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Jesuskind
   
Die Verehrung der Jesuskinddarstellung war Teil einer im Mittelalter beginnenden andächtigen Hinwendung der Gläubigen zum Jesuskind, die ihren Anfang in den Frauenklöstern nahm. Dort hiessen sie Trösterlein oder Himmlischer Bräutigam. Die dreidimensionalen Darstellungen des Jesusknaben gelangten später in die Privathäuser. Zu den von der Wallfahrt zu einer Jesuskind-Gnadenstätte mitgenommenen schutzwirkenden Devotionalien gehörten eine Nachbildung des Loretokindls (aus dem Salzburger Loretokloster), des Prager Jesulein oder des Sarner Jesuskind sowie Dinge, die zum kindlichen Umfeld des Gnadenbildes passten (z. B. die am Gnadenbild berührten Hemdchen, Windeln und Mäntelchen). Diese dienten den Kleinkindern als Schutz- und Segensmittel. Die Fraisenhäubchen wurden den Kindern bei krampfartigen Zuständen, den Fraisen, aufgesetzt.

Das Jesuskind im Paradiesgärtchen, ein liegendes Jesulein mit segnend erhobenen Händchen, bildeten die Mehrzahl dieser Art der Darstellung. Auch die thronenden und gefatschten Versionen wurden gern verwendet. Die Nonnen, die diese Paradiesgärtlein herstellten, sahen sich als mystische Braut Jesu aus dem Hohelied Salomos. Es handelte sich hier um ein erotisches Gedicht aus dem Alten Testament, das die Annäherung zwischen zwei Liebenden schilderte. Das Hohelied spielte darum auch eine hervorgehobene Rolle in der Marienfrömmigkeit der christlichen Mystiker. Umgeben von kunstvollem Gebilde aus Metall, Seide und Stoff lag das Kind in einem spitzenverziertes Bettchen, Der kunstvoll gestaltete Hintergrund war oft aus einfachsten Grundstoffen, wie Papier und Leim, Stoffresten, Kartonstreifen, dekoriert mit Moos, Flitter, Glas- und Spiegelscherben, aufgebaut. Muscheln, Schneckenhäuschen, Stoff- und Wachsblümchen, stilisierten Bäumen usw. verzierten das Paradies in seiner Buntheit. Kleine Wachstiere, wie Vögel, Schäfchen und Hasen, bevölkerten diesen Garten. Wachsengel, oftmals mit einem Schriftband „Gloria in Excelsis Deo“ versehen, bewachten die wächserne Hauptfigur. Der ganze Paradiesgarten wurde meist in einem Glaskästchen oder einem Glassturz eingerichtet.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 308 f. Literatur: Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 34.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019