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Porträts von Personen des Eisenbahnwesens



Gerwig Robert

02.05.1820 - 06.12.1885
Karlsruhe
Beruf: Ingenieur

Nach seinem Ingenieursexamen 1841 an der Grossherzoglichen Polytechnischen Schule seiner Heimatstadt trat er in den Dienst der Oberdirektion für Wasser- und Strassenbau ein.
1850 berief ihn das badische Innenministerium zum provisorischen Direktor der neuen Uhrmacherschule Furtwangen. Er war wesentlich an der Entwicklung der Schwarzwälder Kuckucks-Uhr beteiligt. Nach sieben Jahren verliess er die Schule auf eigenen Wunsch. Als Direktor in Furtwangen blieb Gerwig für die Oberdirektion tätig und entwarf verschieden im süddeutschen Raum. Als sein Hauptwerk gelten Planung und Bau der Schwarzwaldbahn Offenburg-Singen von 1863 bis 1873. Die Längenentwicklung der Strecke wird durch insgesamt zwei S-förmige aufeinander folgende Kehrschleifen und zwei Kehrtunnels ermöglicht. 1865 verfasste er zusammen mit Oberingenieur August Beckh einen Bericht, der zur Überwindung der Steigung an der Gotthardstrecke die drei Kehrtunnels von Wassen vorsah. 1871 liess er sich beurlauben, um als leitender Ingenieur beim Bau der Nordrampe der Gotthardbahn tätig sein zu können. Hier entwarf er die drei Kehrtunnels von Wassen.
1875 kehrte er als Vorstand der technischen Abteilung in den badischen Staatsdienst zurück. Robert Gerwig starb am 6. Dezember 1885 in Karlsruhe durch einen Gehirnschlag.

Literatur: www.wikipedia.de (2016)   

WICHTIGE ECKPUNKTE

1864 / Das Gotthardbahnprojekt der Ingenieure Beckh / Gerwig
    


Ende Dezember 1864 schlossen die Herren August Beckh, gewesener Oberingenieur der Schweizerischen Nordostbahn, und Robert Gerwig, grossherzoglicher badischer Oberbaurat, im Auftrage des Gotthard-Ausschusses ihr technisches Gutachten zu einem Gotthardprojekt ab. Dieses verzichtete aus volkswirtschaftlichen Gründen auf eine linksufrige Linienführung entlang der Reuss, da die Station Altdorf eine halbe Stunde entfernt vom Flecken zu liegen gekommen wäre und es zwischen dieser Station und Göschenen «keine einzige bequem zugängliche Station» mehr gegeben hätte. Auch bezüglich Haltestellen wurden die Möglichkeiten in dem Bericht bereits abgesteckt: «Man hat es hier mit einer Bahn zu thun, bei welcher der Lokalverkehr untergeordnet, die Bevölkerung des durchzogenen Gebirgslandes keine dichte ist. Die Bahn kann ja überhaupt nur als Weltbahn Berechtigung beanspruchen, und aus diesem Gesichtspunkte ist es sogar zu wünschen, dass die Schnelligkeit der Bewegung nicht durch viele untergeordnete Haltepunkte beeinträchtigt werde.»
Nach den Plänen von Beckh und Gerwig wäre das Seeufer in Flüelen noch stärker aufgeschüttet worden und die Station Flüelen dorfwärts des ehemaligen Hotels Urnerhof (heute Apertura) entlang der heutigen Seestrasse auf der Höhe der Nauen- Landungsplätze zu liegen gekommen. Die Bahnlinie wäre im Berg verschwunden und hinter dem Dorfe in einem 460 Meter langen Tunnel geführt worden, um im Gebiet Reider wiederum ans Tageslicht zu treten. Entlang des Bannwaldes hätte sich die Bahnlinie Richtung Altdorf gezogen, um in einer Kurve, beginnend bei der Kapelle Unteres Heiligkreuz, auf der Höhe der heutigen Schulhausanlagen entlang der Bahnhofstrasse in die Station Altdorf einzumünden. Diese Linienführung stiess offenbar auf die Akzeptanz der Urner Bevölkerung und sollte den künftigen Entscheidungen über den Bau der Gotthardbahn zugrunde liegen.
Quellen / Literatur: Beckh A./Gerwig R., Technisches Gutachten der von dem Gotthard-Ausschusse zugezogenen Experten, o.O. 1865.

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1871-1882 / Gotthardbahn, Oberingenieur
    
