Register der Volksfrömmigkeit
Besessenheit
Dämonen konnten Menschen und Tiere, aber auch Verstorbene, völlig beherrschen und ihr Verhalten und Bewusstsein beeinflussen, sogar bis zum Wahnsinn ändern. Zur Besessenheit kam es, wenn ein böser Geist in einen Menschen fuhr.
Bereits im Neuen Testament finden sich Fälle angeblicher Besessenheit. Die Evangelien berichten von der Heilung der Betroffenen durch Jesus. Die moderne Bibelkritik lehnt die Existenz von Dämonen und damit die diesbezüglichen neutestamentlichen Zeugnisse ab mit der Erklärung, dass in der damaligen Zeit heutige Kenntnisse über psychische Krankheiten fehlten und solche somit irrigerweise als dämonische Besessenheiten bezeichnet wurden.
Obgleich das Christentum den Glauben an die Gewalt böser Geister über die Menschen nicht begünstigte, wurde er doch so allgemein, dass die Beschwörung böser Geister einen Teil der kirchlichen Liturgie ausmachte. Der Exorzismus oder die Austreibung des Teufels aus Besessenen und die Bannung böser Geister mit Weihwasser, Kreuz, Reliquien und Gebet waren noch im Mittelalter ein wichtiges und einträgliches Geschäft der Geistlichkeit. Später verstanden es die Beschwörer, mit besonderen Ritualen böse Geister auszutreiben. Vor allem der Geistlichkeit (Pfarrer, Kapuziner, Jesuiten) wurde diese Macht zugeschrieben. Bis heute sind Beispiele dieses Aberglaubens bekannt.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 86 f.
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