Register der Volksfrömmigkeit
Caravacakreuz
Das Aufkommen dieses Schutz- und Glücksamuletts ging auf eine Legende zurück, wonach in der spanischen Stadt Caravaca während der islamischen Herrschaft (8. Jahrhundert bis 1492) zwei Engel das Kreuz vom Himmel herab gebracht hatten, damit ein gefangener christlicher Priester namens Ginesius die Messe feiern konnte. Das bekehrte die anwesenden Muslime zum Christentum. Die Wunderlegende verbreitete sich über ganz Europa. Den starken Gewittern, unter denen Caravaca häufig litt, wurde von nun an das Kreuz entgegengestellt.
Das Caravacakreuz zählte zu den Partikelkreuzen. Es hatte einen Doppelbalken. Speziell waren die sechs kleeblattförmigen Balkenenden. Die amulettartigen Nachbildungen des 16./17. Jahrhunderts wurden mit Buchstabenkombinationen, Zeichen oder heiligen Namen versehen. Das Verbot der Kirche von 1678 steigerte den Glauben an die magische Kraft des Kreuzes.
Caravacakreuze waren sehr verbreitet. Ursprünglich verwendete man sie bei der Heilung von Kranken und Besessenen. Seit dem 16. Jahrhundert wurden sie zum Wetterschutz eingesetzt und zur Teufelsaustreibung verwendet. Um wirksam zu sein, musste das Caravacakreuz mit dem Original in Spanien in Berührung gekommen sein. Das Tragen eines dem Caravacakreuz nachgebildeten Andenkenkreuzchens versprach dem Träger grosses Glück, aber auch Schutz vor Sturm, Gewitter, Seenot und Ungeziefer.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 115; Literatur: Hofmann Lea; Anhängen, zeigen, S. 63; Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 27; „Suisse Primitive“, Museumsfüher (2002); Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 19.
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