Register der Volksfrömmigkeit
Vaterunser
Das Vaterunser war der Inbegriff des Gebets. Das Gebet des Herrn wurde neben den drei höchsten heiligen Namen auch zu zauberischen Zwecken verwendet. Man konnte bewirken, dass einer innert Jahresfrist starb, wenn man in der Karfreitagsnacht einen rostigen Nagel in einen Baum schlug und dabei langsam drei Vaterunser betete.
Gegen Warzen, Zahnweh, beim Vieh gegen Blähungen, Wildwürzen und dergleichen wurde folgender Zaubersegen dreimal gesprochen, während man die betroffene Stelle mit dem Finger rieb: „Ich überschlage meine Hand mit meinem goldenen Ring, dass die Warze, das Blähen usw. sich entferne, wenn’s der Wille Gottes ist. Im Namen der hochheiligen Dreifaltigkeit, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des heiligen Geistes. Amen.“ Zum Schlusse mussten sieben Vaterunser gebetet werden.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 592 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 421; Renner Eduard, Goldener Ring, S. 170.
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