Der Oberingenieur der Gotthardbahn war als oberster technischer Beamter formal der Direktion, faktisch jedoch dem Direktor des ersten Departements unterstellt. An diesen hatte er die wichtigsten Anträge zu richten. Namentlich hatte er die Aufgabe, die einzelnen Trassees und Bauprojekte zu planen, den Bau zu leiten sowie Projektabrechnungen und Rechnungsabschlüsse vorzulegen. Er war befugt, das mit einem Taggeld von bis zu 8 Franken bezahltes technisches Personal anzustellen und zu entlassen. Das übrige Personal wurde durch die Direktion eingestellt, befördert oder entlassen.
1871 wurde der süddeutsche Robert Gerwig als erster Oberbauingenieur zur Gotthardbahn berufen. Bereits 1865 hatte er zusammen mit Ingenieur August Beckh einen Bericht verfasst, der zur Überwindung der Steigung an der Gotthardstrecke die drei Kehrtunnels von Wassen vorsah. Der finanzielle Engpass und die Bauverzögerung führen dann zu massiven Konflikten bei den Führungsverantwortlichen. Als Folge kündigt Oberingenieur Gerwig 1875 und wird nach Verhandlungen mit Escher mit 100'000 Franken entschädigt. Ein Nachfolger ist schwer zu finden. Escher gelingt es schliesslich Konrad Wilhelm Hellwag für das Projekt zu gewinnen. Der neue Oberingenieur legt Anfang 1876 eine neue Gesamtkostenrechnung vor – mit erschreckendem Resultat: Rund 100 Millionen mehr als geplant werden seiner Ansicht nach benötigt. In der Finanzkrise der Gotthardbahn schlug Hellwag redimensionierte Varianten vor. 1878 wurde er entlassen. Sein Nachfolger war Auguste Bridel, der das Werk zu Ende führte.
Literatur: Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz 1819-1882, Teil 2, S 586 ff. Foto: Die Idee der Kehrtunnels von Wassen im Projekt von Beckh/Gerwig.

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WICHTIGE EREIGNISSE

1877  /
Pläne für die Gotthardbahn müssen neu aufgenommen werden
Die Pläne von Beck/Gerwig erweisen sich nun als viel zu ungenau und müssen neu aufgenommen werden. Je weiter die Planaufnahme voranschreitet, desto deutlicher treten Fehler in der Kostenberechnung sowie Schwierigkeiten in der technischen Realisierung hervor. Zudem führt die Bahnlinie auf der Nordrampe ungeschützt durch gefährliches Lawinen- und Steinschlaggebiet. Es stellt sich die Notwendigkeit heraus, das ganze Trassee auf der Nordrampe noch einmal hinsichtlich der Ökonomie des Baus und der Sicherheit des Betriebs zu untersuchen.
Gisler-Jauch Rolf,, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in:HNBL UR 1994/1995, S. 41f.
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1864  / Freitag, 26. August 1864
Technisches Gutachten von August Beckh und Robert Gerwig für eine Gotthrdbahn
August Beckh, gewesener Oberingenieur der Schweizerischen Nordostbahn, und Robert Gerwig, grossherzoglicher badischer Oberbaurat, schliessen im Auftrage des Gotthard-Ausschusses ihr technisches Gutachten zu einem Gotthardprojekt ab.
Beckh August/Gerwig Robert, Projet d'un chemin de fer, 1864, StAUR R-720-12/17.
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1874  / Donnerstag, 31. Dezember 1874
Der Bau der Talbahnen im Tessin legt grosse Kostenüberschreitungen an den Tag
Der Bau der so genannten „Tessinischen Thalbahnen“, welche zum Teil schon Ende 1874 fertiggestellt sind, legt grosse Kostenüberschreitungen an den Tag Es stellt sich heraus, dass der Kostenvoranschlag für den Bau der Gotthardbahn viel zu tief angesetzt ist. Die Ursache dafür liegt hauptsächlich darin, dass die Kostenvoranschläge teilweise auf Berechnungen aus dem Jahre 1864 beruhen. Inzwischen sind jedoch Löhne und Materialkosten um mindestens 30 Prozent angestiegen. Auch stellt sich im Verlauf der Bautätigkeit immer deutlicher heraus, dass die Planungen und Aufwandkalkulationen vielfach auf Schätzungen beruht haben. Selbst Ergebnisse der Geländerekognoszierungen der Planungsphase erweisen sich als unpräzis. Nebst technischen und administrativen Problemen versuchen insbesondere Wassereinbrüche im Stollen und Wasserschäden auf der Tessiner Zufahrtsstrecke Kostenüberschreitungen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Projekt Beckh/Gerwig - in der Zwischenzeit immerhin zehnjährig - auf der Nordrampe nicht mehr zur Ausführung gelangen wird.
Gotthardbahn, Geschäftsberichte 1871/72, S.12; 1874,S.33: Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBL UR 1994/1995, S. 41.
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1875  / Montag, 15. Februar 1875
Kündigung von Oberingenieur Robert Gerwig
Finanzielle Probleme und Bauverzögerungen führen bei den Verantwortlichen des Gotthardbahn-Baus zu Konflikten. Es kommt zu harten Auseinandersetzungen zwischen Direktionspräsident Alfred Escher, Generalunternehmer Louis Favre und den verantwortlichen Ingenieuren. Oberingenieur Robert Gerwig reicht seine Kündigung ein und wird gemäss Vertrag mit 100‘000 Franken entschädigt. Für die Nordrampe waren lediglich das generelle Projekt mit Plänen im Massstab 1:2'500 und der pauschale Kostenvoranschlag vorhanden.Gerwig verlässt im April die Gotthardbahn-Gesellschaft. Als sein Nachfolger wird Konrad Wilhelm Hellwag angestellt.
Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz, Band 2, S. 587; Alfred Escher Briefe, Band 1.2., S.391.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 28.05.2021