationalgütern abgetragen werden. Die Tilgung der Gehaltsrückstände geht jedoch sehr langsam und unvollständig vor sich. Auch die neu anfallenden Löhne können nur mit mehrmonatiger Verspätung und unvollständig ausbezahlt werden.
Arnold, Helvetik, S. 378.
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Freitag, 18. April 1800
Austritt von Jost Anton Müller aus der Munizipalität
Der Losentscheid erlaubt es Jost Anton Müller, aus der Munizipalität von Altdorf auszutreten.
Arnold, Helvetik, S. 222.
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Dienstag, 22. April 1800
Priester sagen Trutmann Unterstützung zu
Pfarrer Ringold versammelt seine Mitpriester. Sie danken für den der Religion zugesicherten Schutz und Beistand und versprechen, solange Religion und Kirche gegen Unglaube, Gottlosigkeit, Sittenzerfall und Laster geschützt werde, werden sie aus allen Kräfte gemeinsam zum Wohle des Vaterlandes, zum Ansehen der Regierung und gehorsamsten Vollziehung der Gesetze sich verwenden.
Arnold, Helvetik, S. 221.
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Samstag, 31. Mai 1800
Geldspenden aus dem Ausland
Der Regierungsstatthalter und die Verwaltungskammer des Kantons Waldstätten versorgen Altdorf von Schwyz aus mit Mehl und Brot. Nach und nach treffen von allen Seiten kleinere oder grössere Geld- und Naturalspenden ein. Die Geldspenden, die zum Teil an staatliche
Beamte, zum Teil an Pfarrer Ringold gelangen, belaufen sich bis Mai 1800 auf rund 13'500 Franken. 5‘900 Franken stammen dabei aus dem Ausland (Nordeuropa, Neuenburg, Spanien, Biel, Strassburg) 7‘600 Franken aus der Schweiz (Zürich, Basler Hilfsgesellschaft).
Arnold, Helvetik, S. 207.
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Sonntag, 1. Juni 1800
Munizipalität von Altdorf bittet um Entlassung
Im Juni bittet die Munizipalität von Altdorf um Entlassung. Sie habe durch ihre Arbeit die Abneigung der Bevölkerung auf sich gezogen und den Grossteil der Bürger dermassen gegen sich aufgebracht, dass man sie öffentlich mit Schmäh- und Drohworten zu beschimpfen wage. Von den Oberbehörden sei ihr schon mehrmals Untätigkeit vorgeworfen worden, dabei sei nicht mangelnder Einsatz schuld, wenn die Verordnungen nicht durchgeführt werden können, sondern die unzähligen Hindernisse, die von der Bevölkerung den Verrichtungen der Munizipalität in den Weg gelegt würden.
Arnold, Helvetik, S. 375.
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Samstag, 14. Juni 1800
Kantonsgericht und Distriktgericht stellen Gerichtsverhandlungen ein
Das Kantonsgericht stellt aus Protest gegen die ausbleibende Entschädigung einen ganzen Monat die Sitzungen ein. Das Distriktsgericht von Altdorf folgt diesem Beispiel und stellt eine Zeitlang die Gerichtsverhandlungen ebenfalls ein.
Arnold, Helvetik, S. 381 ff.
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Sonntag, 15. Juni 1800
Bittschrift für Wiederaufbau des Kapuzinerklosters
Regierungsstatthalter Truttmann bestätigt den Erhalt einer Bittschrift betreffend Klosterwiederaufbau.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.I S. 277.
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Montag, 16. Juni 1800
Zu allem Elend kommt noch die Maul- und Klauenseuche
In den Monaten Juni bis August wütet die Maul- und Klauenseuche im von Leid geplagten Uri. Die Seuche ist durch französisches Schlachtvieh eingeschleppt worden und rafft im Distrikt Altdorf 154, im Distrikt Andermatt 56 Stück Vieh dahin.
Arnold, Helvetik, S. 183.
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Dienstag, 1. Juli 1800
Gallenruhr im Urnerland
Im Juli und August wütete die Gallenruhr im Urnerland; in der Vorhalle der Kirche Urnerboden befindet sich eine diesbezügliche Votivtafel von Franz Xaver Triner.
UW 41/1920; HNbl 1919, S. 26 ff.
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Samstag, 5. Juli 1800
Die patriotische Mehrheit genehmigt einen neuen Verfassungsentwurf
Die patriotische Mehrheit genehmigt einen neuen Verfassungsentwurf , der sich im wesentlichen an die Konstitution von 1798 anlehnt, die Kantone aufhebt und durch kleine Bezirke ersetzt und das Direktorium mit den Ministern zu einem Staatsrat verschmilzt. Der Entwurf stösst jedoch auf den Widerstand sowohl der Republikaner als auch der altgesinnten Föderalisten.
HB CH II, S. 810.
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Montag, 21. Juli 1800
Bauholz für den Bau des „Hirschen“
Nachdem Josef Anton Zberg die Liegenschaft des ehemaligen Wohnsitzes der Familie Imhof von Blumenfeld in Liquidation erworben hat, erhält er von der Dorfgemeinde zum Bau des Gasthauses Zum Hirschen 30 Stöcke Holz und deren acht für den Stall.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 179.
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Donnerstag, 7. August 1800
Verfassungsänderung führt zur Auflösung der Räte
Der Vollziehungsausschuss zwingt die Räte zu einer grundlegenden Verfassungsänderung und damit zugleich zur Selbstauflösung. Ein grösstenteils vom ihm gewählter gesetzgebender Rat von 43 Mitgliedern, der seinerseits die neue Exekutive, den Vollziehungsrat, zu wählen
hat, tritt an die Stelle der bisherigen Legislative. Das Resultat des zweiten Staatsstreiches ist, dass die Republikaner sich die Mehrheit in den obersten Behörden sichern. Damit ist auch das Grundgesetz des Staates in wichtigen Teilen (Legislative und Exekutive) verfassungswidrig und provisorisch geworden. Im neuen gesetzgebenden Rat sind keine Urner Vertreter. Aus dem Kanton Waldstätten gehören dem Rat an: Blattmann von Zug, Vonderflüe von Sarnen, Meinrad Schuler von Schwyz.
Arnold, Helvetik, S. 224.
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Montag, 15. September 1800
Holz für den Wiederaufbau des Vinzenz-Müller-Hauses
Die Gemeinde spricht für die Herstellung des Vinzenz-Müller-Hauses 30 Stöcke Holz zu. Witwe Brand erhält noch zusätzlich acht für den Wiederaufbau des Stalls.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 121.
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Samstag, 20. September 1800
Stöcke zum Wiederaufbau eines Herrenhauses
Alois Müller erhält von der Gemeinde 70 Stöcke Bauholz für die Wiederherstellung seines Hauses, die in vollem Gang ist.
Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 123.
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Donnerstag, 9. Oktober 1800
Gemeinden erhalten Gelder zurück
Es kommt zu einer Übereinkunft zwischen dem Staat und den Gemeinden des ehemaligen Kantons Uri. Da es wegen der Brandkatastrophe von Altdorf unmöglich ist, festzustellen, wie weit in den von Uri bezogenen Geldern Staatsgut mit Gemeindegut vermischt wurde, erhalten die Urner Gemeinden 115'000 Gulden abzüglich der bereits aus der Pensionskasse bezogenen Unterstützungsgelder zugesprochen. Dafür haben die Urner Gemeinden Verzicht zu leisten auf weitere Geldansprüche an die Helvetische Republik. Später wird auch die Ruossalp als Gemeindegut anerkannt.
Arnold, Helvetik, S. 390.
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Donnerstag, 9. Oktober 1800
Einkaufsrecht muss zurückgenommen werden
Das freie Einkaufsrecht jedes niedergelassenen helvetischen Bürgers in die Bürgergemeinde gefährdete den Genuss der Güter und wurde heftig bekämpft. Es muss deshalb zurückgenommen werden.
Arnold, Helvetik, S. 98.
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Samstag, 18. Oktober 1800
Die Gemeinde spricht Holz für den Wiederaufbau
Der Spediteur Xaver Hartmann erhält für den Wiederaufbau seines im Dorfbrand zerstörten Hauses von der Gemeinde 24 Stöcke Holz.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 172.
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Montag, 27. Oktober 1800
Müllermeister ersucht um Holz für den Wiederaufbau der Mühle
Müllermeister Josef Waller erbittet bei der Gemeinde für den Wiederaufbau von Haus und Mühle um Bauholz und erhält 15 Stöcke.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 158 f.
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Donnerstag, 6. November 1800
Ursern erhält Talkasse zurück
Dem Talvolk von Ursern wird der vollständige Ersatz der in Beschlag genommenen Talkasse abzüglich der bereits geleisteten Unterstützungsgelder gewährt.
Arnold, Helvetik, S. 390.
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Dienstag, 11. November 1800
Vertrag mit Baumeister zum Wiederaufbau der Pfarrkirche
Für den Wiederaufbau der Pfarrkirche wird ein Akkord mit Baumeister Franz Josef Rey aus Muri abgeschlossen.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 80.
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Sonntag, 16. November 1800
Josef Anton Jauch ist interimistisch Unterstatthalter
Die Suche nach einem neuen Unterstatthalter gestaltet sich auch diesmal sehr schwierig. Exrepräsentant Karl Franz Bessler kommt nicht in Betracht, da er wegen seiner Tätigkeit im Grossen Rat bei der Bevölkerung des Distrikts Altdorf verhasst ist. Trutmann bittet Distriktssekretär Josef Anton Jauch, interimistisch das Statthalteramt zu versehen.
Arnold, Helvetik, S. 233.
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Mittwoch, 26. November 1800
Starker Föhnsturm
Ein schrecklicher Föhn wütet während zwei Tagen mit solcher Heftigkeit, dass verschiedene Wohnhäuser, mehrere Ställe und beinahe alle noch stehenden Mauern der in Altdorf abgebrannten Häuser umgeworfen werden. Auch in den Wäldern ist der Schaden ausserordentlich gross. Allein im Bannwald ob Altdorf wurden mehrere hundert der schönsten Bäume entwurzelt.
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 113.
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Mittwoch, 26. November 1800
Thaddäus Schmid nimmt Unterstatthalteramt nicht an
Beim Zusammentreffen der Zentralmunizipalität, die sich aus Delegierten sämtlicher Munizipalitäten des Distrikts zusammensetzt, soll nach der Überrumpelungstaktik von Regierungsstatthalter Trutmann dem Präsidenten der Munizipalität von Altdorf, Thaddäus Schmid, die Ernennungsurkunde zum Distriktsstatthalter überreicht werden. Doch Trutmanns Unterfangen schlägt fehl. Schmid lehnt ab und bleibt allen Beeinflussungsversuchen zum Trotz bei seinem Nein. Als Gründe für seine Ablehnung nennt er seine geschwächte Gesundheit und den Verlust von Familienangehörigen.
Arnold, Helvetik, S. 234.
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Montag, 1. Dezember 1800
Gesuch um Bauholz für Schlosserei
Kempf stellt bei der Gemeinde ein Gesuch für Bauholz zum Wiedererbauung seines Hauses im „Trakenloch". Er erhält 18 Stöcke.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 159.
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Mittwoch, 17. Dezember 1800
Schreiben der Zentralmunizipalität wegen Besetzung des Amts als Unterstatthalter
Die Zentralmunizipalität sendet an Regierungsstatthalter Trutmann ein Schreiben, in welchem sie bedauert, dass der Regierungsstatthalter dem Unterstatthalter Raedle das Vertrauen entzogen habe, einem Mann, dem sie ein Zeugnis vollkommener Zufriedenheit ausstellen könne. Es müsse von selbst einleuchten, dass einem hiesigen Bürger das Amt des Bezirksstatthalters bei seinen ehemals ganz unabhängigen Bürgern beschwerlich fallen muss.
Arnold, Helvetik, S. 234 f.
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Mittwoch, 17. Dezember 1800
Lockerung des Amtszwanges
Ein neues Gesetz bringt eine Lockerung des Amtszwanges. Es bevollmächtigt den Vollziehungsrat, in Fällen von dringender Notwendigkeit und wo das Wohl des öffentlichen Dienstes solches nicht verbietet, den Mitglieder der Verwaltungskammern, der Kantons- und Distriktsgerichten freiwillige Entlassungen zu bewilligen. In einem Begleitschreiben schärft der Regierungsstatthalter seinen Unterstatthaltern jedoch ein, fähigen Beamten grundsätzlich die Entlassungsbegehren abzuschlagen.
Arnold, Helvetik, S. 377.
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Montag, 19. Januar 1801
"Löwen" wird wieder aufgebaut
Löwen-Wirt Franz Maria Arnold ersucht, gestützt auf die Zukäufe zu seiner Liegenschaft, um zusätzliches Bauholz. Die Gemeinde gewährt dies, weil Arnold nur ein Haus mit vergrössertem Grundriss zu bauen beabsichtigt. Für den Neubau nimmt Arnold bei Franz Josef Nager, Ursern, 1300 Gulden auf.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 166.
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Montag, 19. Januar 1801
Holz zum Wiederaufbau des Gasthofes Adler
Franz Josef Schillig erhält zur Wiederherstellung des beim Dorfbrand beschädigten Adlers von der Gemeinde 30 Stöcke Holz und 16 Stöcke für die abgebrannten Ställe.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 210.
