Register der Volksfrömmigkeit
Krippe
Die Krippe war die häufigste Form, in der Heiligenstatuen (wenn auch nur im Kleinformat) in Privathaushalten auftauchten.
Im Vorderen Orient war es normal, dass Tiere mit Menschen zusammen unter einem Dach wohnten. Der Futtertrog für die Tiere wurde dementsprechend auch als Krippenliege für Kinder gebraucht. So hat schon Hieronymus bei seiner Bibelübersetzung ins Lateinische das Wort praespium zur Übersetzung der Krippe gebraucht, was für „vorne verzäumt, Gehege“ steht. Krippe als deutsches Wort ist sehr alt. Es hat bei allen indogermanischen Sprachen dieselbe Wurzel, nämlich „graben, vertiefen“, was auf die Grube zur Fütterung der Haustiere schliessen lässt.
Der Sinn und die Funktion einer Krippe bestanden darin, das Heilsgeschehen aus der Bibel bildhaft zu verdeutlichen. Der Fixpunkt war also die Geburt Christi. Der Betrachter konnte sich in das dargestellte Geschehen hineinversetzen, damit etwas in ihm erwachte. Seit 1350 spielte sich bei den Krippen ein Figurenkanon ein, der die auftretenden Personen festlegte. Er bestand aus der Heiligen Familie, dem Ochsen und der Eselin, den Königen und Hirten, dem Engel und dem Stern.
Im 17. Jahrhundert wurde die Schaukrippe zum Unterricht der breiten Masse benutzt. Sie erfuhr im Barock ihre Blütezeit. Doch waren Krippen damals noch nicht so verbreitet, dass in allen Kirchen und Pfarreien eine solche zu sehen war. Die Haupthersteller der Krippen waren damals, wie bei vielen christlichen Gegenständen, Klosterwerkstätten.
So sehr unser Volk die Weihnachtskrippe liebte und verehrte, ein Krippenland (wie etwa das Tirol) war Uri nie. Krippen in den Häusern waren äusserst selten. Da und dort sah man zwischen den Fenstern auf Mooskissen eine Krippe. Umsomehr schätzte das Volk die Krippe, die in fast jeder Kirche zu finden war. Dass Eltern mit ihren Kindern die Krippe in der Kirche besuchten, gehörte zum Volksbräuchlichen der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigen. Es war auch üblich, dass man einen Batzen in das bei der Krippe aufgestellte Kässeli warf.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 366 f.; Literatur: Schell Sebastian, Krippen, S. 141; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 286 f.
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NACHWEISE
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VOKLSGLAUBEN
DAS NACHSCHLAGEWERK
Kraft aus einer anderen Welt
Zeichen und Handlungen
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in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf
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