Urner Rindviehrassen im Detail
Grauvieh
Ursprüngliche Herkunft:
Graubünden, Tirol
Standorte in Uri:
Rütli (2010-2014); Schächental, Silenen (ab 2006)
Zeitraum:
früher Uner Oberland und Ursern (bis ca 1940); ab 2006
Fellfarbe:
verschiedene Grautöne (eisengrau, silbergrau)
Nutzung:
Zweinutzung
Rahmen:
klein- bis mittelrahmig
Risthöhe:
K: 119-130 cm; S: 130-141 cm
/ Gewicht:
K: 450-650 kg; 600-1000 kg
Erstkalbezeit:
27-31 Mt
Reife: früh- bis mittelreif
Das Grauvieh stammt ursprünglich aus dem Albulatal (Rätisches Grauvieh) und aus dem Tirol (Tiroler Grauvieh). Im 19. Jahrhundert wurde in Ursern und im oberen Reusstal allgemein die kleine Alpenrasse, in Uri «Bündnerkühe» genannt, gehalten. Diese Kühe waren 2 bis 3 Zentner schwer, sehr feingliederig und meistens von fahler, weissgrauer Farbe. Sie bestiegen die steilsten Hänge und gaben täglich 3 bis 4 Mass (Liter) Milch. Der Preis für ein Stück von dieser kleineren Alpenrasse kostete 48 bis 64 Franken.
Die grauen Rinder waren über weite Teile der Ostalpen verbreitet. Durch die verschiedenartigen Zuchtgebiete und Abgeschiedenheiten der Täler entwickelten sich lokale Schläge. Das Grauvieh genoss bis in die 1920er-Jahre einen guten Ruf als Arbeits-, Mast- und Milchtier. Dann verschwanden die Tiere allmählich, da sie in der zahlenmässig grösseren Braunviehpopulation aufgingen.
Die Tiere sind kleiner und widerstandfähiger als die modernen Rinderrassen. Durch ihre Trittsicherheit und ihr geringes Gewicht sind sie zur Beweidung von steilen Alpweiden besonders geeignet. Die Grauviehrasse ist eine Doppelnutzungsrasse für Milch und Fleisch. Ihr Fleisch gilt als besonders feinfasrig. Mittlerweile ist das Grauvieh wieder fast in der ganzen Schweiz verbreitet.
Grauvieh gab es auch auf der berühmtesten Wiese der Schweiz. Nach dem Umbau des Stalles auf der Rütliwiese waren die Liegeboxen für die drei Braunviehkühe und die zwei Kälber nämlich zu klein. Es kam zu einem Rassenwechsel. Seit 2010 graste auf dem Rütli rätisches Grauvieh. Die Gemeinnützige Gesellschaft begründete den Wechsel, dass das Rütli mit dem neuen Landschaftsentwicklungskonzept eine Ökologisierung erfährt. Die Ökologisierung währte fünf Jahre, da wurde das Grauvieh mit dem neuen Pächter durch Schottische Hochlandrinder ersetzt. In den Rütli-Stall hätten diese wiederum nicht gepasst.
UW 6, 23.1.2010; 82, 18.10.2014, S. 17; Fotos: Christof Hirtler, Altdorf (Grauvieh von Robert Herger, Friter, Unterschächen, 2017).
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VIEHHALTUNG IM DETAIL
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