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Weihwassergefäss
   
Das Weihwasser bewahrte man in Weihwassergefässen auf. In den Kirchen enthielten kunstvoll geschaffene Weihwasserbehälter und Taufsteine das geweihte Wasser. Seit dem Spätmittelalter entstanden wahre Meisterwerke von Steinmetzen und Holzbildhauern. Der private Bereich kannte kleine Weihwassergefässe. Die etwa zehn Zentimeter grossen Gefässe wurden an die Wand gehängt, meist in der Nähe der Türe (an den Türpfosten). Wer das Haus verliess, trat vorher in die Stube, griff mit dem Zeige- und dem Mittelfinger in das Weihwasser und bekreuzigte sich anschliessend – eine Geste, aus der man sich Segen für den Tag erhoffte. Auch beim Zubettgehen tauchte man seine Finger ins Weihwasser und machte damit das Kreuzzeichen. Älpler nahmen das Weihwasser mit und hängten es in einem «Doktergutterli» als «Tyyfelsweeri» in der Hütte neben der Stublitüre auf. Es schützte dort vor Geistern.

Die plastisch gestalteten Weihwassergefässe waren oft mit Kreuzen, Schutzengelfiguren oder Heiligenbildern verziert. Die Kreuzform, das aufgesetzte Kreuz, das IHS oder das Marienmonogramm beim Weihwassergefäss verstärkten die Wirkungskraft des heiligen Wassers. Ihr Formenreichtum kannte keine Grenzen. Wie Wandschmuck waren Weihwassergefässe religiöse Zeichen, mitunter fast wie kleine Hausaltärchen, die im Alltag einen frommen Gedanken wachriefen. An den Häusern waren in Nischen Gefässe mit Heiligenfiguren angebracht (heute noch in Bayern oder Österreich anzutreffen). Sprengte man Weihwasser mit geweihten Palmen, war es doppelt wirksam.

Die Gefässe selber wurden zu Kultobjekten. An Wallfahrtsorten wurden kleine Weihwasserbehälter mit einem eingelegten Schwamm verkauft, die man auf Reisen mitnehmen konnte.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 632 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 440; Imfeld Karl, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, S. 91; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 36, 87, 97 f.; Schütz Markus, Gebrauchsgegenstände zum Glauben, S. 131 f.; Kaiser Lothar Emanuel, Zeichen religiöser Volkskultur, S. 33.

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Kraft aus einer anderen Welt
Zeichen und Handlungen des Volksglaubens und der Volksfrömmigkeit in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019