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Dienstag, 20. Januar 1801
Jost Anton Müller wird zum Präsidenten des Distriktgerichts Altdorf gewählt
In den Distriktgerichten ist die personelle Zusammensetzung nicht zufriedenstellend. Bezeichnend für das Dilemma, in dem sich die Regierung befindet, ist, dass sie den Führer der Altgesinnten, Jost Anton Müller, zum Mitglied des Distriktgerichtes Altdorf ernennt. In der Hoffnung, dass durch Müller dem sonst äusserst schlecht zusammengesetzten Gericht abgeholfen werden kann. Ihm wird die Präsidentschaft übertragen.
Arnold, Helvetik, S. 371.
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Sonntag, 1. Februar 1801
Joseph Beroldingen von Mendrisio wird Unterstatthalter von Altdorf
Nachdem angesehene Urner die Stelle des Unterstatthalters von Altdorf abgelehnt haben, tritt Joseph Beroldingen von Mendrisio, ein gemässigter, eher der alten Ordnung verpflichteter Beamte im Februar die Stelle an. Er harrt am längsten, bis zur Einführung der Mediationsverfassung im März 1803, an dieser Stelle aus.
Arnold, Helvetik, S. 369.
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Montag, 9. Februar 1801
Friedensvertrag bringt der Helvetischen Republik die Unabhängigkeit
Der Friede von Luneville sichert der Helvetischen Republik die Unabhängigkeit und das Recht zu, sich frei zu konstituieren. Viele Urner sehen die alte Selbständigkeit bereits in Griffnähe gerückt. Gerüchte, wonach bald eine Landsgemeinde versammelt werde, um die alten politischen Zustände wieder einzuführen und den Abgabenbezug zu suspendieren, werden herumgeboten.
Arnold, Helvetik, S. 238 f.
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Donnerstag, 19. Februar 1801
Giuseppe Antonio Beroldingen wird neuer Unterstatthalter
Erst Mitte Februar gelingt es Trutmann, nachdem er sich mehrmals erfolglos an die jungen Offiziere Karl Lusser und Carl Bessler, ehemals Hauptleute bei den helvetischen Hilfstruppen, gewandt hat, in Giuseppe Antonio Beroldingen einen Mann zu finden, der bereit ist, die ungeliebte Stelle zu übernehmen.
Arnold, Helvetik, S. 235.
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Donnerstag, 5. März 1801
Angst vor aufrührerischen Bewegungen
Aufgeschreckt durch Berichte über politische Zusammenkünfte und Unterschriftensammlungen zugunsten des Föderalismus und beunruhigt durch Nachrichten über Kontakte zwischen Berner
Oligarchen und einflussreichen Männern aus Altdorf und Schwyz, alarmiert die Regierung Statthalter Trutmann und schärft ihm ein, auf jede aufrührerische Bewegung genau Acht zu geben. Dieser leitete die Ermahnungen pflichtgemäss seinen Unterstatthaltern weiter.
Arnold, Helvetik, S. 239.
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Sonntag, 8. März 1801
Statthalter beschwichtigt die Regierung
Statthalter Trutmann beschwichtigt die Regierung mit der beruhigenden Versicherung, dass die
innere Ruhe Waldstättens nicht gefährdet sei, obwohl auch er den Eindruck habe, dass die Distrikte Schwyz, Altdorf und Sarnen von aussen bearbeitet werden. Er ist jedoch nicht imstande, darüber nähere Informationen zu geben.
Arnold, Helvetik, S. 239 f.
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Montag, 9. März 1801
Kreisschreiben von Trutmann betreffend Einheitsstaat
Regierungsstatthalter Trutmann sendet an die Munizipalitäten des Bezirks Altdorf ein Kreisschreiben, worin er ihnen den Sieg der Einheit als Grundlage der künftigen Staatsverfassung mitteilt. Das Zirkular wurde verfasst, um Gerüchten entgegenzutreten, wonach die zu erwartende neue Verfassung die Rückkehr zur alten Ordnung mit sich bringe.
Arnold, Helvetik, S. 235.
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Montag, 16. März 1801
Bleibt Schwyz ruhig, bleibt Waldstätten ruhig
Statthalter Trutmann beruhigt in einem Schreiben an den Justiz- und Polizeiminister Meyer die Regierung erneut über die Lage im Kanton Waldstätten. Es gelinge ihm gut, die Übelgesinnten
im Distrikt Schwyz unter Kontrolle zu halten: Wenn Schwyz ruhig bleibe, so bleibe der ganze Kanton Waldstätten ruhig. Die Ereignisse kurz vor und nach der Revolution hätten ja gezeigt,
dass die anderen Distrikte ohne Schwyz nichts wagten.
Arnold, Helvetik, S. 240.
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Mittwoch, 25. März 1801
Die Enttäuschung des Flüeler Munizipalpräsidenten Franz Josef Imhof
Der Flüeler Munizipalpräsident Franz Josef Imhof stellt in einem Schreiben den Regierungsstatthalter enttäuscht fest: "Schand, Spott, Beraubung ist bis dato eine Regel." Trotzdem harrt er auf seinem Posten aus.
Arnold, Helvetik, S. 383.
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Samstag, 2. Mai 1801
Kein sachverständiger Kommissar zum Wiederaufbau von Altdorf
Da das Direktorium hinsichtlich fachliche Begleitung des Wiederaufbaus von Altdorf nichts
unternommen hat, schlägt ihm der ehemalige Regierungskommissar vor, die Oberleitung beim Neubau des Dorfes einem sachverständigen Kommissar zu übertragen. Noch lassen sich ohne grosse Schwierigkeit eine gerade Strasse durch Altdorf ziehen und Wasserleitungen durch die Hauptstrassen verlegen, was für die Hygiene und die Feuerbekämpfung notwendig wäre. Der Kommissar soll auch für den schönen und regelmässigen Aufbau besorgt sein. Die Regierung unterbreitet zwar der Munizipalität von Altdorf die Vorschläge Zschokkes, lässt ihr aber beim Wiederaufbau freie Hand.
Arnold, Helvetik, S. 211.
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Freitag, 15. Mai 1801
Flutwelle fordert in Sisikon 14 Menschenleben
Im Gebiet Buggi erfolgt ein grosser Felsplattenabsturz. Auf der Länge von 300 und der Höhe von 250 Metern stürzt der Fels in den See. Die gewaltige Flutwelle zerstört in Sisikon vier Wohnhäuser, eine Sägerei und einen Stall. 14 Menschen und 20 Stück Kleinvieh finden bei der Katastrophe den Tod.
