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Kapuziner
   
Die Kapuziner genossen als volksnaher Orden ein besonderes Ansehen und Vertrauen. Vielen waren die Kapuziner Inbegriff der männlichen Ordensleute. Sie kamen als Bettelmönche bis ins letzte Heimwesen hinauf und kannten aus Gesprächen mit dem Volk auch dessen Anliegen. Sie waren überall als Beichtväter an Kirchenfesten und konnten in der Regel als Entgelt für diesen Dienst in der betreffenden Pfarrei eine Hauskollekte durchführen. Die Leute sahen die Kapuziner gerne, nicht zuletzt deshalb, weil die Kinder ein Hèlgäli, Erwachsene ein Bätti oder ein Zeichäli bekamen. Kinder, die auf der Strasse einen Kapuziner daherkommen sahen, rannten ihm entgegen, um ihm die Hand zu geben. Der Lohn dafür war ein Hèlgäli.

In vielen Pfarreien liess man die Kapuziner kommen, um von ihnen die Alpen und Fluren segnen zu lassen, ebenso die Häuser und Ställe. Legendär war der Ruf der Kapuziner in Situationen, in denen der Mensch das Gefühl hatte, es gehe etwas nicht mit rechten Dingen zu. Zahlreich waren die Hilfegesuche, in deren Zusammenhang man einen Kapuziner kommen liess. In all diesen Fällen sprachen die Leute nicht bloss von einem Kapuziner, sondern auch vom Guardian (Vorsteher eines Kapuzinerklosters), dem nach der Volksmeinung besondere Macht über das Böse eigen war. Als Mittel gegen Schadenzauber, der im Volksglauben weit verbreitet war, erhielt man von den Kapuzinern das meist als künstlerisch gefasstes und bemaltes Agnus Dei.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 318 ff. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 253.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019