Register der Volksfrömmigkeit
Stein
Die Vorstellung, dass besondere Steine heilen und schützen konnten, ging historisch weit über die Antike hinaus. Berühmt wurde die Steinkunde von Hildegard von Bingen. Die grosse Mystikerin deutete die Edel- und Halbedelsteine als rein, da sie durch die Güte Gottes von der Erbsünde ausgenommen waren. Sie galten ihr als Symbole der göttlichen Ordnung und als Spiegel des Universums. Der Achat, auch Augenstein genannt, galt wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Augapfel als wirkungsvoll gegen Augenkrankheiten. Zudem schützte er vor Gift und schlechten Einflüssen und förderte materiellen Besitz. Er vertrieb auch Epilepsie, Mondsucht und Wahnsinn. Bergkristalle waren Symbol göttlicher Klarheit und Reinheit. Sie wehrten böse Geister ab, schützten vor Epilepsie und verhalfen werdenden Müttern zu einer guten Geburt. Kreisrunde Lochsteine, Josefsringe genannt, galten als Symbol der Ewigkeit (Kreis ohne Anfang und Ende). Bei Augenleiden musste man durch den Lochstein hindurchsehen. Als Schrecksteine wurden herz- oder tropfenförmige Anhänger aus Onyx, Bergkristall, Malachit, Serpentin bezeichnet. Sie bewahrten vor einem Schrecken und schreckten Böses ab. Das plötzliche Erschrecken war sehr gefürchtet, weil man glaubte, dass es schlimme Krankheiten auslöste, vor allem Fraisen (siehe Fraisenkette). Malachit galt als wirkungsvoller Schreckstein, der zudem blutende Wunden heilte, Herzensangst vertrieb und „der Weiber Reinigung zuwege brachte“. Der Amethyst galt als nützlich gegen Gifte und gegen Trunkenheit. Wer ihn trug, wurde nie betrunken.
Grosse Steine in der Gegend waren markante Punkte, wo man sich auf einer Wanderung ausruhte (Ghirmisteine), wo Hexen und Dämonen ihre Treffen abhielten Vierschröt), wo die Kinder herkamen (Chindlistein), unter denen ein Einsiedler Unterkunft fand usw.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 536 f. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 30 f.; Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 47 f.
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DAS NACHSCHLAGEWERK
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Zeichen und Handlungen
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in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf
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