Hauser Walter, Sisikon - Geschichte eines Dorfes, Amriswil 1947, S. 29.
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Montag, 18. Mai 1801
Steuer für verunglückte Einwohner
Da die Kämpfe zwischen den verfeindeten Mächten sich nicht mehr auf Schweizerboden abspielen, versucht die Regierung ihrer Aufgabe den Brandgeschädigten gegenüber nachzukommen und ihnen beim Wiederaufbau zu helfen. Der Vollziehungsrat ordnet eine freiwillige Steuer für verunglückte Einwohner an. Da aber das Misstrauen gegen die Regierung nach wie vor stark ist und die Privatwohltätigkeit, die schon reichlich geflossen
ist, zu versiegen beginnt, kommt im Vergleich zu den immensen Schäden nur die kleine Summe von 20'800 Franken zusammen. Der Distrikt Altdorf steuert nur 69 Franken bei.
Arnold, Helvetik, S. 208.
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Freitag, 5. Juni 1801
Gesuch um Bauholz für den Wiederaufbau des Hauses
Jost Schillig (1774- 1841, verheiratet mit Katharina Imhof) erhält von der Gemeinde auf Gesuch 24 Stöcke Bauholz für die Wiedererbauung des Hauses seines Schwiegervaters.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 173.
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Samstag, 20. Juni 1801
Distriktkommissariate werden aufgehoben
Die Verwaltungskammer des Kantons Waldstätten hebt die Distriktkommissariate auf. Ihr Aufgabengebiet wird auf die Munizipalitäten abgewälzt.
Arnold, Helvetik, S. 380.
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Freitag, 10. Juli 1801
Wahl der Bezirkswahlmänner verzögert sich
Die Munizipalitäten der Bezirke Altdorf und Andermatt versammeln sich vorschriftsgemäss zur Wahl der Bezirkswahlmänner. Da die Protokollauszüge nur sehr langsam beim Bezirksstatthalter eingehen und einzelne Munizipalitäten den Wahltag verschieben, und Beroldingen zudem die Ergebnisse von Spiringen und Unterschächen annulieren muss (Wahl durch Urversammlungen und nicht durch die Munizipalitäten), kann Beroldingen erst auf den 20. Juli die Bezirkswahlversammlung einberufen.
Arnold, Helvetik, S. 243 f.
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Sonntag, 19. Juli 1801
Flüeler Munizipalität beschwert sich über allzu starke Belastung
Die Flüeler Munizipalität beschwert sich bei der Verwaltungskammer über die allzu starke Belastung.
Arnold, Helvetik, S. 373.
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Montag, 20. Juli 1801
Wahl der Deputierten an die Kantonstagsatzung
In vier Wahlgängen werden durch Versammlung der Bezirkswahlmänner folgende Männer zu Delegierten an die Urner Tagsatzung ernannt:
Altlandammann Jost Anton Müller, Altdorf, Bezirksgerichtspräsident
Altlandammann Thaddäus Schmid, Altdorf, Präsident der Munizipalität von Altdorf
Altfürsprech Emanuel Jauch, Altdorf
Andreas Infanger, Bauen, Gemeindeverwalter
Franz Maria Zgraggen, Amsteg, Bezirksrichter
Müller, Unterschächen, Bezirksrichter
Michael Gerig, gewesener Agent
Altratsherr Furger, Erstfeld, Präsident der Munizipalität von Erstfeld
Josef Anton Beroldingen, Bezirksstatthalter
Joseph Anton Arnold, jun., Altdorf
Joseph Maria Planzer, Bürglen, gewesener Präsident der Munizipalität von Bürglen
Prosper Bär, Schattdorf, Präsident der Munizipalität von Schattdorf.
Der Bezirk Andermatt delegierte:
Alttalammann Franz Dominik Nager, Andermatt, Bezirksgerichtspräsident
Altratsherr Franz Heinrich Jauch, Wassen, Vizepräsident des Bezirksgerichts
Alttalammann Carl Sebastian Christen, Andermatt, Präsident der Gemeindekammer.
Arnold, Helvetik, S. 244 f.
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Samstag, 1. August 1801
Urner Kantonstagsatzung versammelt sich und verweigert den Eid
Die Mitglieder der Urner Kantonstagsatzung versammeln sich in Altdorf. Die Versammlung ist nicht ganz vollzählig, da Josef Anton Arnold noch ausser Landes weilt. In seiner Funktion als sitzender fordert Bezirksstatthalter Beroldingen die Versammlung auf, den gesetzlich vorgeschriebenen Eid zu leisten. Er stösst jedoch auf allgemeine Ablehnung. Die Delegierten bestreiten den bestehenden provisorischen Zentralbehörden die Befugnis, den Kantonstagsatzungen Vorschriften zu geben und gar einen Eid auf einen Verfassungsentwurf zu verlangen. Sie lehnen den Verfassungsentwurf als alleinige Grundlage und Richtschnur der Beratungen ab, da sie dadurch in ihrer Arbeit, dem Kanton eine möglichst angemessene Organisation zu geben, zu sehr eingeengt würden. Auf diese Einwände hin fordert Beroldingen die Tagsatzung ohne Erfolg noch einmal auf, sich der Vorschrift des Gesetzes zu unterziehen. Danach erklärt er die Versammlung für aufgehoben und entfernt sich. Dieser Umstand hindert die Tagsatzung jedoch nicht, mit ihren Geschäften fortzufahren. Vizepräsident Thaddäus Schmid übernnimmt den Vorsitz. Mit neun Stimmen wählt man Jost Anton Müller zum Kantonsvertreter an der helvetischen Tagsatzung. Dann erfolgt die Wahl einer fünfköpfigen Verfassungskommission. Diese wird beauftragt, eine Kantonsorganisation auszuarbeiten, die das Wohl des gemeinsamen Vaterlandes bezwecke und den Lokalbedürfnissen angepasst sei. Sollte dieses Vorgehen missbilligt und die Weiterarbeit gewaltsam verhindert werden, erklären sich die Kantonsdeputierten entschlossen, von ihren Aufträgen zurückzutreten.
Arnold, Helvetik, S. 244 f.
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Mittwoch, 12. August 1801
Urner Tagsatzung löst sich auf
Der Urner Tagsatzung wird nochmals die Gelegenheit gegeben, auf ihren Entscheid zurückzukommen. Doch sie verharrt in ihrer ablehnenden Haltung. Die Delegierten legen
ihre Stellen nieder und gehen auseinander.
Arnold, Helvetik, S. 247.
