Register der Volksfrömmigkeit
Kreuzdorn
Man glaubte, dass die Dornenkrone von Jesus aus Kreuz- oder Weissdorn gemacht worden war. Damit begründete sich im Volksglauben die Heiligkeit des Kreuzdorns (Die Dornen Christi, die als Reliquien in Rom und Turin aufbewahrt werden, stammen vom Bocksdorn, Lysium europaeum).
Auf die Bedeutung des Kreuzdorns in der Volksüberlieferung deutete sein anderer Name: Hexendorn. Gegen jede Hexerei befestigte man ihn an den Türen. Besonders in der Walpurgisnacht war es ratsam, den Kreuzdorn anzubringen. War man mit einem solchen Stock unterwegs, begegnete man keinen Gespenstern. Im Gegenteil, hielt man den Hexen einen Kreuzdornstock entgegen, begannen sie zu zittern. Zauberer und Magier schützten sich bei ihren Ritualen, indem sie mit diesem Stock einen Kreis um sich zogen. Um Krankheiten aus dem Stall zu bringen, schlug man jedes Stück Vieh mit einem Kreuzdornstock dreimal an den linken Hinterfuss und sprach: „Ich kehre dich heraus, aus meinem Haus und kommst nicht mehr zu Haus.“ Man peitschte Vieh mit Kreuzdornstöcken, um sie vor dem Bösen Blick zu schützen. Am Karfreitagmorgen schlug man das Vieh stillschweigend mit Kreuzdornruten. Die Schläge trafen das Vieh, aber die Schmerzen hatten die Hexen, die im Vieh wohnten.
Bei Unwettern legte man Kreuzdornzweige auf die Türschwelle, um Blitz und Hagel abzuwenden. Nicht nur der Weissdorn, auch der Kreuzdorn wurde von Hebammen benutzt. Bei schwierigen Geburten schlugen sie mit dem Kreuzdorn „vor der betreffenden Stelle“ dreimal ein Kreuz. Dies sollte die Geburt beschleunigen.
In den Bauernhäusern steckte man einen Zweig Kreuzdorn im Stall unter einen Balken. Das vermied Flechten beim Vieh. Ein Büschel Kreuzdorn, über dem Bett aufgehängt, schützte vor Flechten und Geschwüren. Das Volk sagte, dass die Wirkung des Kreuzdornes daher kam, weil Christus eine Dornenkrone getragen hatte.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 361 f.; Literatur: Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 143 f.; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 282 f.
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