Register der Volksfrömmigkeit
Unwetter
Unter Unwetter oder Wetter verstand das Landvolk Gewitter mit Blitz und Hagelschlag. Mit dem Ausdruck verbunden waren Vorstellungen von geschädigten oder vernichteten Kulturen, von Blitzschlag und Feuersbrunst, aber auch von Manifestationen göttlicher oder dämonischer Mächte, ja sogar von einem Strafgericht.
Das Volk glaubte, dass ein Priester bei der Priesterweihe vor drei besonderen Gaben auswählen konnte. Darunter befand sich auch die Macht, Unwetter abzuhalten.
Das Vertrauen auf die Macht des Wetterbannens war vor allem deshalb gross, weil man das Entstehen von Unwettern häufig Dämonen zuschrieb, aber auch Menschen, die sich nach der Volksmeinung bösen Mächten verschrieben hatten. Die Meinung, dass Hexen Wetter machen konnten, war weit verbreitet.
Um vor Unwetter geschützt zu sein, wurden weithin sichtbare Wetterkreuze errichtet, um damit Schutz und Segen auf die Fluren herabzuflehen und die Kulturen dem Machtschutz Gottes zu unterstellen. Das Volk legte Wert darauf, dass die Feldkreuze priesterlichen Segen erhielten. Man versprach auch Wallfahrten und machte eifrig bei Kreuz- und Bittgängen mit, die durch die Landschaft führten. Das Anliegen der günstigen Witterung aber auch der Schutz vor Seuchen stand dabei im Vordergrund.
Man kannte auf weite Sicht angelegte Schutzmassnahmen, die ergriffen wurden, wenn unmittelbare Unwettergefahr bevorstand. Wenn ein Gewitter nahte, läuteten die Pfarrkirchen die Wetterglocke (Wetterläuten). Auch in kleinen Kapellen, die ein Türmchen mit einen Glöcklein hatten, wurde bei nahendem Unwetter geläutet.
In vielen Häusern war es Brauch, dass man gegen Unwetter auf feurigen Kohlen einige Zweige aus der Palme vom letzten Palmsonntag verglimmen liess, dass man Osterkohle vors Haus legte, dass man eine Kerze anzündete, einen Rosenkranz betete oder Weihwasser vor das Haus sprengte. Manche Leute legten Wert auf eine besondere Kerze, meist die Lichtmesskerze. Der Brauch, bei einem herannahenden Gewitter ein Karfreitagsei in die Hofstatt oder vors Haus zu legen, war vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet. Beim Wetterleuchten bekreuzigten sich die Leute, wenn sie auf der Strasse gingen oder mit jemandem redeten. Auf manchen Bauernhöfen war es üblich, dass man eine Sense mit der Spitze nach oben vors Haus oder unter einen Baum stellte.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 590 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 417 bis 421.
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