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Samstag, 15. August 1801
Vermittlungsversuche scheitern
Die Regierung betraut Karl Müller-Friedberg mit der Vermittlung. In Einzelgesprächen versucht der Regierungskommissar auf die Schwyzer Deputierten einzuwirken; von Altdorf lässt er Altlandammann Jost Anton Müller zu einer Unterredung nach Schwyz kommen. Ende August bricht er seine Mission ab. Seine intensiven Bemühungen, die einflussreichsten Männer zur Aufgabe ihres Widerstandes zu bewegen, sind gescheitert. Der Vollziehungsrat beschliesst zuzuwarten und die helvetische Tagsatzung entscheiden zu lassen, welche Massnahmen gegen die bei den widerstrebenden Kantone Uri und Schwyz angeordnet werden sollen und ob ihre Deputierten, Müller und Reding, in dieser Eigenschaft anerkannt werden oder nicht.
Arnold, Helvetik, S. 248.
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Montag, 14. September 1801
Gedanken an die Sezession Urserns von Uri
Bezirksstatthalter Meyer schreib dem Regierungsstatthalter, wenn das Gerücht, wonach die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden eine eigene Republik Tellgau bilden wollten, sich bewahrheiten würde, habe dies unfehlbar von Seiten Urserns eine Petition zur Folge, damit das Tal von dieser hochlöblichen Republik getrennt und der übrigen Schweiz angeschlossen würde. Dieser Plan scheint von Bezirksstatthalter Meyer zu stammen, wird aber vom Regierungsstatthalter unterstützt und sehnlichst erwünscht. Mit Hilfe einiger Freunde beginnt er den Plan vorzubereiten. Meyer lässt Gerüchte ausstreuen, dass Uri seine alten Rechte zurückfordere, und sich von Helvetien abspalten wolle, was eine Sperre des Gotthardpasses und erhöhte Zölle, den Ruin des Handels und den Verlust der Freiheit zur Folge haben würde. Alles schien gut anzulaufen. Meyer will nur noch die Ankunft zweier gleichgesinnter Munizipalisten abwarten und dann die Petition in die Wege leiten.
Arnold, Helvetik, S. 269.
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Donnerstag, 17. September 1801
Zusammenkünfte werden nur für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung bewilligt
Regierungsstatthalter Trutmann hat auf das Begehren Beroldingens für Bürgerversammlungen zurückhaltend reagiert. Er kritisiert die Unbestimmtheit des Rapportes, in welchem weder die Initianten der Zusammenkunft noch die Namen der Versammelten noch den Sprecher genannt wurden. Als der Altdorfer Bezirksstatthalter in einem neuen Rapport präzisiert, dass die Gemeindeausschüsse von Zeit zu Zeit als Zentralmunizipalität zusammenzutreten wünschen und er sich für die Ehrlichkeit ihrer Absichten verbürge, erklärt Trutmann, dass er nicht bevollmächtigt sei, eine neue Gewalt zu konstituieren. Einzig zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung erlaubt er den Gemeindevertretern, sich in privaten Versammlungen zu treffen. Es dürfen jedoch weder eine Zentralmunizipalität noch eine Tagsatzung gehalten werden. Dieser Zustand vermag nicht zu befriedigen, da Uri von seinem Vertreter in Bern abgeschnitten
bleibt.
Arnold, Helvetik, S. 253.
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Sonntag, 27. September 1801
Firstwein für die Arbeiter an der Pfarrkirche
Den Arbeitern an der Pfarrkirche wird der Firstwein bezahlt, wohl für das Langhaus. In den folgenden Tagen erhalten die Arbeiter nochmals einen Trank, wohl für den Chor und schliesslich eine Firstmahlzeit.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 80.
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Freitag, 9. Oktober 1801
Regierung befürchtet Ansturm gegen die unitarische Parteiherrschaft
Beunruhigende Berichte aus der Innerschweiz lassen den offenen Ansturm gegen die unitarische Parteiherrschaft befürchten. Die Regierung trifft sofort Massnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Noch am Abend befiehlt sie dem Regierungsstatthalter von Waldstätten, Reding und Müller, sollten sie sich ruhestörerische Schritte erlauben, ohne Umstände verhaften zu lassen, Versammlungen der Kantonstagsatzungen sowie geheime Zusammenkünfte zu verhindern und den Druck und die Verbreitung von Pamphleten und Erklärungen zu unterbinden. Verninac und Montchoisy werden um Hilfe angegangen.
Arnold, Helvetik, S. 263.
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Freitag, 16. Oktober 1801
Franzosen verweigern der helvetischen Regierung Truppenhilfe
Da die französische Truppenhilfe der helvetischen Regierung verweigert wurde, brich der Vollziehungsrat die Verhandlungen mit General Montchoisy ab und behilft sich mit helvetischen Truppen und gibt den Befehl, den Kanton Waldstätten mit Truppen zu besetzen.
Arnold, Helvetik, S. 263.
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Samstag, 17. Oktober 1801
13 Abgeordnete verlassen unter Protest die Tagsatzung
Die Vorlage der revidierten Fassung der Verfassung veranlasst eine Gruppe von Delegierten, zu einem weiteren Schlag gegen die Tagsatzung. 13 Abgeordnete aus den Kantonen Luzern, Freiburg, Solothurn, Appenzell, Graubünden und Tessin verlassen unter Protest die Tagsatzung.
Arnold, Helvetik, S. 264.
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Montag, 19. Oktober 1801
Holz zum Wiederaufbau des abgebrannten Hauses
Barbier Aloys Gamma erhält 24 Stöcke Bauholz zur Wiederherrichtung des abgebrannten Straumeyerschen Hauses bei Altratsherrn Wolleb.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 177.
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Donnerstag, 22. Oktober 1801
Helvetische Truppen besetzen Uri
600 Mann der helvetischen Linientruppen rücken mit aufgepflanztem Bayonnett in Schwyz ein. Gleichentags besetzten fünf Kompagnien den Distrikt Altdorf. Eine weitere Kompagnie wird zur Sicherung des Gotthardpasses in Ursern einquartiert. Es zeigen sich jedoch keine Zeichen eines Aufstandes. Beszirksstatthalter Beroldingen ist über den Truppeneinmarsch, der ihm nicht angezeigt worden ist, empört, vor allem da im Distrikt Ruhe herrschte.
Arnold, Helvetik, S. 263.
