RELIGION UND GLAUBEN

Allgemeines Kirchengeschichte Volksfrömmigkeit Sakralgebäude Sakrale Gegenstände Kirchenmusik Religiöse Vereine

KATHOLISCHE KIRCHE

Papsttum Bistum Dekanat Pfarreien Landeskirche Kirchgemeinden Ordensgemeinschaften Kirchliche Personen Heilige Patrozinien Feiertage Sakramente Ritual Bruderschaften

REFORMIERTE KIRCHE

Landeskirche Kirchgemeinden Kirchliche Personen Feiertage Sakramente

ANDERE GEMEINSCHAFTEN

Andere Konfessionen Freikirchen

Register der Volksfrömmigkeit



Einsargen einer Leiche
   
Bevor die Leiche in den Sarg (Totenbaum) gelegt wurde, zündete eine Person, gewöhnlich die, die den Toten einsargte (bäumte), einen Zweig oder ein Schüsselchen geweihter Stechpalmen an, zeichnete damit drei Kreuze in den Sargraum (auf der Höhe des Hauptes, der Mitte und der Füsse) und sprach dazu «Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes». Dann liess sie die Asche und die noch übrigen ganz- oder halbverbrannten Blätter in den Sarg fallen. Oder sie fuhr einfach mit dem brennenden Zweig im offenen Sarg herum, ohne etwas dazu zu sprechen. In Bauen und Isental machte man aus ebenfalls gesegneten Stechpalmenblättern und Hobelspänen drei oder vier kleine Häufchen und liess sie im Sarg verbrennen, oder man fuhr mit den Stechpalmen im Sarg herum, zündete sie hernach an und liess alles im Sarg. Erst jetzt nahm man die Leiche vom Totenbett und legte sie in den Sarg, gab ihr zwei oder drei Wachskerzenstümpchen (in eine der folgenden Formen V Y Y) in die zusammengefalteten, mit einem «Bätti» umwundenen Hände und zündete die drei nach oben gerichteten Enden der Kerzchen an. Hierauf knieten alle Anwesenden nieder und beteten mit ausgebreiteten Armen die Heiligen Fünf Wunden. Hernach trat ein unschuldiges Kind, am liebsten ein Gottli oder das jüngste des Verstorbenen, an den Sarg und blies, wenn möglich in einem Zug, die drei Flämmchen aus. In Altdorf, im Schächental usw. hiess es, dass, wenn das unschuldige Kind die drei Lichtlein mit einem einzigen Hauche löschen konnte, eine Arme Seele erlöst wurde. Die Kinder drängten sich allemal mit grossem Eifer vor, freudig hoffend, das Kerzenkreuzchen löschen zu können. In Bauen wurden die drei Lichtlein so oft wieder angezündet und wieder ausgeblasen, bis alle anwesenden unschuldigen Kinder und oft auch die erwachsenen Personen an die Reihe gekommen waren. Manche Leute hatten den umgekehrten Glauben: Eine Arme Seele wurde erlöst, wenn es gelang, jedes Lichtlein für sich auszublasen. Oft löschte auch ein Büblein oder die einsargende Person mit den Fingern die Kerzen aus, die die Leiche in den Händen hielt. Erst jetzt wurde der Totenbaum zugedeckt.

In Unterschächen mischte man vom Weihrauch unter die Palmen, die man bei der Einsargung einer Leiche im Totenbaum verbrannte.

Das Kreuz und die brennenden zwei Kerzen zu jeder Seite des Totenbettes liess man an ihrem Ort. Im Schächental durfte am ganzen Totenbett nichts geändert oder abgerüstet werden, bis die Leute vom Gottesdienst nach Hause zurückgekehrt waren.

Wurde in Bauen die Leiche zum Trauerhaus hinausgetragen, so stellten die Träger vor der Haustürschwelle nochmals ab, und wieder betete man fünf Vaterunser. Dabei war es Sitte, dem Schmerz freien Lauf zu lassen, laut zu klagen und zu jammern. Hinter dem abziehenden Leichenzug schloss dann die zurückbleibende Wacherin die Haustüre. Diese Zeremonie bedeutete, dass jetzt der Tote in diesem Hause kein Recht mehr hatte.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 141 ff. Literatur: Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 251; Müller Josef, Urner Brauch bei Einsargung einer Leiche, in Schweizer Volkskunde, Nr. 8, Basel, 1918, S. 8

NACHWEISE

 
VOKLSGLAUBEN

Glauben, Aberglauben, Magie
Volksfrömmigkeit, Übersicht 
Volksfrömmigkeit, im Detail

Wochentage
Heilpflanzen
Farben
Zahlen

DAS NACHSCHLAGEWERK

Kraft aus einer anderen Welt
Zeichen und Handlungen des Volksglaubens und der Volksfrömmigkeit in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf

> pdf-Format
> Walter Bär im Porträt



Das Werk von Walter Bär ist im URIkon bereits als pdf-Formular vorhanden und kann heruntergeladen werden.
> pdf-Formular

Zusätzlich werden die einzelnen Themen in die Datenbank des URIkon eingelesen und können dann von verschiedenen Sachgebieten eingelesen werden. Die einzelnen Themen werden laufend mit Bildern ergänzt.

Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019