Register der Volksfrömmigkeit
Ulrichskreuz
Ein bekanntes Beispiel für ein Tatzenkreuz war das Ulrichskreuz. Es hat fünf Quadrate in der Grundform, deren Balkenenden sich nach aussen verbreiterten. Ulrichskreuze vergrub man in Äckern und Kellern als Schutz vor Mäuse- und Rattenplagen, vor Überschwemmungen und anderen Gefahren durch Wasser.
Das mit gleichlangen, konisch auslaufenden Armen gestaltete Kreuz brachte der heilige Ulrich schon vor 954 von Rom mit und trug es als Brustkreuz. Der Legende nach trug er es im 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld gegen Ungarn auf sich, weshalb es auch als ein crux victorialis (Siegeskreuz) bezeichnet wurde. Somit war es ein Symbol für Gottes Hilfe. Dieses hölzerne Siegeskreuz befindet sich heute noch als Reliquiar in der Basilika des St. Ulrich und der St. Afra in Augsburg. Zusätzliche Segenssprüche oder Abbildungen erweiterten die Schutzfunktion der als Wallfahrtsandenken getragenen Ulrichskreuze. Wie andere Kreuze wurden die Ulrichskreuze, vielfach zusammen mit Ulrichserde und Ulrichswasser, als Schutz- und Heilmittel gebraucht. Ein mit dem Benediktussegen versehenes Kreuz schützte besonders vor Unwettern und Dämonen. Mit den Abbildungen des heiligen Sebastian und des heiligen Rochus wurde das Ulrichskreuz zu einem starken Mittel gegen Dämonen, Unwetter und die Pest.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 586 f. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 34; Hofmann Lea, Anhängen, zeigen, S. 59; Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 47 f.
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