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Sonntag, 20. Dezember 1801
Note von Reding in Paris
Reding reicht anlässlich seiner Pariser Verhandlungen eine Note ein, welche unter anderem besagt, dass die Kantone Ury, Schwyz und Unterwalden nicht der „Central-Salz-Regie“ unterworfen sein sollen. Die Kantone werden in Erwägung der „für die Freiheit erlittenen Unfälle, der Unfruchtbarkeit ihres Bodens, und der Entblössung aller Erholungs-Mitteln“ von allen Kontributions-Zahlungen befreit, die für die Bedürfnisse der Central-Regierung erhoben werden. Den Kantonen wird ihre alte Freiheit wieder gegeben, und ihre Pflichten gegen die Central-Regierung dahin beschränkt, sich den Massregeln zu unterziehen, die zur Verteidigung des gemeinsamen Vaterlands und zu Beibehaltung der guten Nachbarschaft und Freundschaft mit den äussern Mächten getroffen werden.
Arnold, Helvetik, S. 301.
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Samstag, 26. Dezember 1801
Senat beschliesst Einstellung der Zahlungen
Der Senat beschliesst, vom 31. Dezember an, die Bezahlung aller auf die Kantons- und Zentralkassen laufenden Mandate und Anweisungen einzustellen. Da weder der Zeitpunkt der Wiederaufnahme dieser Zahlungen noch ein Hinweis auf die Mittel, aus welchen die Staatsgläubiger künftig entschädigt werden sollen, in der Verordnung enthalten sind, kommt dieser Erlass der Erklärung des Staatsbankrotts gleich.
Arnold, Helvetik, S. 378 ff.
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Samstag, 2. Januar 1802
Tessiner Gemeinden sprechen sich gegen Anschluss an Uri aus
Die neun Gemeinden Rossura, Molare, Figgione, Bodio, Pollegio, Personico, Calonico, Sobrio und Cavagnago sprechen sich gegen einen Anschluss an Uri aus.
Arnold, Helvetik, S. 279.
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Mittwoch, 20. Januar 1802
Juliusbanner von Bern zurück nach Altdorf gebracht
Das Julius-Banner musste in der Helvetik nach Bern gebracht werden. "Obristwachtmeister" Emanuel Jauch bringt das Banner wieder nach Altdorf In Flüelen wird er von einer bewaffnete Mannschaft von 60 Männern aus verschiedenen Gemeinden mit zwei Offizieren und Feldmusik, zwei Chasseurs zu Pferd, zwei Deputierten der Munizipalität und zwei der Gemeinde Altdorf feierlich empfangen.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, in: StAUR P-1/2084 (1).
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Freitag, 5. Februar 1802
Brandruine wird Wirtshaus zum Engel
Metzgermeister Josef Azger-Zberg erhält 10 Stöcke Holz für den Wiederaufbau als Wirtshaus Zum Engel.
Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 177.
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Freitag, 5. Februar 1802
Holz zum Wiederaufbau als Wirtshaus Zum Engel
Metzgermeister Josef Azger-Zberg erhält für den Wiederaufbau des Hauses zum Wirtshaus Zum Engel 10 Stöcke Holz von der Gemeinde.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 177.
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Freitag, 5. Februar 1802
Bewilligung für Kollekte zum Wiederaufbau der Pfarrkirche
Für den Wiederaufbau der Kirche und der fünf Pfrundhäuser erhält Altdorf vom Kleinen Rat die Bewilligung zu einer nochmaligen Kollekte. Sie sollt in jenen Kantonen durchgeführt werden, die bei der ersten Sammlung nicht aufgesucht worden sind, und ausserdem auf schriftlichem Weg bei den Höfen von Wien, Petersburg, Berlin und London. Das Ergebnis dieser Sammlung beträgt rund 9'500 Gulden. Die grössten Beiträge gehen aus dem Kanton Säntis, Schaffhausen und aus dem Ausland ein.
Arnold, Helvetik, S. 211.
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Donnerstag, 18. Februar 1802
30 Stöcke für den Wiederaufbau des Hauses am Eck
Spitalvogt Arnold ersucht für die Erbauung seiner zwei Hausplätze und des Stalls bei der Gemeinde um Bauholz. Weil er über beide Plätze ein gemeinsames Dach ziehen will, erhält er fürs Haus 30 Stöcke, für den Stall acht.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 171.
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Donnerstag, 18. Februar 1802
Geteilte Meinung in der Leventina betreffend Anschluss an Uri
Die Gemeinden Campello, Chironico und erneut Bodio und Sobrio sprechen sich gegen eine Vereinigung mit Uri aus und verlangen, dass die Frage einer Volksabstimmung unterbreitet werde. Die Leventiner scheinen jedoch nicht einheitlicher Meinung zu sein. So schreibt der Pfarrer von Mairengo dem Senat, seine Gemeinde wünsche den Anschluss der Leventina
an Uri, und die Gemeindekammern von Pollegio und Personico verwahren sich gegen die Petitionen ihrer Gemeinden und stellen einen Entscheid den Oberbehörden anheim. Die Gemeinden des nördlichen Livinentals beziehen in der Auseinandersetzung keine Stellung.
Arnold, Helvetik, S. 279.
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Donnerstag, 25. Februar 1802
Flüeler Munizipalitätspräsident klagt sein Leid
Der Munizipalitätspräsident von Flüelen, Franz Josef Imhof, schreibt an Kriegskommissar Karl Franz Keiser, dass es in Wahrheit bis dato keine verhasstere und mehr verachtete „Creatur“ auf Erden gegeben habe als ein Präsident der Munizipalität.
Arnold, Helvetik, S. 372.
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Donnerstag, 25. Februar 1802
Ursen stimmt für die zweite helvetische Verfassung
Während im ganzen Bezirk Altdorf kein einziger Bürger die Annahme des unitarischen
Verfassungsentwurfs mit seiner Unterschrift bezeugt, somit 253 stillschweigend Annehmende die überwältigende Mehrheit von 2170 Verwerfenden gegenüberseht, und in der Munizipalität Wassen von 301 Aktivbürgern 248 die Verfassung ablehnen, gibt es in den Dörfern des Urserntals lediglich drei Nein-Stimmen.
Arnold, Helvetik, S. 266.
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Donnerstag, 4. März 1802
Spendengelder dürfen nicht zur Schuldenzahlung verwendet werden
Es wird mit der Verteilung der Spendengelder begonnen. Dabei kommt es häufig vor, dass Gläubiger versuchen, die Unterstützungsgelder ihrer Schuldner an sich zu reissen. Unterstatthalter Beroldingen unterbindet solche Praktiken, indem er vom Kleinen Rat einen Beschluss erwirkt, wonach die gespendeten Hilfsgelder allein zum Wiederaufbau der Häuser der Brandgeschädigten und nicht zweckentfremdet zur Bezahlung rückständiger Schulden verwendet werden dürfen. Diese Unterstützung, die drei Prozent des erlittenen Schadens nicht übersteigt, genügt den Brandgeschädigten jedoch noch lange nicht zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser. Da viele über keine eigenen finanziellen Mittel mehr verfügen, geht der Neubau entsprechend langsam vor sich.
