Register der Volksfrömmigkeit
Die magische Kraft des Essens
Das Essen war im Aberglauben eine Art Opferhandlung. Man glaubte, dass die Nahrung die Menschen veränderte und beeinflusste. Wer Gleiches ass, so meinte man, der wurde auch gleich. Darum benutzte man das Essen als etwas Verbindendes, als Mittel zur Versöhnung. Es galt der Grundsatz: «Was man isst, das ist man.» Die Menschen stellten sich vor, dass man sich mit der Nahrung die Eigenschaften der betreffenden Tiere oder Pflanzen aneignete: Fleisch von starken Tieren machte mutig und stark, Fleisch von schnellen Tieren machte schnell, und Fuchsfleisch machte listig. Ein gekochtes Lerchenei gab man den Kindern, um gute Sänger aus ihnen zu machen. Kinder, die nicht viel redeten, sollten keine Fische essen, sonst wurden sie stumm. Diese Vorstellung führte zu weiteren Möglichkeiten. Der Essende und Trinkende konnte auch die magische Kraft von Zauberformeln in sich aufnehmen. Man schrieb auf Zettel, Äpfel, Butterbrot oder Karfreitagseier und ass damit die Meldung. So konnte man sich zum Beispiel das ABC aneignen oder Krankheiten abwehren.
Das Vergeuden von Essen galt als grosser Frevel, der nicht selten mit dem Tod bestraft wurde.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 165 ff. Literatur: Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 162.
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