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Der Nationalfeiertag im Detail

1999

Sonntag, 1. August 1999



Sujet: Farbige Lampion Kugel
Zweck der Bundesfeierspende: Kulturgüter des Industriezeitalters

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Gedanken des Urner Landammanns zum 1. August 1999
Landammann Peter Mattli


«Liebe Mitbürgerinnen
Liebe Mitbürger

Es ist ein ehrwürdiges Vorrecht des Landammanns, sich am Nationalfeiertag an Euch zu wenden. Gerne nutze ich diese Gelegenheit; und dies um so mehr, als wir heuer an der Schwelle eines neuen Jahrtausends stehen – einem Ereignis, das uns einlädt, zurück zu schauen und nach vorn zu blicken.

Welche Probleme sind es, die uns gemeinsam bewegen? Ein Blick in die Tagesmedien entdeckt sie leicht: Die Basis-Infrastruktur von Computernetzen zu schützen sei, so ist zu lesen, zur nationalen Aufgabe erklärt worden. Globalisierung der Marktwirtschaft und Internationalisierung der Politik sind weitere Stichworte, die uns täglich begegnen. Wir leben in einer Zeit des technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs, der «globalen Unsicherheit». Da ist es nur verständlich, dass – als Reaktion darauf – der Ruf nach politischer, materieller sozialer Sicherheit täglich zu hören ist. Die schweizerische Bürgerschaft will, wie alt Staatssekretär Franz Blankart sich ausdrückte, «Wohlstand, Sicherheit und Frieden, dies in einem Rechtsstaat, der die Freiheit des Menschen gewährleistet». Damit, so meine ich, sei der Hauptzweck unseres Staates angesprochen.

Vermögen wir den Anspruch zu erfüllen? Ja, wenn wir uns auf das Gemeinwohl besinnen und im Umbruch zusammenhalten. Zugegeben, der Begriff des «Gemeinwohls» ist schillernd. Er dient oft dazu, den eigenen Standpunkt zu rechtfertigen. Dennoch bin ich überzeugt, dass nur jener Staat gestärkt ins neue Jahrtausend wechseln kann, dessen Bürgerschaft das Gemeinwohl als Grundsatz hochhält. Man braucht diesen Begriff nicht philosophisch zu deuten, um zu erkennen, dass sich mit dieser Aussage eine Binsenwahrheit verbindet. Einfache Beispiele verdeutlichen es: Kann der Staat überleben, wenn jeder nur für sich sorgt? Vermag er die an ihn gestellten Forderungen zu erfüllen, wenn alle auf ihren Vorteil bedacht sind? Die Meinung der andern ungeprüft verwerfen? Vom Staat erwarten, was die Familie leisten sollte?

Und wie verhält es sich mit dem Zusammenhalt im Umbruch, der uns täglich begegnet? Geht der Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft nicht oft einher mit Pattsituationen, mit einem Treten an Ort in der realen Politik? Stattdessen gilt es, unsere Kräfte zusammenzuraffen, um so der politischen Erstarrung zu entrinnen. Unser Land, unser Kanton braucht Partnerschaft, nicht Polarisierung. Uri braucht Zusammenhalt, nicht Zersplitterung.

Das neue Jahrtausend, so ist zu erwarten, wird uns noch perfektere Technik, noch mehr Kommunikationsmöglichkeiten, vielleicht auch noch andere Bequemlichkeiten bringen. Es droht aber auch, uns menschliche Verarmung, Vereinsamung und Haltlosigkeit zu bescheren. Der Staat vermag die auftauchenden Probleme sicher nicht alle und nicht allein zu bewältigen. Getragen vom gelebten Gemeinwohl und gestärkt vom Zusammenhalt im Umbruch wird es ihm jedoch gelingen, auch im dritten Jahrtausend einen echten Beitrag zu leisten für den Wohlstand, die Sicherheit und den Frieden der ganzen Bürgerschaft.

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, mit gemeinschaftlicher Gesinnung und auf das Wohl aller bedacht, dürfen wir vertrauensvoll dem Millenium entgegenblicken. Mit dieser Grundhaltung wird es uns gelingen, unseren Kanton Uri noch lebenswerter zu gestalten. Ich wünsche Euch einen schönen und fröhlichen 1. August.»

30.07.1999 / Abl UR 1999, S. 1085 f.

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(Angaben folgen)

 

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / letzte Aktualisierung: 22.08.2021