Arnold, Helvetik, S. 210.
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Mittwoch, 31. März 1802
Protest bei der Urversammlung in Faido
Die Urversammlungen in der Leventina verlaufen ruhig. Erst bei der Wahlmännerversammlung in Faido kommt es zu einem Zwischenfall, als acht Wähler im Auftrag ihrer Gemeinden gegen die Vereinigung mit Uri Protest einlegen. Es handelt sich um die Wahlmänner der Gemeinden Rossura, Calonico, Anzonico, Cavagnago, Sobrio, Bodio, Personico und Chironico.
Arnold, Helvetik, S. 280 f.
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Donnerstag, 1. April 1802
Viele Beamte können weder lesen noch schreiben
Im April 1802 stellt Karl Franz Keiser, der Kriegskommissar für die Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, fest, dass mit Ausnahme in den Hauptgemeinden Altdorf und Andermatt nur wenige Bürger in den übrigen Urner Munizipalitäten lesen und schreiben können.
Arnold, Helvetik, S. 371.
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Montag, 26. April 1802
Bauholz zum Wiederaufbau an der Tellsgasse
Johann Schillig erhält von der Gemeinde Bauholz für die Wiederherrichtung seines Hauses an der Tellsgasse.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 174 f.
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Dienstag, 1. Juni 1802
Beginn der Deckenmalerei an der Pfarrkirche
Seit Anfang Juni ist Giovanni Battista Bagutti aus Rovio mit einem «italienischen Gehilfen» als Deckenfreskant an der Arbeit. Die Vermittlung dieses Künstlers, der insbesondere in Mendrisio und Umgebung tätig war, verdankt man Giuseppe Antonio von Beroldingen aus Mendrisio, damals Kantonsstatthalter in Altdorf. Er beschafft dem Maler auch Farben.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 82.
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Sonntag, 6. Juni 1802
Einschüchterungen für Verfassungsannahme
Im Kanton Uri soll der Verfassungsentwurf zusammen mit der Proklamation des Kleinen Rates öffentlich verlesen werden. Es kommt jedoch zu Unregelmässigkeiten, indem verschiedene Gemeinden mit der Verlesung der Vorlagen noch zuwarten. In Altdorf versucht Josef Anton Arnold jun. die Abhaltung einer Dorfgemeinde zu erzwingen, um über Annahme oder Verwerfung der Verfassung beraten zu können. Während der viertägigen Einschreibefrist sind die Gemeinden des Bezirks Altdorf massiven Beeinflussungsversuchen ausgesetzt. In allen Dorfschaften sind Leute an der Arbeit, die ungehindert die Bevölkerung zur Verwerfung auffordern, Bürger einschüchtern oder bedrohen. Massgeblichen Anteil an dieser
Gegenpropaganda haben die Altdorfer Herren, vor allem Altsenator Jost Anton Müller und die Familie von Altspitalvogt Josef Anton Arnold.
Arnold, Helvetik, S. 284 f.
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Sonntag, 13. Juni 1802
Rückforderung der Bürgschaft für Bauholz
Der Sohn von Johann Schillig ersucht um Rückgabe der für das Bauholz hinterlegten Bürgschaft, da das Haus bald wiederhergestellt sei.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 174 f.
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Mittwoch, 23. Juni 1802
Obrigkeit erwirbt Platz neben Ankenwaage
Die Obrigkeit erwirbt vorsorglich das der Ankenwaage angrenzende Areal des abgebrannten Wirtshauses „Zum Lämmlein“ das mit der Ankenwaage eine gemeinsame Scheidmauer besitzt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52.
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Freitag, 2. Juli 1802
Der Bischof versucht die Bedenken gegen die Verfassung zu zerstreuen
Der Fürstbischof von Konstanz wendet sich in einem Hirtenbrief an die Gläubigen. Darin versucht er die religiösen Bedenken gegen die neue helvetische Verfassung zu zerstreuen.
Arnold, Helvetik, S. 287.
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Freitag, 30. Juli 1802
Zentralmunizipalität berät über die Beschlüsse der Gersauer Konferenz
Die Zentralmunizipalität des Bezirks Altdorf tritt zusammen, um die Beschlüsse der Gersauer Konferenz zu beraten. Das Gersauer Programm stösst im Bezirk Altdorf auf Opposition. Josef Emanuel Jauch, dem Müller nach seiner Rückkehr von Gersau die Beschlüsse mitteilt, rät dringend von einer Landsgemeinde ab, da ein solches Vorgehen als förmliche Insurrektion angesehen würde und zum Wiedereinmarsch der Franzosen führen könnte. Dies aber würde der Innerschweiz den Fluch der ganzen Nation zuziehen. Er beantragt, dass zuerst eine Lösung auf dem Verhandlungsweg versucht werde. Müller zeigte sich den Argumenten Jauchs gegenüber aufgeschlossen. Auch die Munizipalität von Altdorf lehnt die radikalen Gersauer Forderungen ab. Die gemässigten Kräfte mögen sich durchzusetzen. Die Versammlung beschliesst, die Anträge Kellers anzuhören und gemeinsam mit Schwyz und Unterwalden diese wichtigen Gespräche zu führen. Im weiteren beschliesst die, und damit begibt auch sie sich auf den Boden der Illegalität, die Kirchgemeinden zu versammeln und auf jede der zehn Genossamen vier Abgeordnete ernennen zu lassen, die mit beliebigen Instruktionen und Vollmachten versehen in Altdorf zusammenkommen sollen.
Gleichentags erhält sie Kenntnis von der Mission Kellers. Beroldingen teilt der Versammlung mit, dass Kommissar Keller mit ausserordentlichen Vollmachten versehen nächstens in Altdorf eintreffen werde, um die neue Kantonsverfassung den Bedürfnissen und dem Wohl des Kantons anzupassen. Man nimmt jedoch fälschlicherweise an, Regierungskommissar Keller sei bevollmächtigt, mit den kleinen Kantonen das Verhältnis zum Gesamtstaat auszuhandeln.
Arnold, Helvetik, S. 302.
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Sonntag, 8. August 1802
Dreiörtige Konferenz ist beendet
Die Deputierten der Dreiörtigen Konferenz in Schwyz gehen auseinander, um die Konferenzbeschlüsse und das Defensionale den Landräten beziehungsweise der Landeskommission vorzulegen. Da man die Einsetzung einer ständigen Kommission für notwendig erachtet, sollen sich die Deputierten am 10. August wieder in Schwyz einfinden.
Arnold, Helvetik, S. 309.
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Mittwoch, 18. August 1802
Die Deckenmalereien an der Pfarrkirche sind beendet
Giovanni Battista Bagutti hat die Deckenmalereien beendet, für seine Arbeit erhält er 1076 Gulden.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 82.
