Register der Volksfrömmigkeit
Drei
Eine Vorliebe für die alten animistischen Zahlen drei, sieben und neun war im Volk unverkennbar vorhanden und trat sowohl in der gewöhnlichen Erzählung wie in der Sage und endlich im Recht hervor. Wenn ein Bergler eine Geschichte mit «Isärtä dry» (unser drei) einleitete, handelte es sich stets um eine abenteuerliche Begebenheit.
Die Drei war nicht nur in unserem Kulturraum, sondern weltweit eine heilige Zahl. Auf dem Gebiet der Religion gab es eine grosse Zahl von Beziehungen zur Drei (z. B. drei höchste heilige Namen, Dreifaltigkeit). Die Dreiheit in Wort und Gebärden spielte im volksreligiösen Alltag und im Jahreslauf eine ganz bedeutende Rolle. Viele Dreiheiten im volksreligiösen Leben waren dem Volk tief eingeprägt: die heiligen Drei Könige, die heiligen drei Jungfrauen Barbara, Margaretha und Katharina, die zum Kollegium der Vierzehn Nothelfer gehören, drei Rosenkränze ergeben einen Psalter, drei Kreuze standen auf Golgatha, mit drei Nägeln war Christus ans Kreuz genagelt. Auch in den frommen Gebärden kannte man die Dreiheit (z. B. beim Bekreuzigen und beim Weihwassernehmen und -aussprengen). Die Gebärde des «Drii-Finger-ufs-Härz-haa» beteuerte, dass etwas wahr war oder dass man sich an ein Versprechen halten wollte. Diese Gebärde hatte den Charakter eines Schwurs, dem das Volk aber doch nicht volle Gültigkeit zubilligte. Bei Tanzanlässen spielte die Tanzmusik «diä drii Letschtä».
Bei Stiftungen aus dem 17. Jahrhundert erhielten die Armen ihre Drei weissen Gaben (Salz, Brot und Mehl).
Wenn aus zwei Familien drei Kinder gegenseitig Partnerschaften eingingen, bedeutete das Unglück.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 121 ff. Literatur: Renner Eduard, Goldener Ring, S. 124; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche S. 119 f. Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 247.
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Zeichen und Handlungen
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