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Porträts von Personen des Eisenbahnwesens



Bridel Gustav

26.10.1827 - 03.12.1884
Bern
Beruf: Eisenbahningenieur

Geboren in Biel als Sohn eines Fabrikanten; verheiratet mit Marie-Louise Carrel, Tochter eines Notars in Yverdon. Früh verwaist, wurde er von seinem Onkel erzogen. Ausbildung zum Maschineningenieur in Paris. Ab 1847 war er bei der französischen Ostbahn, dann in einem Pariser Baugeschäft tätig. 1855 gründete er in Yverdon eine eigene Brückenbauwerkstätte. B. errichtete diverse Viadukte und übernahm 1873 die Bauleitung der Jurabahnen. Im gleichen Jahr wurde er als "Krisenmanager" zur Gotthardbahn gerufen, die unter ihm erfolgreich zu Ende gebaut wurde. 1883-84 amtierte er in Bern als Direktor der Bern-Jura-Luzern-Bahn. Er zählt zu den bedeutendsten Bahnbauern der Schweiz.
Literatur: www.hls.ch (2016, Christoph Zürcher)   

WICHTIGE ECKPUNKTE

1871-1882 / Gotthardbahn, Oberingenieur
    
Der Oberingenieur der Gotthardbahn war als oberster technischer Beamter formal der Direktion, faktisch jedoch dem Direktor des ersten Departements unterstellt. An diesen hatte er die wichtigsten Anträge zu richten. Namentlich hatte er die Aufgabe, die einzelnen Trassees und Bauprojekte zu planen, den Bau zu leiten sowie Projektabrechnungen und Rechnungsabschlüsse vorzulegen. Er war befugt, das mit einem Taggeld von bis zu 8 Franken bezahltes technisches Personal anzustellen und zu entlassen. Das übrige Personal wurde durch die Direktion eingestellt, befördert oder entlassen.
1871 wurde der süddeutsche Robert Gerwig als erster Oberbauingenieur zur Gotthardbahn berufen. Bereits 1865 hatte er zusammen mit Ingenieur August Beckh einen Bericht verfasst, der zur Überwindung der Steigung an der Gotthardstrecke die drei Kehrtunnels von Wassen vorsah. Der finanzielle Engpass und die Bauverzögerung führen dann zu massiven Konflikten bei den Führungsverantwortlichen. Als Folge kündigt Oberingenieur Gerwig 1875 und wird nach Verhandlungen mit Escher mit 100'000 Franken entschädigt. Ein Nachfolger ist schwer zu finden. Escher gelingt es schliesslich Konrad Wilhelm Hellwag für das Projekt zu gewinnen. Der neue Oberingenieur legt Anfang 1876 eine neue Gesamtkostenrechnung vor – mit erschreckendem Resultat: Rund 100 Millionen mehr als geplant werden seiner Ansicht nach benötigt. In der Finanzkrise der Gotthardbahn schlug Hellwag redimensionierte Varianten vor. 1878 wurde er entlassen. Sein Nachfolger war Auguste Bridel, der das Werk zu Ende führte.
Literatur: Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz 1819-1882, Teil 2, S 586 ff. Foto: Die Idee der Kehrtunnels von Wassen im Projekt von Beckh/Gerwig.

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1872-1882 / Der Bau der Zufahrtstrecken
    
Mit den Arbeiten wurde 1872 begonnen. Nebst einem Spiral- und zwei Kehrtunnels bei Wassen gab es zahlreiche Tunnels und Galerien zu erstellen. Die Reuss und die Seitenbäche mussten mit Brücken in Eisen und Stein und vielbogige Viadukten überquert werden. Nach fünf Jahren Bau drohten die Finanzen zu Versiegen. Uri konnte sich am Hilfsprogramm des Auslandes wie des Bundes finanziell nicht mehr beteiligen.
Das Bauprogramm musste verkürzt werden. So wurde das zweite Geleise ausser im grossen Tunnel gestrichen. Alfred Escher hatte die Leitung des Gotthardbahnunternehmens abzugeben.
Die endgültige Linienführung war das Werk des Oberingenieurs Konrad Wilhelm Hellwag (1827-1882). Die Urner Wünsche nach Lage der Stationen wurden nicht erfüllt. Flüelen hätte das Dorf lieber im Berginnern hinterfahren. Altdorf wünschte hingegen den Bahnhof näher beim Dorfzentrum. Als bleibendes Entgegenkommen der Unternehmung erhielt Altdorf die schnurgerade Bahnhofstrasse. Die Ausführung der Zufahrtslinien stand unter der Leitung von Ingenieur Gustave Bridel (1827-1884). Für diese Arbeiten, auf zahlreiche über die ganze Strecke verteilte Lose aufgeteilt, waren viele kleinere und grössere Unternehmungen tätig. 1879 bis 1882 standen durchschnittlich 8‘000 Arbeiter im Einsatz. Den Höchststand erreichte die Belegschaft im August 1880 mit über 14‘000 Mann. Trotz aller Rückschläge war das Werk 1882 vollendet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 227 Millionen Franken.

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 28.05.2021