Register der Volksfrömmigkeit
Heilmittel gegen Viehkrankheiten
Das Hinsterben seiner Tiere konnte einen Bauern an den Rand des wirtschaftlichen Ruins bringen. Die Sorge um das liebe Vieh kam in vielen Votivtafeln zum Ausdruck. Man hatte manchmal sogar den Eindruck, das Vieh kam den Bauern vor dem Menschen.
Beim Stallausbäucken hielt man dem Vieh eine Pfanne unter den Leib. Vor dem ersten Auslassen spritzte man Weihwasser. Das Vieh bekam am Karfreitagsmorgen etwas Gras gegen das Blähen. Gegen Viehkrankheiten halfen Agathabrot, Bibernüssli oder Osterkohle im Futter. Auch Salz, das am Dreifaltigkeitssonntag gesegnet worden war, gab man dem Vieh. Gegen Flechten beim Vieh nahm man Kreuzdorn. Aus gesegneten Nesseln machte man einen Viehtrank.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 601 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 426.
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NACHWEISE
«In der Bergalp im Meiental kam einst ein unbekannter Fremder daher – man weiss gar nicht, wie und woher er auf einmal da war –, beschaute sich das Vieh und schlug dabei einem schönen Rind mit der Hand auf eine Laffe. In kurzer Zeit war das Rind hin.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 893.
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«Am nächsten Morgen fanden «Schipfigers» eine Sau im Gaden tot am Boden liegen. Solche Sachen hatte die Hexe bei den Freimaurern gelernt, denen sie verschrieben war.»
«Das Weibervolk, gefiel den Leuten nicht. ... Als Nänni am nächsten Morgen öffnete, war die Fremde fort und lag die einzige Kuh im Stalle tot am Boden.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 135 1 und 2.
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«Man hat einigemal ein schwarzes Kätzchen gesehen von einem Rind oder einer Kuh herunter springen, die gerade im Bache tranken; das betreffende Stück Vieh, gewöhnlich das schönste der ganzen Herde, wurde dann regelmässig vom Greiss befallen. Die Alpgenossen haben darauf angefangen, jedes Jahr eine Anzahl heilige Messen lesen zu lassen, die sogenannten Brunnimessen. Seitdem ist in der Brunnialp kein Fall von Greiss mehr vorgekommen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 889 1.
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«... uss Blätzä-n- und Huddlä-n-ä Toggel gmacht, und der Toggel hennt-si gliëbet und henndä züë-nn-ä-n-i ds Nischt gnu und hennt – ja, ich darfs schiër nitt sägä, weder miër sind ja beed afigs elter Lytt – und hennd de ihrä Gluscht an-em 'biëtzt (ihre Gelüste befriedigt). Speeter syg är läbigä wordä, und i d'r Alp häig äs vill Unglick g'gä under'm Veh und häig'm ä kei Rüew glah.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 872 2.
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«Im nahen Gädemli auf dem Brüel, das jetzt abgeschlissen ist, hauste er (der Stelzenmann von Altdorf) übel. Wenn sie abends ein Stück Vieh hineinstellten, war es am folgenden Morgen tot.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 827.
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«Im selben Sommer hatten sie wenig Glück unter ihrem Vieh.»
«Sie hatten überhaupt viel Unglück unter dem Vieh.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 519, 806.
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«... Er hatte viel Glück mit den anvertrauten Rindern, aber nicht mit seinen eigenen Ziegen. Jeden Sommer bekamen sie die „Gelti“, sie verloren die Milch, magerten zu Gerippen ab und erblindeten ... Man vermutet, es sei eine alte Hexe gewesen, die jeweilen solch sonderbare Krankheit unter das Schmalvieh gebracht habe ... Wie alte Leute aus dem Schächental berichten, war es früher überhaupt Brauch, wenn die Ziegen die Gelti bekamen, eines der erkrankten Tiere, etwa das geringste, lebendig zu verbrennen. Andere, und zwar bis in die neueste Zeit, verbrennen die Milch von einer der kranken Ziegen, indem sie diese in ein Feuer werfen oder in einer Eisenpfanne sieden, bis sie verdunstet ist.»
«Einmal nun, als wieder eine Geiss erkrankte, machten sie ein Feuer, warfen kurzerhand das erkrankte Tier lebend hinein und verbrannten es. Darauf blieben die übrigen Geissen gesund, und seither hatten sie es besser. Man hatte den Glauben, mit der Geiss habe man auch die Hexe verbrannt, die solche Krankheit verursacht hatte.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 898 und 899.
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«Da kam das Vieh vom Stock herab, gesund und heil, und jedes Stück stand genau da, wo es im Moment vor dem Entschwinden gestanden hatte. Man mutmasst, es sei in der Türkei gewesen, weil es zwischen den Klauen Türkenkorn mitbrachte.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1250.
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«Als einst ein Seelisberger Bauer mit seinem Vieh gegen Volligen fuhr, schoss ein weisser Hase aus einem Gebüsch an der Strasse hervor. Das Vieh erschrak und lief auseinander, und mehrere Stücke kamen um.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 605 2.
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VOKLSGLAUBEN
DAS NACHSCHLAGEWERK
Kraft aus einer anderen Welt
Zeichen und Handlungen
des Volksglaubens und der Volksfrömmigkeit
in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf
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Porträt
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