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Hochzeit, Hochzeitsandenken
   
Die Hochzeit war nicht bloss eine Vereinigung zweier Menschen zu einem gemeinsamen Leben und Schicksal. Mit der Hochzeit verheirateten sich auch zwei Verwandtschaften. Mit der Verlobung begann sich ein roter Faden zu spinnen, der sich durch die zwei Verwandtschaften hinzog und sein Ende bei den Toten hatte. Die zwei Verlobten besuchten die Gräber der andern Verwandtschaft. Die Ahnen mussten wissen, dass durch das junge Verlöbnis eine neue Sippe mit der ihrigen verbunden wurde.

Wenn ein verlobtes Paar heiraten wollte, gingen sie ins Blatt, wie das Volk allgemein sagte. Man machte Anzeige beim Pfarrer, der dann an den drei folgenden Sonntagen die bevorstehende Heirat von der Kanzel verkündete, damit das Volk eventuelle Ehehindernisse dem Pfarramt melden konnte. Der zivilrechtliche Werdegang existiert erst seit den 1870er Jahren. An den Sonntagen, da zwei Verlobte im Hauptgottesdienst von der Kanzel verkündet wurden, gingen die Verkündigten in die Frühmesse. War eine Hochzeit von der Kanzel verkündet, so wagte sich die verkündete Person abends nach der Betglocke ohne Not nicht mehr ins Freie hinaus, denn bösen Gewalten war sie jetzt mehr als sonst ausgesetzt.

Geheiratet wurde fast immer in einer auswärtigen Kirche, meist an einem Wallfahrtsort. Das eigentliche Hochzeitsfest fand – falls man sich ein solches leisten konnte – im heimatlichen Dorf in einem Gasthaus statt. Es schloss selbstverständlich mit einem Tanzabend ab, bei hablichen Bauernsöhnen oft mit einem Dorffest.

Eine Volksmeinung sagte, dass die Eheleute viel weinen mussten, wenn es am Hochzeitstag regnete. Ein schlechtes Vorzeichen war auch, wenn die Braut am Hochzeitstag das Brautkleid zerriss. Dass es ein Hochzeitspaar als schlechtes Zeichen betrachtete, wenn ihm eine schwarze Katze über den Weg lief, war verbreitet. Man achtete darauf, an welchen Wochentagen die Hochzeit stattfand. In der Fasten- und in der Adventszeit waren keine Hochzeiten.

Hochzeitsandenken in schönen Glaskästen mit der Foto des Brautpaars, dem Brautschleier und dem Myrtenkranz waren aussagekräftige Zeugen des Ehebundes.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 297 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 234 ff.

NACHWEISE

«Später gewann der ledige Urner das schöne, reiche Fräulein zur Gattin, und beide wurden ein glückliches, christliches Ehepaar.»

«“Du hast mich errettet. Ich bin in guten Verhältnissen, wenn du willst, kannst du mich zur Frau haben.“ Und sie heirateten einander wirklich.»

«„Ich war das Füchslein, das ihr an jenem Abend geschont habt. Meine Mutter hatte mich in Fuchsgestalt verwandelt und an jenen Ort verbannt.“ Jäger und Wirtstochter heirateten einander.»

« Wenn ein Jüngling sie anredet und aufrichtig zu ihr sagt: „Ich begehre die Jungfrau zur Ehe und das Geld dazu,“ so kann er sie erlösen.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 233 a, 234, 235 b, 387 2.
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«Vor Zeiten, wenn einer sollte gehängt oder durch das Schwert hingerichtet werden und es kam eine Jungfrau und anerbot sich, ihn zu heiraten, so schenkte man ihm das Leben, sofern er in die Heirat einwilligte.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 89.
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«In Wassen wurde ein unvorsichtiger junger Bursche bei einem Hochzeitsschiessen erschossen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1156 b.
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«Jetzt trat der Knecht vor und machte den Vorschlag: „Wenn mich eine von euch dreien heiratet, so will ich das Geld herschaffen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 395 1.
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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019