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Donnerstag, 30. September 1802
Napoleon zwingt der Schweiz seine Vermittlung auf
In Missachtung des Friedensschlusses von Luneville und gegen den Protest des In- und Auslandes greift Napoleon ins politische Geschehen der Schweiz ein und nötigt ihr seine Vermittlung auf. In London und Wien löst Napoleons Vertragsbruch ein diplomatisches und politisches Erdbeben aus. In der Schweiz hingegen denkt niemand an einen ernsthaften Widerstand gegen Napoleons Willen.
Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd 2 b, S. 41.
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Dienstag, 26. Oktober 1802
Französische Truppen in Schwyz
In Schwyz marschieren französische Truppen ein. Die französischen Truppen stehen unter dem Kommando von General Michel Ney. Seine Aufgabe besteht in der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung, der Entwaffnung der föderalistalistischen Truppen und der erneuten Einsetzung der Behörden der Helvetischen Republik. Der föderalistische Staatsstreich ist damit beendet.
Arnold, Helvetik, S. 342.
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Dienstag, 26. Oktober 1802
Tagsatzung löst sich auf
Die Tagsatzungsmitglieder gehen auseinander. Sie halten am Anspruch auf Selbstbestimmung fest und zeigen sich entschlossen, nicht nach Paris zu gehen, um von Napoleon eine Verfassung entgegenzunehmen.
Arnold, Helvetik, S. 344.
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Montag, 1. November 1802
Alle Munizipalitäten des Distrikts Altdorf fordern Entlassung
Im November fordern alle Munizipalitäten des Distrikts Altdorf die Entlassung. Distriktstatthalter Beroldingen schlägt der Regierung vor, in jeder Gemeinde durch die Versammlung der Aktivbürger die alten Munizipalbeamten zu entlassen und neue zu wählen. Kein Bürger lasse sich durch eine andre Gewalt, als durch die Wahl und das Zutrauen seiner Mitbürger zur Annahme dieser Stelle übereden. Das Volk würde den nicht von ihm gewählten Munizipalitätsbeamten auch weniger Gehorsam und Vertrauen schenken.
Arnold, Helvetik, S. 376.
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Mittwoch, 3. November 1802
Urner Landrat tritt zurück
Der Urner Landrat tritt mit einer Protestnote zurück.
Arnold, Helvetik, S. 344.
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Sonntag, 7. November 1802
Regierungsstatthalter Beroldingen übt sein Amt wieder aus
Der Regierungsstatthalter Josef Beroldingen übt sein Amt wieder aus und erklärt alle während der Insurrektion aufgestellten Gewalten für aufgehoben und fordert die konstitutionellen Behörden des Kantons auf, an ihre Arbeit zurückzukehren, eine allgemeine Entwaffnung durchführen zu lassen und mit dem Bezug einer Kriegssteuer zum Unterhalt der französischen Besatzungsarmee zu beginnen. Nur widerwillig unterziehen sich die Beamten diesem Befehl.
Arnold, Helvetik, S. 345.
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Montag, 15. November 1802
Keine Urner Depurtierten nach Paris
Die Wahlversammlung tritt in Altdorf ohne die Vertreter des Urserntales zusammen. Sie will den Boykottaufrufen der Schwyzer Tagsatzung nicht zuwiderhandeln und entscheidet, keine Deputierten nach Paris abzuordnen. Die offizielle Begründung heisst, dass die Kosten der Mission zu hoch sind. Auf Druck General Michel Neys wird die Mission dennoch übernommen.
Arnold, Helvetik, S. 348.
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Montag, 13. Dezember 1802
Unterstatthalter Beroldingen fordert Lohnzahlung der letzten zwei Jahre
Joseph Beroldingen beklagt sich beim Vollziehungsrat, dass er als Unterstatthalter von Altdorf bald 2 Jahre von der Familie getrennt in Uri lebe und bisher erst eine unbedeutende Summe auf Rechnung der ihm zukommenden Besoldung bekommen habe. Nicht einmal die Extraauslagen seien ihm vergütet worden. Es sei ihm unmöglich noch länger ohne Entschädigung zu leben. Er bitte dringend um eine Teilentschädigung, auf den ganzen rückständigen Lohn wage er angesichts der zerrütteten Finanzen nicht zu hoffen. Beroldingens Ansprüche an Lohn- und Büroauslagen betrugen 4'033 Franken bei einem Jahresgehalt von 800 Franken.
Arnold, Helvetik, S. 374.
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Sonntag, 2. Januar 1803
Pfarrkirche wird wieder bezogen
Mitten in den Instandstellungsarbeiten wird die Kirche in einer feierlichen Prozession wieder bezogen.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 82.
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Sonntag, 2. Januar 1803
Einzug in die neue Pfarrkirche
Nach dem Dorfbrand von Altdorf 1799 wurde die Kapelle beim Oberen Heiligkreuz für die Gottesdienste benutzt. Mit einer Prozession findet der Einzug in die wieder aufgebaute Pfarrkirche statt. An dem Einzug nehmen Pfarrherr Karl Josef Ringold und Commissarius Karl Martin Arnold sowie die gesamte Ortsgeistlichkeit teil.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 1.
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Donnerstag, 6. Januar 1803
Erste Predigt in der neuen Pfarrkirche
An Dreikönigen hält der junge Priester Karl Martin Lusser von Altdorf die erste Predigt in der wieder aufgebauten Pfarrkirche.
Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 1.
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Sonntag, 23. Januar 1803
Glocken für die Pfarrkirche werden in Auftrag gegeben
Nachdem bereits im Sommer man die Überreste der geschmolzenen Glocken gesammelt, wie auch weiteres Metall beigegeben, so Grabplaquetten und zwei Kanonen, insgesamt 12’000 Pfund gesammelt hat, wird ein Akkord der Kirchenbaukommission mit Samuel Sutermeister in Zofingen für ein Geläut mit sieben Glocken aufgesetzt. Die grösste hat ca. 70 Zentner zu wiegen, die übrigen nach dem Verhältnis der Töne. Als Giesserlohn werden 3 Batzen pro Pfund festgesetzt, für Neumetall muss pro Pfund 12,5 Batzen bezahlt werden.
Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 82.
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Samstag, 29. Januar 1803
Debatte über die Verfassung
Die Verfassung der gesamten Eidgenossenschaft wird von Vertretern der Unitarier und der Föderalisten mit dem ersten Konsul in einer siebenstündigen Sitzung in Paris beraten. Die Verfassung der einzelnen Kantone debattieren die Delegationen mit französischen Kommissären.
Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd 2 b, S. 42.
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HELVETIK
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