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Die Kröte im Volksglauben
   
Nach dem Volksglauben hatte die menschliche Gebärmutter die Gestalt einer Kröte. Bei Gebärmutterschmerzen brachte man Votivgaben, meist in Wachs gegossen, die die Gestalt von Kröten hatten, an Wallfahrtsorte. Als Amulett galt die Kröte für weibliche Liebeslust, Freundschaft und Fruchtbarkeit.

Kröten hielten sich oft im Keller auf. Vielleicht hatte man in alten Bauernhäusern darum eine Abneigung, in den Keller zu gehen. Ein Mittel gegen Kröten im Keller sah man darin, dass man am Palmsonntag mit der neuen Palme dreimal ums Haus ging und ein «Fiifi» betete.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 368 ff.; Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 287; Watteck Arno, Amulette und Talismane, S.36.

NACHWEISE

«Oder ein unschuldiges Büebli wollte die Jungfrau erlösen. Er musste dreimal um sie herumlaufen und ihr nach jedem Umlauf einen Kuss geben. Nach dem dritten Umlauf glotzte ihm eine feuerspeiende Kröte entgegen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1564.
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«Diese Kröte! das war der Geiz. Von den sieben Todsünden, so hat man uns früher gelehrt, wird die Hoffahrt durch den Pfau, der Geiz durch die Kröte, die fast nichts frisst, die Unkeuschheit durch den Geissbock, der Neid durch die Schlange, Frass und Völlerei durch die Sau, der Zorn durch den Tiger und die Trägheit durch die langsame Schildkröte bildlich dargestellt.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 609 2.
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«... gehe und grabe unter einem Erbselenbusch (Sauerdorn, Berberis vulgaris), dort wirst du eine Kröte („ä Chrottä“) finden.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 356.
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«Eine Magd arbeitete im Garten, und dabei kam eine Kröte zum Vorschein.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1332.
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«Das zweite mal, als ich ein Grab öffnete und eine mächtige Kröte darinnen fand. Trotzdem ich sie zum dritten male wegwarf, war und blieb sie doch im Grabe und war nicht zu entfernen. In diesem Grabe war vorher ein 'Schwätzer' (d. h. Zotenreisser) beerdigt worden.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 610.
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«An jeder Wange klebte ihm eine grausige, erschreckliche Kröte.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 387 3.
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«Eine mächtige Kröte, so gross wie der wollene Handschuh eines Holzarbeiters (eini wiä-nn-ä Händschä), hatte sich schon viele Jahre im Keller eines herrschaftlichen Hauses aufgehalten, ... Die Kröte hatte alles Gift und alle Krankheitsstoffe, die sich auf dem Herzen angesammelt hatten, an sich gezogen. „Das het-mä-n-eisster g'seit, 'Krottä tiäget ds Gift a'ziäh.“» .

«Sie legte sich ihm grad auf's Herz und schwoll alsbald gewaltig an. Nach einiger Zeit verliess sie das Zimmer. Das Kind wurde schnell gesund, aber die Kröte wurde nie mehr gesehen.»

«Einem Fuhrmann begegnete auf der Landstrasse eine Kröte. Mildherzig wich er mit seinem Fuhrwerk aus. Nach einiger Zeit bekam er ein krankes, geschwollenes Bein, und es kam die Kröte.»

«Solange die alten Leute lebten, liess man das Tier ruhig gewähren; als diese gestorben, töteten es die jungen Hausbesitzer. Da bekamen sie auf einmal fast alle – es waren ihrer zwölf – das Nervenfieber, und der Arzt sagte, sie seien selber schuld; hätten sie die Kröte leben lassen, so hätte diese das Gift angezogen und sie wären gesund geblieben.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 363 1 bis 4.
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«Beständig kroch in einem Hauskeller eine Kröte umher. Sie war gar nicht zu vertreiben.»

«Nicht lange ging es, und die Kröte kam wieder, zugleich mit einer so grossen Schar ihrer Gespanen.»

«Später kam es dazu, dass er sich auf dem Kartoffelhaufen erhängte. Seitdem sah man eine Kröte drauf hocken.»

«Kaum war die Meisterin recht zum Hause hinaus, stürmte die Magd die Kellertreppe hinab, öffnete die Türe und stürzte auf den Kartoffelhaufen los. Aber da fuhr sie schön zurück. Eine riesige Kröte kauerte auf dem Haufen und glotzte sie ganz unheimlich an. Mit einem gellenden Schrei floh die Magd über Hals und Kopf davon.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 410, 608, 609 1 und 609 2.
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«Zwei Eheleute hatten erst geheiratet, da sie sicher waren, keine Kinder mehr zu bekommen. Nach dem Tode erschien der Gatte seiner hinterbliebenen Gattin und sagte, sie müsse eine Kröte auf ihre Brust legen und da tragen, und wenn dann ihre Brust ganz abgefault sei, dann erst könne er erlöst werden.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1390 c.
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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019